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Star Wars: Palpatines Auge Drucken E-Mail
Die dunkle Seite des Legends-Universums Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 10 Juni 2018
 
Titel: "Palpatines Auge"
Originaltitel: "Children of the Jedi"
Bewertung:
Autorin: Barbara Hambly
Übersetzung: Horst Pukallus
Umfang: 494 Seiten
Verlag: Heyne (D), Bantam Spectra (E)
Veröffentlicht: September 1996 (D), 01. Juni 1996 (E)
ISBN: 978-3-453-12444-8
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Bei einem Empfang wird Han von einem ehemaligen Kollegen, der scheinbar geistig verwirrt ist, angegriffen. Aus seinem überwiegend sinnlosen Gebrabbel meinen sie dann etwas über Kinder der Jedi herauszuhören, die auf dem Eisplaneten Belsavis gefangen gehalten werden. Han, Leia und Chewie beschließen, der Sache auf den Grund zu gehen. Doch auf dem Planeten lauern so manche Gefahren auf sie. Währenddessen folgt Luke zusammen mit zwei seiner Jedi-Adepten dem Ruf der Macht, der ihn zu einem Asteroidengürtel führt, in dem sie auf das Kampfschiff Palpatines Auge treffen. Diese wird von verschiedenen Spezies gesteuert, die sich aufgrund einer imperialen Konditionierung für ganz gewöhnliche, menschliche Sturmtruppler halten. Das Kampfschiff ist vollständig automatisiert und steht unter der Kontrolle des sogenannten Willens. Dieser hat das Schiff – ein Überbleibsel der Klonkriege – nun nach Jahren reaktiviert, und macht sich nach Belsavis auf, um den Planeten zu vernichten. Eben dies versuchen Luke, Cray und Nichos mit allen Mitteln zu verhindern. Doch dafür sind sie auf die Hilfe von Callista angewiesen, einer ehemaligen Jedi-Ritterin, die auf die Station kam, um diese aufzuhalten – und deren Bewusstsein nun im Computer von Palpatines Auge gefangen ist…

Review: Wie schon bei Zeiten erwähnt, habe ich mir um die Jahrtausendwende bereits einigen Post-OT-Bücher vorgeknöpft. Nicht alle (wie man ja zuletzt an der "Jedi Akademie"-Trilogie sah), aber doch so einige (zumindest bis zu "Die Abtrünnigen", der mich – obwohl nicht grundsätzlich schlecht geschrieben – so ärgerte, dass ich den Büchern erstmal den Rücken kehrte und nicht mehr weiterlas). Darunter eben auch "Palpatines Auge". Ich erinnere mich noch gut daran, mit keinem anderen "Star Wars"-Roman ähnlich gekämpft zu haben. Mehrmals legte ich das Buch auf die Seite, weil ich nicht mehr weiterlesen wollte und es so anstrengend und bescheuert fand, dass selbst ein Wookie vor lauter Haare raufen binnen kürzester Zeit ohne Fell dastehen würde. Gleich mehrmals pfefferte ich das Buch richtiggehend in die Ecke, weil ich mich so geärgert hatte. Andere Male wiederum verdrehte ich "nur" die Augen. In den darauffolgenden 15-20 Jahren habe ich "Palpatines Auge" in meiner Erinnerung zu dieser riesigen – und mit Abstand größten – literarischen Katastrophe des Expanded Universe aufgebauscht. Dementsprechend zurückhaltend war ich, ihn mir nun zum zweiten Mal vorzuknöpfen. Aber ich hatte mir nun mal vorgenommen, das Legends-Universum so umfassend wie möglich noch einmal chronologisch vorzuknöpfen (ehe ich mich dem neuen Kanon zuwende) – und muss zugleich gestehen, doch auch ein wenig neugierig gewesen zu sein, ob ich "Palpatines Auge" auch bei der Zweitlesung wieder so furchtbar und unerträglich finden würde, oder ich mein jugendliches Ich vielleicht zumindest ansatzweise Lügen strafen müsste. Immerhin verändern wir uns ja auch ein bisschen im Verlauf des Lebens, und damit auch unsere Geschmäcker. Aber, die Wertung verrät es bereits: Nö. Obwohl ich mittlerweile wesentlich mehr "Star Wars"-Romane kenne als damals, bleibe ich bei meiner Ansicht, dass "Palpatines Auge" der absolute Bodensatz dessen ist, was man uns im Zuge des erweiterten "Star Wars"-Universums je beschert hat.

