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Privatdetektiv Lewton ermittelt in einer Mordserie Kategorie: Games - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 23 Januar 2016
 
Discworld Noir
Titel: Discworld Noir
Erschienen: 1999
Plattform: PC/PlayStation
Genre: Adventure
Publisher: GT Interactive
Entwickler: Perfect Entertainment
Kaufen: PC, PlayStation
   

Bewertungen:

   
Grafik:  
Sound:  

80%

Steuerung:  
Spieldauer:  
Story:  
Atmosphäre:  
Gameplay:
 

Kurzinhalt: Lewton arbeitet als Privatdetektiv in Ankh-Morpork, und wird eines Abends von der geheimnisvollen Carlotta damit beauftragt, ihren verschollenen Mann Mundy zu suchen. Seine Ermittlungen machen ihn schon bald auf die sogenannten Gegengewicht-Morde aufmerksam, eine Mordserie, welche die Stadt seit einiger Zeit erschüttert, und die schon mehrere Opfer gefordert hat. Als man ihn wenig später selbst neben der Leiche von Mundy findet, wird Lewton in den Augen der Stadtwache – insbesondere von Commander Vimes, der ihm sein Korruptions-Verbrechen aus seiner Zeit bei der Wache immer noch vorwirft – zu einem der Hauptverdächtigen. Ohne definitive Beweise bleibt er jedoch vorerst auf freiem Fuß, und setzt seine Ermittlungen fort. Im Zuge derer stößt er schon bald auf eine weitreichende Verschwörung rund um einen Kult, die einen alten Gott der Scheibenwelt heraufbeschwören wollen. Als sie erfolgreich sind, drohen sie damit die Apokalypse herbeizuführen. Nur ein Mann kann die Erscheinung aus der Kerkerdimension nun noch aufhalten: Lewton…

Review: Screenshot (c) Psygnosis Wie schon bei den ersten beiden "Discworld"-Adventures zeichnete sich für das dritte – und letzte – auch wieder das Entwicklerteam von Perfect Entertainment verantwortlich. Statt jedoch den Erfolgsweg der ersten beiden Spiele weiter zu bestreiten, legten sie mit "Discworld Noir" vielmehr ein Adventure vor, dass sich doch recht stark von den Vorgängern unterscheidet. Und unabhängig von meiner persönlichen Präferenz (die dann doch eher bei Adventures der klassischeren Sorte, wie eben den ersten beiden Spielen, liegt) rechne ich ihnen dies durchaus hoch an – wenn man sich dabei natürlich auch in erster Linie an den damals vorherrschenden Trends bei PC-Spielen im Allgemeinen und Adventure-Spielen im Besonderen inspirieren ließ. So erinnert "Discworld Noir" vor allem stark an "Grim Fandango", dass sich ebenfalls starken Noir-Einflüssen bediente. Im Gegensatz zu den späteren Lucas Arts-Klassikern wie eben das soeben genannte oder auch "Escape from Monkey Island" hatte man dabei aber wenigstens die Gnädigkeit, eine klassische Maussteuerung beizubehalten – was "Discworld Noir" für mich dann zumindest was die Steuerung bzw. Spielbarkeit betrifft auch gleich deutlich über eben diese hebt.

