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Star Trek - DS9: Die Belagerung Drucken E-Mail
Ein mordender Gestaltwandler terrorisiert die Station Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 27 Juli 2015
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek - Deep Space Nine: Die Belagerung"
Originaltitel: "Star Trek - Deep Space Nine: The Siege"
Bewertung:
Autor: Peter David
Übersetzung: Andreas Brandhorst
Umfang: 268 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne
Erstveröffentlichung: Mai 1993 (E) bzw. 1994 (D)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11649-1
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Ein Gestaltwandler statt der Raumstation Deep Space Nine einen Besuch ab, und beginnt eine brutale Mordserie. Neben den Opfern findet sich dabei jeweils die aktuelle Anzahl als Ziffer aus Blut an die Wand geschrieben – was andeutet, dass der Mörder sein Werk noch lange nicht vollbracht hat, sondern erst am Anfang steht. Sowohl Captain Sisko als auch Sicherheitschef Odo – der sich zudem die Frage stellen muss, inwiefern es sich beim Mörder eventuell um ein Mitglied seines eigenen Volkes handelt – sind ziemlich ratlos, wie sie den Formwandler aufhalten sollen. Während sie noch nach einem Weg suchen, ihn zu fassen, erhält die Station Besuch von zwei großen Kampfschiffen der Cardassianer sowie der Edemianer. Da Vertreter ihrer Völker unter den Opfern waren, verlangen nun beide die Auslieferung des Mörders, und setzen Captain Sisko ein Ultimatum. Hält er dieses nicht ein, so wollen sie die gesamte Raumstation vernichten, und den Mörder auf diese Weise seiner gerechten Strafe zuführen…

Review: Nach der Romanfassung des Pilotfilms ist "Die Belagerung" der erste eigenständige DS9-Roman. Um der Reihe einen guten Start zu verschaffen, wurde dafür niemand geringerer als Peter David verpflichtet, der zu meinen persönlichen Lieblings-"Star Trek"-Autoren zählt. Eben gerade auch deshalb hat mich "Die Belagerung" schon ein wenig enttäuscht. Meine Kritik beginnt dabei – so kleinlich es auch sein mag – beim Titel. Deep Space Nine wird eigentlich genau genommen nicht belagert – denn dies würde andeuten, dass man die Station von der Außenwelt abschneiden würde. Vielmehr macht Captain Sisko dies ja selbst, indem er die Station für den Flugverkehr sperren lässt, um so eine Flucht des Mörders zu verhindern. So gesehen wäre ein Titel wie z.B. "Das Ultimatum" wohl passender gewesen. Aber gut, geschenkt. Viel schwerer wiegt schon, dass David die eine oder andere Entwicklung aus den ersten Episoden – die ihm vor dem Schreiben des Romans zur Verfügung standen – negiert, und charakterentwicklungstechnisch – trotz Referenzen auf später stattfindende Ereignisse, die insgesamt bis zur Folge "Tosk, der Gejagte" reichen, was deutlich macht, dass "Die Belagerung" erst nach diesen angesiedelt ist – nach dem Pilotfilm ansetzt. So ist Jake hier scheinbar mit seinem Leben auf der Station nach wie vor nicht glücklich – obwohl er sich in "Unter Verdacht" mit Nog angefreundet hat, und die Station danach auch nicht mehr verlassen wollte. Auch der Streit zwischen Keiko und Miles O'Brien wird wieder aufgewärmt, obwohl er doch eigentlich nach "Unter Verdacht" – wo sie die Schule eröffnet hat – schon geklärt war. Jedenfalls hatte ich da wie dort das Gefühl, dass hier altes aufgewärmt wurde, dass innerhalb der TV-Serie eigentlich schon längst erledigt war.

