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Diary of the Dead Drucken E-Mail
George A. Romero's neuester Zombie-Streich Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 28 Oktober 2009
 
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Diary of the Dead
(Diary of the Dead, USA 2007)
 
Diary of the Dead
Bewertung:
Studio/Verleih: The Weinstein Company
Regie: George A. Romero
Produzenten: U.a. Steve Barnett, Dan Fireman & John Harrison
Drehbuch: George A. Romero
Musik: Norman Orenstein
Kamera: Adam Swica
Schnitt: Michael Doherty
Genre: Horror
Kino-Start (Deutschland): -
Kino-Start (USA): 15. Februar 2008
Laufzeit: 95 Minuten
Altersfreigabe: ab 18 Jahren
Trailer: klick
Kaufen: DVD, Doppel-DVD, Blu Ray
Mit: Michelle Morgan, Joshua Close, Shawn Roberts, Amy Ciupak Lalonde, Joe Dinicol, Scott Wentworth, Philip Riccio u.a.


Kurzinhalt: Eine Gruppe von jungen Filmstudenten ist gerade dabei, einen Amateurhorrorfilm über eine Mumie zu drehen, als die ersten grauenhaften Nachrichtenmeldungen über Menschen eintreffen, die als Zombies von den Toten wieder auferstehen. Anfangs wissen sie nicht, was sie von dieser Neuigkeit halten sollen, klingt es doch wie ein schlechter Scherz. Doch spätestens, als sie auf ihrer Fahrt auf einen dieser Untoten stoßen wird ihnen klar, dass die schrecklichen Meldungen real sind. Jason beschließt daraufhin, alles genau zu dokumentieren und für die Nachwelt festzuhalten. Man macht sich zum Haus seiner Freundin Debra auf, um sicherzugehen, dass es ihrer Familie gut geht. Ehe sie dort eintreffen, führen sie allerdings einige Zwischenfälle in ein Krankenhaus, einem Bauernhof der Amish sowie einer gut organisierten Gang. Die Situation scheint immer verzweifelter, und zwischen der Gruppe kommt es – vor allem aufgrund Jason's Anliegen, alles mit der Kamera festhalten zu wollen – immer wieder zu Streitereien. Dennoch bleibt Jason seinem Ansinnen treu, und filmt munter weiter, wie die Welt zunehmend in Chaos versinkt, und die rasant wachsende Horde von Zombies die Überlebenden immer mehr zu überrennen scheinen…

Review: ImageMit "Diary of the Dead" wagt George A. Romero einen Neubeginn: Statt wie seine bisherigen Filme im selben Universum zu spielen und auf die gleiche Mythologie und Geschichte aufzubauen, beginnt "Diary of the Dead" quasi wieder von vorn, und zeigt den Anfang der Zombie-Invasion – nur halt in der modernen Welt. Geschildert wird die Handlung dabei aus der Sicht von Filmstudenten, die beschließen, diese schrecklichen Ereignisse mit ihrer Filmkamera – später stolpern sie in einem Krankenhaus (!) zufällig über eine zweite, was es ihnen erlaubt, das Geschehen aus zwei Perspektiven einzufangen – zu dokumentieren. Im Gegensatz zu ähnlichen Filmen wie "Blair Witch Project", "[Rec]" oder "Cloverfield" handelt es sich hierbei jedoch nicht um das ungeschnittene und unbearbeitete Filmmaterial, sondern um eine vollwertige, angeblich von ihnen fertiggestellte Dokumentation. Und hier beginnen auch schon die Probleme des Films: Die ständigen Cuts, die Verwendung von nicht von den Studenten gedrehtem Filmmaterial, ein paar künstlerische Kniffe wie Zooms, Verfärbungen etc. sowie der Soundtrack drücken enorm auf den Realismus. Im Gegensatz zu den eben genannten fühlt sich "Diary of the Dead" nicht roh und echt an, sondern unterscheidet sich kaum von einem "normalen" Spielfilm – nur, dass es aufgrund der verwendeten Handkamera billiger aussieht als gewöhnlich.

Außerdem zieht Romero selbst diesen Ansatz nicht konsequent durch und leistet sich einige Fehler, die einem aufmerksamen Filmkenner wohl auffallen werden. Ein Beispiel: Relativ zu Beginn zeigt er uns die Reaktion der Gruppe auf einen Newsbericht abwechselnd aus zwei verschiedenen Perspektiven – obwohl die Filmstudenten zu diesem Zeitpunkt nur eine Kamera zur Verfügung haben! Gleich zu Anfang drängt sich zudem die Frage auf, welcher Regisseur nachdem er Cut gerufen hat die Kamera laufen lässt. Und auch das Verhalten der Kamera, bevor deren Akku leer ist, wirkt irgendwie seltsam und unrealistisch. All dies mögen nur Kleinigkeiten sein, aber sie haben zumindest mich aus der ohnehin nie sonderlich überzeugenden Illusion, hier eine echte Dokumentation zu verfolgen, völlig herausgerissen. Viel schlimmer wiegt aber, dass mich dieser Ansatz auch von den Figuren – insbesondere dem Regisseur Jason – enorm distanziert hat. Dass er meint, diese Ereignisse für die Nachwelt festhalten zu müssen, gut ok. Dass er ständig dämliche Fragen á la "wie geht es dir gerade, angesichts der Tatsache dass die Toten wiederauferstehen und wir insgesamt gesehen ziemlich in der Scheiße zu stecken scheinen, denn eigentlich so? Was fühlst du dabei?" stellen muss, wie ein dümmlicher Sportreporter, und damit nicht nur den anderen, sondern auch dem Zuschauer auf den Sack geht, meinetwegen. Aber dass er selbst dann drauf hält wenn sich jemand den er kennt erschießt, und es selbst nach einer tragischen Wendung nicht für nötig erachtet, die Kamera auf die Seite zu legen um seine Freundin zu trösten, fällt es mir leider sehr schwer, mich mit ihm zu identifizieren. Zudem wirkt das nicht einfach nur mehr unsympathisch, sondern richtiggehend unglaubwürdig.

