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Sachbuch zur Geek-Historie mit einigen Schnitzern Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 06 März 2015
 
Titel: "Geek"
Originaltitel: "Geek - La Revanche"
Bewertung:
Autor: Nicolas Beaujouan
Übersetzung: Merle Taeger
Umfang: 208 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 24. November 2014
ISBN: 978-3-86425-443-7
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D)
 

Review: Nach den beiden Eigenproduktionen "Sorge dich nicht, beame!" und "Geek Pray Love", die sich mit dem Phänomen des Fandoms auseinandersetzten und es aus verschiedenen Perspektiven beleuchteten, holte der Cross Cult-Verlag nun quasi als Begleitstück das Sachbuch "Geek" des französischen Autors Nicolas Beaujouan nach Deutschland. Während die beiden Bücher von Andrea Bottlinger und Christian Humberg jeweils u.a. auch als Parodien auf andere Werke angelegt waren, und sich durch eine gehörige Portion Humor – und auch Selbstironie – auszeichneten, nähert sich Beaujouan dem Thema auf etwas trocknere Art und Weise. Was nicht heißen soll, dass Humor in seinem Buch überhaupt keinen Platz hätte – aber ich hatte den Eindruck, dass er sich bemüht, doch etwas sachlicher und wissenschaftlicher an das Thema heranzugehen. Wobei ich mir durchaus vorstellen kann, dass das Buch weniger ernst gemeint war, als es bei mir angekommen ist. So vermute ich, dass gerade auch die Stellen über Nerds, Hipster usw. eigentlich eher scherzhaft gemeint waren – zumindest bei mir ist der entsprechende Humor aber nicht gelandet, weshalb die betreffenden Stellen bei mir doch einen eher abschätzigen und höhnischen Eindruck hinterlassen haben, den ich bedauerlich fand – denn gerade wir Geeks sollten wissen wie es ist, von anderen belächelt und ins Abseits gestellt zu werden.

Negativ bemerkbar machte sich zudem der eine oder andere Fehler, der sich in das Buch eingeschlichen hat. Gut, ok, das Edgar Wright die Regie von "Ant-Man" wieder abgeben musste, konnte der Autor damals natürlich noch nicht wissen (wenn es auch nett gewesen wäre, in der Übersetzung einen entsprechenden Kommentar zu setzen); insofern ist ihm dies nicht anzurechnen. Wohl aber die nachfolgenden Schnitzer: Der Re-Release der "Star Wars"-Trilogie in der Special Edition wird mit 1999, statt 1997, datiert (dafür kam "Die dunkle Bedrohung" bei ihm erst ein Jahr später, nämlich im Jahr 2000, heraus; und ja, ich habe nachgesehen, auch in Frankreich war der Release natürlich schon 1999), aus "Wonder Woman" Lynda Carter wird Lydia Carter, dank eines vermeintlichen Zahlenverdrehers erblickte Godzilla bereits in 1945 (statt 1954) das Licht der japanischen Leinwandwelt, und George Lucas veröffentlichte "seine" Romanfassung zu "Star Wars" (dass diese eigentlich von Alan Dean Foster geschrieben wurde, wird nicht erwähnt) angeblich 1967 (statt 1976; witzigerweise deutet der Text zugleich an, dass der Roman auf den Film gefolgt wäre; dies ist somit gleich doppelt falsch). Unklar war mir auch, auf welche Sequenz aus dem ersten "Star Trek"-Film er sich bezieht, die angeblich 20 Minuten gedauert haben und die Enterprise zelebriert haben soll; die besagte Szene dauert nämlich gerade einmal fünf. Oder war das ironisch gemeint? Zudem behauptet er, dass 1968 "Die Nacht der lebenden Toten" der zweiterfolgreichste Film in den USA gewesen wäre, was ich zumindest mit den von mir bemühten Quellen (die Wikipedia gibt ein Einspielergebnis von maximal 15 Millionen Dollar an – was nicht einmal für die Top 10 reichen würde; Quelle) nicht im Geringsten bestätigen konnte. Und auch seiner Gleichstellung der Begriffe "Remake" und "Reboot" muss ich widersprechen.