Dennoch wird "Discworld Noir" teilweise von ähnlichen Problemen wie die späteren Lucas Arts-Adventures geplagt. Dies beginnt schon bei der Grafik. Ende des letzten Jahrhunderts steckte 3D-Grafik noch eher in den Kinderschuhen, und waren die damaligen PCs und Grafikkarten halt einfach noch nicht in der Lage, wirklich lebensnahe Hintergründe und Figuren zu rendern. Dementsprechend sieht die Grafik doch eher altbacken aus. Ich bin ja generell der Ansicht, dass die guten alten 2D-Adventures trotz ihrer teils niedrigen Auflösung besser gealtert sind als die Einträge ins Genre, die Ende der 90er entstanden sind, einfach, weil der Grafikstil irgendwie stimmiger war. Und generell altert Zeichentrickgrafik in meinen Augen nicht so schnell wie eine möglichst realistische Darstellung. Die VGA-Grafik aus dem allerersten "Discworld"-Spiel lässt dieses Noir-Abenteuer zwar dann doch knapp hinter sich, aber an die tolle SVGA-Zeichentrickgrafik aus dem unmittelbaren Quasi-Vorgänger kommt "Discworld Noir" in meinen Augen nicht heran. Ich persönlich bin auch nicht der größte Freund des damaligen Trends von Zwischensequenzen in Spielegrafik. Ich verstehe zwar die Begründung dafür, aber mich persönlich hat der optische Bruch, wenn die Sequenzen in einer anderen (besseren) Grafik gehalten sind als das Spiel, halt einfach noch nie gestört, bzw. mich nicht aus dem Spiel gerissen. Letztendlich sehe ich solche Sequenzen ja auch als Belohnung für den Spieler an, und gehe nach dem Motto: Je hübscher anzusehen, desto besser. Zugegeben, was die Häufigkeit dieser Einlagen betrifft, stellt "Discworld Noir" seine Vorgänger in den Schatten. Grafisch kann er sich mit deren Zeichentrickeinlagen meines Erachtens aber nicht wirklich messen.

Screenshot (c) Psygnosis Auch akustisch kommt er an die Vorgänger nicht ganz heran, wobei ich hier der Fairness halber gleich so offen sein und gestehen muss, dass ich bis zu einem gewissen Grad Äpfel mit Birnen vergleiche. Denn während mir bei den ersten beiden Spielen nur die deutsche Sprachfassung vorlag, knöpfte ich mir für "Discworld Noir" nun die englische Originalausgabe vor, wo einige wenige Sprecher alle Figuren übernahmen. Gut möglich, dass das bei der deutschen Version anders war, bzw. bei der englischen Version der Vorgänger auch schon so war. Jedenfalls: Auch wenn die Sprecher grundsätzlich einen sehr guten Job machen, an einen Eric Idle und/oder Arne Elsholtz kamen sie nicht heran, und da und dort (wie z.B. beim Kult, wo ich kurz glaubte, Nobby wäre einer von ihnen) können die ähnlichen Stimmen schon irritieren. Auch was die Musik betrifft, schätze ich die Vorgänger stärker ein. Während die Klangqualität im ersten "Discworld"-Spiel noch nicht überragend war, hatten die dortigen Stücke dafür aber echten Ohrwurm-Charakter. Die Musik hier klingt nun zwar grundsätzlich sehr gut, jedoch muss man über weite Strecken bzw. auf den meisten Locations auf eine eben solche verzichten. Und selbst jene, die enthalten sind, fand ich persönlich jetzt wenig überragend.

