The Babadook |
Großartiger Horrorfilm aus Australien
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Donnerstag, 30 Oktober 2014 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kurzinhalt: Nach dem tragischen Tod ihres Mannes zieht Amelia ihren gemeinsamen Sohn Robbie allein auf. Eine Rolle, in der sie zunehmend überfordert scheint – immerhin ist Robbie nicht das einfachste Kind. Vor allem mit seiner Faszination mit Monstern treibt er andere Kinder und Erwachsene in seiner Umgebung – darunter auch seine Mutter – regelmäßig in den Wahnsinn. Eines Tages stolpert Amelia dann über ein unheimliches Kinderbuch, das von einem Monster namens Babadook erzählt, das man, hat man ihm einfach die Tür geöffnet, nicht mehr los wird. Amelia wird von den Bildern und der Geschichte zunehmend verstört, und legt es schließlich weg und schickt Robbie ins Bett. In der darauffolgenden Nacht hört sie dann schließlich ein lautes Klopfen an der Tür. Gibt es den Babadook etwa wirklich, und hat er es nun auf Amelia und ihren Sohn abgesehen? Review: Wie es der Zufall so will, habe ich erst gestern in meinem Review zu "Oculus" wieder einmal darauf hingewiesen, aber im Hinblick auf "The Babadook" ist es mir wichtig, es noch einmal zu wiederholen: Wenn ich bei Horrorgeschichten die Wahl habe zwischen einer bodenständigen (psychologischen) Erklärung und einer Übernatürlichen, werde ich mich immer für ersteres entscheiden. Letztendlich finde ich die Realität nun mal doch beängstigender als ein Phantasieprodukt; nicht zuletzt, da ich mich auf Phänomene wie Geister oder auch irgendwelche Monster zwar im Kontext eines Horrorfilms einlassen kann, daran aber nicht in der Wirklichkeit glaube. Das heißt jetzt nicht, dass mir übernatürliche Horrorfilme von vornherein nicht gefallen können – meine Reviews zu "The Mist" und "Shining" sollten (unter anderem) ausreichend darüber Zeugnis ablegen, dass dem nicht so ist. Ändert aber nichts daran, dass ich eben wie gesagt wenn ich es mir aussuchen kann, Horrorfilme bevorzuge, die in der Wirklichkeit verankert bleiben. Das Problem daran ist nur, dass die meisten Filme dem Zuschauer diese Wahl nicht überlassen, und – oftmals in letzter Sekunde – eine definitive Antwort geben; und sich bei dieser zu 99% für die übersinnliche Antwort entscheiden (ein Beispiel dass sich mir diesbezüglich immer wieder aufdrängt ist "Dead End"). "The Babadook" ist nun einer dieser raren Fälle – und eben diese Tatsache ist für mich auch seine mit Abstand größte Stärke. Man kann den Film rund um ein Monster aus einem Kinderbuch sowohl wortwörtlich als im übertragenen Sinne verstehen. Die offensichtliche Antwort ist: Das Monster gibt es wirklich, und es kommt und terrorisiert Amelia und ihren Sohn. Zugleich lässt sich das titelspendende Monster aber auch als Analogie auf psychologische Erkrankungen verstehen. Letztendlich bleibt dies der Interpretation des Zuschauers überlassen – und eben das fand ich absolut großartig, eben genau weil es so selten vorkommt. Dementsprechend könnt ihr euch wohl auch denken, für welche Interpretation ich mich entschieden habe – und gerade auch unter diesem Gesichtspunkt, dass das Babadook nur eine Externalisierung von Amelias Depression ist, fand ich vor allem auch das Ende großartig. Ich bin mir sicher, nicht jeder wird damit etwas anfangen können, aber die – bei der psychologischen Interpretation – darin mitschwingende Aussage über klinische Depressionen fand ich ungemein gelungen. Wohlgemerkt: Eben dies mag für mich zwar die größte Stärke sein, aber es ist beileibe nicht die Einzige. Was ich zudem unter anderem großartig fand, sind Idee, Design und Umsetzung des Monsters. Mir gefällt, dass der Horror des Films auf ein (wirklich beängstigendes und verstörendes, aber auf unheimliche Weise auch wunderschönes) Kinderbuch zurückgeht. Das Design des Monsters mag zwar sehr schlicht sein, ist aber dennoch (oder vielleicht