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Star Trek - Deep Space Nine: Harbinger Drucken E-Mail
Nette Story, aber schwaches Gameplay mit Frust-Potential Kategorie: Games - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 09 Januar 2017
 
Star Trek - Deep Space Nine: Harbinger
Titel: Star Trek - Deep Space Nine: Harbinger
Erschienen: 1996
Plattform: PC (DOS)/Mac
Genre: Action-Adventure
Publisher: Viacom New Media
Entwickler: Stormfront Studios
Kaufen: nur mehr gebraucht erhältlich
   

Bewertungen:

   
Grafik:  
Sound:  

50%

Steuerung:  
Spieldauer:  
Story:  
Atmosphäre:  
Gameplay:
 

Kurzinhalt: Das Runabout des tirrionischen Gesandten Banniks, seines Zeichens Assistent von Botschafter Karrak, wird auf seinem Flug zur Raumstation Deep Space Nine von Drohnen unbekannten Ursprungs angegriffen. Mit letzter Not rettet er sich ins Wurmloch und berichtet vom Angriff. Kurz darauf greifen die Drohnen auch DS9 an, jedoch gelingt es – nicht zuletzt dank Banniks Hilfe – diese zurückzuschlagen. Die Station selbst wurde aufgrund eines Plasmasturms weitestgehend evakuiert. Als er sich bei Botschafter Karrak melden will, um seinen Dienst anzutreten, stolpert Bannik über dessen Leiche. Constable Odo nimmt daraufhin die Ermittlungen auf, bei denen sich Bannik ebenfalls als wertvolle Stütze erweist. Darüber hinaus muss er nun Karraks Rolle übernehmen und versuchen, mit den zurückhaltenden Scythianern in Kontakt zu treten. Eine Mission, die insofern an Dringlichkeit gelingt, als diese etwas über die Drohnen zu wissen scheinen. Nachdem ein weiterer Drohnenangriff erfolgreich zurückgeschlagen und Karraks Mörder dingfest gemacht wurde, brechen Bannik und Kira im Schiff der Scythianer auf, um die Drohnenfabrik zu vernichten, ehe diese eine weitere Welle in Richtung Deep Space Nine schicken kann…

Review: Screenshot (c) Viacom New Media Obwohl mir die Adventure-Spiele zur klassischen Serie sowie zur Next Generation sehr gefallen hatten – "Harbinger" kam mir damals bei der Veröffentlichung nicht ins Haus. Neben der einen oder anderen mäßigen Besprechung in Spielemagazinen sowie meiner mangelnden Vorliebe für die Serie lag dies in erster Linie daran, dass hier statt eines waschechten Adventures vielmehr ein Action-Adventure offeriert wurde. Zwar ist es nicht so, als könnte ich Actionspielen bzw. Ego-Shootern so überhaupt nichts abgewinnen (wenn ich auch Adventures klar den Vorzug gebe). Und ein paar gelungene Vertreter des Genres gibt es ja durchaus. Insgesamt bin ich bei diesen Hybriden zweier Spielmechanismen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, immer etwas skeptisch. Da ich mir zuletzt im Jahresrhythmus die "Star Trek"-Adventurespiele vorgeknöpft hatte beschloss ich allerdings, "Harbinger" spät aber doch nun doch noch eine Chance zu geben. Ausgezahlt hat sich dies jedoch meines Erachtens leider nicht wirklich.

