HOME PROJEKTE LINKS CHAT JOBS DATENSCHUTZ ARCHIV
Startseite arrow Reviews arrow Literatur & Comics arrow Discworld: Wintersmith
Discworld: Wintersmith Drucken E-Mail
Ein Tanz mit ungeahnten Folgen… Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 20 August 2016
 
Titel: "Discworld: Wintersmith"
Deutscher Titel: "Der Winterschmied"
Bewertung:
Autor: Terry Pratchett
Umfang: 373 Seiten
Verlag: Doubleday
Veröffentlicht: 25. September 2006
ISBN: 978-0-552-55369-8
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Mittlerweile 13 Jahre alt, setzt Tiffany Aching ihre Ausbildung zur Hexe bei Miss Treason fort, die in ihrem Dorf mindestens so gefürchtet wie geschätzt wird. Die mittlerweile 113 Jahre alte Hexe ist blind und taub, vermag es aber, übers "borgen" in den Geist von Tieren zu versetzen, und so zu sehen und zu hören, was sich in ihrer unmittelbaren Umgebung tut. Zudem erkennt Tiffany schon bald, dass sich Miss Treason einiger Utensilien bedient, um ihren furchterregenden Ruf bei den Bewohnern zu verstärken, in Wahrheit jedoch nichts Angsteinflößendes an ihr ist. Eines Tages begleitet Tiffany sie zum Morris Dance, der den Wechsel der Jahreszeiten einläutet. Von der Musik gepackt, springt Tiffany plötzlich auf und tanzt mit – und das, obwohl ihr Miss Treason zuvor eingebläut hat, nur zuzusehen. Und so kommt es, dass sie für einen Augenblick in die Rolle von Lady Sommer schlüpft, und mit dem Wintersmith tanzt. Dieser hat daraufhin auf Tiffany ein Auge geworfen. Doch seine Zuneigung droht schon bald zum Problem zu werden, als deutlich wird, dass er sie für immer in seinem kalten Reich aus Eis und Schnee ziehen will. Zudem hat Tiffany nun die Rolle von Lady Sommer inne: Gelingt es ihr nicht, den Wintersmith wieder zu vertreiben, droht die Scheibenwelt in einem niemals endenden Winter gefangen zu sein…

Review: Auch "Wintersmith" ist grundsätzlich wieder ein schönes, gelungenes, und sich in erster Linie an jüngere Leser richtendes Märchen von der Scheibenwelt. Am besten konnte mir dabei alles rund um den titelspendenden Winterschmied gefallen. Das war alles einfach wirklich wunderschön ausgedacht, mit dem Morris Dance, dem Wechsel der Jahreszeiten, der Rollen von ihm und von Lady Summer, und so weiter. Hier bewegt sich Terry Pratchett wirklich in der Tradition der besten Sagen, Märchen und Legenden. Auch Miss Treason fand ich wunderbar. Mit ihr hat es Pratchett neuerlich geschafft, die Scheibenwelt um eine neue, originelle Figur zu bereichern. Was dabei ebenfalls hervorsticht, ist natürlich, dass sie die Bühne nach nicht einmal der Hälfte des Romans sogleich auch wieder verlässt, und sich der Roman somit auch auf ernsthaft-sachliche Art und Weise mit dem Tod auseinandersetzt, jedoch ohne dabei Gefahr zu laufen, die angestrebten jüngeren Leser zu verschrecken. Hier beweist Pratchett ungemein viel Feingefühl. Auch Tiffany als Hauptfigur fand ich wieder wunderbar – und auch, wie sie für ihren unbeabsichtigen Fehler, der auf nichts weiter als jugendlichen Leichtsinn zurückzuführen ist, die Verantwortung übernimmt, und alles daran setzt, diesen wieder zu korrigieren. Und auch wie sie hier Annagramma unterstützt, obwohl sie diese ja nicht einmal sonderlich mag, macht sie wieder einmal zu einem großartigen Vorbild für alle LeserInnen. Wie sie diesen hoffentlich zugleich, sofern sie mit der Reihe mitwachsen, auch als Identifikationsfigur (Stichwort Pubertät) dienen wird.

