Kurzinhalt:
Vor kurzem wurde die Enterprise durch eine Gravitationsanomalie in eine fremde Galaxis geschleudert. Seither wurden die Sensoren des Schiffes – basierend auf der Forschung des Föderationswissenschaftlers Jason Crandall – überarbeitet, um eben solche Anomalien bzw. Portale entdecken zu können. Nun erforscht man den betreffenden Raumbereich, um eben diese zu kartographieren; eine Mission, für die sich Crandall an Bord befindet, um die Funktion der von ihm entwickelten Sensoren zu überwachen. Dann jedoch erscheint unmittelbar vor der Enterprise und ohne Vorwarnung eine weitere Anomalie. Neuerlich findet sich das Schiff daraufhin in einer weit entfernten Galaxis wieder. Als man die Sonnensysteme nahe ihres Ankunftspunkts erforscht, findet man zahlreiche Planeten, die vor Jahrhunderten verwüstet wurden. Kurz darauf stößt man auf ein fremdes Raumschiff; dessen technologischer Stand macht jedoch deutlich, dass das betreffende Volk nicht für die Vernichtung der Planeten verantwortlich sein kann. Captain Kirk versucht, Kontakt aufzunehmen, doch das fremde Schiff eröffnet sofort das Feuer. Kurz darauf trifft man noch auf eine weitere Zivilisation. Wie sich herausstellt, befinden sich die Hoshan und die Zeator – die dem jeweils anderen Volk vorwerfen, für die Vernichtung der Welten verantwortlich zu sein – in einem erbitterten interstellaren Krieg. Und die Enterprise ist nach ihrer unfreiwilligen Reise durch die Anomalie zwischen die Fronten geraten…
Review:
"Zwischen den Fronten" ist eine lose Fortsetzung von einem der allerersten "Star Trek"-Romane, nämlich "Hort des Lebens". Der wurde von G. Harry Stine (unter dem Pseudonym Lee Correy) geschrieben; hier nun nimmt Gene DeWeese die von ihm dort vorgestellte Idee rund um die Gravitationsanomalien/Portale auf, und referenziert auch kurz die Mission rund um die Mercaner. In weiterer Folge sollte er die Geschichte dann mit seinem Roman Nexus fortsetzen bzw. abschließen. Die ersten Jahrzehnte an "Star Trek"-Romanen waren ja von zwei Arten von Büchern dominiert: Jene, welche frisches Hintergrundwissen zu den Figuren, Planeten und/oder Völkern etablieren und so den Kanon aus der TV-Serie erweitern wollten (siehe den kürzlich von mir besprochenen "Spocks Welt"), oder aber solche, die einfach ein weiteres, typisches Abenteuer der Enterprise-Crew erzählten. "Zwischen den Fronten" ist letzteres, wobei es Gene DeWeese vor allem auf den ersten Seiten phänomenal gelang, den Ton der Serie einzufangen, und mir das Gefühl zu vermitteln, eine bislang verschollene Episode der Serie zu lesen. Fast meinte ich, die typischen Geräusche auf der Brücke sowie die Musik von Fred Steiner, Alexander Courage usw. zu hören, und die Schauspieler in ihren Rollen sehen (und ihre Stimme hören) zu können. Und auf einmal war ich wieder ein sechsjähriger Junge, und mittendrin in einem bislang unbekannten Abenteuer der Helden meiner Kindheit. Vor allem anfänglich passt dabei auch der Besucher Jason Crandall, der sich als doch eher hinderliche Präsenz an Bord herausstellt, perfekt ins Bild; denn mit solchen mussten sich Kirk & Co. im Verlauf der Serie ebenfalls mehrmals herumschlagen. Leider sollte sich dieser in weiterer Folge als doch eher frustrierendes Element von "Zwischen den Fronten" herausstellen, dessen diverse Störmanöver eher vom interessanten Mysterium rund um die Anomalien bzw. der spannenden Story rund um den interstellaren Krieg ablenkte. Vor allem, wenn Kirk trotz seiner gescheiterten Meuterei wieder nur in seine Kabine statt in eine Zelle sperrt, kommt man nicht umhin, ob der unverständlichen (und naiven?) milde des Captains den Kopf zu schütteln.
