Kurzinhalt:
Die Enterprise besucht den Planeten Elcidar Beta III, der im Bereich zwischen der Föderation und dem klingonischen Reich liegt, weshalb sich beide Seiten um ihn bemühen. Die Bewohner, die sich Midgwins nennen, lehnen jedoch jeglichen Kontakt mit der Außenwelt ab, da sie befürchten, dass dies ihr Gemeinschaftsbewusstsein vergiften könnte. Trotz der schwierigen Lebensbedingungen auf dem Planeten, wegen dem sie sogar unter einer Hungersnot leiden, lehnen sie somit auch das Angebot der Föderation für Unterstützung ab. Daraufhin muss die Delegation rund um Captain Kirk notgedrungen wieder abreisen. Dieser gehörte auch Helen Gordon an; zwischen ihr und Jim hat sich im Verlauf der Mission eine romantische Beziehung entwickelt, weshalb sie auch erwägt, sich zur Enterprise versetzen zu lassen. Doch nach der Rückkehr auf das Schiff gibt sich der Captain auf einmal seltsam abweisend. Spock wiederum jagt einem Phänomen hinterher, dass er während des Transports zurück zur Enterprise beobachtet hat: Glaubte er doch, für einen Sekundenbruchteil einen Schatten wahrzunehmen. Kurz darauf kommt es an Bord vermehrt zu mysteriösen Vorfällen. Treibt etwa eine Art Geist auf der Enterprise sein Unwesen?
Review:
Ach ja, Barbara Hambly. Der Name ist wohl insbesondere unter – mit dem "Expanded Universe" vertrauten – "Star Wars"-Fans berüchtigt. Immerhin legte die Autorin mit "Palpatines Auge" einen Roman vor, der von nicht wenigen – mich übrigens eingeschlossen – als der schlechteste "Star Wars-Roman überhaupt angesehen wird (ja, sogar noch schlimmer, als das, was mir zumindest bisher im – überwiegend leider sehr enttäuschenden – neuen Kanon untergekommen ist). Demgegenüber habe ich an ihren dritten und letzten "Star Trek"-Roman "Kreuzwege", den ich in meiner Jugend gelesen habe, sehr gute Erinnerungen (ob die demnächst anstehende Zweitlesung diesen wohl bestätigen wird?!), und ihr Debüt im Universum, "Ishmael", fand ich (in erster Linie aufgrund der netten Grundidee rund um einen unter Amnesie leidenden Spock, der in der Vergangenheit der Erde feststeckt) immerhin ok. "Der Kampf ums nackte Überleben" ist hingegen bedauerlicherweise nicht weit vom "Niveau" von "Palpatines Auge" entfernt. Das beginnt schon mit der Art und Weise, wie sie hier James T. Kirk wie aus dem Nichts eine Romanze mit einer bislang unbekannten Figur andichtet. Alles rund um Helen wirkte auf mich wie Mary Sue-Fanfiction, aber nicht wie ein offiziell erschienener, lizenzierter (und kostenpflichtiger) "Star Trek"-Roman. Zu Beginn dachte ich echt, ich hätte irgendeine Art Vorgänger, der erzählt, wie sich die beiden kennen- und lieben gelernt haben verpasst, aber nein, Helen wurde tatsächlich von ihr einfach so aus dem Hut gezaubert. Das allein hat mich schon mal ordentlich irritiert.
Noch schwerer wiegt, dass ich mit der Geschichte, sobald wir erfahren, was es mit dem Transporterschatten auf sich hat, überhaupt nichts mehr anfangen konnte. Achtung, Spoiler: Der "Geist" stellt sich nämlich als das Bewusstsein von Kirk selbst heraus. Denn vor oder während des Transfers hat Yarblis Geshkerroth irgendwie die Kontrolle über seinen Körper übernommen, woraufhin Kirks Bewusstsein nun quasi frei herumfliegt. Mit der Zeit gelingt es ihm aber, Gegenständige zu manipulieren, und schließlich sogar zu einer Art körperlichen Manifestation zurückzufinden – bis sein Bewusstsein dann schließlich, bevor es zerfallen kann, im Schiffscomputer gespeichert wird. Nun gebe ich unumwunden zu: So sehr ich die klassische "Star Trek"-Serie auch liebe (und sie wird wohl auf immer und ewig mein Favorit im Franchise bleiben), aber man hat sich dort definitiv auch einiges an völligem Blödsinn geleistet (ich denke da nur – mit Schrecken – an "Spocks Gehirn"). Insofern kann man argumentieren, dass sich "Der Kampf ums nackte Überleben" durchaus in dieser Tradition bewegt. Und dennoch: Ich fand diese Idee bescheuert, und konnte mich einfach nicht darauf einlassen. Erschwerend kommt hinzu, dass ich Geschichten, in denen die Besatzungsmitglieder vom Bewusstsein irgendwelcher anderer (natürlich feindlich gesinnter) Personen übernommen werden, nun schon seit geraumer Zeit leid bin. Auch hier wundert man sich darüber, dass Kirks seltsames Verhalten nicht schon viel früher, und aufgrund ihrer entsprechenden Erfahrungen in der Vergangenheit die Möglichkeit, dass es sich bei ihm eben gar nicht mehr um den Captain handelt, nicht schon viel früher in Betracht gezogen wird. Im Gegensatz zu "Ishmael" fand ich diesmal leider auch die Figuren teilweise nicht gut getroffen. Vor allem Spock leistet sich einzelne Ausreißer, z.B. wenn er Scotty mit "mein lieber Mr. Scott" anspricht; das will zum Vulkanier überhaupt nicht passen. Aber auch die Klingonen werden mir am Ende viel zu höflich/diplomatisch und nicht kriegerisch/aggressiv genug dargestellt. Vor allem aber mangelt es "Der Kampf ums nackte Überleben" einfach völlig an Spannung. Das einzige, was eine Katastrophe auf "Palpatines Auge"-Niveau verhindert: Die aus TOS bekannte Dynamik zwischen den Figuren, und hier insbesondere zwischen Spock und McCoy, wird von Barbara Hambly – eben abseits der erwähnten gelegentlichen Ausreißer – gut eingefangen. Das allein konnte "Der Kampf ums nackte Überleben" aber – zumindest für mich – nicht retten.
Fazit:
Man könnte durchaus argumentieren, dass sich die erste "Star Trek"-Serie einige ziemlich absurde Ausreißer geleistet hat, und sich "Der Kampf ums nackte Überleben" was das betrifft durchaus in deren Tradition bewegt. Aber, es tut mir leid: Auf die Idee, dass das Bewusstsein von James T. Kirk hier körperlos durch die Enterprise schwebt, konnte ich mich – trotz der Referenzen auf die klassische Folge "Geist sucht Körper" – einfach nicht einlassen. Davor störte ich mich bereits an Helen, die hier völlig aus dem nichts auftaucht, und der hier gleich eine innige romantische Beziehung mit dem Captain angedichtet wird (nur damit sie am Ende aus mir überhaupt nicht nachvollziehbaren Gründen die Enterprise doch verlässt). Der Geschichte mangelte es noch dazu völlig an Spannung. Und die Figuren (aber auch die Klingonen) fand ich diesmal ebenfalls nicht immer 100%ig getroffen. Letztendlich weckte nicht zuletzt die Idee rund um den "Geist in der Maschine" unliebsame Erinnerungen an ihre literarische Katastrophe "Palpatines Auge" für das "Star Wars"-Universum – an deren "Qualität" sie bei ihrem zweiten "Star Trek"-Einsatz nur haarscharf vorbeischrammt.
Bewertung: 1/5 Punkten
Christian Siegel
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