Eben dies hat mehrere Gründe, und einer der größten davon ist Callista. Im Falle von "Palpatines Auge" war die Erzählung nämlich in meinen Augen bereits vom Konzept her zum Scheitern verurteilt. Barbara Hambly und welche Leute auch immer diesen Bantha-Poodoo zu verantworten haben, meinten dass es an der Zeit wäre, Luke Skywalker eine Romanze anzudichten. Das allein wäre ja noch nicht das Problem. Leider aber übersahen sie dabei die offensichtlichste Kandidatin: Mit Mara Jade hat Timothy Zahn eine Figur erschaffen, die rasch Einzug in die Herzen der Fans erhielt, und auch über 25 Jahre nach ihrem ersten Auftritt in "Heir of the Empire" – neben Großadmiral Thrawn – zu den beliebtesten Figuren des Expanded Universe zählt. Mehr noch, in seiner Thrawn-Trilogie bestritten Mara Jade und Luke Skywalker weite Strecken des Abenteuers gemeinsam, und bauten bereits eine gewisse Beziehung zueinander auf. Auch damals war das sogenannte "shipping" bereits sehr beliebt, und so wie die meisten anderen "Star Wars"-Fans gewann beim Lesen von Timothy Zahns Romanen auch ich den Eindruck, dass Luke und Mara wie füreinander geschaffen sind. Und wenn du so einen Fall hast, und dann stellst du plötzlich eine andere Figur als love interest für den Helden vor, hat diese von Anfang an schon mal einen schweren bis unmöglichen Stand bei den Fans, weil sie als Störfaktor empfunden wird. Eben das ist bei "Palpatines Auge" der Fall. Aber auch davon abgesehen ist Callista nun mal einfach weder eine interessante noch eine sympathische Figur. Das Bewusstsein einer früheren Jedi, in dieser Kampfstation gefangen – nicht nur mir war das wohl zu überdreht, als das ich mich darauf hätte einlassen können. Auch Callistas Rettung am Ende war mir selbst für ein Märchen wie "Star Wars" (denn das ist es nun mal, wenn auch für Jugendliche bzw. Erwachsene) zu fantastisch. Blödsinnige Ideen wie dass Crays Augen durch den "Seelentransfer" die Farbe von Callista annehmen, gaben dem ganzen dann den Rest.

Noch schwerer als Callista und/oder ihre Romanze mit Luke an sich ist aber, wie kitschig und übertrieben das Ganze geschrieben ist. In kürzester Zeit verliebt sich Luke unsterblich in sie, und das, obwohl er letztendlich nur mit ihrem Geist spricht. Aber selbst wenn sie tatsächlich persönlich vor ihm gestanden wäre, könnte ich ihnen diese rasche Entwicklung nicht abkaufen. Es vergehen keine paar Tage, da ist Luke derart in sie verknallt, dass er meint, ohne sie nicht mehr leben zu können. Das ist alles so ein völliger Schwachsinn, und derart übertrieben geschrieben, dass ich es Hambly einfach keine Sekunde lang abkaufen konnte. Apropos Schwachsinn: An blödsinnigen Ideen, von denen ich weiter oben eh auch schon ein paar erwähnte, mangelt es "Palpatines Auge" generell nicht. Vielmehr ist der Roman voll davon. Man nehme nur die ganzen Außerirdischen, die sich für Sturmtruppler halten und Basic sprechen, weil sie Opfer einer imperialen Konditionierung wurden. Aber auch, dass man mit der Macht elektronische Geräte kontrollieren kann, überzeugte mich nicht. Wohlgemerkt, wir sprechen hier nicht davon, mit Hilfe der Macht einen Schalter umzulegen oder einen X-Wing aus einem Sumpf zu befreien – also von reiner Telekinese. Sondern davon, direkt die Kontrolle über Droiden, Raumschiffe usw. zu übernehmen. Die Macht verbindet ja nur lebende Wesen, und auch wenn ich R2D2 und C-3PO sehr schätzen mag, sind sie nach dieser klassischen Definition nun mal keine echten Lebewesen aus Fleisch und Blut. Erschwerend kommt dann noch dazu, dass man hier zum x-ten Mal innerhalb der Post-OT-Romane auf eine Todesstern-Nachahmung als Bedrohung zurückgreift. Originalität ist etwas anderes.

