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Köstliche, abgefahrene "Star Trek"-Parodie Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 13 September 2014
 
Titel: "Redshirts"
Originaltitel: "Redshirts"
Bewertung:
Autor: John Scalzi
Übersetzung: Bernhard Kempen
Umfang: 306 Seiten (englische Ausgabe)
Verlag: Gollancz/Heyne
Veröffentlicht: 05. Juni 2012 (E) bzw. 12. November 2012 (D)
ISBN: 978-0-575-13430-0 (E), 978-0-76531-699-4 (D)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Fähnrich Andrew Dahl hat vor kurzem die Weltraumakademie erfolgreich abgeschlossen, und wurde nun der Intrepid, dem Flaggschiff der Universal Union, zugeteilt. Im Raumdock freundet er sich mit einigen anderen neuen Rekruten an, und gemeinsam gehen sie an Bord, um zusammen mit der restlichen Crew der Intrepid mutig dorthin vorzustoßen, wo noch nie ein Mensch gewesen ist. Doch bereits kurz nach ihrer Ankunft kommt es zu einigen seltsamen Vorkommnissen. Warum verstecken sich die anderen Labormitarbeiter immer, sobald ein Mitglied der Kommandocrew in ihre Abteilung kommt? Wie funktioniert das seltsame Zaubergerät, das aussieht wie eine Mikrowelle, und immer genau jenen Stoff herstellt, der zur Rettung eines Mitglieds der Brückenbesatzung verwendet wird? Und wie kommt es, dass bei jeder einzelnen Außenmission mindestens ein Mitglied des Landetrupps – zumeist von der Sicherheit – stirbt, aber die Kommandocrew stets mehr oder weniger unbeschadet zurückkommt? Sind der Captain und seine Kommandocrew etwa inkompetent? Oder steckt etwas völlig anderes, gar unglaubliches, dahinter?

Review: Die Grundidee von "Redshirts" ist einfach nur wundervoll, da herrlich ironisch und originell: Die – aus "Star Trek" bekannten – Rothemden die auf Außenmissionen immer sterben um aufzuzeigen, dass die Situation auch wirklich gefährlich ist, kommen dahinter, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Sie werden also quasi "self-aware" (die deutsche Übersetzung "selbstbewusst" trifft den Sinn dieses Wortes in meinen Augen nicht ganz), und versuchen, ihr Schicksal zu verändern. Die ganze Art und Weise wie John Scalzi das beschreibt, und sie langsam das große Geheimnis dahinter aufdecken, fand ich einfach nur köstlich. Die Mechaniken dahinter, wie einige an Bord der Intrepid damit umgehen, z.B. in dem sie sich verstecken, und so weiter… das alles ist ungemein einfallsreich und unterhaltsam. Großartig auch die Figuren, die Scalzi dafür geschaffen hat. Ganz un-Rothemden-like werden einem Andrew Dahl und seine Freunde schnell sympathisch, was insofern auch wichtig ist, da man dann wenn sie versuchen ihr vermeintlich unausweichliches Schicksal zu verhindern auch wirklich mit ihnen mitfiebert. Was die Auflösung was es mit der Intrepid auf sich hat betrifft, war ich kurzzeitig etwas irritiert, da ich eine Antwort erwartet hatte, die weniger in die Meta-Ebene geht. Da es von Scalzi aber sehr lustig beschrieben wurde – z.B. wie Dahl und seine Kollegen quasi in die Erzählung hineingezogen wurde – gelang es mir nach kurzer Eingewöhnungszeit, mich darauf einzustellen. Die ersten rund 150 Seiten hat mich "Redshirts" jedenfalls phänomenal unterhalten.

