Kurzinhalt:
Die U.S.S. Titan bringt eine Delegation der Jazari zu ihrem Heimatplaneten, nur zu erfahren, dass diese gerade dabei sind, diesen – und zugleich unsere Galaxis – für immer zu verlassen. Doch der Exodus verläuft nicht nach Plan. Denn als sie versuchen, eine Art Portal zu öffnen, kommt es zu einer verheerenden Fehlfunktion. Falls es nicht gelingt, den Riss im Subraum zu verschließen, droht dieser nicht nur die komplette Zivilisation der Jazari zu verschlingen, sondern auch die benachbarten Sonnensysteme. Die Titan unter dem Kommando von Captain Riker tut alles, was sie können, um die Anomalie zu schließen, doch es fehlt ihnen an Energie. Da enttarnt sich plötzlich eine romulanische Kriegsschwalbe, und bietet ihre Hilfe an. Zusammen gelingt es, den Riss zu schließen. Nun gilt es, den Jazari dabei zu helfen, ihr Schiff zu reparieren. Helek, eine Agentin des Tal Shiar, sieht darin die perfekte Gelegenheit, um mehr über die zurückgezogen lebende Spezies zu erfahren. So offenbart sich schließlich deren Geheimnis, dass Helek, als Teil des Zhat Vash, in ihren Grundfesten erschüttert. Sie setzt daraufhin alles daran, um die Jazari zu vernichten. Captain Riker und seine Crew der U.S.S. Titan stellen sich ihr hierbei in den Weg…
Review:
Vom ersten "Picard"-Roman war ich ja durchaus angetan – wobei Una McCormack dabei sicherlich auch davon profitierte, dass die Staffel zu dem Zeitpunkt als "Die letzte und einzige Hoffnung" erschienen ist, noch nicht durch war. Weil gerade auch die letzten paar Folgen, inklusive der dort präsentierten Offenbarungen – insbesondere rund um den Zhat Vash – fand ich ja absolut fürchterlich. James Swallows "Der dunkle Schleier" leidet nun in doppelter Hinsicht darunter: Einerseits kam er eben erst nachdem die erste Staffel vollständig ausgestrahlt wurde raus, und andererseits sieht er sich – wohl, um einen stärkeren Konnex zur Serie herzustellen – dazu genötigt, mit Helek eine Agentin der Zhat Vash auftreten zu lassen. Was leider auch heißt, dass er mich im zweiten Teil des Romans immer wieder an diese blödsinnige, hirnrissige Offenbarung erinnerte, dass es hier eine streng geheime romulanische Geheimorganisation innerhalb einer streng geheimen romulanischen Geheimorganisation gibt (wobei, so streng geheim kann die streng geheime Geheimorganisation nicht sein, wenn Helek den Namen Zhat Vash im Roman mehrfach anderen gegenüber erwähnt), die aufgrund irgendeiner geteilten Vision zu wissen glauben, dass eines Tages eine künstliche Intelligenz alles Leben in der Galaxis auslöschen wird, weshalb sie nicht einfach nur alle künstliche Wesen wie Androiden usw. ausschalten, sondern sogar die entsprechenden Arbeitskräfte auf dem Mars vernichten, die daran arbeiteten, eine Flotte zu bauen, die das romulanische Volk vor der Supernova retten soll. Die Logik dahinter ist also scheinbar: Um zu verhindern, dass du mich umbringst, bring ich mich selber um. Nun kann James Swallow zugegebenermaßen für diese Dämlichkeit nichts. Aber das ändert halt auch nichts daran, dass mir jedes Mal, wenn ich in "Der dunkle Schleier" den Namen Zhat Vash las, die Galle hochkam.