Und generell, auch abseits der ganzen Blödheiten, die mir eher den Eindruck vermittelten, mich in einer Parodie zu befinden, als in einem echten "Star Wars"-Abenteuer, sowie der völlig übertriebenen und dadurch gänzlich unglaubwürdigen Liebesgeschichte sowie der Idee rund um einen weiteren Planetenvernichter war die Geschichte einfach schwach. Action ist für Barbara Hambly scheinbar ein Fremdwort. Es gibt zwar kleinere Scharmützel, aber in keiner der beiden Handlungsstränge je richtig packende Momente, Schusswechsel, Raumkämpfe oder ähnliches. Insofern mangelt es dem Roman gänzlich an zwei Hauptzutaten sowohl der Filme als auch der anderen "Star Wars"-Romane und Comics: Action und Spannung. Der letzte wesentliche Knackpunkt ist dann die Länge des Romans. Mit knapp 500 Seiten zählt er zu den längeren "Star Wars"-Abenteuern, was kein Problem wäre, wenn die Geschichte auch nur ansatzweise spannend und/oder interessant wäre. Vor allem aber ist die Story, von ihrer Hirnrissigkeit abgesehen, generell recht dünn. Die große Seitenzahl (fast könnte man meinen, ihr Honorar wäre von der Anzahl der Seiten oder gar Worte abhängig gewesen) verdankt der Roman somit nicht einer wahnsinnig epischen und/oder komplexen Handlung, sondern vielmehr Barbara Hamblys unerträglich ausschweifender Erzählweise. In erschöpfendem Detail lässt sie uns an Lukes körperlichem und seelischem Leiden teilhaben, und auch die anderen Figuren liefern sich teilweise seitenlange innere Monologe. Nun bin ich durchaus jemand, der eine gewisse Charaktertiefe zu schätzen weiß, aber das war einfach viel zu viel des Guten. Zumal sich den ausufernden Gedankengängen der Protagonisten dann auch noch elendslange Beschreibungen der Umgebung dazugesellen. Hier wird wirklich die Duftnote von auch nur dem kleinsten Furz bis ins Detail beschrieben.

