Kurzinhalt:
Nach dem Ende des Dominionkriegs wurde Worf zum Botschafter der Föderation für das klingonische Imperium ernannt. Nun erhält er seinen ersten Auftrag: Er soll zwischen den Klingonen und den Bewohnern des Planeten Al'Hmat vermitteln, die vor zweihundert Jahren von den Klingonen erobert wurden, und nun nach Freiheit streben. Nach einem kurzen Besuch auf der U.S.S. Enterprise, die ihn zum Treffpunkt bringt, geht Worf auf dem klingonischen Schiff I.K.S. Gorkon an Bord, welches von Captain Klag kommandiert wird. Auf Al'Hmat angekommen, trifft er sich mit den Rebellen, die zuletzt den Abbau des Minerals Topalin immer wieder mit ihren Aktionen gestört haben, mit dem Leiter der klingonischen Delegation auf dem Planeten, sowie dem Gouverneur der Al'Hmatti. Doch die Positionen scheinen festgefahren zu sein, und obwohl die Topalin-Förderung des Planeten keinen nennenswerten Stellenwert hat, kann es sich Kanzler Gowron nicht leisten, der klingonischen Kolonie die Freiheit zuzusprechen. Zusammen mit Captain Klag, der Worf gegenüber zu Beginn alles andere als freundlich eingestellt ist, versucht der zum Botschafter der Föderation ernannte klingonische Krieger eine friedliche Lösung des Konflikts zu finden…
Review (kann Spoiler enthalten):
"Diplomatic Implausibility" war der erste "Star Trek"-Roman von Keith R.A. DeCandido (nach dem TNG-Comic "Perchance to Dream" sowie der "Corps of Engineers"-Kurzgeschichte "Fatal Error"), dem in den darauffolgenden zehn Jahren noch zahlreiche weitere folgen sollten (zuletzt "Einzelschicksale" 2009; danach folgten Comics, Kurzgeschichten, ein Sachbuch zur klingonischen Kunst des Krieges, sowie zuletzt – nach knapp zehnjähriger Pause – die DS9-Kurzgeschichte "You Can't Buy Fate"). Das Buch ist zugleich die Premiere der IKS Gorkon unter dem Kommando von Captain Klag, der seinen ersten (und einzigen TV-)Auftritt, gespielt von Brian Thompson, in der TNG-Episode "Der Austauschoffizier" hatte, in der Commander Riker in einem Austauschprogramm seinen Dienst für kurze Zeit auf der IKS Pagh verrichtete. In weiterer Folge hat DeCandido zwar auch für einige andere Reihen, insbesondere TNG, geschrieben, "Diplomatic Implausibility" sollte aber zugleich den Startschuss für insgesamt vier Romane rund um die Abenteuer der Crew der IKS Gorkon liefern; die so wie dieser bislang nicht auf Deutsch erschienen sind. Rückblickend ist natürlich schwer zu sagen, ob DeCandido diese Möglichkeit bei "Diplomatic Implausibility" bereits im Hinterkopf hatte; ich persönlich hatte aber insbesondere auf den Umbau innerhalb der Crew durchaus diesen Eindruck. In jedem Fall fand ich das Wiedersehen mit Klag aber ebenso nett, wie den Einblick in den Dienst auf einem klingonischen Schiff; mit beiden Elementen erweist sich der Roman als gelungenes Sequel zu "Der Austauschoffizier". Doch so wichtig die Rolle von Captain Klag und der Crew der IKS Gorkon auch sein mag, im Mittelpunkt des Geschehens steht nichtsdestotrotz Worf. Der Roman hat dabei den Vorteil, dass – aus meiner Sicht leider – wenige Abenteuer rund um Worfs Arbeit als Föderationsbotschafter im klingonischen Reich erzählt wurden, und uns "Diplomatic Implausibilty" einen entsprechenden, spannenden Einblick gibt. Wie ja generell in der Phase zwischen "Der Aufstand" (oder noch genauer: "Das, was du zurücklässt") und "Nemesis" vergleichsweise wenig erschlossen ist (vielleicht mit Ausnahme der TNG-Reihe "A Time To...", die ja nun in Kürze endlich unter dem Titel "Zeit des Wandels" – CrossCult sei Dank – im deutschsprachigen Raum erscheinen wird). Auch dies gibt dem Roman einen eigenen Reiz.
