Graphic Novel von Matthias Schultheiss
Kategorie:
Literatur & Comics -
Autor: Björn Flügel - Datum:
Dienstag, 03 September 2013
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| Titel: |
"Woman on the River" |
| Bewertung: |
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| Autor: |
Matthias Schultheiss |
| Zeichnungen: |
Matthias Schultheiss |
| Umfang: |
64 Seiten |
| Verlag: |
Splitter |
| Veröffentlicht: |
01. Juni 2013) |
| ISBN: |
978-3-86869-618-9 |
| Kaufen: |
Hardcover |
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Klappentext:
Dennis, ein ehemaliger Auftragskiller, wird nach 35 Jahren Gefängnis in die Freiheit entlassen. Er glaubt an eine zweite Chance und sehnt sich nach einem friedlichen Leben. Dank seiner netten Nachbarn gelingt es Dennis trotz seiner Vergangenheit, die ihn noch immer verfolgt, ein ruhiges Leben zu führen. Doch in der Hitze des Sommers begegnet er mehrmals einer weißen Jacht, die ihn in ihren Bann zieht. Eines Abends lernt Dennis die Frau an deren Steuer kennen und wird von dem glühenden Verlangen ergriffen, das Geheimnis zu enthüllen, das über ihr schwebt. Aber vielleicht sollten gewisse Geschichten im Dunkeln bleiben, will man das Risiko vermeiden, dass sie die Vergangenheit aufwühlen oder alte Wunden aufreißen…
Review:
Mit Matthias Schultheiss' neuester Graphic Novel betrete ich in jeder Hinsicht Neuland. Erstens handelt es sich um das erste Exemplar seiner Gattung, das ich überhaupt in den Händen halte, und zweitens ist es mein erster Kontakt mit dem mehrfach ausgezeichneten Künstler, der sich in den vergangenen 30 Jahren mit Titeln wie "Kalter Krieg" und "Die Wahrheit über Shelby" einen Namen gemacht hat.
"Woman on the River" besticht vor allem durch seinen weichen, fließenden Zeichenstil. Mit den überwiegend in Gelb-Grün gehaltenen Illustrationen fühlt man sich an den typischen Film Noir, aber auch an impressionistische Kunstformen erinnert. Auf Details, starke Konturen und Kontraste verzichtet Schultheiss größtenteils, womit er quasi seinen eigenen Stil etabliert bzw. fortführt. Dadurch baut er eine bedrückende, melancholische Atmosphäre auf, die seine Geschichte für den Leser emotional erfahrbar macht. Bemerkenswert ist darüber hinaus sein Umgang mit den Panels, was deren Formatgröße und Anordnung betrifft. Durch die abwechslungsreichen Variationen und gemäldeartigen Aufmachungen ist "Woman on the River" ein echtes Lesevergnügen, das unverkennbar hohe ästhetische Ansprüche erhebt. Das Stilmittel, größtenteils auf gesprochene Dialoge zu verzichten, sondern das Geschehen in Form von Randtexten indirekt aus Dennis' Perspektive zu schildern, kommt den Zeichnungen nur zugute. Auch erhält man dadurch einen sehr intensiven Zugang zur Hauptfigur. Seine Eindrücke und seine Gedanken werden zu denen des Lesers, er ist der Schlüssel zur Geschichte.
Die Story an sich bietet zwar keine großen Überraschungen, ist aber dennoch ansprechend und grundsolide erzählt. Insbesondere auf metaphysischer Ebene funktioniert "Woman on the River" hervorragend. Sich dem unausweichlichen Schicksal zu ergeben, das sehnsüchtige Streben nach innerem Frieden, Schuld und Sühne – Schultheiss reichert den recht einfachen Plot mit komplexen Fragestellungen und Betrachtungsweisen an. Und obwohl seine Geschichte tragisch endet, überlässt er es dem Leser, ein Urteil zu fällen. Das Erzähltempo ist allerdings gemächlich, oftmals stockt die Handlung, Schultheiss verliert sich an manchen Stellen in Metaphern und Schemata, die die 57 Seiten unnötig aufblähen.
Fazit:
Wie ich eingangs erwähnte, ist "Woman on the River" – abgesehen von einigen Comics, die ich in meiner Jugend einmal gelesen habe – meine erste Graphic Novel; und es hat sich absolut gelohnt. Die Geschichte ist der Anlass für die Auseinandersetzung mit mehreren philosophischen Fragen, was die simple Handlung deutlich aufwertet. Matthias Schultheiss versteht es auf raffinierte Weise, seine Leser einzufangen, allerdings ist "Woman on the River" narrativ seiner Ästhetik unterlegen.
Bewertung:
3.5/5 Punkten
Björn Flügel
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