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Carl Sagans wissenschaftlich-spekulatives SF-Epos Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 06 Dezember 2014
 
Titel: "Contact"
Originaltitel: "Contact"
Bewertung:
Autor: Carl Sagan
Übersetzung: Meike Werner
Umfang: 434 Seiten (englische Ausgabe)
Verlag: Pocket Books/Droemer Knaur
Veröffentlicht: 1985 (E) bzw. 1997 (D)
ISBN: 978-0-671-00410-1 (E), 978-3-42660-765-7 (D)
Kaufen: Taschenbuch (D), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Dr. Ellie Arroway arbeitet für das SETI-Programm. Eines Tages empfängt man mit dem Radioteleskop tatsächlich ein Signal von den Sternen. Da alle Primzahlen bis 100 gesendet werden, kann ein natürliches, zufälliges Signal ausgeschlossen werden – es handelt sich demnach also tatsächlich um eine Nachricht einer außerirdischen Intelligenz. Das Signal wird vom nahegelegenen Vega-System empfangen, und als man dieses genauer analysiert, findet man nicht nur eine Videoaufzeichnung – eine von der Erde ins All gesendete TV-Übertragung – sondern zudem die Anleitung zum Bau einer Maschine unbekannter Funktion. Obwohl einige befürchten, dass es sich dabei um eine Art Weltuntergangsmaschine handeln könnte, beschließt ein Konsortium der wichtigsten Regierungen der Welt, die erforderlichen Ressourcen aufzuwenden und die Maschine zu bauen. Kurz vor dem Millennium ist es dann soweit, und Ellie Arroway besteigt mit vier anderen Astronauten die Maschine – und erlebt das Abenteuer ihres Lebens…

Review: Nachdem ich den Film "Contact" nun also endlich nachgeholt hatte, hielt ich es auch für an der Zeit, mir Carl Sagans Romanvorlage vorzuknöpfen. Dabei fiel mir grundsätzlich mal auf, dass die Verfilmung im Großen und Ganzen recht werksgetreu ist – wenn man sich auch da und dort Freiheiten genommen hat. So ist die Film-Ellie ab ihrem neunten Lebensjahr Vollwaise (was prima funktioniert hat, da es ihren Drang nach einer Art Verbindung – auch wenn diese "nur" zu den Sternen besteht – erklärte), während im Roman ihre Mutter noch lebt und nach dem Tod ihres Vaters einen anderen Mann heiratet. Die Entwicklung der Maschine gestaltet sich ein wenig anders – was unter anderem auch der Tatsache geschuldet ist, dass Carl Sagan den Zusammenbruch der Sowjetunion nicht vorhersehen konnte. Zudem wurde der Liebesgeschichte im Film deutlich mehr Platz eingeräumt, während diese im Roman eher kaum eine Rolle spielt (und Ellie zudem einen Großteil des Romans eigentlich mit einem anderen Mann zusammen ist). Der größte Unterschied ist aber wohl, dass Ellie im Film allein auf ihre Reise aufbricht, während sie im Roman nur Teil einer fünfköpfigen Astronautencrew ist. Selbstverständlich musste im Vergleich zum Roman natürlich vieles verkürzt, gestrafft und vereinfacht werden – aber von den oben genannten Änderungen abgesehen sind sich Buch und Film näher als ich das erwartet hatte.

Dementsprechend ist auch meine Meinung zum Roman jener zum Film sehr ähnlich. In beiden Fällen konnte mir das erste Drittel – bzw. im Falle des Buchs genauer gesagt dessen erster Teil von dreien – am besten gefallen. In erster Linie natürlich alles rund um den Empfang der Nachricht, aber auch der Einstieg davor hat mir gut gefallen. Carl Sagan zeichnet dabei ein faszinierendes Portrait seiner Hauptfigur, angefangen bei der Geburt über die Mühen der Teenagerjahre bis hin zu ihrer Tätigkeit beim SETI-Projekt. Ein interessanter Aspekt, der im Film leider nicht aufgegriffen wurde, und der mir deshalb im Roman sehr positiv ins Auge gestochen ist: Carl Sagan thematisiert hier die Tatsache, dass aufgrund der Drehung der Erde keine Nation die komplette Nachricht empfängt. Dementsprechend müssen die Regierungen, falls sie nicht auf die Wiederholung der Message warten wollen, zusammenarbeiten, und ihre jeweiligen Aufzeichnungen miteinander austauschen. Was für eine clevere Art und Weise, um seitens der außerirdischen Intelligenz sicherzustellen, dass diese nur dann Kontakt mit ihnen aufnimmt, wenn deren Bewohner dazu bereit sind, zu kooperieren.