Der letzte große Unterschied im Vergleich zu den Vorgängern ist dann der gänzlich andere Zugang bei den Rätseln, den man hier verfolgt. Klassische Inventarrätsel rücken hier stark in den Hintergrund, stattdessen steht befragen, ermitteln und kombinieren auf der Tagesordnung. Was ja auch nichts schlechtes sein muss, und insgesamt konnte mir die Rätselkost auch durchaus gut gefallen. Da waren schon einige nette Kopfnüsse dabei. Zugleich gab's aber so manches Rätsel, das ich auch eher missraten bzw. auch frustrierend fand. Ein Beispiel: Ich wähnte mich schon ziemlich am Ende des zweiten Akts, und meinte, jetzt nur mehr den Tresorraum öffnen zu müssen. Ich wusste auch, dass ich dafür die Hilfe einer bestimmten Figur brauchen würde – hatte jedoch keine Ahnung, wie ich diese erlangen soll. Die entsprechende Rätselkette wird nämlich erst dann ausgelöst, wenn einem auffällt, dass es zwischen einer bestimmten Leiche und ihrem Foto einen wesentlichen Unterschied gibt. Allerdings gab es an dieser Stelle keinen Hinweis darauf, dass irgendetwas zu tun wäre. Entweder, man bemerkt diesen Unterschied, oder man steht so wie ich an, und kommt – und weiß – nicht mehr weiter. Auch danach gab es noch die eine oder andere eher abstruse Rätselkette, oder auch solche, wo bestimmte Rätsel durch ziemlich willkürliche Aktionen überhaupt erst ausgelöst wurden. Da ich wenig Lust hatte, mit die lediglich in PDF-Form auf CD vorliegende Beschreibung durchzulesen, hatte ich auch keine Ahnung, dass man im Notizbuch gesammelte Hinweise direkt auf Hotspots in der Spielewelt anwenden kann, was zu einem weiteren Steher führte. Und vor allem auch die Rätsel im letzten Akt fand ich eher enttäuschend, waren diese doch sehr linear, und dachte ich vor allem mehrmals, ich wäre jetzt durch, nur um erst recht ins nächste Rätsel geschmissen zu werden (wie z.B., wenn einem Horst das Schwert wegnimmt). Und vor allem auch die allerletzte Aufgabe fand ich sehr unspektakulär und auch weit hergeholt.

Screenshot (c) Psygnosis Abseits solcher Ausfälle war das Rätseldesign aber größtenteils ok, und es gab durchaus auch die eine oder andere Kopfnuss, die zwar herausfordernd, aber dennoch lösbar war, und wo ich mich dann als ich es endlich überrissen hatte sehr gefreut habe. Hoch anzurechnen ist "Discworld Noir" zudem ein eigener "Spiel"- oder zumindest Ermittlungsmodus, der im dritten Akt freigeschaltet wird, und der es Lewton erlaubt, Gerüche wahrzunehmen. Dies führt zu einigen sehr originellen und innerhalb des Genres ziemlich einzigartigen Rätseln, die das Spiel für mich definitiv hervorhoben und aufwerteten. Zumal die entsprechenden Einlagen auch optisch sehr nett umgesetzt waren und insofern hervorstachen, als sie a) einerseits in der first person-Perspektive umgesetzt waren, und b) in die ansonsten eher trübe und trostlose Grafik (wenn diese zugegebenermaßen auch wie die Faust aufs Auge auf die Noir-Thematik passt) endlich mal ein bisschen Farbe brachte. Und zu kombinieren, welcher Person welcher Geruch zuzuordnen ist, machte durchaus Laune.

Damit sind wir überhaupt schon beim wichtigsten Wort bezüglich "Discworld Noir" angelangt: Denn abseits des einen oder anderen Rätsel-Frust machte das Spiel, wie schon seine Vorgänger, ungemein viel Spaß. Die Dialoge sprudelten nur wieder einmal so über vor Wortwitz, wobei der Humor diesmal im Vergleich zu den Vorgängern weniger ein alberner als eher ein zynisch-satirischer war, was mir jedoch nicht minder gut gefallen konnte. Gut gefallen hat mir auch, dass einige Textstellen direkte Zitate aus den Büchern waren, und man somit als Kenner der Vorlage das eine oder andere wiedererkannte. Darüber hinaus kann "Discworld Noir" mit zahlreichen Anspielungen auf Filme, Serien sowie auch andere Computerspiele aufwarten, wobei ich vor allem den Auftritt einer ganz bestimmten Figur, die an eine bekannte PC-Spiele-Persönlichkeit angelehnt war, zum Brüllen komisch fand (nicht zuletzt, da man die entsprechenden Spiele dort ein bisschen aufs Korn nahm). Und auch wenn viele Figuren, insbesondere natürlich auch der Hauptprotagonist Lewton, extra für "Discworld Noir" geschaffen wurden, so gibt es in weiterer Folge auch den einen oder anderen Gastauftritt bekannter Figuren von der Scheibenwelt, die mich ebenfalls sehr gefreut haben (wobei es mich persönlich ein bisschen enttäuscht hat, dass wir auf Rincewind verzichten mussten – und das, obwohl wir schon vor den Toren der Bibliothek der Unsichtbaren Universität standen). Was die neuen Figuren betrifft, sticht jedoch in erster Linie Lewton selbst hervor, der sich als perfekte Mischung aus Hommage und Parodie auf die klassischen hartgesottenen und/oder ausgewaschenen Privatdetektive des Noir-Genres entpuppt. Und auch die Geschichte selbst weiß durchaus zu gefallen. Ein bisschen kritisch sehe ich es zwar schon, dass hier nach dem ersten "Discworld"-Abenteuer ein weiteres Mal ein geheimer religiöser Kult eine so wichtige Rolle spielt, aber davon abgesehen war der Fall schön ausgedacht, durchaus komplex und vielschichtig, und mit einer nett ansteigenden Spannungskurve sowie ein paar gelungenen überraschenden Wendungen versehen. Ihren Zweck als Motivator, um mich dazu zu bewegen weiterzuspielen damit ich erfahre, wie es weitergeht, hat die Story jedenfalls mehr als ausreichend erfüllt.

