Mit: Boris Karloff, Elsa Lanchester, Colin Clive, Valerie Hobson, Ernest Thesiger, Gavin Gordon, Douglas Walton u.a.
Kurzinhalt:
Am Ende des ersten "Frankenstein"-Films scheint die Kreatur in einer brennenden Mühle umgekommen zu sein. Doch sie hat überlebt, und nachdem sie zunächst von den Dorfbewohnern gefangen wurde, gelingt ihr schließlich die Flucht in die Wälder. Dort findet das Wesen Unterschlupf bei einem alten, erblindeten Einsiedler. Als es dort von einigen Jägern aufgespürt wird, ergreift es abermals die Flucht und zieht sich in eine verlassene Gruft zurück. Dort trifft es auf Dr. Prätorius, einem ehemaligen Professor Dr. Frankensteins, der wie dieser von dem Gedanken besessen ist, Leben zu schaffen. Er erpresst seinen einstigen Schüler, lässt gar dessen Frau Elizabeth entführen, um mit ihm gemeinsam eine Gefährtin für das Monster zu schaffen.
Review:
Die besten Horrorgeschichten werden in ungemütlichen, stürmischen Nächten vor dem Kamin erzählt. Und so beginnt auch "Frankensteins Braut", wo Mary W. Shelley ihrem Ehemann Percy und Lord Byron die Fortsetzung ihrer Geschichte erzählt. Vier Jahre, nachdem James Whale mit "Frankenstein" einen Meilenstein der Filmgeschichte geschaffen hatte, gelingt es ihm, mit "Frankensteins Braut" den von ihm selbst geschaffenen Mythos zu vollenden. Zwischenzeitlich hatte er mit Boris Karloff die kaum beachtete Horrorgroteske "The Old Dark House" (1932) und mit Claude Rains den umso erfolgreicheren "The Invisible Man" (1933) gedreht, der das Genre ähnlich wie "Frankenstein" beeinflusste. Wo die Universal Studios die Produktion des ersten Films noch erheblich kontrollierten, erhielt Whale hier nahezu freie Hand. Und so geriet "Frankensteins Braut" insgesamt zu dem bildgewaltigen gruseligen Schauermärchen, das Whale sich bereits für den ersten Film gewünscht hatte. So werden lauter Gegensätze miteinander verknüpft und die eigenen Extrema ausgelotet.
Der Zuschauer wird zwar mit signifikanten Schockmomenten konfrontiert, doch der entsprechende ironische Kommentar verzerrt das implizierte Grauen, wodurch es seine spezielle skurrile Qualität erhält. Beispielhaft sind die Szenen, in denen das Ungetüm bei dem erblindeten Einsiedler verweilt. Das Unheil weicht hier einigen amüsanten, aber dennoch rührseligen Momenten, die die Tragik des Monsters unterstreichen. Wo es im ersten Film noch auf der Suche nach sich selbst war, sucht es hier freundschaftliche, familiäre Bindungen. Dieses Grundbedürfnis charakterisiert das Wesen und dominiert den Film, ehe der Höhepunkt - die Schöpfung der Braut - erreicht wird. Es ist diese Szene, mit der Whale den Mythos "Frankenstein" vollendet, der kurze, aber einprägsame Auftritt Elsa Lanchesters als Braut des Monsters. Das grandiose Finale kennzeichnet die Evolution, die das Monster seit seiner Schöpfung durchlebt hat. Auch handwerklich gesehen ist "Frankensteins Braut" eine beachtliche Weiterentwicklung. Die abstrakt konstruierten Kulissen, die sonderbare Kameraführung und Beleuchtung sowie die schaurige, gewaltige Musik vermitteln einen Eindruck davon, wie James Whale sein Werk und Shelleys Geschichte um den modernen Prometheus versteht. Die für damalige Zeiten revolutionäre Tricktechnik (z.B. Prätorius' Schrumpfkabinett) weiß auch heute noch zu faszinieren, besticht sie durch ihren nostalgischen Charme und ist sie Ausdruck der Bildsprache, die den Film definiert und von anderen zeitgenössischen Produktionen (inklusive der ersten "Frankenstein"-Verfilmung) abhebt.
Die Darsteller tragen erheblich dazu bei, dass der Film zu den Glanzlichtern des phantastischen Kinos zählt. Boris Karloff gelingt es vorzüglich, die innere Zerrissenheit der unglückseligen, von der Sehnsucht geleiteten Kreatur zu portraitieren. Colin Clive verkörpert erneut Dr. Frankenstein, der hier auf völlig andere Weise am Geschehen beteiligt ist und das Thema mit der Frage nach der moralisch-ethischen Verantwortung der Wissenschaft anreichert. Ernest Thesiger brilliert als schillernder Dr. Prätorius, der durch seinen makabren Charakter gewissermaßen das Sinnbild des Film darstellt. Obwohl Elsa Lanchester nur kurz als Braut in Erscheinung tritt, ist es diese Szene, mit der sie in die Annalen der Filmgeschichte eingehen sollte. Eine gelungene Pointe, dass sie in der Eröffnungssequenz als Mary W. Shelley in Erscheinung tritt. Dem Film folgt 1939 die Fortsetzung "Son of Frankenstein". Karloff spielt dort letztmals die Rolle des Monsters. Regie führte Rowland V. Lee, Bela Lugosi tratt in einer Nebenrolle als buckliger Assistent Ygor auf.
Fazit:
"Frankensteins Braut" gilt verdientermaßen als bester Horrorfilm, der jemals von Universal produziert wurde. Er ist eine stimmige Komposition, die menschliche Emotionen und existenzielle Grundfragen dramatisiert. Gerade seine Stilbrüche im Vergleich zum ohnehin schon famosen ersten Film sind seine Stärke, denn so ist er der ästhetische Superlativ seines Genres und das Vermächtnis eines großartigen Filmschaffenden, der hier seinen Zenit erreicht.