James Bond 007 - In tödlicher Mission |
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Fünf Kurzgeschichten rund um 007
Kategorie:
Literatur & Comics -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Samstag, 31 August 2013
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Titel: |
"In tödlicher Mission" |
Originaltitel: |
"For Your Eyes Only" |
Bewertung: |
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Autor: |
Ian Fleming |
Übersetzung: |
Stephanie Pannen & Anika Klüver |
Umfang: |
267 Seiten |
Verlag: |
Cross Cult |
Veröffentlicht: |
2013 (D, Neuauflage) bzw. 1960 (E) |
ISBN: |
3-8642-5084-2 |
Kaufen: |
Deutsch, Englisch |
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Inhalt & Review:
"In tödlicher Mission" ist eine Anthologie, in der die ersten fünf von Ian Fleming verfassten Kurzgeschichten rund um den Geheimagenten James Bond zusammengefasst sind. Wie bei fast allen solchen Sammlungen sind die Geschichten selbst von der Qualität her teilweise durchaus schwankend. Allen Novellen ist gemein, dass sie meines Erachtens aufgrund der Kürze nicht ganz an die besten Bond-Romane anknüpfen können, da man doch die eine oder andere Stärke vermisst. Letztendlich bleibt halt leider immer nur Platz für ein recht kurzes Abenteuer; es fehlen die längeren Interaktionen sowohl mit den Bösewichten als auch mit den "Bond-Girls". Generell baut sich über einen Roman nun mal eine ganz andere Spannung auf, als innerhalb einer vergleichsweise kurzen Geschichte. Sieht man über diese Mankos hinweg, kann "In tödlicher Mission" aber teilweise durchaus gut unterhalten. Nachfolgend möchte ich mich den Geschichten kurz im Einzelnen zuwenden.
Den Anfang macht "Der Hauch des Todes". Wer hier einen Bezug zum Film erwartet – wie z.B., dass die Kurzgeschichte einen Teil des Films, wie die Mission in Prag, wiedergeben würde – wird enttäuscht. Vielmehr geht es um den Angriff auf einen Kurier des Geheimdienstes, den James Bond untersucht. Aufgrund der sehr fokussierten Handlung die auch über keinen nennenswerten Bösewicht verfügt – stattdessen steht eine eher gesichtslose feindliche Gruppierung hinter dem Angriff – leidet "Der Hauch des Todes" noch am wenigsten unter der Kürze der Erzählung. Auf der anderen Seite wirkt das ganze leider doch ein wenig banal, und so richtige Spannung will leider kaum aufkommen. Dennoch ganz unterhaltsam, und durchaus solide. "In tödlicher Mission", dem die Anthologie auch ihren Titel verdankt, war für mich das Highlight der Anthologie. Der Bezug zum Film ist zwar auch hier eher marginal (wenn auch im Vergleich zur ersten Geschichte durchaus noch vorhanden), dafür kommt diesmal aber die moralische Betrachtung von James Bonds Beruf im Allgemeinen und diesem Auftrag im Besonderen nicht zu kurz. Einzig die teils wenig schmeichelhaften Kommentare gegenüber Frauen (O-Ton 007: "diese dämliche Kuh", oder auch "dieses hitzköpfige Miststück"), die FeministInnen die Zornesröte ins Gesicht treiben dürfte, sowie der latente Rassismus, trübten meinen Lesegenuss ein wenig.
Auf den Höhepunkt der Sammlung folgt dann zugleich auch schon der absolute Tiefpunkt. "Ein Quantum Trost" ist eigentlich genau genommen keine Bond-Geschichte per se. 007 bekommt hier keinen Auftrag, geht auf keine Mission o.ä., sondern dient nur als Zuhörer einer Geschichte, die ihm ein hochrangiger Diplomat erzählt. Diese hat auch mit Geheimagenten oder ähnlichem nichts zu tun, sondern beschreibt den Bruch einer Ehe, und beschäftigt sich insbesondere mit dem Hass des gehörnten Ehemannes. Ich fand die Geschichte an sich jetzt schon nicht sonderlich berauschend, der fehlende Bond-Bezug gab ihr dann schließlich den Rest. Ich bin zwar grundsätzlich sehr froh darüber, dass diese 14-teilige Reihe auch wirklich alle von Ian Fleming geschriebenen Bond-Abenteuer umfasst, und hier dank dem Cross Cult-Verlag nun in originalgetreuer Übersetzung vorliegt. Und letztendlich bin ich froh, auch diese Bond-Geschichte zu kennen. Ich bezweifle aber, dass ich jemals wieder zu ihr zurückkehren werde. 1x Lesen reicht.
"Risiko" war für mich dann der zweite Höhepunkt der Anthologie. Trotz der Kürze der Geschichte kommt hier in der Interaktion zwischen Bond und dem – vermeintlichen – Bösewicht doch einiges an Stimmung auf. Lediglich der Showdown auf dem Schiff war mir dann etwas zu konfus, und Enrico Colombos moralischen Kompass (Kurz gefasst: Drogenhandel böse, Menschenhandel ok) empfand ich auch ein wenig befremdlich; zumal er sogar als ansatzweise sympathisch dargestellt wird. Davon abgesehen aber eine sehr gelungene Geschichte. "Die Hildebrand-Rarität" sorgt dann aber für einen doch eher schwachen Abschluss der Anthologie. Erneut kommen die Frauen – in Form von Liz Krest – weniger gut weg, wobei immerhin ihr Ehemann noch abscheulicher dargestellt wird (sie ist "nur" hilflos und lässt sich scheinbar alles gefallen). Generell hatte das Ganze eher etwas von einem Krimi als einer Bond-Story – nur, dass man auf eine definitive Auflösung verzichten muss. Und auch wie Bond gleich zu Beginn einen Rochen ermordet, weil es ein "böser" Fisch sei, muss einem nicht unbedingt gefallen. Jedenfalls würde ich auch gegenüber der "Hildebrand-Rarität" behaupten: Sie 1x im Leben gelesen zu haben reicht wohl – selbst als Bond-Fan.
Fazit:
Wie bei fast jeder Kurzgeschichtensammlung schwankt auch bei "In tödlicher Mission" die Qualität zwischen den einzelnen Geschichten teilweise recht stark. Darüber hinaus leidet diese Anthologie ein wenig darunter, dass Ian Fleming die eine oder andere Stärke aus den Romanen – wie Bonds Interaktionen und sich entwickelnden Beziehungen zu Widersacher und "Bond-Girl" – hier nicht so recht ausspielen kann. Auch kommt im Vergleich zu den Romanen doch eher selten – und selbst dann recht verhalten – Spannung auf. Was die Geschichten selbst betrifft, empfand ich vor allem "In tödlicher Mission" und "Risiko" als sehr gelungen. "Der Hauch des Todes" war unterhaltsam, "Die Hildebrand-Rarität" entbehrlich und "Ein Quantum Trost" überflüssig. Macht insgesamt leicht überdurchschnittliche Agenten-Unterhaltung. Fans von 007 kommen jedoch meines Erachtens – trotz der durchwachsenen Qualität der einzelnen Geschichten – auch an dieser Veröffentlichung nicht vorbei.
Christian Siegel
Bewertung:
3/5 Punkten
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