Fazit: Screenshot (c) Psygnosis Auch wenn ich grundsätzlich nicht der größte Fan der Adventures aus den späten 90ern bin, wo einige – meines Erachtens fehlgeleitete – Trends das Genre dominierten, so bin ich nun doch sehr froh, "Discworld Noir" endlich nachgeholt zu haben. Ja, die Grafik ist in meinen Augen schlechter gealtert als bei so manchem VGA-, geschweige denn SVGA-Klassiker des Genres. Die Rätsel lassen es ein bisschen an klassischer Inventarkost vermissen, sind vor allem im letzten Kapitel ein bisschen enttäuschend, und vor allem auch fällt negativ auf, dass die Rätselketten teilweise gut versteckt sind und noch dazu sehr willkürlich ausgelöst werden und "Discworld Noir" den Spieler somit da und dort etwas im Regen stehen lässt. Und sowohl was die Musik als auch die Sprecher betrifft hält das Spiel – in der englischen Sprachausgabe – den Vergleich mit den deutschen Fassungen der Vorgänger nicht stand. Dafür bietet "Discworld Noir" aber teils durchaus innovative Rätselkost, wobei vor allem das Geruchsinterface hervorsticht. Zudem waren die Rätsel abseits der zuvor erwähnten Ausfälle meist fair, und machte es durchaus Spaß, zu verhören, zu ermitteln, und zu kombinieren. Die Story war ebenfalls mehr als nur brauchbar, konnte mit einigen netten Wendungen aufwarten, und bot mir ausreichend Antrieb, um mich selbst von der einen oder anderen Frustpassage nicht vom Weiterspielen abhalten zu lassen. Und auch wenn die meisten Figuren extra für das Spiel geschaffen wurden, so gibt es doch auch ein paar Gastauftritte bekannter und beliebter Protagonisten von der Scheibenwelt. Die größte Stärke ist jedoch, wie schon bei den Vorgängern, der Humor, wobei "Discworld Noir" auch hier eine etwas andere (weniger alberne und dafür deutlich zynischere), aber meines Erachtens nicht minder gelungene Richtung einschlägt. Vor allem die teilweise wieder einmal sehr ausführlichen Dialoge sowie Lewtons oftmals satirisch-trockene Kommentare sorgen dafür, dass sich der Spielspaß von der ersten bis zur letzten Minute – und trotz des einen oder anderen Schönheitsfehlers – auf hohem Niveau bewegt.

Gesamtwertung:       80%

Christian Siegel


Weiterführende Links:
Review zu "Discworld"
Review zu "Discworld II: Vermutlich vermisst?!"





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