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Discworld: Feet of Clay Drucken E-Mail
Die Stadtwache ermittelt in einer Mordserie Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 16 Mai 2015
 
Titel: "Feet of Clay"
Deutscher Titel: "Hohle Köpfe"
Bewertung:
Autor: Terry Pratchett
Umfang: 415 Seiten
Verlag: Corgi Books
Veröffentlicht: Juni 1996
ISBN: 978-0-552-14237-3
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Zwei Morde, die binnen kürzester Zeit in Ankh-Morpork verübt werden, geben der Stadtwache Rätsel auf. So wurde sowohl ein Priester als auch ein Bäcker umgebracht. Doch worin – wenn überhaupt – besteht die Verbindung zwischen beiden Morden? Die einzige Gemeinsamkeit die auffällt ist, dass in beiden Fällen am Tatort Lehm gefunden wird. Kann etwa gar ein Golem für die Morde verantwortlich sein? Aber wie ist das möglich? Und vor allem: Welcher der vielen Golems die in der Stadt ihren eintönigen Tätigkeiten nachgehen könnte dafür verantwortlich sein, und wer hat ihn damit beauftragt? Während die Stadtwache in dieser Angelegenheit ermittelt, ist ihr Anführer Captain Vimes mit einer noch wichtigeren Aufgabe beschäftigt: Denn seit einigen Tagen geht es Lord Vetinari zunehmend schlecht. Offenbar versucht jemand, ihn zu vergiften. Doch wer, warum… und vor allem: Wie?

Review: Ich liebe Krimis, insofern schien "Feet of Clay" teilweise wie für mich geschaffen zu sein. In beiden Handlungssträngen, sowohl bei den Morden als auch beim Giftanschlag auf Lord Vetinari, fand ich es daher sehr spannend, den einzelnen Hinweisen nachzugehen und zu versuchen, den Fall aufzuklären. Besonders gelungen fand ich dabei vor allem letzteren. Nach ca. der Hälfte des Romans dachte ich, ich hätte einen entscheidenden Hinweis von Terry Pratchett, wie das Gift in Lord Vetinaris Körper gelang, entdeckt, und freute mich schon, Captain Vimes ein paar Seiten voraus zu sein. Ich wollte mich fast schon selber loben und mir auf die Schulter klopfen, als Vimes auf einmal die gleiche Idee hatte, und sich diese als falsch herausstellte. Hier ist es Pratchett phänomenal gelungen, mich auf eine falsche Fährte zu führen, bin ich ihm doch auf den roten Hering voll und ganz reingefallen. Unter anderem auch hier offenbart er ein enormes Verständnis darüber, wie Krimis funktionieren, und schreibt ganz bewusst an dessen Kenner und Liebhaber; und nutzt dabei die üblichen Mechaniken, um diese – und somit auch mich – immer schnurstracks aufs Glatteis zu führen. Das fand ich wirklich phantastisch.

Generell hat mir die Handlung in "Feet of Clay" sehr gut gefallen. Besonders gelungen fand ich dabei alles rund um die Golems. Ich habe Gustav Meyrinks Standardwerk in meiner Jugend gelesen, und war darüber hinaus u.a. auch noch aus meinem "Akte X"-Rerun mit der Thematik vertraut. Wunderbar fand ich an Terry Pratchetts Verwendung dieser Legende nicht nur, wie er dabei auf die jüdischen Wurzeln der Legende nicht vergisst, sondern vor allem auch, wie er sie benutzte, um einen Roman über Roboter, künstliche Intelligenz und vor allem auch Vorurteile zu schreiben. Argumente wie "Die nehmen uns doch nur die Arbeitsplätze weg!", die man in der Wirklichkeit oftmals gegenüber Randgruppen (meist Ausländer) zu lesen bekommt, werden hier nun auf die Golems übertragen und dabei als jene Vorurteile und Diskriminierungen offenbart, die sie sind. Diesen sozialkritischen Aspekt – etwas, dass sich übrigens, wenn auch mit anderem Hintergrund, auch in Meyrinks Vorlage finden ließ – fand ich jedenfalls wieder einmal grandios. Wunderbar waren auch wieder die Figuren – ich finde es immer wieder beachtlich, wie es Pratchett gelingt, so viele unterschiedliche und dennoch sympathische und/oder interessante Charaktere zu erschaffen – sowie Pratchetts humorvoller Schreibstil.

Die Handlung selbst war mir indes teilweise schon fast wieder zu verschachtelt, mit zu vielen Hintermännern mit zu vielen bzw. unterschiedlichen Absichten. Vor allem auch zu Beginn fand ich das Geschehen etwas verwirrend, weshalb ich doch einige Zeit gebraucht habe, um in den Roman hineinzufinden. Da und dort hätte sich vielleicht auch etwas kürzen lassen, um die Handlung straffer zu gestalten und somit das Erzähltempo zu erhöhen. Und vor allem auch mit der Thematik der Ahnenforschung konnte ich persönlich herzlich wenig anfangen, weshalb die entsprechenden Stellen bei mir eher Langeweile hervorzuriefen. Hier wollte sich Pratchett wohl über Adelstitel und die Monarchie lustig machen, was zwar grundsätzlich auch durchaus gelungen ist – aber in Österreich halt (mittlerweile) doch nicht mehr den Stellenwert hat, wie z.B. in Großbritannien, weshalb es bei mir nicht ganz so gezündet hat, wie dies im britischen Raum der Fall gewesen sein mag. Das sind allerdings wirklich nur kleine Kritikpunkte, die dem Unterhaltungswert des Romans kaum einen Abbruch taten.

Fazit: In "Feet of Clay" bleibt Terry Pratchett seinem abwechslungsreichen Zugang, verschiedenste Genre im Zuge seiner "Scheibenwelt"-Romane zum Zug kommen zu lassen, treu, und präsentiert einen waschechten, durch und durch überzeugenden Krimi, der mit zahlreichen tollen Momenten, gleich zwei packenden Ermittlungen sowie zahlreichen perfekt platzierten roten Heringen aufwarten kann. Seine Kenntnis über das – und Zuneigung zum – Genre war dabei zu jedem Zeitpunkt spürbar. Sehr gefreut habe ich mich auch über die Rückkehr der Stadtwache, die mittlerweile mit zahlreichen interessanten Figuren aufwarten kann – und die sich in "Feet of Clay" noch einmal über Zuwachs freuen durfte. Und auch die sozialkritischen Untertöne, die insbesondere rund um die Golems deutlich werden, fand ich wieder sehr gelungen. Kleinere Kritikpunkte mögen zwar eine höhere Wertung verhindern – so hat für mich z.B. alles rund um die adelige Abstammung nicht so recht funktioniert, und der Einstieg war noch etwas behäbig und konfus – dennoch fand ich auch "Feet of Clay" wieder sehr gelungen.

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel






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