Nicht falsch verstehen, ich habe kein Problem zu glauben, dass solche selbstbezogene A-Löcher auch in der Zukunft noch existieren werden. Und zugegebenermaßen nutzt DeWeese diesen Handlungsstrang nicht nur, um Crandalls entsprechendes Verhalten anzuprangern, sondern auch, um ihm am Ende dann die Chance zur Rehabilitation zu geben. Das machte aber halt den Weg dorthin um nichts erträglicher. Zumal aus meiner Sicht die Art und Weise, wie Crandall immer wieder Gelegenheit bekam, Stunk zu machen, mit der Zeit doch etwas konstruiert wirkte. Von diesem Manko abgesehen hat mir "Zwischen den Fronten" aber wirklich gefallen, angefangen von der interessanten (von "Hort des Lebens" entlehnten, und aus heutiger Sicht an "Voyager" erinnernden) Ausgangssituation rund um die in eine fremde Galaxis geschleuderte Enterprise. Über das Rätsel der zahlreichen von einem mächtigen – auch am Ende des Romans noch unbekannten – Feind vernichteten Welten. Bis hin zum Krieg zwischen den Hoshan und Zeator, der auf der irrigen Annahme basiert, dass der jeweils andere für eben diese Angriffe und Verwüstungen verantwortlich ist. Wie Kirk und seine Besatzung versuchen, langsam einen Dialog zwischen den beiden zu initiieren – nur um dann schließlich zu erreichen, dass beide Seiten wiederum davon überzeugt sind, dass die Enterprise (bzw. die Föderation) für die Zerstörung verantwortlich ist, war schon spannend mitzuverfolgen. Wie eingangs erwähnt gelang es Gene DeWeese zudem perfekt, den Ton der Serie einzufangen. Jeder spricht und verhält sich genau so, wie wir das aus der Serie kennen. Einzig den Umweg mit dem auf einem der Planeten gestrandeten Volk aus unserer Galaxie hätte ich nicht unbedingt gebraucht (auch wenn das wiederum die Ausgangssituation für Crandalls zuvor erwähnte Rehabilitation bot); dieser erschien mir doch etwas überflüssig zu sein, und hier kam die bis dahin durchaus flotte Erzählung für meinen Geschmack doch etwas ins Stottern. Insgesamt hat mich "Zwischen den Fronten" aber gut unterhalten.
Fazit:
Vor allem auf den ersten Seiten war ich von "Zwischen den Fronten" richtiggehend begeistert, da es Gene DeWeese derart gut gelang, den Ton der klassischen Serie einzufangen, dass ich mich in einer bislang verlorenen Episode von ihr wähnte. Aber auch die Ausgangssituation rund um die in eine andere Galaxis geschleuderte Enterprise war interessant. Dort hatte es mir dann insbesondere der Plot rund um die Hoshan und Zeator angetan, und wie sich die Enterprise – gemäß des deutschen Titels – zwischen den Fronten wiederfindet. Demgegenüber begann mich Jason Crandall früh zu nerven, und auch wenn der Kerl zweifellos nerven sollte machte es die Stellen rund um ihn nicht weniger frustrierend. Aber auch den Umweg rund um die anderen gestrandeten Außerirdischen, welche die Enterprise-Crew dann kurzfristig gefangen nehmen, hätte ich nicht zwingend gebraucht. Insgesamt ist "Zwischen den Fronten" aber ein gelungener "Star Trek"-Roman, der Fans der klassischen Serie ein definitiv lesenswertes weiteres Abenteuer ihrer Helden beschert.
Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
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