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Homo Sapiens 404 - Band 1: Und dann töten sie Drucken E-Mail
Vielversprechender Start der E-Book-Reihe Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 27 Juli 2013
 
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Titel: "Homo Sapiens 404 - Band 1: Und dann töten sie"
Bewertung:
Autorin: Claudia Kern
Umfang: 109 Seiten (epub-Format)
Verlag: Rohde Verlag
Veröffentlicht: 01. Juli 2013
ISBN: 978-3-95662-001-0
Kaufen: Kindle
 

Kurzinhalt: Einige Jahrzehnte in der Zukunft: Ein Zombie-Virus hat die Menschheit nahezu ausgelöscht. Lediglich vereinzelte Personen gelang es, sich rechtzeitig vor der Apokalypse ins All zu retten und die verseuchte Erde hinter sich zu lassen. Darunter u.a. auch die fünfköpfige Crew der Mishima, die sich ihren Lebensunterhalt damit verdienen, Schiffwracks auszuschlachten. Als sie auf einen im All treibenden Frachter stoßen, meinen sie damit den großen Wurf gelandet zu haben. Nachdem sie die T.S. Eliot erreicht haben wird ihnen aber schnell klar, dass sie damit in größte Gefahr begeben haben…

Review: Nach einer kleinen Flaute gegen Ende des vorangegangenen Jahrtausends sind Zombies wieder in. Dies verdanken sie einerseits neuen Impulsen, wie den rasenden Zombies (Marke "28 Days Later"), ihrer zunehmenden Übertragung in den Mainstream (wie z.B. durch die Action-Reihe "Resident Evil" oder kürzlich auch "World War Z"), und natürlich auch der hohen Popularität von Serien wie "The Walking Dead". Und obwohl man den Eindruck haben könnte, dass es vor Zombies in der Genre-Unterhaltung gerade nur so wimmelt, gelingt es Claudia Kern durch den Transfer in eine Science Fiction-Umgebung bzw. den Weltraum, einem altbekannten Thema neue Aspekte abzugewinnen. Geschickt verschmilzt sie Weltraum-Horror Marke "Event Horizon", wo ein scheinbar verlassenes Schiff untersucht wird, mit dem Zombie-Horror-Genre und dem Konzept einer Gruppe kleiner Überlebender, die versuchen über die Runden zu kommen und sich auf der Suche nach brauchbaren Gegenständen in eine kleine, abgeschottete Umgebung begeben (der Weltraumfrachter ersetzt dabei den "Dawn of the Dead"-schen Supermarkt). Beide Konzepte an sich mögen zwar nicht sonderlich neu sein, ihre Vermischung hatte auf mich – gerade auch als Fan beider Genres – aber durchaus ihren Reiz.

Was jedoch noch deutlich stärker hervorsticht als die Grundidee, ist der Schreibstil. Die Autorin geht offenkundig davon aus, dass unsere Sprache in den nächsten Jahrzehnten noch viel stärker als jetzt schon durch Popkultur, Marken und Technologie – allen voran das Internet – geprägt werden wird. Sagen wir möglicherweise in Zukunft nicht mehr "Ich suche nach dem Schlüssel", sondern "Ich google nach dem Schlüssel" (Beispiel von mir; kein Buchzitat)? Die Sprache in "Homo Sapiens 404" ist jedenfalls voll von solchen Begriffen und Anspielungen; was sich ja auch im Titel der Reihe wiederspiegelt (404 bezieht sich natürlich auf den entsprechenden Internet-Fehlercode "Seite nicht gefunden"). Dadurch verleiht sie ihrer Romanreihe bereits in Band 1 eine ganz eigene Identität, und hebt sich vom Stil deutlich von anderen Genre-Werken ab. Eben dies ist für mich die größte Stärke und machte "Und dann töten sie" für mich sehr erfrischend – lesen sich doch die meisten Autoren und/oder Science Fiction-Romane – von unterschiedlich ausgeprägter Charaktertiefe, Erzählperspektiven etc. vielleicht mal abgesehen – ja doch sehr ähnlich.

