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Wing Commander: Der Preis der Freiheit Drucken E-Mail
Etwas eigenwillige Adaption des PC-Spiels Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 26 September 2015
 
Titel: "Wing Commander: Der Preis der Freiheit"
Originaltitel: "Wing Commander: The Price of Freedom"
Bewertung:
Autoren: William R. Forstchen & Ben Ohlander
Übersetzung: Rainer Gladys
Umfang: 445 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe
Veröffentlicht: 2000 (D) bzw. 1996 (E)
ISBN: 978-3-4042-3226-7
Kaufen: Taschenbuch (D), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Zwei Jahre nach dem Sieg gegen die Kilrathi wird der Reservist Christopher Blair, der sich in der Zwischenzeit auf einem abgelegenen, rückständigen Planeten als Farmer versucht hat, wieder in en aktiven Dienst eingezogen. Im Randgebiet zu den Grenzwelten kam es zuletzt vermehrt zu Übergriffen. Mit ihm als Geschwaderkommandant will Admiral Tolwyn ein Zeichen setzen, die Piraten der Grenzwelten von weiteren Angriffen abhalten und so eine Ausweitung des Konfliktes verhindern. Doch nachdem er seinen Dienst auf der T.C.S. Lexington angetreten hat, kommen Colonel Blair zunehmend Zweifel an seinen Einsätzen. Als schließlich sein früherer Captain, William Eisen, zusammen mit ein paar Piloten zu den Grenzwelten überläuft, schließt sich Colonel Blair ihm an. Gemeinsam werden sie auf eine Verschwörung innerhalb der Konföderation aufmerksam, die krampfhaft versucht, einen Krieg mit den Grenzwelten vom Zaun zu brechen. In weniger als einer Woche wird der Senat über eine offizielle Kriegserklärung abstimmen. So viel Zeit bleibt ihnen noch, um Beweise für die Verschwörung zu sammeln, die Hintermänner aufzudecken, und so einen verheerenden Bürgerkrieg doch noch zu verhindern…

Inhalt: Von der Handlung her ist "Wing Commander IV – The Price of Freedom" zweifellos mein Liebling. Die Story ist komplex und wendungsreich, wartet mit einigen dramatischen Höhepunkten auf, und man hat insgesamt mehr das Gefühl, einen Film zu spielen, als ein Spiel – jedoch ohne dabei auf billige Entscheidungs- und Knopfdrück-Einlagen, wie man das sonst von interaktiven Filmen gewohnt ist, beschränkt zu sein. Aufgrund der Tatsache, dass ich die Story dieses Spiels als die stärkste aller Geschichten der Reihe einschätze, und die Handlung zudem im Vergleich zu "Wing Commander III" – von unterschiedlichen Missionspfaden sowie natürlich der einen großen Entscheidung, gleich überzulaufen oder erst später, abgesehen – doch etwas linearer verläuft, waren eigentlich beste Voraussetzungen für einen tollen, packenden Roman gegeben. Jedoch: Die Romanadaption von William R. Forstchen und Ben Ohlander – wobei letzterer wohl den Löwenanteil der Prosa verfasst haben dürfte – hat mich dann doch eher enttäuscht. Das beginnt schon beim Schreibstil. In seinen früheren und späteren Romanen haben es William R. Forstchen und Andrew Keith verstanden, eine ungemein packende, düstere Atmosphäre aufzubauen, die Raumschlachten spannend zu beschreiben, die Figuren näher zu beleuchten, und so weiter. Ich mag von Forstchens politischen Ansichten nicht viel halten, aber an seinen schreibstellerischen Fähigkeiten konnte – trotz einer Überdosis an Pathos – kein Zweifel bestehen. "Der Preis der Freiheit" wiederum hätten mehr Pathos und Emotionen gut getan. Der gesamte Roman liest sich ungemein trocken, die Raumkämpfe sind fast klinisch geschildert und vermögen es keinesfalls, den Leser quasi ins Cockpit zu setzen und das Adrenalin der Schlacht mitzuerleben, und generell mangelt es "Der Preis der Freiheit" an Spannung, aber auch an Humor. Zusammen mit der epischen Länge macht dies den Roman teilweise doch etwas mühsam. Wirklich zu packen vermochte er mich jedenfalls nie, und insgesamt würde ich den Schreibstil doch als eher dürftig und ziemlich enttäuschend einschätzen.