ImageAuch von den Fehlern bezüglich der Kamera bzw. der Inszenierung mal abgesehen gibt es noch die eine oder andere logische Schwäche, wie z.B.: (Achtung, Spoiler!) Wenn ihre Eltern Zombies waren, wie konnten sie dann das Auto im Haus parken und die Garage schließen? Und wenn sie heil nach Hause gekommen sind, und das Haus abgeschlossen und alarmgesichert war, woher kam dann der Angriff, der sie verwandelt hat? Von seltsam wirkenden Szenen wie jener, als sich die junge Freundin das Leben nehmen will, sich dabei aber irrtümlich in die Wange schießt statt sich den Kopf wegzublasen, ganz zu schweigen.(Spoiler Ende) Es sind Momente wie diese, die mich immer wieder aus dem Film gerissen und dafür gesorgt haben, dass ich "Diary of the Dead" trotz des Pseudo-Doku-Stils nie als echt empfinden konnte. Leider ist der Film zudem nur leidlich spannend und hat kaum atmosphärisch dichte Szenen zu bieten. Man sollte meinen, dass Romero den Handkamerastil ausgiebig nutzen würde, um einzelne Figuren zu verfolgen wie sie sich durch ein dunkles Haus schleichen, der ständigen Gefahr bewusst, dass hinter jeder Ecke ein Zombie lauern könnte. Und da wir das Geschehen aus ihrer Perspektive erleben, fiebern wir so richtig mit. Aber Fehlanzeige – die meiste Zeit ist der Kameramann bei den anderen Leuten der Gruppe, und auch Schockmomente gibt es so gut wie keine. Auch hier nutzt Romero also das Potential des Konzepts nicht im Geringsten aus.

Was der Atmosphäre dann außerdem nicht zuträglich ist, sind einige Szenen, die unfreiwillig komisch wirken. Allen voran muss hier die extrem konstruierte Szene gegen Ende erwähnt werden, die quasi 1:1 genau jene Szene wiederspiegelt, die Regisseur Jason zu Beginn des Films, als er noch an seinem Mumien-Film gearbeitet hat, drehen wollte – aufgerissenes Kleid der Darstellerin inklusive. Was mich ebenfalls etwas irritiert hat, ist die Tatsache dass es Romero doch tatsächlich für nötig erachtet, all seine Nachahmer (die überwiegend deutlich originellere und gelungenere Filme abgeliefert haben als "Diary of the Dead") zu belehren, da rasende Zombies ja gar nicht möglich wären, da sich diese sonst die Knöchel brechen würden. Unabhängig davon, ob das nun stimmen mag oder nicht wirkt diese pseudo-akademische Diskussion über ein so hypothetisches Thema wie Zombies ziemlich Fehl am Platz. Das größte Problem von "Diary of the Dead" ist aus meiner Sicht jedoch, dass George A. Romero – im Gegensatz zu vielen seiner Nachahmer der letzten Zeit – dem Genre keine neuen Impulse gibt, sondern nur mehr vom alten gleichen Trott liefert, den er uns nun schon seit 40 Jahren serviert. "Diary of the Dead" besitzt keine originellen Ideen, keine Innovationen – nichts, dass ihn von den zahlreichen anderen Filmen des Genres abheben würde. Ganz im Gegenteil, denn im Vergleich zu "28 Days Later" oder sogar dem "Dawn of the Dead"-Remake wirkt Romero's neuester Film sehr angestaubt, ideenlos und richtiggehend öde. Ähnlich wie beim x-ten Teenieslasher hat man halt ganz einfach all das mittlerweile schon viel zu häufig – und noch dazu besser – gesehen, als das es sonderlich begeistern könnte. Dass statt eines talentlosen Möchtegern, der versucht die Erfolge von weitaus besseren Regisseuren auszuschlachten, Romero selbst für diesen müden Aufguss verantwortlich ist, macht "Diary of the Dead" nur um so enttäuschender.

Fazit: ImageMit "Night of the Living Dead" hat George A. Romero 1968 den Horrorfilm revolutioniert und das Subgenre der Zombiefilme salonfähig gemacht. Rund 40 Jahre später scheint er ein bisschen ratlos zu sein, was er mit seiner Kreation anfangen soll. "Diary of the Dead" wirkt ideenlos und sehr innovationsresistent. Ich sage ja nicht, dass Romero sich jetzt unbedingt dem aktuellen Trend beugen und wie von der Tarantel gestochen herumeilende Zombies zeigen soll/muss, aber irgend eine neue Idee, mit der er das Genre – so wie es viele seiner Nachahmer mittlerweile gemacht haben – bereichert, statt sich nur an den eigenen früheren Erfolgen zu laben, wäre schon nett gewesen. Ja selbst der Pseudo-Dokumentationsstil wird aufgrund des Schnitts, der zahlreichen anderen Filmschnipsel und vor allem des Soundtracks nicht konsequent durchgezogen, und kann daher nicht so recht überzeugen. Logische Schwächen, unfreiwillig komische Szenen und der Mangel an Atmosphäre sind da nur mehr das Tüpfelchen auf dem Zombie-"i". Das Einzige, was den Film aus meiner Sicht noch halbwegs zu retten vermag, sind die guten schauspielerischen Leistungen und die überzeugenden (Splatter-)Effekte. Für den Begründer der Zombie-Filme ist eine solch magere Ausbeute aber definitiv enttäuschend.

Wertung:3 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Universal)


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