Kurzinhalt:
Ein Wissenschaftler hat streng geheime Daten über das Shedai-Metagenom gestohlen, um seine Forschung – die von der Föderation verboten wurde – an einem abgelegenen Ort fortzuführen. Dann jedoch stürzt sein Schiff auf dem unwirtlichen Dschungelplaneten Kolasi III ab. Dieser ist nicht nur von heftigen Stürmen und Dauerregen, sowie zwar primitiven, aber dennoch gefährlichen Ureinwohnern gekennzeichnet, sondern vor allem auch von einer bösen Präsenz, die sich den Einheimischen bemächtigt hat. Als die Sternenflotte den Notruf empfängt, schickt sie die U.S.S. Enterprise und die U.S.S. Sagittarius los, um den Wissenschaftler und sein Team zu bergen, und vor allem auch alle Daten über das Metagenom sicherzustellen. Denn: Kolasi III befindet sich direkt an der Grenze zum klingonischen Reich. Tatsächlich ist eines ihrer Schiffe und der Kommando von Captain Kang bereits auf dem Weg dorthin. So wie die Sternenflotte schicken sie ein Außenteam auf den Planeten. Dann jedoch wird beiden Seiten klar, dass auf Kolasi III eine Bedrohung lauert, der sie sich nur gemeinsam stellen können…
Review:
Möglicherweise tue ich David Mack und/oder Pocket Books Unrecht, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass "In Gefahr" quasi die Entschädigung dafür war, dass sich dieser zusammen "Vanguard"-Kollegen Dayton Ward und Kevin Dilmore dazu bereit erklärte, zwanzig Jahre an "Star Trek"-Romanen, welche die Geschichte aus den Serien und Filmen fortführten, mit "Coda" einen Schlussstrich zu setzen. Denn mit diesem kehrt er über zehn Jahre seit dem Ende der "Vanquard"-Reihe mit "Sturm auf dem Himmel" und rund sieben Jahre seit dem letzten der daran anknüpfenden "Seekers"-Romane noch einmal zu dieser Geschichte zurück. "In Gefahr" ist dabei kein Sequel, sondern ein Midquel, welches zwischen "Vor dem Fall" und "Enthüllungen" angesiedelt ist, und ein bisher unbekanntes Abenteuer rund um das Shedai-Metagenom, welches von der U.S.S. Enterprise und der U.S.S. Sagittarius zusammen in Angriff genommen wird, erzählt. Ebenfalls mit von der Partie sind der klingonische Kommandant Kang, sowie seine Gefährtin Mara. In Bezug auf die Chronologie der Serie, ist "In Gefahr" unmittelbar nach "Planetenkiller" angesiedelt. Die jüngsten Ereignisse rund um die U.S.S. Constellation, und den Freitod von Captain Decker, bilden dann auch den Aufhänger für die Selbstzweifel, die Captain Kirk während der Ereignisse hier plagen. Auf Seiten seines vulkanischen ersten Offiziers und guten Freundes Spock sind es wiederum die nur kurz davor angesiedelten Ereignisse aus "Pon Farr", in denen dieser nach Vulcan zurückgekehrt ist, in einem Kampf auf Leben und Tod gegen Kirk angetreten ist, und kurz dachte, dass er seinen Freund tatsächlich umgebracht hätte. Dies ist eine Form der Nachbetrachtung und Nachbehandlung von Ereignissen, wie es sie zur Zeit der Original-Serie bei "Star Trek" ja leider nicht gegeben hat (so richtig Einzug erhielten sie wohl erst durch die TNG-Episode "Familienbegegnung"). Wohl nicht zuletzt auch deshalb zählten diese Momente zu meinen Favoriten aus "In Gefahr".
