Kurzinhalt:
Im Jahr 2274 stößt die Enterprise auf ein vulkanisches Schiff. Deren einzige Überlebende, T'Pren, führt Spock zum Planeten Hellguard, auf dem sich mehrere Mischlingskinder aufhalten, die durch die Vergewaltigung von Vulkaniern durch Romulanern ins Leben gekommen sind. Zusammen mit einer vulkanischen Delegation sucht Spock den Planeten auf, wo er auf eine junge, verwilderte Saavik trifft. Als die Kinder gerettet werden, nimmt Spock Saavik für ein Jahr unter seine Fittiche, um sie zu zivilisieren, und ihr die vulkanische Kultur näherzubringen. Sieben Jahre später ist Saavik Kadettin an der Sternenflottenakademie. Sie besucht gerade die Enterprise, als man dort den Notruf eines romulanischen Schiffes entdeckt. Da auf diesem niemand mehr am Leben ist, schleppt man es zurück zur Erde. Im Sternenflottenhauptquartier werden dann schließlich seltsame Kristalle untersucht. Unmittelbar darauf kommt es zu einer Kettenreaktion, durch die alle, die mit dem Kristall in Berührung kamen, sterben, woraufhin das Hauptquartier – inklusive James T. Kirk, der sich gerade in einem abgeschlossenen Raum befand – abgeriegelt wird. Offenbar handelte es sich bei den Kristallen um Waffen, und beim verlassenen romulanischen Schiff um eine Falle. Als Saavik vom Angriff erfährt, wird ihr bewusst, dass die Waffen auf Hellguard hergestellt wurden. Die Enterprise fliegt daraufhin zum Planeten, um ein Gegenmittel zu finden – was Saavik dazu zwingt, sich ihrer Vergangenheit zu stellen…
Review:
In "Das Pandora-Prinzip" schickt sich Carolyn Clowes in ihrem – angesichts des größtenteils gelungenen Endergebnis leider – einzigen "Star Trek"-Roman an, die Vorgeschichte von Saavik zu erzählen. Dass es sich bei ihr um ein Mischlingskind aus einem Romulaner und einer Vulkanierin handelt, war zu dem Zeitpunkt soweit ich weiß ja bereits bekannt (auch wenn ich nicht mehr sagen könnte, wo genau dies etabliert wurde). Hier nun sind wir "live" dabei, wie sie von Spock auf Hellguard gefunden und gerettet wird – und damit auch, wie sich die Lehrer-Schülerin-Beziehung zwischen ihnen entwickelte. Dieser anfängliche Teil von "Das Pandora-Prinzip" hat mir ausgesprochen gut gefallen. Einerseits, weil hier wieder einmal eine offene Lücke im Kanon geschlossen wird (wenn auch natürlich auf nicht-kanonische Art und Weise). Aber auch, da ich die ersten Begegnungen zwischen Spock und Saavik wunderbar geschrieben fand. Und auch die anfängliche Diskussion innerhalb der vulkanischen Delegation, wo Spock gegen ihren ursprünglichen Plan vehement Einspruch erhebt (und er sich letztendlich mit seiner Position auch durchsetzt) hatte es mir – abseits des aufgrund der Ausrufezeichen stellenweise ungewöhnlich emotional wirkenden Sarek – angetan. Diesen Teil von "Das Pandora-Prinzip fand ich jedenfalls wirklich faszinierend. Aber auch die nachfolgenden Rückblenden zu Saaviks Erziehung durch Spock waren interessant. Und generell fand ich es einfach sehr spannend, hier mehr über Saavik zu erfahren, sowohl über ihre Vorgeschichte als auch ihren Charakter, der dann vor allem auch in der Handlung in der "Gegenwart" sehr gut zur Geltung kam.