"Harbinger" und ich haben von vornherein einen denkbar schlechten Start erwischt. Den Ansatz, das Intro überwiegend aus der Ego-Perspektive zu präsentieren und damit den Spieler auch während diesem schon in die Rolle der Spielfigur schlüpfen zu lassen kann ich zwar anerkennen, jedoch litt das Intro unter der überaus durchwachsenen Grafik (die noch dazu in einem ungewöhnlichen Format wiedergegeben wird; aber das ist noch das kleinste Problem daran). Während die vorgerenderten Szenen recht gut aussahen (wenn ich auch im Vergleich jene aus "A Final Unity" stärker einschätzen würde; auflösungstechnisch schenken sich beide nicht viel, sprich kommen sie eher mager daher), wird zwischendurch immer wieder Spielegrafik verwendet. Diese uneinheitliche Präsentation verhinderte schon mal, dass ich während des Intros so richtig ins Spielgeschehen eingetaucht wäre. Der nächste Schreck folgte sogleich, als sich die Raumstation "Deep Space Nine" meldet. So löblich es grundsätzlich auch sein mag, dass man "Harbinger" – im Vergleich zu den früheren "Star Trek"-Spielen – eine vollständige deutsche Synchronisation angedeihen ließ, aber wenn das Budget dann nicht für alle Original-Sprecher reicht, wäre man vielleicht doch besser bei den Originalstimmen und deutschen Untertiteln geblieben. Während Odo, Dax und Quark von ihren Stammsprechern aus der Serie vertont werden, die ihren Job auch wirklich sehr gut machen, hört man für Kira und Sisko völlig fremde Stimmen. Während sich die Kira-Sprecherin eh noch wacker schlägt (wenn ihr auch die Schärfe von Liane Rudolph fehlt), erweist sich vor allem die Besetzung von Sisko als völliger Fehlgriff. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, als hätte man die Sprecher nacheinander ins Studio geholt, angefangen bei Odo, und im weiteren Verlauf ist ihnen dann das Geld ausgegangen, weshalb man für Sisko schließlich auf einen Amateursprecher zurückgreifen musste. Echt, ich will dem Sprecher nicht zu nahe treten, aber das klingt so, als hätte der Nachbar des Aufnahmeleiters diesem mal schnell einen Gefallen getan, mit dem sich dieser dann mit einer Einladung zur nächsten Grillparty revanchiert hat. Viel mehr als das hat diese "Leistung" hoffentlich nicht gekostet.

Screenshot (c) Viacom New Media Auch nach Beginn des eigentlichen Spiels wurde es vorerst noch nicht wirklich besser. So bin ich persönlich kein Freund des "Myst"-Konzepts. Zwar habe ich grundsätzlich auch bei Adventures nichts gegen eine "first person"-Perspektive (wenn ich persönlich auch die gewöhnliche isometrische Perspektive vorziehe), aber wenn, dann möchte ich mich in der Umgebung auch frei bewegen können (wie dies anno dazumal z.B. schon bei den Spielen der Tex Murphy-Reihe gang und gebe war). Aber dieses von Bild zu Bild hüpfen... für mich leidet unter dieser "Diashow"-Präsentation einfach immer die Immersion. Ich kann da einfach nie wirklich ins Geschehen eintauchen. Aber gut, das ist mein persönlicher Geschmack, und kein objektiver Kritikpunkt. Was jedoch der Atmosphäre auch alles andere als zuträglich war, ist, wie ausgestorben sich die Raumstation hier präsentiert. Mit der Begründung einer Evakuierung ob eines draußen tobenden Plasmasturms herrscht nämlich auf DS9 statt der aus der Serie bekannten Betriebsamkeit vielmehr gähnende Leere. Auch dies war dem Gefühl, in die Serie einzutauchen, nicht wirklich zuträglich.

Die Musik ist für sich genommen zwar gelungen, aber auch dabei kam leider kaum DS9-Feeling auf. Gleiches gilt für die Geräusche. Vielleicht ist es entweder ein Zeichen dafür, dass ich der Serie halt doch nicht so verbunden bin wie TOS und TNG (und es mir deshalb nicht so auffällt) oder auch eines im Vergleich zu den besagten Serien weniger auffälligeren und in Erinnerung bleibenden Sounddesigns, aber auch der Sound ließ mich nie denken "Wow, ich bin auf Deep Space Nine!". Zusammen mit der gähnenden Leere in den Korridoren und dem bereits angesprochenen Stimmen-Desaster bei Sisko (und in geringerem Ausmaß Kira) sorgte all dies dafür, dass ich nie wirklich das Gefühl hatte, eine Episode der Serie zu spielen. Diesbezüglich waren "25th Anniversary", "Judgment Rites" und "A Final Unity" ungleich erfolgreicher. Der letzte wesentliche Kritikpunkt ist dann das Gameplay. Wie bei der Bezeichnung "Action-Adventure" von mir von vornherein befürchtet, liegt der Schwerpunkt hier nämlich ganz klar auf ersterem. So muss man u.a. den einen oder anderen Angreifer an Bord der Station oder innerhalb der Zitadelle zur Strecke bringen. Ein überlegtes, ja vielleicht sogar taktisches Vorgehen, wie dieses bei Ego-Shootern manchmal möglich ist, ist hier hingegen nicht gefragt. Stattdessen zielen die betreffenden Momente einzig und allein darauf ab, die Reaktionsfähigkeit des Spielers zu testen – was sich mit dem von mir gewohnten und bevorzugten gemütlich-entspannten Adventure-Spielverlauf spießt. Davon abgesehen besteht die Action in erster Linie aus "Rebel Assault"-artigen Railshooter-Einlagen, wo man in einer vorgerenderten Sequenz Ziele vom Himmel schießen muss. Leider sind diese grafisch wenig beeindruckend (obwohl sie ohnehin meist nur in einem kleinen Fenster stattfinden), und bleiben selbst hinter der vermeintlichen, zu diesem Zeitpunkt bereits drei Jahre auf dem Buckel habenden Inspirationsquelle aus dem "Star Wars"-Universum zurück. Zumal diese Schießbuden-artigen Ballereinlagen spielerisch halt wenig interessant waren, und man was die Immersion betrifft hier mit "Rebel Assault" auch nicht im Geringsten mithalten konnte.