Abseits dieses zugegebenermaßen sehr individuellen Kritikpunkts fällt "Der dunkle Schleier" aber auch in einer anderen ganz wesentlichen Hinsicht im Vergleich zu "Die letzte und einzige Hoffnung" ab: Dem Bezug zur Serie. Denn wo Una McCormacks Prequel-Roman eine meines Erachtens essentielle Vorgeschichte zu "Picard" erzählte (die aus meiner Sicht auch eine weitaus bessere erste Staffel gewesen wäre, als die eigentliche erste Staffel), gibt es hier nichts, dass die Ereignisse aus der Serie irgendwie aufwerten, erklären und/oder in einem neuen Licht erscheinen lassen würde. Tatsächlich würde er viel mehr wie ein Roman der Nicht-Kanon-"Titan"-Reihe wirken (an der James Swallow ja auch mitgewirkt hatte) – wenn "Der dunkle Schleier" aufgrund der Änderungen, die im Kanon im Vergleich zu den Büchern an der Geschichte ab "Nemesis" vorgenommen wurden, nicht auch zu dieser nicht passen würden. Wobei Swallow mit Christine Vale zumindest Rikers Nummer Eins in die neue Zeitlinie rettet. Trotzdem ist "Der dunkle Schleier" damit irgendwie nicht Fisch und nicht Fleisch. Er funktioniert weder als Fortsetzung der "Titan"-Reihe, noch würde er als Prequel zu "Picard" einen wichtigen und/oder wertvollen Beitrag zur Story aus der Serie liefern. Hätte Swallow die Gelegenheit genutzt, um uns z.B. vom Tod von Thaddeus zu erzählen, wäre das etwas anderes. Oder, wenn er auch Captain Riker auf der Titan zeigen wollte, hätte sich ja ruhig auch sein Roman, so wie "Die letzte und einzige Hoffnung", über mehrere Jahre erstrecken können. Stattdessen bekommen wir hier eine sehr belanglose Story erzählt, die keine Relevanz für die Ereignisse aus "Picard" hat. Nun bedeutet "irrelevant" ja nicht zwingend "schlecht"; und tatsächlich kann die Story rund um die Jazari, die sich als künstliche Wesen nachdem solche aus der Föderation verbannt wurden in unserer Galaxis nicht mehr wohlfühlen, durchaus gefallen. Zudem gibt es einzelne gelungene Momente. Vor allem aber war es zweifellos nicht uninteressant, Riker und Troi auf der Titan zu erleben. Letzteres hat aber halt für Leute so wie mich, die schon immer die "Star Trek"-Romane – ob Kanon oder nicht – verfolgten, längst nicht jenen Novum-Charakter, wie bei jenen, die nun erst (aufgrund einer vermeintlich größeren Verbindung zur Serie ; wobei an dieser Stelle darauf hingewiesen sei, dass die neuen "Star Trek"-Romane letztendlich nicht mehr Kanon sind, als die alten, und die Serienautoren sich an sie genauso wenig gebunden sehen, wie früher) auf den "Picard"-Romanzug aufspringen. In meinem Fall muss sich "Der dunkle Schleier" somit halt auch mit den "Titan"-Romanen messen – und zieht dabei unweigerlich den Kürzeren.
Fazit:
Im Gegensatz zu "Die letzte und einzige Hoffnung", wo man die so wichtige wie interessante Vorgeschichte zu "Picard" erzählte, findet sich in "Der dunkle Schleier" leider absolut nichts Wesentliches. Darüber hinaus litt der Roman in meinem Fall unter dem Auftauchen der Zhat Vash, mit denen ich schon in der Serie überhaupt nichts anfangen konnte. Und dann ist in meinem Fall noch der Punkt, dass sich "Der dunkle Schleier" mit den Romanen der "Titan"-Reihe messen und zumindest in meinen Augen mit diesen absolut nicht mithalten kann. Was bleibt, sind einzelne nette Momente, interessante Einblicke in das Familienleben der Rikers, die gut getroffenen Figuren, sowie die durchaus gefällige Idee rund um den Grund für den Exodus der Jazari. Wo ich jedoch den ersten "Picard"-Roman als essentiell einstufen würde, entgeht euch in meinen Augen selbst als Fan von "Picard" nichts, wenn ihr "Der dunkle Schleier" im Regal und/oder Lagerhaus des Buchhändlers eures Vertrauens liegen lasst.
Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel
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