Ein bisschen problematisch ist auch die Verwendung eines Formwandlers. Zwar bleibt bis zuletzt offen, ob es sich wirklich um ein anderes Mitglied von Odos Volk handelt (wobei in meinen Augen ihr fast identisches Aussehen in ihrer natürlichen Form sehr deutlich dafür spricht), und kommt es durch "Die Belagerung" zu keinem unmittelbaren Bruch mit der Kontinuität, aber… etwas "mutig" war das von Peter David schon, einen solchen Formwandler einzubauen, nachdem man im Pilotfilm noch so ein großes Drama darum gemacht hat, dass Odo nichts über seinen Ursprung weiß – womit klar war, dass man diese Frage in weiterer Folge beantworten würde, womit er das Risiko einging, dass ihm eine spätere Offenbarung im Fernsehen widersprechen würde. Wenig überzeugend fand ich auch den Mini-Auftritt der Borg zu Beginn (ich frage mich immer noch, wozu das gut gewesen sein soll), und dass das Wurmloch verrückt spielt und auf einmal wieder instabil wird (was sich am Ende des Romans dann natürlich wieder erledigt hat) war auch sehr konstruiert und verkrampft. Zumal uns Peter David keine vernünftige Erklärung für diese "Fehlfunktion" gab. Völlig geschmacklos –und für die Figur auch untypisch – erschien mir auch Nogs Streit. Ich hatte den Eindruck, Peter David hat die Figur völlig falsch bzw. anders verstanden. Natürlich ist er ein bisschen ein Lausbub, aber dass er diese Mordserie für einen Streich nutzt, durch den er die Sicherheitskräfte von DS9 ablenkt und fast einen weiteren Mord verursacht hätte – sorry, aber eine derart hirnrissige und unverantwortliche Aktion traue ich selbst Nog nicht zu. Nervig auch, dass Jake sich partout nicht an die Anweisung seines Vaters halten kann, im Quartier zu bleiben – obwohl auch er genau weiß, dass ein Mörder auf der Station sein Unwesen treibt. Was natürlich nur dazu da war, damit das Leben des Sohnemanns vom Stationscommander in Gefahr sein durfte. Ich fand's hingegen sehr verkrampft.

Mit Abstand der größte Kritikpunkt ist jedoch die Story rund um die Edemianer, die letztendlich in eine dieser "Zeugen Jehovas"-Geschichten ausartet: Mit anderen Worten, die Eltern lehnen eine ärztliche Behandlung, die ihrem Kind das Leben retten könnte, ab. Es ist für mich ein extrem problematisches Konzept, dass nur in den seltensten Fällen (wie z.B. der "Babylon 5"-Episode "Die Gläubigen"; wobei auch diese Folge sehr kontrovers aufgenommen wurde und zweifellos auch ihre Gegner hat) funktioniert – und so, wie es Peter David hier umgesetzt hat, tat es dies für mich nicht. Mal abgesehen davon, dass ich solchen Geschichten von vornherein schon mal skeptisch gegenüberstehe, ist es ihm nicht gelungen, mir den (Aber-)Glauben der Eltern begreiflich zu machen, was ich in solchen Fällen für essentiell halte, da es ansonsten zu einseitig, predigend, verurteilend und moralisierend zu werden droht. Um "Die Gläubigen" zum Vergleich heranzuziehen: Dort lehnen die Eltern eine Operation ab, da man dafür ihren Jungen aufschneiden müsste – und sie glauben, dass in diesem Fall seine Seele den Körper verlassen würde (dass man tatsächlich die Möglichkeit in den Raum stellt, dass die Eltern mit dieser Ansicht recht haben, war dann das Tüpfelchen auf dem "i"). Hier aber lehnen sie einfach jede medizinische Einmischung ab, und wollen der Natur ihren Lauf lassen. Zumindest für mich war das von ihrem Glauben her nicht nachvollziehbar, musste ich doch unweigerlich an den Witz über den Ertrinkenden denken, der Hilfe von einem Boot und einem Hubschrauber ablehnt, da Gott ihn schon retten würde, er daraufhin ertrinkt, und als er Gott im Himmel fragt warum er ihn nicht gerettet hat dieser antwortet "Wovon sprichst du? Ich schickte dir ein Boot, einen Hubschrauber…". Mit anderen Worten: Wer sagt, dass die Medizin nicht genau so zu Gottes Plan gehört? Eine Argumentation, die scheinbar von niemandem auch nur in Betracht gezogen wird. Stattdessen manipuliert Dr. Bashir die Mutter auf abscheulichste Art und Weise. Jedenfalls habe ich mir sowohl mit der Idee als auch der Umsetzung dieses Plots enorm schwer getan.

