Kurzinhalt:
Nach ihrem kurzen Aufenthalt auf Deep Space Nine ist Melora Pazlar mittlerweile auf der Enterprise-E stationiert. Pazlar ist auf einer Welt ohne Schwerkraft aufgewachsen, weshalb sie an Bord des Raumschiffs auf einen Anti-Grav-Anzug angewiesen ist. Auf dem Weg zu ihrer jüngsten Mission hat Melora eines Nachts einen schrecklichen Alptraum, in dem sie den Untergang ihrer Heimatwelt sieht. Davon überzeugt, dass es sich um mehr als nur um einen Traum handelte, und vielmehr eines der vielen Völker die auf der Kristallwelt leben, und die über telepathische Fähigkeiten verfügen, mit ihr Kontakt aufnahmen, um ihr diese Warnung zu übermitteln und um Hilfe zu ersuchen, wendet sie sich an Captain Picard. Dieser ist zuerst skeptisch – bis Commander Troi von einem ähnlichen Traum berichtet. Daraufhin lässt er die Enterprise Kurs auf die Kristallwelt nehmen. Diese wird von den verschiedensten, seltsamsten Kreaturen bevölkert. Nur kurz nach ihrer Ankunft bildet sich jedoch ein Kraftfeld um die Kristallwelt, das auch die Enterprise einschließt. Wenn es nicht gelingt, den Untergang der künstlich geschaffenen Welt zu verhindern, wird die Enterprise ihr Schicksal teilen…
Review (kann Spoiler enthalten):
Ich bin im Allgemeinen nicht der größte Fan von John Vornholt. Das was ich (an Lizenzromanen) von ihm gelesen habe, machte auch mich zumeist einen zwar recht kurzweiligen, meist aber auch ziemlich oberflächlichen und belanglosen Eindruck. Was das betrifft, hat mich der erste Teil von "Kristallwelt" zumindest ansatzweise positiv überrascht. Einerseits, da er mit Melora Pazlar einer interessanten Gastfigur, die man bislang nur von ihrem Auftritt in der DS9-Folge "Das 'Melora'-Problem" kannte, eine größere Rolle im Geschehen gibt, und dabei sowohl ihren Charakter als auch ihren Background beleuchtet. Und andererseits aufgrund der durchaus faszinierenden Betrachtung der verschiedenen Lebewesen, welche die Kristallwelt ihre Heimat nennen. John Vorholt präsentiert hier ein paar wirklich interessante Ideen, und bietet so stellenweise einen schönen "sense of wonder". Ein cooler Einfall war auch Picards Trick mit dem Holodeck. Das zeitliche Setting – spielt "Kristallwelt 1" doch zwischen "Der Aufstand" und "Nemesis", und ist damit einer der wenigen Romane, die auf der Enterprise-E angesiedelt sind – lässt ihn ebenfalls hervorstechen. Und über die größere Rolle, die Reginald Barclay im Geschehen spielt (weshalb dieser eigentlich auch der bessere Kandidat für eine Abbildung auf dem Cover gewesen wäre, als Data, der hier doch vergleichsweise wenig in Erscheinung tritt), habe ich mich auch gefreut – zumal er ihn zwar als nach wie vor etwas nervös und leicht patschert, im Vergleich zu seinen ersten Auftritten bei TNG aber definitiv gereift zeigt. Da verzeiht man Vornholt auch den Kontinuitäts-Patzer, dass Barclay zu dem Zeitpunkt (laut VOY) eigentlich schon auf der Erde verweilen sollte. Ob hingegen die doch sehr klischeehaft wirkende Romanze mit Pazlar unbedingt sein musste, darüber kann man geteilter Meinung sein. Zumal mir nicht zuletzt manche seine Gedanken – wie z.B. sein Bedauern, dass Pazlar in ihrer natürlichen Umgebung nicht mehr auf ihn angewiesen ist – überhaupt nicht geschmeckt haben.
Womit auch schon die Brücke zu den negativen Aspekten geschlagen wäre. So kann ich auch "Kristallwelt 1" abseits der netten Betrachtung von Melora Pazlar den Vorwurf einer gewissen Oberflächlichkeit (wie es bei Vornholt nun mal eben typisch ist) nicht ganz ersparen. Etwas schwer tat ich mir auch mit dem Einstieg, insbesondere was die Tatsache betrifft, dass partout niemand Melora im Hinblick auf ihren Traum glauben will. Man sollte meinen, zu dem Zeitpunkt hat die TNG-Crew nun wahrlich schon fantastischeres erlebt. Zumal sie ja von vornherein eine plausible Erklärung für diesen anbietet, mit den Wesen der Kristallwelt, die einst auf genau die gleiche Weise mit der Föderation Kontakt aufnahmen. Erst als Troi dann dasselbe berichtet, ist Jean-Luc bereit, zuzuhören. Etwas seltsam fand ich auch die Idee, die gestorbenen Besatzungsmitglieder bei der Bestattung mit Phasern zu desintegrieren. Das erschien mir dann doch eher unüblich. Und auf Regs Spruch "Das ist ein Tag mehr, als angeblich die Schöpfung von Himmel und Erde gedauert hat" – im Hinblick darauf, dass ihnen acht Tage bleiben, um die Vernichtung der Kristallwelt zu verhindern – hätte ich auch verzichten können. Schließlitt litt der Roman dann auch unter einer falschen Erwartungshaltung meinerseits. Aufgrund des Titels und des Covers – wo eben Data prominent vertreten war – hätte ich nämlich eigentlich erwartet, dass es eine Verbindung zwischen dieser Geschichte und dem Kristallwesen aus "Das Duplikat" und "Das Recht auf Leben" geben würde. Gleich zu Beginn dachte ich demnach, dass da einfach gerade ein neues solches Wesen quasi aus der Welt herauswachsen würde. Insofern war ich dann halt doch ein bisschen enttäuscht, als sich herausstellte, dass ich hier einem Irrglauben aufgesessen war. Dafür kann der Roman natürlich nichts, weshalb ich es ihm auch nicht vorwerfe; aber ja, wie ein bisschen eine vertane Chance wirkt es auf mich halt schon.
Fazit:
Am ersten Band von John Vornholts "Kristallwelt"-Duologie konnte mir vor allem die faszinierende Beschreibung der Kristallwelt sowie der Lebewesen, die sie bevölkern, gefallen. Er profitiert zusätzlich zum nicht übermäßig beleuchteten zeitlichen Setting (zwischen "Der Aufstand" und "Nemesis"), dem Auftritt von Reginald Barclay (auch wenn dieser zu dem Zeitpunkt eigentlich nicht mehr auf der Enterprise sein dürfte), und nicht zuletzt vom Wiedersehen mit Melora Pazlar, das der Autor dafür nutzt, um uns diese interessante Figur näher vorzustellen, und ihren Hintergrund (und ihre Herkunft) zu beleuchten. Sonderlich in die Tiefe geht John Vornholt jedoch – wie für ihn typisch – wieder einmal nicht. Der Roman ist zwar generell sehr flüssig, aber irgendwie auch sehr schlicht geschrieben. Zu Beginn störte ich mich zudem etwas daran, dass absolut niemand an Bord Meloras Worten Glauben schenken will. Die Romanze zwischen Reg und Melora erschien ebenfalls überflüssig. Und wer aufgrund des Titels und des prominent am Cover prangernden Data einen Zusammenhang mit dem Kristallwesen vermutet, wird (so wie ich) enttäuscht werden. Insgesamt ist John Vornholt mit "Kristallwelt 1" aber ein solides TNG-Abenteuer geglückt.