DeCandido fängt zudem die Persönlichkeit von Worf perfekt ein, und zeigt vor allem auch auf, wie sich dieser im Verlauf von TNG und später DS9 entwickelt hat – weil der frühere Worf hätte bei so mancher Gelegenheit wohl nicht ganz so besonnen (re)agiert. Der Roman zeichnet sich darüber hinaus mit zahlreichen Anspielungen/Rückgriffen auf frühere Ereignisse aus den verschiedenen Serien aus, angefangen bei K'Ehleyr, über den Tod von Jadzia Dax, bis hin zum Ende des Dominion-Krieges. Eben dies ist auch einer der Aspekte, die DeCandidos Romane ja generell auszeichnen: Er ist ein riesiger "Star Trek"-Fan, mit einem großen Detailwissen zu den Serien und Filmen. Insofern fügt sich "Diplomatic Implausibility" perfekt und stimmig in den bestehenden Kanon ein, und fühlt sich auch wirklich wie "Star Trek" an – was man leider nicht über alle Lizenzromane behaupten kann. Als letztes Plus sei dann der durchaus amüsante Gastauftritt der TNG-Crew erwähnt, die Worf als Ehrengast empfängt. Jedoch: Just von der Story an sich war ich leider nicht ganz so begeistert. Diese war zwar keinesfalls schlecht, wirkte auf mich aber doch etwas zweckmäßig. Vor allem aber konnte ich den vermeintlich cleveren Schachzug am Ende insofern nicht ganz nachvollziehen, als ich es recht unglaubwürdig fand, dass sich die Al'Hmatti damit einverstanden erklären würden. Weil wenn überhaupt, stehen sie damit sogar noch mehr unter Kontrolle des klingonischen Imperiums, und nicht weniger. Und die Zusage, den Abbau zu beenden, ist zwar nett, aber was sagt ihnen, dass sich auch der nächste Gouverneur und/oder Imperator daran halten wird? Aus meiner Sicht machte man es Worf hier zu einfach, seine erste Mission als Botschafter der Föderation zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen. Und generell gelang es dieser diplomatischen Mission leider nur bedingt, mich zu packen. Das interessante Setting, die tolle Charakterisierung (insbesondere von Worf und Klag), sowie das echte "Star Trek"-Feeling, welches "Diplomatic Implausibility" verströmte, trösteten über diese Schwächen aber größtenteils hinweg.
Fazit:
"Diplomatic Implausibilty" stellt zwar vor allem Worf – in seiner neuen Rolle als Botschafter der Föderation im klingonischen Reich – in den Mittelpunkt des Geschehens, bringt jedoch darüber hinaus auch ein Wiedersehen mit Captain Klag ("Der Austauschoffizier"), welches in weiterer Folge als Startpunkt der separaten Reihe rund um die Abenteuer der IKS Gorkon dienen sollte. Pluspunkte sammelt der Roman unter anderem für die zahlreichen Anspielungen auf die etablierte Kontinuität (die dem "Star Trek"-Detailwissen von Keith R.A. DeCandido zu verdanken sind), der stimmigen Charakterisierung, dem spannenden (zeitlichen) Setting, welches uns Worf mal in einer etwas anderen Rolle betrachten lässt, sowie den netten Gastauftritt der TNG-Crew. Von der Handlung an sich war ich hingegen nicht ganz so begeistert, und der Ausgang des Geschehens hat mich auch nur bedingt überzeugt. Insgesamt ist "Diplomatic Implausibility" aber ein gelungener Roman, der sich insbesondere für Worf-Fans definitiv lohnt.