Irritierend auch, dass der Autor die Filme "Shaun of the Dead" und "Hot Fuzz" einzig und allein Simon Pegg zuzuschreiben scheint und den Beitrag seines Co-Autors und Regisseurs Edgar Wright mit keinem Wort erwähnt. Diskutieren könnte man zudem darüber, dass Beaujouan G.R.R. Martins Fantasy-Saga – so wie die darauf basierende Fernsehserie – "Game of Thrones" nennt, obwohl die Bücher eigentlich unter den Namen "A Song of Ice and Fire" firmieren. Last but not least wurde bei der Übersetzung nicht darauf geachtet, den französischen Spitznamen für Arnold Schwarzenegger, "Schwarzy", auf den im anglikanischen und deutschsprachigen Raum geläufigen "Arnie" auszubessern. Und das sind nur die Fehler, die mir auf den ersten Blick aufgefallen sind. Nun mag es vielleicht pedantisch wirken, dass ich auf diesen Flüchtigkeitsfehlern so herumreite, und ich bin mir sicher, wer genau sucht, wird in meinen Reviews auch genug Fehler finden (wenn auch wohl eher Rechtschreib-Natur). Nur lasse ich euch meine Reviews halt auch keine rund € 25,- kosten – ich finde, um den Betrag darf man doch etwas mehr Sorgfalt erwarten. Zumal in Zeiten des Internets die Recherche z.B. eines genauen Datums keine Minute mehr dauert. Das Problem sind aber eigentlich nicht die Irrtümer an sich, sondern vielmehr, dass man sich wenn man sie entdeckt unweigerlich fragt, wie viele weitere faktische Fehler sich darin verstecken würden, die einem nur auf den ersten Blick nicht aufgefallen sind. Was den Wert bzw. Informationsgehalt des Sachbuchs halt leider schon merklich reduziert.

Wenn wir allerdings mal im Zweifel für den Angeklagten sprechen und davon ausgehen wollen, dass von den Fehlern die mir aufgefallen sind sonst alles stimmt, ist "Geek" sowohl ein gewisser Unterhaltungswert als auch Informationsgehalt nicht abzusprechen. Beaujouan widmet sich dem weitschweifigen Thema auf angemessen breitgefächerte Art und Weise. So beschäftigt er sich nicht nur mit dem zentralen Thema Film und Fernsehen, sondern wirft u.a. auch einen Blick auf Romane, Comics, Videospiele und sogar Musik. Im Gegensatz zu den (bisherigen) Büchern von Andrea Bottlinger und Christian Humberg steht somit weniger die Person des Geeks im Mittelpunkt, als vielmehr dessen Ursprung bzw. Ursache. Zu jedem der oben angegebenen Themen geht der Autor in der Zeit zurück und wirft einen Blick auf die wichtigsten Werke, welche die Geek-Kultur beeinflusst haben. Dass dabei hie und da ein gewisser Wahrnehmungsfilter erkennbar ist, sei ihm verziehen – denn über einen solchen, der sich aus unseren ganz persönlichen Interessen und Vorlieben ergibt, verfügen wir ja letztendlich alle. Und so wurde ich wenigstens auf das eine oder andere aufmerksam, das sich bisher überwiegend unter meiner Wahrnehmungsschwelle befand – wobei ich insbesondere den ausführlichen Blick auf die japanischen Kulturbeiträge sehr interessant und aufschlussreich fand. Dies ist für mich dann letztendlich auch, was am ehesten für das Sachbuch spricht – denke ich doch, dass in dieser ausführlichen Auseinandersetzung mit dem Thema selbst die größten Geeks noch den einen oder anderen neuen Aspekt und/oder Tipp entdecken dürften.

Fazit: "Geek" leidet in erster Linie unter dem einen oder anderen Flüchtigkeitsfehler, der das Fachwissen des Autors in Frage stellt bzw. untergräbt, sowie den teils etwas höhnischen Ton in bestimmte Richtungen bzw. Gesellschaftsschichten. Die betreffenden Stellen waren wohl scherzhaft gemeint, zumindest bei mir wollte der betreffende Humor aber nicht so recht zünden. Generell vermisste ich da und dort ein bisschen den Witz und die Selbstironie, welche z.B. "Sorge dich nicht, beame!" und "Geek Pray Love" so ausgezeichnet haben. "Geek" ist eine doch eher sachlich-nüchterne Angelegenheit – was nicht heißt, dass das Sachbuch nicht trotzdem interessant wäre. Nicolas Beaujouan gibt hier einen Überblick über die verschiedensten Themen, und wirft einen Blick auf die Geek-Kultur, von ihren Anfängen in den 50ern bis heute. Dabei stellt er vor allem jene Werke in den Mittelpunkt, welche diese maßgeblich geprägt haben – wobei er sich nicht nur auf Filme und Serien konzentriert, sondern seinen Blick auch auf Romane, Comics, Videospiele, Musik usw. richtet. Da letztendlich jeder Geek seine eigenen Interessen, Schwerpunkte und Vorlieben hat, lässt sich in Beaujouans Aufstellung sicherlich noch der eine oder andere Tipp finden, den man bislang vielleicht noch nicht auf dem Radar hatte – worin ich letztendlich auch das größte Argument für das Sachbuch sehe. Mit der von Andrea Bottlinger und Christian Humberg verfassten verlagsinternen Konkurrenz kann "Geek" aber nicht mithalten.

Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel


Weiterführende Links:
Review zu "Geek Pray Love"





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