Auch was den Adaptionsaspekt betrifft ist "Der Preis der Freiheit" kein Highlight. Zugegeben, selbst wenn man sämtliche Raumkämpfe rausstreicht würde wohl noch zu viel Handlung für einen einzigen, halbwegs kompakten Roman übrig bleiben. Dass man da und dort kürzen musste, ist somit nur verständlich. Jedoch: Wo und wie das passiert ist, bzw. generell die Schwerpunkte, die Forstchen und Ohlander hier setzen, sehe ich doch eher kritisch. So nimmt das erweiterte Intro (also inklusive der Ankunft auf der Lexington) bereits knapp 100 Seiten ein, und wird um einen Prolog mit Blair als Farmer ergänzt. Grundsätzlich ja eine legitime Entscheidung – wenn ihnen dann aber zum Ende des Romans hin der Platz ausgeht so dass sie über das hochdramatische Finale hinweghetzen müssen, bzw. in weiterer Folge auch zahlreiche wichtige Entwicklungen aus dem Spiel einfach gekürzt werden, dann sehe ich diese Entscheidung doch eher kritisch. Auffällig auch, dass die Konfrontation in der Bar hier ganz anders verläuft. Auch hier kann man wieder sagen, dass die Autoren durch Blairs Niederlage – und Angst – versuchen, der Figur bzw. dem Roman mehr Tiefe zu verleihen. Dem Spieler, der die Vorlage kennt, hilft es aber nicht gerade, seinen Weg in die Handlung zu finden, wenn sich so früh bereits ein derart eklatanter Unterschied findet, und man mit dem Dialog "You're gonna wish you never met me." "I already do" zugleich eine der coolsten Momente des Hauptcharakters ausspart. Wie Blair generell ein bisschen wie ein Schwächling bzw. Feigling daherkommt, und ich die Figur kaum wiedererkennen konnte. Auch die Freude darüber, einberufen worden zu sein und wieder ins Cockpit steigen und kämpfen zu können, die Mark Hamill im Spiel so schön zur Geltung brachte, wird völlig eingespart.

Auch danach gibt es noch zahlreiche Unterschiede. Einer der auffälligsten ist sicherlich, dass die Grenzweltler hier nicht mit neuen Raumschiffen, sondern mit Sabres, Broadswords, Ferrets, Rapiers etc. aus "Wing Commander II" herumfliegen. Grundsätzlich eine coole Idee, und rückwirkend betrachtet hätte ich es schön gefunden – und es durchaus Sinn ergeben – wenn das im Spiel auch so gewesen wäre. Hätte dem ganzen einen netten retro-touch verliehen und dafür gesorgt, dass die Spiele etwas näher zusammenrücken. Dennoch finde ich, hätte man sich hier letztendlich am Spiel orientieren müssen, und ich glaub einfach nicht, dass das soooo eine kurzfristige Entscheidung war. In weiterer Folge wird dann immer wieder ordentlich gekürzt – worunter in erster Linie die anderen Figuren leiden. Blairs zunehmende Freundschaft zu Maniac, die in den Spielen für zahlreiche amüsante Momente sorgte, kommt so gut wie gar nicht zur Geltung, Vagabond wird auf einen Gastauftritt reduziert und seine Figur damit um ihren dramatischen Abschluss gebracht, und die tragische Catscratch-Handlung wird überhaupt komplett ausgespart. Stattdessen wird Blair – im Gegensatz zum Spiel, wo man auf eine ebensolche verzichtete – eine Romanze zu Sosa angedichtet, die ich ebenfalls eher entbehrlich fand. Und der Ausgang des Geschehens war im Spiel viel schöner, als hier. Zuletzt sei auch noch erwähnt, dass die Autoren just bei der einen großen nicht-linearen Entscheidung in meinen Augen den falschen Pfad einschlagen, in dem sie Blair nicht gleich überlaufen lassen und der Figur damit die Entscheidung quasi abnehmen, da er zuletzt dann eigentlich keine andere Wahl mehr hatte. Dadurch wirkt die Figur irgendwie weniger aktiv, wirkt es eher so, als wäre er von den Ereignissen hineingezogen und zu dieser Entscheidung gezwungen worden. Hätte er diese aus freien Stücken getroffen, hätte ich dies besser gefunden. Insgesamt lebt "Der Preis der Freiheit" somit in erster Linie von der gelungenen Grundstory, die selbst in dieser suboptimalen Adaption nach wie vor gefallen kann.

Fazit: Der Roman zu "Der Preis der Freiheit" hat mich – abseits der aus dem PC-Spiel bereits bekannten Grundgeschichte, die ich für die beste aller "Wing Commander"-Spiele halte – doch ziemlich enttäuscht. Vom Schreibstil her fällt dieser Roman im Vergleich zu den anderen deutlich ab. Atmosphäre kommt keine auf, die Raumkämpfe sind sehr steril geschrieben, dem ganzen Roman mangelt es an Spannung, und insgesamt ist der Schreibstil ungemein trocken. Auch der Humor, der in der Vorlage für zahlreiche witzige, auflockernde Momente gesorgt hat, fristet hier ein Schattendasein. Darüber hinaus wurden bei dieser Adaptierung aus meiner Sicht teilweise falsche Schwerpunkte gesetzt, wurde einiges künstlich gestreckt und ausgeschmückt, und dafür zahlreiche andere, teils dramatische Wendungen gekürzt. Gerade auch alle Figuren abseits von Blair leiden darunter enorm, und selbst dieser kommt nicht ganz unbeschadet davon, war er für mich doch teilweise kaum wiederzuerkennen. Lobenswert ist letztendlich in erster Linie – aus dem Spiel bereits bekannte – Story selbst, die selbst in dieser suboptimalen Adaption trotzdem immer noch zu gefallen weiß, sehr abwechslungs- und wendungsreich ist, und mit zahlreichen Höhepunkten aufwarten kann. Dennoch sehe ich offen gestanden wenig Grund, den Roman zu lesen – der darüber hinaus ja auch noch auf das Gefühl, die Handlung zu spielen/meistern und damit selbst zu beeinflussen, verzichten musst, und im Vergleich zum Spiel linear abläuft – wenn man in der gleichen Zeit genauso gut das Spiel durchzocken könnte.

Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel





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