Screenshot (c) Viacom New Media Der Adventure-Teil fällt vergleichsweise mickrig aus. Zu Beginn gibt’s ein Verschieberätsel, dass jedoch in Wahrheit nicht einmal wirklich eins ist (worüber ich jedoch insofern nicht undankbar war, als ich persönlich eben solche absolut hasse), in weiterer Folge muss man dann noch ein Schalterrätsel lösen – und das war's im Prinzip auch schon, was es an Kopfnüssen zu knacken gibt. Ja, stimmt schon, es gibt den Mord von Karrik aufzuklären, aber klassische Rätsel sind dabei nicht zu lösen; letztendlich ergibt sich das durch den Storyverlauf quasi von selbst. Es gibt kein Inventar, wodurch nicht nur klassische Objekträtsel wegfallen, man gibt dem Spieler nicht einmal einen Tricorder oder ähnliches in die Hand. Auch Dialogrätsel sucht man defacto vergebens. Hirnschmalz und Kombinationsgabe sind somit bei "Harbinger" leider kaum gefragt, und insgesamt bietet das Spiel rätseltechnisch leider, wie von mir vorab schon befürchtet, absolute Schonkost. Da hatten meinem Empfinden nach selbst die Action-Adventures der Lara Croft-Reihe mehr bzw. härtere Kopfnüsse zu bieten.

Mein größter Kritikpunkt ist dann aber jene Einlage im letzten Viertel des Spiels, mit der man – neben den langen Laufwegen an Bord von DS9 – dann die Laufzeit noch einmal ordentlich strecken wollte, die in meinem Fall aber für derart viel Frust gesorgt hat, dass ich das Spiel schließlich sogar aufgab. Für manche sind sie das Salz in der Adventure-Suppe, für andere nervige Spielzeit-Strecker: Labyrinthe. Als Veteran des Genres ist mir ja schon die eine oder andere betreffende Einlage untergekommen – aber "Harbinger" schoss diesbezüglich nun wirklich den großen Vogel der Galaxis ab. Das Labyrinth an sich wäre aufgrund des Designs und seiner Größe schon anstrengend genug gewesen. Darüber hinaus wird man jedoch in regelmäßigen Abständen von Drohnen angegriffen. Wird man von ihnen getroffen, darf man munter vom letzten gespeicherten Spielstand beginnen. Eben dies hat mich dann schließlich gebrochen. Ich hatte einfach keine Lust, alle 10 Sekunden zu speichern, und mich so mühselig durch dieses Labyrinth zu bewegen, weshalb ich schließlich entnervt aufgab und ein Let's Play angeworfen habe, um mir auch vom Rest des Spiels einen Eindruck verschaffen zu können. Nun gebe ich zwar zu, dass meine Frusttoleranz bei PC-Spielen seit meiner Jugend generell stark angewachsen ist (ich habe heutzutage einfach weder Zeit noch Lust, um Stunden hinter einer Aufgabe/einem Level zu sitzen), da Freizeit halt je älter man wird immer kostbarer wird. Aber ich bin davon überzeugt, bei der Einlage hätte ich selbst als Jugendlicher das Handtuch geworfen. Im Vergleich dazu verkommen weitere kleine Kritikpunkte, wie die falsche Übersetzung von Terok Nor (das hier als Terek Nor bezeichnet wird), oder auch generell die teils beachtliche Schere zwischen den Dialogoptionen und dem, was die Spielfigur dann tatsächlich von sich gibt, zur Randnotiz.

