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Überlebenskampf auf einer einsamen Insel Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 19 August 2017
 
Titel: "Nation"
Deutscher Titel: "Eine Insel"
Bewertung:
Autor: Terry Pratchett
Umfang: 410 Seiten
Verlag: Doubleday
Veröffentlicht: 11. September 2008
ISBN: 978-0-552-55780-1
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Mau ist gerade dabei, den Jugendritus seines Volkes zu absolvieren. Auf einer kleinen, einsamen Insel soll er dreißig Tage allein überleben und danach in seine Heimat, die sogenannte Nation – eine etwas größere, nahegelegene Insel – zurückkehren, wo er in einer feierlichen Zeremonie die Seele eines Mannes erhält. Doch gerade als er aufbrechen will, um zur Nation zurückzukehren, wird diese von einer Flutwelle getroffen. Als es ihm endlich gelingt, die Insel zu erreichen, liegen überall Leichen herum – niemand, der sich auf der Insel befand, hat überlebt. Wie in Trance macht sich Mau daran, die Leichen dem Meer zu übergeben. Kurz darauf trifft er auf ein junges Mädchen. Daphne ist die einzige Überlebende eines Schiffes, das durch die Flutwelle auf die Insel geschwemmt wurde. Wenig später kommen auch noch weitere Überlebende der Katastrophe auf der Insel an. Mau muss seine Ängste und seine Trauer überwinden, um eine neue Nation aufzubauen…

Review: Sowohl innerhalb seiner Scheibenwelt, bei der Bromeliad-Trilogie oder auch bei der Johny Maxwell-Reihe, hat Terry Pratchett bewiesen, dass er ein ganz besonderes Händchen für Jugendromane hat. Geschichten, die sich in erster Linie an Kinder und junge Erwachsene richten, die jedoch nicht von oben herab mit ihnen reden und/oder sie für blöd halten. Die trotz der Zielgruppe eine nicht unkomplexe Geschichte erzählen, und vor allem über schräge, eigenwillige und vielschichtige Figuren verfügen, statt auf eine Schwarz/Weiß-Schablonen und klischeehafte, oberflächliche Charaktere zu setzen. All dies beweist er auch wieder bei "Nation". Für einen Jugendroman geht's hier nämlich ganz schön zur Sache, werden doch zu Beginn nicht einfach nur Maus Eltern ins Jenseits befördert (weil sowas gibt's in dem Genre ja öfter und wäre kaum was Besonderes), sondern gleich sein gesamter Stamm, bzw. die Einwohner der Insel. Dementsprechend ist der Einstieg, auf die Zielgruppe betrachtet, schon hart, und nicht von schlechten Eltern. Und doch sollte er gerade auch ältere Kinder und junge Jugendliche ansprechen. Er gibt ihnen die Message mit, dass sie selbst solche scheinbar unmögliche Herausforderungen bewältigen können, und auch nach einer solchen Katastrophe das Leben weitergeht. Zudem lernt es Mau, sich nicht von den (religiösen) Überzeugungen seines Volkes einschränken zu lassen, sondern seinen eigenen Weg zu gehen und seine eigenen Überzeugungen zu finden. Auch was das betrifft, agiert er als Vorbild.

Doch es ist nicht nur Mau. Vielmehr stellt ihm Pratchett mit Daphne eine – wie man es von ihm gewohnt ist – starke junge Frau zur Seite, die ihm in nichts nachsteht. Auch sie lernt es, sich von den Dämonen ihrer Vergangenheit zu lösen, zu sich selbst zu finden, und einen wesentlichen und wichtigen Beitrag dazu zu leisten, um die neuen Bewohner der Nation zu beschützen. Und auch der Ausgang des Geschehens ist dann sehr interessant: Pratchett verwehrt sich dem üblichen, kitschigen Märchen-Ende, und erdet trotz aller Fantasy-Elemente auch das Finale in einem gewissen Realismus. Auch dies zeichnet den Roman aus. Zudem ist "Nation" wie gewohnt gut geschrieben. Pratchett beweist hier nicht nur wieder sein Gespür für interessante, vielschichtige und sympathische Figuren (und präsentiert übrigens aus meiner Sicht einige seiner besten Bösewichte; in die ist er ja meinst vergleichsweise wenig interessiert, aber diesmal hat er sich ein paar denkwürdige Kaliber herausgepickt, die ebenfalls als Lehrbeispiel fürs Leben dienen), sondern überzeugt zudem mit seinem gewohnt witzigen Schreibstil, der jedoch oftmals in vergleichsweise unbedeutend wirkenden Nebensätzen doch auch wichtige Wahrheiten und Beobachtungen vermittelt ("A good shouting always makes you feel better and in control, especially if you aren't."). Zudem sticht der eine oder andere Höhepunkt hervor, wobei es mir vor allem eine ganz besondere Tat von Daphne angetan hatte. So etwas sieht man von der Heldin einer Jugendbuch-Geschichte nun wahrlich nicht alle Tage.

Ganz so begeistert wie seine besten Scheibenwelt-Romane hat mich "Nation" allerdings dann doch nicht. Zwar wurde der Roman nie langweilig, andere Werke von ihm haben mich aber auch schon mal mehr gepackt und besser unterhalten. Der Showdown war dann zudem ein bisschen klischeehaft und teilweise fast schon übertrieben. Und auch davor gab es den einen oder anderen Moment, den ich auch wenn es sich um Fantasy handelt nur schwer schlucken konnte (wie z.B. Maus Begegnung mit dem Hai). Und auch wenn ich weiß, dass dies ein Fantasy-Roman ist, tat ich mir mit den Großvätern und ähnlichen übernatürlichen Dingen, die teils etwas religiös angehaucht wirkten, doch ein bisschen schwer. Das soll jedoch keinen Pratchett-Fan davon abhalten, sich auch diesen Roman des großen Fantasy-Autors vorzuknöpfen.

Fazit: "Nation" ist ein wirklich guter Jugendroman, an dem mir vor allem gefiel, dass sich Pratchett trotz der Hauptzielgruppe nicht in Zurückhaltung übte, was düstere Ereignisse betrifft, um sie so zu verhätscheln. Vielmehr erzählt er eine Geschichte mit enorm tragischem Beginn, die jedoch letztendlich den Glauben der Kinder und Jugendlichen darin bestärken soll, dass so schlimm etwas auch aussehen mag, am Ende dennoch alles gut ausgehen kann – nimmt sie dabei jedoch zugleich in die Pflicht, dass sie ihren eigenen Beitrag dafür leisten müssen. Mau und Daphne erweisen sich wieder einmal als absolute, perfekte Vorbilder, die keine reinen eindimensionalen Abziehbilder sind, sondern vielschichte Figuren, die auch schon mal ziemlich finstere Dinge tun, um sich oder andere zu beschützen. Neben den wieder einmal wunderbaren Charakteren sticht auch wieder Pratchetts unvergleichlicher Schreibstil heraus, der sich sowohl in zahlreichen witzigen Dialogen als auch in einigen darin versteckten Weisheiten ausdrückt. Und auch der Ausgang des Geschehens stach für mich hervor. Mit seinen allerbesten Werken kann "Nation" zwar in meinen Augen nicht ganz mithalten; anderes von ihm hat mich einerseits persönlich etwas mehr angesprochen, und war andererseits auch irgendwie kurzweiliger und unterhaltsamer. Dennoch ist "Nation" ein gelungener Jugendroman, dessen Reiz weit über die eigentlich angestrebte Hauptzielgruppe hinausgehen sollte.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel






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