Gelungen fand ich in erster Linie wieder Peter Davids gewitzten Schreibstil, der nach der TNG- nun auch der DS9- Crew deutlich humorvollere Dialoge beschert, als man das aus der Serie sonst gewohnt ist. Aber auch die Beschreibung der Handlung kann mit dem einen oder anderen amüsanten Kommentar aufwarten, wie z.B. beim Angriff des Formwandlers auf die Ferengi, wo David die typische Reaktion eines Menschen auf "pass auf, hinter dir" beschreibt (nämlich, sich umzudrehen und nachzusehen). Durchaus interessant ist zudem das Konzept eines Mörders mit den Fähigkeiten von Odo. Schon allein bei diesem Gedanken läuft es einem kalt den Rücken herunter, und Peter David vermag es durchaus, aus dieser Idee einiges an Spannung zu beziehen. Zudem beschreibt er die Morde überraschend blutig und brutal. Sehr interessant war dann auch der abschließende Kampf zwischen Odo und Meta. Ähnlich wie beim letzten TNG-Roman den ich gelesen habe – wie es der Zufall so will, just "Eine Lektion in Liebe", ebenfalls von Peter David – bei dem sich Q und eine mit den Fähigkeiten der Q ausgestattete Lwaxana ein Duell lieferten, war auch der Kampf zwischen diesen beiden Formwandlern sehr einfallsreich beschrieben, und nutzte deren entsprechenden Fähigkeiten sehr geschickt aus. Darüber hinaus fand ich vor allem auch die Einblicke in die Psyche des Serienmörders sehr interessant – und natürlich auch erschreckend. Hier nahm sich Peter David einige gelungene Anleihen an der Krimi- und Thriller-Literatur – für einen "Star Trek"-Roman ja doch eher ungewöhnlich. Insofern sind die kleineren Kontinuitätsprobleme sowie vor allem auch der schwache B-Plot rund um die religiösen Fanatiker ganz besonders ärgerlich. Denn ohne diese Schwächen hätte "Die Belagerung" zu einem gelungenen DS9-Roman werden können. So kann ich ihn aber leider nur den größten DS9- und/oder Peter David-Fans empfehlen.

Fazit: "Die Belagerung" war für mich leider eine eher durchwachsene Angelegenheit. Gut gefallen hat mir in erster Linie die Idee eines psychopathischen Formwandler-Serienmörders. Schon allein der Gedanke ist erschreckend, aber auch die Umsetzung hat mich absolut überzeugt, wobei ich vor allem die Einblicke in die Psyche des Killers interessant und erschreckend fand. Sehr packend und einfallsreich geschildert war dann auch der finale Kampf zwischen Meta und Odo. Und abseits der teils überraschend düsteren Stellen rund um die Morde brachte Peter David auch hier wieder dank seines gewohnt-gewitzten Schreibstils überdurchschnittlich viel Humor in die Erzählung ein. Demgegenüber stehen ein paar potentiellen Kontinuitätsprobleme wie aufgewärmte und innerhalb der Serie eigentlich bereits erledigte Konflikte innerhalb der Figuren, eine dumme und unverantwortliche Aktion, die ich selbst für Nog uncharakteristisch fand, sowie insbesondere die Handlung rund um die Edemianer und ihren kranken Sohn. Ich bin grundsätzlich schon nicht der größte Freund solcher Geschichten, aber jene in "Die Belagerung" ließ es noch dazu an Subtilität vermissen, und übte sich in zu eindeutiger Schwarz/Weiß-Zeichnung, statt sich diesem schwierigen Thema mit Respekt zu nähern. Im besten Fall kann Science Fiction durch bewusste Überzeichnung einem Problem neue Aspekte abgewinnen. Eben dieses Potential lässt Peter David hier sträflicherweise ungenutzt. Von der schwachen, mich bestenfalls nicht überzeugenden und schlechtestenfalls richtiggehend ärgernden B-Story abgesehen, war "Die Belagerung" soweit aber ganz ok.

Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel


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