Auch Terry Pratchetts unverwechselbarer Schreibstil sticht wieder einmal als wesentliche Stärke des Romans hervor. Einerseits gewohnt humorvoll, zwischendurch aber auch immer wieder mit ernsteren, nachdenklichen Stellen. Besonders deutlich stach dabei für mich folgende Passage hervor, in der der Autor wohl seine Angst vor seiner Alzheimer-Erkrankung aufs Papier brachte: "I hat things that try to take away what you are. I want to kill those things, Mr. Anybody. I want to kill all of them. When you take away memories, you take away the person. Everything they are." Da lief mir echt ein kalter Schauer über den Rücken. Dennoch war ich, trotz aller zweifellos wieder vorhandenen Stärken, von "Wintersmith" insgesamt nicht mehr ganz so angetan wie von "A Hat Full of Sky". Dort fand ich die Herausforderung, der Tiffany gegenüberstand, einfach noch den Tick interessanter. Zudem hat sie ihre ersten beiden Abenteuer, von den Nac Mac Feegles abgesehen, auf sich allein gestellt bewältigt (ok, Weatherwax hat sie aus dem Reich der Toten zurückgeholt, aber davon abgesehen…). Diesmal ist sie zusätzlich noch auf die Hilfe eines "Helden", Roland, angewiesen. Nun steckt zwar darin, dass man nicht alle Herausforderungen allein bewältigen kann, ebenfalls eine durchaus lohnenswerte Message, ein bisschen schade fand ich es aber dennoch. Wie schon bei ihren ersten beiden Abenteuern hätte ich auch wieder auf den Auftritt der Wee Free Men verzichten können – habe mich aber mittlerweile damit abgefunden, dass diese aus Pratchetts Sicht halt einfach zu einem Aching-Roman dazugehören. Ich find sie halt nur nicht sonderlich interessant, und vor allem auch ihre Passagen sehr schwer und anstrengend zu lesen. Last but not least hat mir irgendwie die ganz große Spannung gefehlt, fand ich "A Hat Full of Sky" doch noch etwas packender. Absolut lesenswert war aber auch "Wintersmith" zweifellos wieder.

Fazit: Am besten konnte mir an "Wintersmith" das Märchen rund um den titelspendenden Winterschmied gefallen, dass sich Terry Pratchett hier ausgedacht hat. Aus meiner Sicht steht dieses von der Idee und der Geschichte her den großen Sagen oder Märchen in nichts nach. Auch die Figuren waren wieder einmal wunderbar, wobei neben Aching für mich insbesondere auch Miss Treason hervorstach. Aching wiederum erweist sich für die angestrebte Hauptzielgruppe wieder einmal sowohl als erstrebenswertes Vorbild wie hoffentlich auch gelungene – und erhebende – Identifikationsfigur. Ein wenig schade fand ich allerdings, dass sie den Löffel diesmal nicht gänzlich allein ausbaden konnte, und Roland ihr aushelfen musste. Mit den Nac Mac Feegles werde ich ebenfalls nach wie vor nicht ganz warm, was vor allem daran liegt, dass ich die betreffenden Textstellen als sehr anstrengend zu lesen empfinde. Und generell fand ich gerade auch den Vorgänger "A Hat Full of Sky" doch noch eine Spur packender und auch interessanter. Trotz dieser kleineren Kritikpunkte ist aber auch "Wintersmith" wieder ein überaus gelungener Roman von der faszinierenden und zauberhaften Scheibenwelt!

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel






Artikel kommentieren
RSS Kommentare

Kommentar schreiben
  • Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
  • Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
  • Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
  • Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
  • Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.
Name:
eMail:
Homepage:
Titel:
BBCode:Web AddressEmail AddressBold TextItalic TextUnderlined TextQuoteCodeOpen ListList ItemClose List
Kommentar:




  fictionBOX bei Facebook   fictionBOX bei Twitter  fictionBOX als RSS-Feed

TV-Planer
Im Moment keine TV-Einträge vorhanden