gerade deshalb?) ungemein effektiv. Die Inszenierung durch Jennifer Kent ist ebenfalls großartig. Praktisch von Beginn an umgibt den Film eine intensive, unheimliche und beängstigende Atmosphäre, die bis zuletzt nicht nachlässt, und die in furchteinflößende Momente mündet, in denen die Spannung in die Höhe getrieben wird. Jedenfalls fand ich einige Szenen des Films wirklich gruselig und furchterregend. Und dennoch durchzieht den Film teilweise aber auch ein feiner Humor, der für auflockernde Momente sorgt, und dem Zuschauer somit erlaubt, die aufgestaute Spannung in kurzen Momenten der Erheiterung entweichen zu lassen; wobei vor allem Robbie mit seiner sehr offenen Art für entsprechende Auflockerung sorgt. Die letzte wesentliche Stärke des Films ist für mich dann die Besetzung. Essie Davos war in der Hauptrolle als problemgebeutelte Mutter, die verzweifelt versucht, ihre Trauer und ihre negativen Gefühle gegenüber ihrem Sohn zu überwinden, absolut großartig. Ihr Filmsohn Daniel Henshall steht ihr jedoch kaum nach, und zeigt – gerade auch für ein Kind und in einer sicherlich nicht leichten Rolle – eine sehr gute Leistung. Gut gefallen hat mir auch, dass "The Babadook" selbst in der psychologischen Interpretation Amelia nicht zu einem reinen Monster macht. Robbie ist zweifellos nicht das einfachste Kind; er hört oft nicht auf seine Mutter und kann manchmal anstrengend und richtiggehend nervtötend sein; auch seine freimütige Natur, und dass er oftmals spricht ohne nachzudenken, bringt manchmal so ihre Probleme. Aber genauso wie sich "The Babadook" dagegen verwehrt, die Mutter zum Monster zu machen, wird auch Robbie nicht als reines Problemkind dargestellt. Beide Figuren sind sehr komplex und vielschichtig, und haben ihre guten und ihre schlechten Seiten, ihre Stärken und ihre Schwächen. Letztendlich liegt die Wurzel des Problems weder bei meinen oder beim anderen, sondern vielmehr in ihrer Beziehung zu- bzw. in ihrem Umgang miteinander. Das Babadook (entweder das Kinderbuch oder aber das daraus hervorgehende Monster, je nachdem wie ihr das Geschehen interpretieren wollt) zwingt die beiden nun dazu, sich ihren Problemen zu stellen – was insbesondere für Amelia gilt, die ihre Trauer und ihren Zorn überwinden will, wenn sie sich und ihren Sohn retten will. Insgesamt fand ich "The Babadook" jedenfalls ungemein intensiv, beängstigend und verstörend. Fazit: "The Babadook" ist ein ganz großer kleiner Horrorfilm aus Australien, der sich auf bestechende Art und Weise mit psychologischen Problemen auseinandersetzt. Seine größte Stärke ist für mich, dass er es letztendlich dem Zuschauer überlässt, das Geschehen zu interpretieren. Gibt es das titelspendende Monster wirklich, oder ist es nur Ausdruck/Verbildlichung von Amelias Depression? Es ist so rar, dass dem Zuschauer am Ende die Wahl gelassen wird, diese Frage für sich selbst zu beantworten, und eben dies fand ich einfach nur wunderbar. Nicht, dass der Film von diesem Aspekt abgesehen schlecht wäre – ganz im Gegenteil. Auch Konzept, Design und Umsetzung des Monsters fand ich großartig. Jennifer Kents Inszenierung ist nicht minder gelungen; sie findet die perfekte Balance zwischen einer dichten Atmosphäre und dem einen oder anderen Schockeffekt, und vermag es, eine ungeheure Spannung zu erzeugen. Zugleich sorgt sie zwischendurch aber auch immer wieder für auflockernde Momente. Die letzte wesentliche Stärke ist dann die Besetzung, wobei insbesondere Essie Davis mit ihrer Darstellung einer überforderten Mutter besticht. Mich hat "The Babadook" jedenfalls restlos begeistert, weshalb ich euch den Blick in dieses beängstigende und verstörende Kinderbuch nur wärmstens empfehlen kann. Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2014 Wild Bunch Distribution)
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Film im SpacePub! Weiterführende Links: Halloween-SPECiAL 2014
Kommentar schreiben
|