Der zweiten Hälfte sehe ich etwas skeptischer gegenüber. Das beginnt schon mit der verrückten Lösung, die Dahl und seine Kumpanen ersinnen, um sich selbst zu retten. Die Idee, aus einer fiktiven Zukunft in die reale (?) Gegenwart zu springen um die weitere Produktion der Serie zu verhindern, war mir dann selbst für einen SF-Roman zu abgefahren. Auch die versuchten Erklärungen, wie z.B. dass die Zukunft keine reine Fiktion an sich ist, sondern nur durch die Fiktion aus der Vergangenheit quasi gesteuert bzw. davon beeinflusst wird, überzeugte mich nicht wirklich. Mit einer Wendung auf der letzten Seite versucht er dann zwar noch, das in sich stimmig zu machen, und eine Erklärung für alles zu finden, aber das war mir schon fast zu spät. Auch davon abgesehen fand ich ihre Abenteuer in der Gegenwart nicht mehr so spannend. Zumal es ihnen in meinen Augen dann auch etwas zu leicht gelang, Schauspieler, Produzenten, Drehbuchautoren usw. davon zu überzeugen, wer sie sind – wobei man auch diesen Kritikpunkt durch den angedeuteten Twist auf der letzten Seite wieder erklären/wegwischen könnte. Immerhin, alles rund um den Sohn des Produzenten und wie man die Möglichkeiten der Serie nutzt, um ihn zu heilen – und sich so beide Seiten quasi selbst helfen – hat mir sehr gut gefallen. Es gab dem ganzen einen emotionalen Kern, und war eine originelle Lösung für ein schwieriges Problem (nämlich: Wie bringt man die Produzenten dazu, dem Anliegen der Figuren Folge zu leisten). Dennoch konnte dieser Teil der Erzählung in meinen Augen nicht mehr ganz an den grandiosen Einstieg anknüpfen.

Zuletzt gibt es dann auch noch drei Epiloge, die gemeinsam in etwa ein Viertel des Romans ausmachen, was ich dann doch irgendwie vom Aufbau her eher seltsam fand. Damit reduziert sich die eigentliche Geschichte schon fast auf Novellengröße, was mich zwar nicht gestört hat – mir ist ein kurzer, knackiger Roman in genau der richtigen Länge die nötig war um die Geschichte zu erzählen lieber, als wenn sich der Autor gemüßigt sieht, sie mit Füllmaterial anzureichern um eine bestimmte Länge zu erzielen – aber wenn man einen Roman in die Hand nimmt geht man halt doch eher davon aus, dass die Geschichte eben diesen auch ausfüllt. Insofern kann ich verstehen, wenn der eine oder andere von der Länge dieser Epiloge irritiert ist. Zumal ich sie leider auch in ihrer Qualität stark abnehmend fand. Den ersten empfand ich nämlich noch als wunderbaren, die Geschichte perfekt aufgreifenden, fortführenden und aus einer anderen Perspektive betrachtenden Abschluss. Sehr originell, super geschrieben, sehr unterhaltsam. Beim zweiten Epilog hatte ich in erster Linie das Problem, dass dieser vom Sohn des Produzenten geschrieben wurde, bei dem davor nie etabliert wurde, dass er auch nur ansatzweise über ein solches literarisches Talent verfügen würde. Außerdem war mir seine "Stimme" jener von Scalzi bei der Geschichte selbst zu ähnlich. Ich finde, damit das funktioniert, hätte er seinen Stil merklich ändern müssen, damit es wirklich so wirkt, als wäre dieser Epilog von jemand anderem geschrieben worden. Und der letzte war dann ganz klar der schwächste, zwar mit netter Grundidee, aber dämlich-kitschigem Happy End, das mir leider doch ziemlich sauer aufgestoßen ist.

Fazit: "Redshirts" ist eine köstliche Parodie auf die klassische "Star Trek"-Serie im Allgemeinen und die dortigen ständigen Rothemden-Opfer im Besonderen. Originell, einfallsreich und köstlich geschrieben, konnte mich dabei vor allem die erste Hälfte des Buchs glänzend unterhalten. Nach der Zeitreise in die Vergangenheit fiel "Redshirts" bei mir allerdings etwas ab, und vor allem auch von den drei überraschend langen Epilogen konnte mir nur der erste so richtig gefallen. Fans der klassischen "Star Trek"-Serie die einer ironischen Betrachtung ihrer Lieblingsserie gegenüber aufgeschlossen sind, sollten von "Redshirts" aber zumindest stellenweise glänzend unterhalten werden.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel





Kommentare (2)
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1. 13.09.2014 14:14
 
Danke dafür
Danke für das Vorstellen des Buches, werde mir das mal genauer anschauen und ggf. bestellen, klingt auf jeden Fall lustig und interessant. 
Ihr gebt euch hier mit der Webseite immer viel Mühe und erhaltet nur wenige Kommentare - bin normaler Weise auch ein stiller Mitleser aber heute musste ich einfach mal meinen Senf dazu geben. :) 
Macht weiter so! *Werbung-Klick*
 
2. 13.09.2014 19:10
 
Danke dafür
Hallo Hans, vielen Dank für das Lob! Tut immer wieder gut und geht runter wie Öl :). Ich hoffe, du hast mindestens so viel Spaß mit dem Buch wie ich!
 

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