Wie im Film fand ich den zweiten Teil des Buchs dann am Schwächsten – wenn auch aus gänzlich anderen Gründen. Während mich dort der Umweg rund um Drumlin gestört hat, wird diesem im Buch dankenswerterweise vergleichsweise wenig Beachtung geschenkt (wie ihr Verhältnis zueinander generell deutlich weniger antagonistisch ausfällt, und Drumlin bzw. eigentlich alle Figuren vielschichtiger gezeichnet sind). Tatsächlich sind wir beim Terroranschlag nicht einmal live dabei, und verkommt dieser teilweise schon fast zu einer Randnotiz. Allerdings verliert sich Carl Sagan an dieser Stelle des Romans einerseits in vergleichsweise unbedeutenden Nebenhandlungen (wie rund um Haddens Babylon), vor allem aber in seinen wissenschaftlichen Ausführungen. Nicht falsch verstehen: Die Tatsache, dass Sagan diesen Roman um zahlreiche wissenschaftliche Fakten und auch Analysen anreichert, bereichert den Roman grundsätzlich ungemein, vor allem auch aufgrund seiner Expertise. Nur tritt im zweiten Teil des Romans die Handlung ziemlich auf der Stelle, während die wissenschaftlichen Vorträge teilweise Überhand zu nehmen drohen. Vor allem auch das Kapitel, wo Ellie den Reverend trifft, zog sich aufgrund der damit verbundenen seitenlangen theologischen Diskussion doch ziemlich, und brachte die Erzählung zu einem abrupten Halt. Jedenfalls hatte ich insgesamt den Eindruck, dass im 2. Teil des Romans narrativ zu wenig vorwärtsging und es an großen Entdeckungen, Entwicklungen oder Offenbarungen mangelte.

Dem dritten Teil stehe ich dann – auch hier wieder, genau wie beim Film – zwiespältig gegenüber. Grundsätzlich finde ich es – nicht zuletzt aufgrund der deutlich internationaleren Ausrichtung der Mission im Buch, die mir auch besser gefällt als der US-zentrische Ansatz des Films – richtig, logisch und gut, dass man nicht nur eine Person schickt, sondern fünf Astronauten in die Maschine setzt. Die Reise sowie die Begegnung mit den Außerirdischen fand ich dann da wie dort faszinierend, auch wenn es dem Roman im Vergleich zum Film natürlich an den entsprechenden Schauwerten mangelt. Kompensiert wurde dies in meinen Augen damit, dass das Buch dafür im Gespräch zwischen Ellie und ihrem "Vater" auch noch ein paar nette Theorien einfließen lässt und wir einen Blick auf ein noch größeres Bild des Weltraums erhaschen, als dies im Film der Fall ist. Der da wie dort bewusst frustrierende Ausgang des Geschehens stößt mir aber insofern im Roman sogar noch einmal schwerer auf, da es sich in diesem Fall aufgrund der Tatsache, dass die fünf das gleiche berichten, ja um eine Massenhalluzination handeln müsste. Noch dümmer fand ich den Vorwurf, die hätten sich das doch tatsächlich alles ausgedacht. Carl Sagan will damit wohl auf die absurden Verschwörungstheorien bezüglich der Mondlandung anspielen, aber die werden wenigstens nur von ein paar Verrückten verbreitet, während hier der Chef des Komitees dies doch ernsthaft als mögliche Begründung ins Feld führt. Hier schoss Sagan in meinen Augen weit über das Ziel hinaus. Immerhin: Mit dem Brief ihrer Mutter und dem neuen Signal hat der Roman dann doch einen etwas versöhnlicheren Abschluss zu bieten, als der Film.

Fazit: Auch wenn es da und dort individuelle Unterschiede gibt, mir das eine oder andere im Buch besser gefallen hat als im Film und umgekehrt, liegen die Verfilmung und die Romanvorlage grundsätzlich recht nah beieinander – was sich dann letztendlich auch in meiner Kritik und meiner Wertung niederschlägt. Letztendlich sehe ich da wie dort das rund erste Drittel als den besten und faszinierendsten Teil der Erzählung an, während diese im Mittelteil etwas an Tempo, Faszination und Dramatik einbüßt (wenn auch aus unterschiedlichen Gründen; im Falle des Romans lag es in erster Linie an den etwas ausufernden wissenschaftlichen und theologischen Diskursen sowie dem einen oder anderen Haken den die Handlung schlug). Das letzte Drittel schwankt dann wiederum zwischen faszinierend und frustrierend, wobei ich das Ende im Roman fast noch dämlicher fand als im Film, angesichts der Tatsache, dass die fünf Astronauten alle das gleiche berichten. Letztendlich ist auch letzteres hauptverantwortlich dafür, dass sich die Romanvorlage zu "Contact" trotz der teils faszinierenden wissenschaftlichen Thesen – die im Film natürlich deutlich zurückgefahren werden mussten – mit der gleichen Wertung die auch der Film einheimsen konnte begnügen muss.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel





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