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Star Wars - Episode I: Die dunkle Bedrohung Drucken E-Mail
Enttäuschender, unnötiger Comic zum Film Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 15 Dezember 2013
 
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Titel: "Star Wars - Episode I: Die dunkle Bedrohung"
Originaltitel: "Star Wars - Episode I: The Phantom Menace"
Bewertung:
Autor: Henry Gilroy
Zeichnungen: Rodolfo DaMaggio
Tusche: Al Williamson
Farben: David Nestelle
Lettering: Steve Dutro
Cover: Hugh Fleming
Umfang: 100 Seiten
Verlag: Panini
Veröffentlicht: 16. Januar 2012 (D, Neuauflage) bzw. August 1999 (E)
ISBN: 3-8620-1315-4
Kaufen: Deutsch, Englisch (Softcover), Englisch (Kindle), "The Complete Saga"-Sammelband
 

Kurzinhalt: Um gegen die Besteuerung der Handelsrouten zu protestieren, verhängt die Handelsföderation eine Blockade über den Planeten Naboo. Der Kanzler der Republik schickt zwei Jedi-Ritter aus, um zu verhandeln. Doch noch ehe die Verhandlungen beginnen können, versucht sich der Vizekönig den Jedi zu entledigen. Qui-Gon Jinn und seinem Padawan Obi-Wan Kenobi gelingt es, zu entkommen, und sich auf den Transportschiffen zu verstecken, welche eine Droiden-Armee auf den Planeten bringen. Dort angekommen suchen sie Königin Amidala auf, um sie über die Lage in Kenntnis zu setzen. Die Königin beschließt daraufhin, einen Versuch zu unternehmen, nach Coruscant zu gelangen, um im Senat vorsprechen zu können. Doch als man die Blockade durchbricht wird das Schiff beschädigt, und sie stranden auf dem Wüstenplaneten Tatooine – wo sie schon bald die Bekanntschaft eines ganz besonderen Jungen machen: Anakin Skywalker…

Review: Zwar habe ich schon so manchen Filmroman gelesen, aber mir einen Comic vorzuknöpfen der auf einem Film basiert war mal eine neue Erfahrung für mich. Filmromane mag ich grundsätzlich ja ganz gerne. Buch und Film, das sind einfach zwei derart unterschiedliche Medien, dass beide ihren Reiz und ihre jeweiligen Stärken und Schwächen haben können. So erlaubt es ein Roman, etwas mehr in die Tiefe zu gehen, und oftmals findet man in solchen "novelizations" neue Szenen, die zwar mal im Drehbuch standen, aus Gründen der Dramaturgie jedoch aus dem Film herausgeschnitten wurden. Wenn das Ganze dann noch dazu gut geschrieben ist, wie es z.B. üblicherweise bei den Filmromanen von Peter David der Fall ist, dann kann sich so etwas durchaus lohnen. Im vorliegenden Fall war ich hingegen von vornherein etwas skeptisch, was das wohl werden würde; sind Comics doch quasi eine Mischform aus Roman und Film. Da sah ich die Gefahr, dass im Endeffekt weder Fisch noch Fleisch dabei herauskommt – und auch wenn ich mir nach einem einzigen Filmcomic noch kein endgültiges Urteil erlaube, wurden meine Befürchtungen vom Comic zu "Die dunkle Bedrohung" leider voll und ganz bestätigt.

Zuerst einmal leidet "Die dunkle Bedrohung" (hier und in weiterer Folge ist damit der Comic gemeint) darunter, dass auch der Film die meines Erachtens schwächste Story der gesamten Saga hat. Dafür kann Henry Gilroy natürlich nichts, aber wie sagt man so schön: mitgefangen, mitgehangen. Wo im Film die Actionszenen, die Effekte und die Musik noch halbwegs was rausreißen, sind das allesamt Stärken, die im Comic naturgemäß fehlen. Dadurch macht sich die mäßige Geschichte hier letztendlich um einiges stärker bemerkbar. Leider bietet "Die dunkle Bedrohung" gegenüber dem Film was die Geschichte betrifft generell keinen Mehrwert, wie z.B. durch neue, unbekannte Szenen. Zwar sind die Dialoge da und dort etwas anders und gibt es gaaaaanz vereinzelt Bilder mit Momenten, die man aus dem Film nicht kennt (wie ein kurzes 1-Bild-Gespräch zwischen Anakin und Padme, bevor sie sich auf den Planeten Naboo begeben), viel häufiger kommt es allerdings vor, dass Dialoge und Szenen aus dem Film für die Comic-Fassung herausgeschnitten wurden. Hier hätte ich es wirklich vorgezogen, man hätte den Comic einfach noch 20-40 Seiten länger gemacht, denn so ist Henry Gilroy dazu gezwungen, förmlich durch die Handlung zu hetzen, und einige tolle Momente auszulassen.

Ganz besonders deutlich zeigt sich das beim Podrennen, das im Comic nur wenige Seiten einnimmt, und wo vor allem der Showdown zwischen Anakin und Sebulba völlig fehlt. In einem Bild sind sie nebeneinander, dann explodiert was, und im nächsten fährt Anakin ins Ziel und wird als Sieger verkündet. Wirkung beim Leser: 0. Zuvor geht einem beim Flug durch den PLANETENKERN die zweite (zugegebenermaßen eh einfallslose) Begegnung mit großen Raubfischen ab. Auch das Finale des Films, wo sich die Handlung auf vier verschiedene Schauplätze verteilt, erweist sich als zu große Herausforderung, wenn es darum geht, es gelungen und packend in den Comic zu übernehmen. Wir bekommen teilweise nur 3-4 kurze Bilder von einem Schauplatz, und schon schwenken wir wieder woanders hin. Der Erzähl- und Lesefluss wird so ständig gestört, weshalb keine Spannung aufkommt. Und vor allem das Ende ist dann viel zu überhastet. In einer Szene stimmt Yoda noch ein, dass Obi-Wan Anakin ausbilden darf, und danach präsentiert man uns nur mehr ein einziges großes Bild, auf dem die Feierlichkeiten auf Naboo zu sehen sind. Was dieses Bild darstellen soll, der ganze Kontext dahinter, das alles geht im Comic dahinter. Dementsprechend ist das letzte Bild eigentlich ohne Kenntnis des Films nicht zu verstehen. Und spätestens an diesem Punkt finde ich, hat man bei der Adaptierung aber etwas ordentlich falsch gemacht – denn das man die Erzählung aus einem anderen Medium kennen muss, um ihr im entsprechenden Medium folgen zu können, sollte nun wirklich nicht sein.

