Kurzinhalt:
Hilflos muss Q mit ansehen, wie seine Frau und sein Sohn von einem Mahlstrom im All verschlungen werden. Als er nach oben blickt, sieht er, dass auch Captain Jean-Luc Picard und Data, die gerade auf einem Segelturn im Holodeck waren, dabei sind, in den Strudel gezogen zu werden, und rettet sie mit Hilfe seiner Kräfte. Um herauszufinden, was es mit dem alles verschlingenden Wirbel auf sich hat, suchen sie das Q-Kontinuum auf. Wie sich zeigt, halten dessen Mitglieder die Zeit gekommen, das Universum zu resetten, und von neuem zu beginnen. Doch Q denkt gar nicht daran, sich – und das Universum – seinem Schicksal zu ergeben. Zusammen mit Picard und Data begibt er sich in den Mahlstrom, in der Hoffnung, einen Weg zu finden, den Neustart doch noch irgendwie abzuwenden…
Review (kann Spoiler enthalten):
Der Titel des Romans (dessen wunderbares Wortspiel im deutschen leider verloren geht) deutet es schon an: "Ich, Q" ist aus der Ich-Perspektive geschrieben, und zwar aus jener des allmächtigen Q höchstpersönlich. Dafür sicherte sich Pocket Books die Unterstützung von niemand geringerem als Q-Darsteller John de Lancie. Da dieser aber zwar die Figur in- und auswendig kannte, sein Wissen zum "Star Trek"-Universum aber doch recht bescheiden war, holte man darüber hinaus mit Peter David einen der allerbesten (und sowohl witzigsten als wortgewandtesten) "Star Trek"-Autoren an Bord. Zusammen erschufen sie mit "Ich, Q" einen der lustigsten "Star Trek"-Romane überhaupt. Ich lese die alten Heyne-Veröffentlichungen ja mittlerweile als eBooks auf einem Kindle, was den Vorteil hat, dass ich einzelne Passagen markieren und ggf. mit Notizen versehen kann. Und ich kann mich nicht erinnern, schon mal ähnlich viele Textstellen markiert und mit einem lobenden Hinweis versehen zu haben, wie hier. Da waren ein paar echt grandiose und wirklich witzige Zitate darunter. Kostproben gefällig? "Die Ausschweifungen eines Individuums sind beklagenswert. Kollektive Ausschweifungen hingegen sind eine Party". Nicht minder wunderbar fand ich: "Es existieren Dinge, die sogar ich nicht verstehe. Zum Beispiel das menschliche Interesse am Akkordeon. Oder Kokosnussöl. Völlig unverständlich. Oh... und Baseball." Oder auch: "Es erleichterte mich, jemanden bei mir zu wissen, der kühn dorthin vorstieß, wo noch kein vernünftiges Geschöpf gewesen ist." Von der herrlichen Anspielung auf "Star Trek V: AM Rande des Universums" mit Q's Frage "Wozu braucht Gott ein Zelt?" ganz zu schweigen. Und das sind wirklich nur einzelne Auszüge, "Ich, Q" steckt voll solcher wunderbarer Bonmots, die für köstliche Unterhaltung sorgen.
Und doch ist der Roman mehr als nur eine Aneinanderreihung von Gags. Denn manche von Q's Überlegungen haben auch einen durchaus ernsten Kern, und wissen nicht weniger zu gefallen. Wie z.B., wenn Q darüber sinniert, warum sterbliche und aus seiner Sicht primitive Wesen Götter kreieren (auch wenn er dabei einen der wichtigsten Gründe – Kontrolle – vergisst). Generell widmet er sich, als Wesen mit gottähnlichen Kräften, sehr oft dem Thema Glauben. Wunderbar z.B., wenn er die Irrationalität anprangert, sich an eine höhere Macht zu wenden, wenn einem eben diese – sofern alles von einem allmächtigen Gott gesteuert und kontrolliert wird – die aktuelle Notlage ja erst eingebrockt hat. Und nicht zuletzt der Absatz rund um die Absurdität von Glaubenskriegen hatte es mir echt angetan. Darüber hinaus gefiel mir auch die Interpretation von Picards Standardspruch "Machen wir es so" (hier – in einer ansonsten makellosen Übersetzung von Andreas Brandhorst, der den Humor der Originalversion abseits von nicht übersetzbaren Wortspielen perfekt einfängt – fälschlicherweise als "Machen Sie das" formuliert): "Sorgen Sie dafür, dass die Realität so aussieht, wie ich es möchte". Jedenfalls: Alles rund Q's Überlegungen fand ich einfach nur phantastisch, egal, ob es nun die witzigen, philosophischen oder gesellschaftskritischen Passagen betrifft.
Wenn es etwas gibt, dass man an "Ich, Q" kritisieren könnte, dann dass der rote Faden, der all diese (vermeintlich von John de Lancie beigesteuerten) teils zusammenhanglosen Essays verbindet, nicht so zu überzeugen vermag, wie diese Stellen selbst. Ich hatte den Eindruck, dass sich Peter David doch etwas schwer damit tat, einen geeigneten Rahmen dafür zu finden. Generell ist die Story für sich genommen doch ein bisschen dünn, und vor allem auch etwas zerfahren. Q, Picard und Data geraten von einer absurden Situation in die nächste, diese scheinen jedoch eher nur bedingt etwas miteinander zu tun zu haben. Generell fand ich, dass der Roman im letzten Drittel, wo Q's Gedanken dann gegenüber der Story ins Hintertreffen gerieten, doch ein bisschen abgebaut hat. Und auch das Finale hat mich persönlich enttäuscht. Auf mich wirkte das so, als hätte Peter David nicht gewusst, wie er aus dieser Nummer wieder rauskommen will, und griff deshalb auf eine klassische Deus Ex Machina zurück. Zwar kann man argumentieren, dass das als bewusster, ironischer Abschlussgag gedacht war, angesichts der Rolle, die Allmacht im kompletten Roman spielt; auf mich wirkte es aber dennoch eher wie eine Notlösung, als ein genialer, augenzwinkernder Einfall. Ihr mögt das anders sehen. So oder so: Meinem Genuss des Romans war dies nur sehr bedingt abträglich.
Fazit:
"Ich, Q" ist ein köstlicher "Star Trek"-Roman, der nicht zuletzt mit seiner ungewöhnlichen Erzählweise hervorsticht, ist er doch vollständig aus Q's Sicht beschrieben. Eben dies macht ihn sehr originell und faszinierend. Darüber hinaus hatten es mir insbesondere Q's teils witzige, teils philosophische, und teils gesellschaftskritische Überlegungen über Gott und die Welt angetan. Die Geschichte selbst wirkt hingegen ein bisschen zweckmäßig. Rein vom schrifstellerischen her feuert Peter David hier, zusammen mit seinem Autoren-Partner John de Lancie, wieder aus allen Rohren; storytechnisch hatte ich aber das Gefühl, dass er sich doch ein bisschen schwer tat, Q's verschiedenste, teils zusammenhanglose Essays in einen vernünftigen Rahmen einzubinden. Zwar bietet auch die Geschichte an sich einzelne interessante und/oder originelle Ideen, so richtig zu packen verstand sie aber nicht. Und insbesondere vom Finale war ich dann doch ein wenig enttäuscht. Was aber natürlich die teils köstlichen rund 250 Seiten zuvor um nichts weniger unterhaltsam macht.