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Das Buch des Phönix Drucken E-Mail
Ein genetisches Experiment übt bittere Rache Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 25 November 2017
 
Titel: "Das Buch des Phönix"
Originaltitel: "The Book of Phoenix"
Bewertung:
Autorin: Nnedi Okorafor
Übersetzung: Claudia Kern
Umfang: 400 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 18. Oktober 2017
ISBN: 978-3-95981-493-5
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: In insgesamt sieben Türmen quer über die USA verteilt nehmen Forscher einer Organisation, die Großauge genannt wird, genetische Experimente vor. Eines von ihnen ist Phönix, eine Frau, die obwohl erst zwei Jahre alt über den Körper einer Vierzigjährigen verfügt. Zudem verfügt sie – so wie auch alle anderen Probanden im Turm – über außergewöhnliche Kräfte. So kann sie in ihrem Körper Hitze erzeugen, die im Extremfall zu einer verheerenden Explosion führt. Doch wie der Phönix aus der Sage entsteigt auch sie daraufhin der Asche, um wiedergeboren zu werden. Als menschliche Bombe gedacht, ist der Selbstmord ihres Geliebten im Turm der Auslöser, der sie zur Flucht bewegt. Als sie explodiert, legt sie den gesamten Turm in Schutt und Asche – und als sie dieser daraufhin entsteigt, verfügt sie über etwas, dass ihre Schöpfer so nicht geplant hatten: Flügel. Mit ihren Schwingen begibt sie sich zuerst nach Afrika, wo sie nach ihrem Ursprung sucht. Als sie auch dort von ihren Peinigern aufgespürt wird, beginnt sie einen bitteren Rachefeldzug, um die anderen Opfer der Experimente zu befreien…

Review: "Das Buch des Phönix" war Nnedi Okorafors zweiter Erwachsenenroman nach "Wer fürchtet den Tod?". Tatsächlich sind die beiden Romane in gewisser Weise miteinander verknüpft; mehr soll an dieser Stelle jedoch nicht verraten werden. Beide sind was Setting, Ton und Handlung betrifft doch recht unterschiedlich, was sie jedoch eint ist der Fokus auf eine Protagonistin, der großes Unrecht widerfahren ist, und die ihre übernatürlichen Kräfte nun darauf verwendet, sich an ihren Peinigern zu rächen. Phönix selbst, die uns ihre Geschichte erzählt, macht dabei früh klar, dass sie nicht etwa die Heldin, sondern vielmehr die Schurkin der Erzählung ist – etwas, dass sich in weiterer Folge bewahrheiten sollte. Eben dies fand ich insofern interessant, als solche Rache-Geschichten sonst ja den Rächer meist im Recht sehen, und zum Helden hochstilisieren. Okorafor wählt hier einen deutlich ambivalenteren Zugang, und scheint dem Leser damit vermitteln zu wollen, dass Leid, Unrecht und Gewalt immer nur zu noch mehr Leid, Unrecht und Gewalt führt. Eine Aussage, hinter die ich mich durchaus stellen kann. Generell muss ich sagen, dass mir im direkten Vergleich zum "Vorgänger" einige Dinge ganz gut bzw. besser gefallen haben. So verzichtet Okorafor diesmal auf die explizite Beschreibung von Sex und Gewalt. Zudem ist zwar auch "Das Buch des Phönix" wieder sehr phantastisch, mit den genetischen Experimenten und einer außerirdischen Saat ist er aber doch irgendwie bodenständiger, und auch stärker der Science Fiction zuzuordnen.

Wo sich beide Romane nichts schenken, ist bei der Protagonistin, die in beiden Fällen angenehm vielschichtig ist, und die uns – trotz ihrer späteren Taten – rasch sympathisch gemacht wird. Okorafor lässt die Ereignisse dabei wieder direkt von Phönix selbst schildern, was von vornherein eine starke Identifikation des Lesers mit der Figur bedingt – da wir nur das wissen, erfahren und erleben, dass auch Okorafor weiß, erfährt und erlebt. Umso bedauerlicher fand ich, dass ich die letzte Entwicklung der Figur irgendwie nicht nachvollziehen konnte. Ihr finaler Akt kam für mich doch eher aus dem Nichts. Auch ob die Rahmenhandlung unbedingt notwendig war, darüber kann man geteilter Ansicht sein. Generell hätte "Das Buch des Phönix" gerne noch ein bisschen länger sein dürfen, um ein paar Lücken in der Entwicklung der Geschichte zu füllen, und einzelne Ideen und Konzepte zu vertiefen. Und auch wenn mich "Das Buch des Phönix" thematisch und tonal stärker angesprochen hat als "Wer fürchtet den Tod?", so fehlte ihm eben deshalb wiederum ein bisschen der Reiz des Besonderen, der letzteren für mich so ausgezeichnet hat. "Das Buch des Phönix" ist zweifellos der gewöhnlichere Roman, was ihn zwar auf der einen Seite zugänglicher macht, andererseits aber halt auch weniger hervorragen lässt. Womit wir wieder bei meinem Urteil angelangt wären, dass beide trotz ihrer individuellen Stärken und Schwächen letztendlich in etwa auf dem gleichen Niveau sieht. Lesenswert ist jedenfalls auch "Das Buch des Phönix" allemal wieder.

Fazit: Nach "Wer fürchtet den Tod?" präsentiert Nnedi Okorafor in "Das Buch des Phönix" eine weitere gepeinigte Frau mit übermenschlichen Kräften, die Rache übt. Mit genetischen Experimenten (statt Magie), dem zu einem Großteil in den USA angesiedelten Setting sowie dem Verzicht auf jene (meines Erachtens entbehrlichen) Passagen aus "Wer fürchtet den Tod?", die mich wieder einmal wünschen ließen, es gäbe auch für Bücher eine Alterseinstufung, ist "Das Buch des Phönix" zweifellos zugänglicher und massenkompatibler. Zugleich fand ich aber auch, dass ihm eben deshalb ein bisschen das Besondere gefehlt hat, das "Wer fürchtet den Tod?" so hervorstechen ließ. Letztendlich sehe ich jedoch beide in etwa auf demselben Niveau, da ich die expliziten Beschreibungen von Sex und Gewalt in "Wer fürchtet den Tod?" doch sehr entbehrlich fand, und ich deren Abwesenheit hier somit begrüßte. Wer ihren Erstling mochte, kann somit auch hier wieder bedenkenlos zugreifen; an meinen bisherigen Favoriten aus ihrem Schaffen (soweit mir dieses bislang bekannt ist), "Lagune", kam jedoch auch "Das Buch des Phönix" wieder nicht ganz heran.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel





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