Weitere Schwächen: Da man ansonsten 2x Text (der ohnehin schon recht klein gedruckt ist) in einem Bild hätte unterbringen müssen, wird auf Fremdsprachen verzichtet. Selbst darauf, die betreffenden Textstellen in anderer Schrift oder ähnliches darzustellen um sie irgendwie hervorzuheben, wird verzichtet. Während die Designs überwiegend mit dem Film übereinstimmen, gibt es auch ein paar komische Änderungen; so als basierte der Comic auf einer früheren Storyboard-Fassung bzw. einem früheren Entwurf. Exemplarisch seien der Jedi-Tempel (der wenn man ihn nicht als solchen bezeichnen würde nicht wiederzuerkennen wäre) und die Barriere im Reaktorraum auf Naboo zu nennen. Vor allem letztes sticht negativ hervor, da es sich nicht um Schilde, sondern um Strahlen handelt. Da fragt man sich unweigerlich, warum man nicht einfach unten durchkriecht. Und war Jar Jar bereits im Film nervtötend, erweist er sich spätestens hier als unerträglich – hatte ich doch im geschriebenen Zustand noch deutlich mehr Probleme, zu verstehen, was er denn eigentlich von sich gibt. Und auch eine Beschreibung fand ich unpassend: So schreibt Henry Gilroy am Ende, als sich Obi-Wan in den Reaktorraum begibt, "…to defend his fallen master." Rächen, vielleicht. Aber verteidigen? Das sehe ich nicht wirklich. Bis Obi-Wan im Raum war hätte Darth Maul Qui-Gon zehn mal den Todesstoß versetzen können wenn er dies für nötig erachtet hätte.

Das einzige, was "Die dunkle Bedrohung" ansatzweise rettet, sind die netten Bilder. Denn wenn das Ganze schon inhaltlich nicht wirklich überzeugen kann – teilweise aufgrund des Drehbuchs, teilweise aber einfach auch, da man sich nicht genug Zeit bzw. Platz nehmen wollte um die Geschichte in Comicform vernünftig erzählen zu können – so muss man dem Comic wenigstens zu gute halten, dass er sich was die künstlerische Gestaltung betrifft durchaus sehen lassen kann. Die Figuren sind jederzeit klar erkennbar, die Zeichnungen sind sehr detailliert, die Anordnung der Bilder sehr abwechslungsreich und dynamisch, und die Farben satt und kräftig. Allerdings muss man leider selbst da festhalten, dass der Comic in vielerlei Hinsicht nicht an den Film herankommt. Einerseits, da sich Actionszenen in bewegten Bildern halt besser machen als in Zeichnungen, und andererseits, weil generell die Effekte und Landschaften im Film beeindruckender waren, als sie im Comic daherkommen. Exemplarisch sei die Unterwasserstadt der Gungans genannt. Im Film ein echter Augenöffner, im Comic fällt es nicht weiter auf. So gesehen tue ich mir insgesamt leider sehr schwer, für den Filmcomic eine Daseinsberechtigung ausfindig zu machen.

Fazit: Von Filmromanen bin ich es gewohnt, dass sie aufgrund zusätzlicher Szenen bzw. generell den anderen Möglichkeiten für eine Erzählung, die das geschriebene Wort gegenüber einem Film bietet, einen Mehrwert bieten (können). Bei "Die dunkle Bedrohung" ist hingegen leider das genaue Gegenteil der Fall. Ohne die ganzen schönen Effekte, packende Actionszenen, die Musik von John Williams etc. kann die Handlung gleich noch eine ganze Ecke weniger gefallen, als dies ohnehin schon beim Film an sich der Fall war. Zudem ist der Comic auch viel zu kurz, was Henry Gilroy dazu zwingt, förmlich durch die Handlung zu hetzen, und statt neue Szenen zu präsentieren vielmehr das eine oder andere wegzulassen. Vor allem das Podrennen und das letzte Bild enttäuschen in dieser Hinsicht. Und damit, den auf vier Schauplätze verteilten Showdown in Comic-Form umzusetzen, tut er sich ebenfalls sichtlich schwer. Weitere kleine Kritikpunkte machen den überwiegend enttäuschenden Eindruck dann perfekt. Zugegeben, die Bilder sind nett anzusehen; optisch weiß der Comic durchaus zu überzeugen, wenn auch hie und da im Vergleich zum Film irritierende Änderungen beim Design negativ auffallen. Dennoch fand ich die Zeichnungen, die kräftige Farbgebung etc. soweit ganz gelungen. Jedoch: Selbst optisch kann der Comic in Wahrheit nicht mit dem Film mithalten. Womit sich mir rückwirkend schon irgendwie die Frage stellt, welchen Sinn und Zweck dieser Filmcomic denn eigentlich haben soll – außer, "Star Wars"-Fans noch ein paar Euro mehr aus der Tasche zu ziehen.

Christian Siegel

Bewertung: 1.5/5 Punkten




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