Apropos: Eben diese Story hatte es mir dann ebenfalls angetan – und das aus mehreren Gründen. Grundsätzlich gefällt mir schon mal das Setting innerhalb der Film-Ära, da diese im Vergleich zum Zeitraum der ersten Fünfjahresmission aus der Serie literarisch nicht ganz so ausführlich erforscht ist. Mehr noch, "Das Pandora-Prinzip" wirkt wie ein durchaus wichtiger Schritt von "Star Trek: Der Film" (wo Admiral Kirk ja die V'Ger-Krise nutzte, um das Kommando der Enterprise wieder an sich zu reißen) und "Star Trek: Der Zorn des Khan" (wo das Schiff von Captain Spock kommandiert wird, während Kirk als Ausbilder an der Sternenflottenakademie fungiert). So macht Kirk Nogura am Ende das Angebot, wieder hinter den Schreibtisch zurückzukehren; zugleich legt Spock mit seinem Kommando über die Mission wohl den Grundstein für seine Beförderung zum Captain. Generell fand ich diese Idee ganz interessant: Kirk sitzt in dem abgeschotteten Raum fest, und kann nicht wirklich etwas zur Lösung der Krise beitragen, während eben Spock das Kommando über die Enterprise übernimmt. Aber auch Saavik kommt im Geschehen eine wichtige Rolle zu; nicht zuletzt natürlich dann am Ende, wo sie sich den Schrecken ihrer Vergangenheit stellen muss. Darüber hinaus stach auch die durchaus originelle Bedrohung, der man sich hier stellen muss, für mich hervor. Da hat sich Clowes wirklich etwas Interessantes einfallen lassen. Und auch einzelne Dialogzeilen fielen mir wieder positiv auf, wie z.B. Spocks Spruch darüber, dass wenn man von "möglichst großer Nutzen" spricht, man damit allzu oft "Vermeidung von Schwierigkeiten" meint. Uhuras Worte darüber, dass die Geschichte über die Büchse der Pandora (eine philosophische Diskussion mit Saavik, die sich durch den Roman zieht) – in der alles Unheil in der Welt von einer Frau ausgeht – natürlich von Männern erfunden wurde. Bis hin zu Spocks Worten "Ich stelle nicht ihr Recht auf diese Emotion in Frage, vielmehr die Nützlichkeit eines solchen Gefühls." Generell sind sämtliche Figuren ausgezeichnet getroffen, und sprechen sowie agieren genauso, wie aus der Serie und Filmen bekannt. So ziemlich mein einziger Kritikpunkt ist Obo. Der erinnerte mich abwechselnd an den Pumuckl und Dobby. Leider fand ich ihn von seinem Charakter und seiner Ausdrucksweise her doch eher nervig. Ohne ihn hätte sich "Das Pandora-Prinzip" über einen halben Wertungspunkt mehr freuen können.
Fazit:
Mit "Das Pandora-Prinzip" ermöglicht es uns die (bedauerlicherweise) einmalige "Star Trek"-Autorin Carolyn Clowes, endlich mehr über Saavik und ihre Vergangenheit zu erfahren. Dementsprechend fand ich vor allem den Auftakt auf Hellguard sehr interessant. Aber auch die nachfolgende Story hatte es mir durchaus angetan, nicht zuletzt, als die Bedrohung für die Sternenflotte hier eine durchaus originelle ist. Zudem macht "Das Pandora-Prinzip" noch stärker als andere in dieser Zeit angesiedelten Romane den Eindruck, als Bindeglied zwischen den ersten beiden "Star Trek"-Filmen zu dienen. Vor allem aber gefiel mir der Blick nicht nur auf Saavik, sondern vor allem auch die Schülerin-Lehrer-Beziehung zwischen ihr und Spock. Kleinere Kritikpunkte – nicht zuletzt der mich doch ziemlich nervende Obo – verhindern zwar eine noch bessere Wertung. Dennoch sollten sich Fans insbesondere der "Star Trek"-Filme mit der klassischen Crew diesen Roman nicht entgehen lassen.
Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel
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