Leider kann Claudia Kern zumindest mal im Erstling aber trotz aller erfrischender Elemente und des interessanten, vielversprechenden und auch ansatzweise originellen Grundkonzepts das eine oder andere Klischee nicht vermeiden. Das Setting mag aufgrund der Verschmelzung zweier mir bislang nur getrennt voneinander bekannten Konzepten durchaus originell wirken, die Geschichte an sich verläuft dann aber letztlich doch in sehr bekannten Bahnen. Gerade auch zum Ende des E-Books gibt es eine bestimmte Entwicklung, die man mittlerweile im Zombie-Genre derart oft gewesen hat, dass es als Kenner des Genres schwer fällt, nicht verächtlich die Nase zu rümpfen. Darüber hinaus fühlte ich mich zu Beginn teilweise doch noch ein wenig verloren, da uns Claudia Kern diese Welt erst graduell vorstellt, anstatt uns gleich zu Beginn einen Abriss darüber zu geben, was hier eigentlich vor sich geht. Natürlich reicht es schon, dafür entweder meine Inhaltsangabe hier oder auch den kurzen "Klappentext" den der Verlag zur Verfügung steht zu lesen. Wer jedoch einen Blindkauf wagt und sich unvorbereitet ins Abenteuer stürzt, könnte ein paar Seiten brauchen, um sich in "Homo Sapiens 404" zurechtzufinden.

Auch sind die – im EPUB-Format – etwas mehr als 100 Seiten zu wenig, um uns wirklich eine Beziehung zu den Figuren aufbauen zu lassen. Zumal uns Claudia Kern diese hier erst stückweise vorstellt, und dabei auch noch eher vage bleibt, was ihre Charakterisierung betrifft, so dass man sie erst nach und nach und dann auch noch nicht sonderlich gut kennenlernt. Natürlich ist dazu im Verlauf der Reihe noch genug Zeit, der Spannung wäre es aber wohl zuträglich gewesen, diesem Aspekt höhere Priorität einzuräumen, damit wir die Figuren wenn sie sich mal auf das Frachtschiff begeben schon mal soweit kennen, dass sie uns nicht egal sind, und wir dementsprechend mit ihnen mitfiebern. Mein letzter kleiner, vielleicht etwas pingeliger, Kritikpunkt ist die Tatsache, dass das Internet scheinbar die Menschheit überleben wird, und selbst im All zur Verfügung steht. Jeder der schon mal außerhalb von Ballungszentren, an eher abgeschiedenen Orten oder auch auf Bergen versucht hat, eine Internetverbindung mit dem Handy zu bekommen, dürfte hier wohl doch eher ungläubig die Stirn runzeln. Hier folgt hoffentlich in den Folgebänden noch eine kurze Erklärung.

Fazit: Band Eins der neuen E-Book-Reihe "Homo Sapiens 404" erfüllt durchaus seinen Zweck, nämlich: Die Welt und die Figuren soweit mal vorzustellen (wenn ich persönlich auch für letztes einen kurzen Abriss gleich zu Beginn der eher zögerlichen Vorstellung für die sich Claudia Kern entschieden hat vorgezogen hätte), und damit den Weg für den Rest der Erzählung zu ebnen. Neben der interessanten Grundidee, Zombies in den Weltraum zu verlagern, konnte mir dabei vor allem ihr – von Anspielungen auf moderne Popkultur, Technologien und Marken geprägter – Sprachstil gefallen. Die Geschichte an sich war zumindest mal in "Und dann töten sie" aber nichts Besonderes, und dürfte Genrekennern nur allzu bekannt vorkommen. Auch am einen oder anderen Klischee kommt die Autorin leider nicht vorbei. Davon abgesehen bot "Und dann töten sie" aber gute Unterhaltung, und stellt somit insgesamt einen gelungenen und vielversprechenden Start der Reihe dar.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel






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