Screenshot (c) Viacom New Media Insgesamt traf "Harbinger" also leider kaum meinen persönlichen Geschmack, und auch objektiv lässt sich das eine oder andere kritisieren. Ein paar positive Aspekte gab es aber auch. So macht das Spiel grafisch einen ganz brauchbaren Eindruck. Zwar fand ich, dass "Harbinger" was die SVGA-Hintergründe betrifft nicht an den Vorgänger "A Final Unity" herankam (was schon etwas schade ist), aber insgesamt ist die Grafik in Ordnung, und insbesondere die Figuren sehen eigentlich recht ok aus. Als positiv und soweit recht unterhaltsam empfand ich zudem den Mittelteil des Spiels, wo es gilt, den Mord an Karrik aufzuklären. Trotz der ausgestorbenen Station kam beim Durchstreifen der Gänge hier ein bisschen DS9-Atmosphäre auf. Zudem gab es diesem Teil dann meine absolute Lieblings-Actioneinlage, nämlich wenn wir auf der Suche nach den unsichtbaren Angreifern durch die Station streifen, und uns die Entfernung durch einen Echolot-artigen Ton angezeigt wird. Die Idee mag zwar von den "Alien"-Filmen geklaut sein, erwies sich hier aber als überaus effektiv und spannungssteigernd. Ganz klar der beste Abschnitt des Spiels. Vor allem aber war es die Story, die mich mit dem Spiel dann doch noch ansatzweise versöhnen konnte. Die Idee, dass sich die Waffen eines Volkes gegen sie selbst wendet mag zwar selbst innerhalb des "Star Trek"-Universums nicht neu sein, kann aber immer noch gefallen. Und insgesamt ist das Spiel von Handlungsaufbau her durchaus gelungen. Umso bedauerlicher, dass die Gameplay-technische Umsetzung so dürftig geraten ist.

Fazit: Während ich die ersten drei "Star Trek"-Adventures damals schon mein Eigen nannte, war ich anno 1996 bei "Harbinger" sehr skeptisch. Etwas mehr als 20 Jahre später gab ich dem Spiel nun doch noch eine Chance – sah mich aber leider letztendlich nur in meiner damaligen Entscheidung, es auszulassen, bestätigt. Schade ist dies insofern, als mir die Geschichte an sich eigentlich gut gefallen konnte (wobei ich auch allein davon betrachtet die früheren "Star Trek"-Spiele schon besser fand), und diese einiges an Potential für eine spannende Spiel-Umsetzung geboten hätte. Aber eben genau daran hapert es. Egal ob als Action-Spiel oder als Adventure bewertet, fällt das dürftige Gameplay leider durch. Zwei kleinere Rätsel, das erste eigentlich eine Beleidigung der Intelligenz, das zweite soweit ganz anständig, fordern die Gehirnzellen des geneigten Spielers. Und die Actionszenen sind auch nur insofern herausfordernd, als sie die Reaktionsfähigkeit abtesten. Selbst Actionspiele haben da üblicherweise deutlich mehr und besseres zu bieten. Erschwerend kommt nun hinzu, dass ich kein Freund des "Myst"-Konzepts bin, also jenen Spielen, wo man sich ruckartig von Bild zu Bild durch die Spielewelt bewegt. Ich persönlich kann da einfach nie so recht ins Geschehen eintauchen. Am schlimmsten war allerdings das Labyrinth, welches es schließlich vollbracht hat, dass ich entnervt das Handtuch warf, und den Rest des Spiels über ein YouTube-Video verfolgte. Weitere Schwächen sind die fast ausgestorbene Station, die durchwachsenen Zwischensequenzen, sowie – in der deutschen Fassung – dass leider nicht alle Original-Sprecher der Serie verpflichtet wurden, wobei vor allem Siskos Stimme sehr negativ hervorsticht. Möglich, dass fanatische DS9- und/oder Action-Adventure-Fans mit dem Spiel mehr anfangen können. Ich bleibe aber lieber bei den schönen, klassischen Adventures zu TOS und TNG.

Gesamtwertung:       50%

Christian Siegel
Screenshots © 1996 Viacom New Media


Weiterführende Links:
Review zu "Star Trek: 25th Anniversary"
Review zu "Star Trek: Judgment Rites"
Review zu "Star Trek - TNG: A Final Unity"





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