Nur ein Beispiel von unzähligen, um zu verdeutlichen, was ich meine: "Ab und zu stakste ein mechanischer Baumpfleger in Sicht, der mit seinem Halbdutzend langer Beine, den Gelenkarmen, mattierten Türmchen sowie rüsselartigen Spendedüsen, Aufreihungen und Kränzen gelber Lichtlein, die ihn umleuchteten wie Strahlenkronen und edelsteingeschmückte Ringe, beängstigend wie eine riesige Metallspinne aussah". Zugegeben, mit der Beauftragung von Horst Pukallus als Übersetzer, der bei mir für seine geschwollene Ausdrucksweise berüchtigt ist, hat man "Palpatines Auge" sicherlich auch keinen Gefallen getan. Hambly und Pukallus – a match made in hell. Aber selbst wenn es nicht ganz so unnötig verschachtelt geschrieben wäre (wobei sich Pukallus hier durchaus auch nur an Hamblys eigenen Satzbau gehalten haben mag) ist es mit der Zeit einfach nur ermüdend. Und so kämpfte ich mich auch bei dieser Zweitlesung wieder einmal durch den Roman, hatte zwischendurch immer wieder das Gefühl einfach nicht vom Fleck zu kommen, wegen dieser umfangreichen Beschreibungen, ertappte mich neuerlich mehrmals dabei, das Buch ob seiner Hirnrissigkeit mehrmals in die Ecke zu pfeffern, und verdrehte ob Lukes übertrieben kitschiger, unsterblicher Liebe für Callista nach nur so kurzer Zeit wiederholt die Augen. Bezeichnend: Normalerweise lege ich, wenn ich einen der "Star Wars"-Romane lese, einen der Soundtracks ein (die CDs variieren von der Spieldauer in etwa zwischen 50 und 80 Minuten), pflanz mich auf meinen Poäng (oder jetzt in der schönen Jahreszeit auf meinen kleinen Balkon), und lese, bis die CD aus ist. Bei "Palpatines Auge" wollte mir dies wiederholt nicht gelingen, meist musste ich den Roman nach nur zwei Kapiteln auch schon wieder weglegen, weil ich es sowohl physisch als auch psychisch nicht mehr ausgehalten habe. Das einzig gute am Roman ist Drew Struzans wunderbares Cover. Wobei es Etikettenschwindel der übelsten Sorte ist, einen derartigen Schwachsinn mit einem so schönen Bild zu zieren.

Fazit: Es gibt da ja diese Memes im Internet, wo man zwei Personen zusammensteckt die sich nicht ausstehen können oder die eine besonders problematische Beziehung hinter sich haben, und darunter schreibt: "Still a better love story than Twilight." Ich bin ja wirklich versucht, eins mit dem Poster von "Twilight" oder "Fifty Shades of Grey" zu machen, wo darunter steht "Still a better love story than Children of the Jedi". Für mich ist "Palpatines Auge" nämlich das literarische Gegenstück zum "Star Wars Holiday Special": Es ist so schlecht, dass man es erleben muss, um es glauben zu können. Die hirnrissige Story, die überzogene, bis ins Extrem verkitschte und völlig unglaubwürdige Liebesgeschichte. Callista sowohl als Figur wie auch als love interest für Luke (aus meiner Sicht von vornherein ein fehlgeleitetes Konzept, da sich zu diesem Zeitpunkt das Fandom größtenteils bereits auf Mara als seine Zukünftige eingeschossen hatte). Die völlig fade Handlung ohne jegliche Spannung oder nennenswerte Action. Der x-te Weltenvernichter. Vor allem aber die extrem ausschweifende Erzählweise, wo nicht nur die Gedanken und Gefühle der Personen, sondern auch die Umgebung bis ins kleinste Detail beschrieben ist, was den Roman ungemein langwierig, langatmig und auch anstrengend macht. Man liest teilweise mehrere Seiten, und kommt sich vor wie in einem dieser Alpträume, wo man zwar läuft, aber nicht vom Fleck kommt. Normalerweise lese ich "Star Wars"-Bücher – je nach Länge – in rund 4-5 Sitzungen durch. Hier kam ich jedoch selten über zwei Kapitel hinaus, und musste danach eine Pause einlegen, weil es so zäh, anstrengend, und teilweise halt auch richtiggehend nervtötend und ärgerlich war. Zwar habe ich immer noch viele "Star Wars"-Romane vor mir, von denen ich zudem nicht wenige bislang noch nicht gelesen habe. Zumindest soweit es den chronologischen Zeitraum von "Der Aufstieg der Jedi-Ritter" bis eben diesen Roman betrifft kann ich jedoch guten Gewissens behaupten, dass "Palpatines Auge" den absoluten Bodensatz dessen darstellt, was innerhalb des Legends-Kanon je unter dem Titel "Star Wars" auf Papier gebannt wurde.

Bewertung: 0.5/5 Punkten
Christian Siegel





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