Kurzinhalt:
Vor fünf Jahren kam es zum Erstkontakt zwischen der Föderation und den Bewohnern des Sonnensystems Chrellkan. Dabei vermittelte man zwischen den Bewohnern ihrer Heimatwelt Chrellkan IV sowie den Kolonisten auf Chrellkan III, und einigte sich darauf, dass letztere in zehn Jahren ihre Unabhängigkeit bekommen würde. Nun hat sich jedoch eine neue, extremistische Rebellenbewegung formiert, der diese Zusage nicht mehr ausreicht: Sie wollen ihre Unabhängigkeit sofort. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, kommt es immer wieder zu Terrorangriffen auf die Heimatwelt. Die U.S.S. Enterprise wird ins System geschickt, um zwischen beiden Seiten zu vermitteln. Kurz nach der Ankunft versuchen sowohl der Anführer von Chrellkan IV, als auch die Rebellen, Captain Kirk mit Behauptungen über die Gräueltaten des jeweils anderen auf ihre Seite zu ziehen. Während Jim den Anführer von Chrellkan IV auf der Enterprise empfängt, Um die Wahrheit herauszufinden, schickt er Spock und McCoy zum Planeten Chrellkan III hinunter, um sich mit den Rebellen zu treffen. Kurz nach ihrer Ankunft finden sie heraus, dass diese von den Klingonen manipuliert werden…
Review:
Was Gene DeWeese bei "Die Kolonie der Abtrünnigen" sehr gut gelingt, ist, eine Geschichte zu erzählen, die sich wie eine verschollene Episode der klassischen "Star Trek"-Serie anfühlt. Alles rund um diesen Konflikt, in dem die Enterprise vermitteln soll, sowie insbesondere auch der Intrige der Klingonen (was stark an die Episode "Der erste Krieg" erinnert, wo sich diese ja ebenfalls in die natürliche Entwicklung eines Volkes eingemischt haben) ist typisch "Raumschiff Enterprise". Auch die Dynamik zwischen den Figuren fängt DeWeese sehr authentisch ein. Mir gefiel dabei vor allem die Idee, Spock und McCoy zusammen auf eine Mission zu schicken. Ihre gemeinsamen Momente zählten für mich dann auch zu den Höhepunkten des Romans. Auf der anderen Seite war es aber auch spannend, wie Kirk wiederum an Bord der Enterprise ohne ihren Rat auskommen muss (mit Spock als der logisch-analytische Teil, und McCoy als das Gewissen des Trios). Die Story entwickelte sich auch durchaus flott, und nicht zuletzt war der Roman mit rund 250 Seiten (in der Taschenbuch-Ausgabe) kurz genug, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Trotz dieser positiven Aspekte: Übermäßig begeistert war ich von "Die Kolonie der Abtrünnigen" jetzt nicht. So würde ich die Geschichte dann doch nur als maximal durchschnittlich einstufen. Auch die Spannung hielt sich – selbst dann beim großen Showdown – sehr in Grenzen. Und den Plot der Klingonen – mit dem sie dafür sorgen wollen, dass die Föderation ihr höchstes Gut, die Oberste Direktive, verletzten müssen – fand ich insofern doch eher unfreiwillig komisch, als das bei Kirk in der Serie (insbesondere der zweiten Staffel) ja fast schon an der Tagesordnung stand. Insofern musste ich da doch kurz ordentlich lachen.
Vor allem aber sehe ich die Rückkehr von Finney recht zwiespältig. So schien es mir – angesichts seiner Vorgeschichte mit Kirk – sonderbar, dass es niemand für notwendig erachten würde, Jim darüber zu informieren (für den Fall, dass Finney vor hat, einen weiteren Versuch zu unternehmen, um Rache zu üben). Wie es mir generell etwas konstruiert erschienen, dass die Klingonen just ihn befreien und für ihre Mission rekrutieren würden. Und lasst mich erst gar nicht davon anfangen, dass Kirk während der Ereignisse plötzlich an die Geschichte mit Finney (siehe "Kirk unter Anklage) zurückdenken muss, noch bevor er weiß, dass dieser in die Sache hier involviert ist. Andererseits gab sein Auftritt DeWeese aber die Gelegenheit, um der Figur eine Wiedergutmachungs-Story anzudichten, die es mir dann wiederum durchaus angetan hatte. Und generell mag ich solche Rückgriffe auf die etablierte Kontinuität der Serie ja eigentlich schon. Eher kritisch sehe ich allerdings (wieder einmal) die Übersetzung von Ronald M. Hahn. Zwar gibt es wenige faktische Fehler (wie Kriegs- statt Militärgericht, aber man merkt, dass er mit der üblichen Bezeichnung in der Serie nicht vertraut war (z.B. wenn er von Kreisbahn statt Orbit spricht); vor allem aber finde ich aber, dass sich seine Übersetzungen irgendwie immer ziemlich gestelzt lesen – weshalb ich bereits nach wenigen Seiten wusste, dass diese nur von ihm stammen kann. Da liegt mir die entsprechende Arbeit von Andreas Brandhorst deutlich mehr.
Fazit:
An "Die Kolonie der Abtrünnigen" gefiel mir vor allem der Eindruck einer Art verschollenen Episode, da er sich inhaltlich und vom Ton her stimmig in die Abenteuer des "Raumschiff Enterprise" einfügte. Die Charaktere sind ebenfalls gut getroffen. Und mir gefiel nicht zuletzt, wie hier Spock und McCoy gemeinsam auf Mission geschickt werden, während Kirk – der seine Freunde für tot hält – ohne sie klar kommen muss. Last but not least ist der Roman mit knapp 250 Seiten nicht nur kurz, sondern vor allem auch -weilig. Ob ich die Rückkehr von Finney unbedingt brauchte, da bin ich allerdings eher gespalten. Grundsätzlich mag ich solche Rückgriffe auf die in der Serie etablierte Kontinuität ja schon, in diesem Fall wirkte es auf mich aber teilweise doch etwas gar konstruiert. Auch an Spannung lässt es "Die Kolonie der Abtrünnigen" leider gänzlich vermissen. Und den Plot, den die Klingonen hier aushecken, um die Föderation in die Krise zu stürzen, machte auf mich in Anbetracht dessen, wie oft allein Weiland Kirk gegen die Oberste Direktive verstoßen hat, fand ich dann doch eher unfreiwillig komisch. Insgesamt hat Gene DeWeese mit "Die Kolonie" der Abtrünnigen aber einen soliden – wenn auch in keinster Weise hervorstechenden – TOS-Roman vorgelegt.
Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel
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