Ebenfalls ganz gut konnte mir darüber hinaus alles rund um die beiden Landetrupps der Sternenflotte bzw. der Klingonen gefallen, die auf Kolasi III wohl oder übel zusammenarbeiten müssen. Natürlich, die Idee ist nicht gerade neu, und David Mack legt hier eher eine recht typische Variante vor, statt dem Konzept groß neue Aspekte abzugewinnen. Dadurch, dass hier in weiterer Folge Spock und Mara Seite an Seite kämpfen, hatte dieser Aspekt von "In Gefahr" für mich aber dennoch seinen Reiz. Nicht ganz so begeistert war ich von der Action. Diese war größtenteils wenig einfallsreich, nur bedingt packend, und vor allem den Showdown fand ich dann richtiggehend konfus geschildert. Für Mack, dessen erste "Star Trek"-Romane insbesondere auch bei genau solchen Actioneinlagen brillierten (ich erinnere nur an seinen "A Time to"-Roman "A Time to Kill", der in Kürze auch endlich zum ersten Mal in deutscher Sprache erscheinen wird), schon eine Enttäuschung. Im Orbit, was das taktische Herumgeplänkel zwischen Kang, Kirk und Nassir (dem Captain der U.S.S. Sagittarius) betrifft, schlägt er sich etwas besser, diese spielt allerdings im Vergleich zum Geschehen auf der Planetenoberfläche nur eine untergeordnete Rolle. Auch sein Humor hat für mich leider überwiegend nicht funktioniert. Seine früheren "Star Trek"-Romane haben deutlich gezeigt, dass er für mich immer dann sehr gut funktioniert, wenn er vergleichsweise ernst und dramatisch schreibt. Humortechnisch befinden sich er und ich allerdings offenbar nur bedingt auf einer Wellenlänge. Zumal ich die von ihm eingebauten Witzchen oftmals in der jeweiligen Situation auch deplatziert finde. Dies galt leider auch für "In Gefahr" wieder. Irritierend fand ich auch die Szene, wo Spock Mara die Hand zum Händeschütteln entgegenstreckt. Vulkanier mögen ja bekanntlich keinen solchen Körperkontakt; falls es für diese Geste einen besonderen Grund gibt, verabsäumt es Mack leider, dies dem Leser zu schildern, weshalb sich mir unweigerlich der Verdacht aufdrängte, er hätte darauf vergessen (auch wenn ich mir das eigentlich beim besten Willen nicht vorstellen kann).
Mein größter Kritikpunkt betrifft allerdings jenen Moment, wo Spock das Leben des großen Gegners (aus Spoilergründen bleibe ich bewusst vage) verschont. Dabei geht es mir nicht um diesen Moment an sich, wenn es auch im Sinne der vulkanischen Logik und dem "Wohl der Vielen" usw. unlogisch erscheint, sondern vielmehr darum, dass darauf in weiterer Folge kaum mehr eingegangen wird. Wäre es der Ausgangspunkt dafür gewesen, dass sich Spock neuerlich mit seinem inneren Konflikt auseinandersetzt – weil sein Zögern dazu führte, dass viele weitere Wesen ihr Leben verloren – wäre das großartig gewesen. So hingegen war es ein Wegwerf-Moment. Das fand ich nicht einfach nur schade, sondern geradezu als Schande.
Fazit:
"In Gefahr" ist jetzt nicht unbedingt ein schlechter Roman, er bot für mich aber leider wenig Hervorstechendes. Letzteres betrifft in erster Linie die nette Art und Weise, wie Mack hier Ereignisse die kurz vor dem Roman geschehen sind – genauer gesagt aus den Episoden "Pon Farr" und "Planetenkiller" – aufgreift, und Kirk sowie Spock eben darüber reflektieren lässt; etwas, dass in der Serie ja aufgrund des damaligen Konzepts – und dem Drücken des Resetknopfs am Ende jeder Folge – unweigerlich zu kurz kam. Darüber hinaus gefiel mir die Idee, im Orbit Kirk und Kang gegeneinander antreten, und parallel dazu Spock und Mara gemeinsamen gegen einen noch größeren Feind kämpfen zu lassen. Eher enttäuscht war ich hingegen von der Action; diesbezüglich bin ich von David Mack definitiv besseres gewohnt, wobei ich vor allem vom Showdown auf der Planetenoberfläche ziemlich enttäuscht war. Typisch für ihn war dafür wiederum (leider), dass ich mit seinen humoristischen Einlagen wenig bis gar nichts anfangen konnte. Vor allem aber störte mich, dass er aus einem entscheidenden Moment in weiterer Folge so gut wie gar nichts herausholt. Aus meiner Sicht hätte da einfach am Ende seitens Spock unbedingt noch etwas kommen müssen, um diese (mangelnde) Aktion seinerseits zu thematisieren (und rechtfertigen). Last but not least: Als ein bislang unbekanntes Abenteuer, welches ca. zur Mitte der "Vanguard"-Saga angesiedelt ist, ist von Anfang an klar, dass sich hier nichts superrelevantes zutragen kann – da wir sonst ja schon früher davon gehört hätten. Das ist eben ein typisches Problem solcher "Midquels", an dem auch David Mack nicht herumkommt. Wer die Reihe mochte, bekommt hier aber immerhin einen späten -und unerwarteten – Nachschlag präsentiert.
Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel
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