Kurzinhalt:
Um zu verhindern, dass die Sphärendaten der künstlichen Intelligenz "Control" in die Hände fällt, hat sich Michael Burnham in den Zeitreise-Anzug ihrer Mutter geschmissen, und die U.S.S. Discovery in die ferne Zukunft geführt. Vorerst findet sie sich darin jedoch erstmal ganz allein wieder – fehlt von der Discovery doch jede Spur. Zudem kann Michael die Welt des Jahres 3188 kaum wiedererkennen: Denn nach einem katastrophalen Ereignis, genannt der Brand, bei dem alle Schiffe mit Warpantrieb vernichtet wurden, ist die Föderation gefallen. Die größtenteils voneinander abgeschnittenen Planeten müssen nun weitestgehend allein klar kommen. Das ideale Geschäftsfeld nicht nur für Kuriere wie Cleveland "Book" Booker, der Aufträge annimmt, um Waren und Informationen von einer Welt zu nächsten zu schaffen, sondern auch für Piraten, die mit gefundenem/gestohlenen Dilithium einen Planeten nach dem anderen überfallen. Doch im Gegensatz zu Book will sich Michael Burnham mit dieser gesetzlosen neuen Welt nicht abfinden, und setzt alles daran, zusammen mit Lieutenant Aditya Sahil, der eine der letzten verbliebenen Raumstationen der Sternenflotte kommandiert, die Flagge – und Werte – der Föderation hochzuhalten…
Review:
Bedenkt man, dass ich die dritte Staffel von "Discovery" für die mit Abstand schlechteste aller bisherigen "Star Trek"-Serien halte, und ich insbesondere auch den Einstieg, "Ein Zeichen der Hoffnung – Teil 1" katastrophal fand, so standen die Vorzeichen für "Wonderlands" – der zwischen der ersten und zweiten Episode der Season angesiedelt ist – alles andere als gut. Und mit Una McCormack und mir ist es auch etwas kompliziert. Mit "The Never-Ending Sacrifice" (der leider nach wie vor nicht im deutschsprachigen Raum erschienen ist) hat sie einen der besten "Star Trek"-Romane aller Zeiten geschrieben. Einige ihrer anderen Arbeiten waren dann allerdings deutlich weniger nach meinem Geschmack. Wobei sie für "Discovery" mit "Der Weg zu den Sternen" einen zumindest soliden, und dem "Picard"-Prequel "Die letzte und einzige Hoffnung" einen wirklich starken Roman abgeliefert hat; letzterer war in meinen Augen letztendlich auch deutlich besser als praktisch alles, was uns in der ersten Staffel der Serie selbst gezeigt wurde. "Wonderlands" lag für mich nun irgendwo dazwischen. Das mag im ersten Moment wie ein doch eher verhaltenes Lob klingen, aber nochmal: Ich fand "Ein Zeichen der Hoffnung – Teil 1" absolut furchtbar. Ich konnte in der Folge keinen einzigen positiven Aspekt erkennen; vor allem aber hatte das für mich nicht mehr das Geringste mit "Star Trek" zu tun. Insofern stand sie, wenn es darum geht, mich mit bzw. für "Wonderlands" zu gewinnen, vor einer fast schon herkulischen Aufgabe.
Doch was soll ich sagen: Mit ihrem Sequel zu einer der schlechtesten "Star Trek"-Folgen aller Zeiten (meiner Meinung nach, versteht sich) ist ihr der bisher beste Roman zur Serie "Discovery" geglückt. Punkte sammelte sie bei mir nicht zuletzt auch damit, als sie Michael Burnham eben nicht als unfehlbare Messiasfigur darstellt. Sie mag immer mit den besten Absichten antreten, gelegentlich hat ihr Idealismus aber eben ungewünschte Auswirkungen. Natürlich bedeutet dies nicht, dass sie es nicht wieder und wieder versucht, und im Verlauf des Jahres die Welt in die sie hier gerät letztendlich besser zurücklässt, als sie diese vorfand. Und doch muss sie eben doch da und dort erkennen, dass Idealismus und gute Absichten allein manchmal zu wenig sind, bzw. sie generell erst lernen muss, wie die Dinge in dieser Zukunft funktionieren. Das gefiel mir sehr gut. Ich fand aber auch die einzelnen Abenteuer, die sie hier erlebt – die teilweise recht eigenständig sind, dann jedoch auch immer wieder Verknüpfungen zueinander haben – sehr gut. McCormack hat sich hier eine wirklich spannende, interessante und abwechslungsreiche Geschichte ausgedacht, mit der sie uns tiefer in diese zwar düstere, aber irgendwie doch auch faszinierende Zukunftsvision eintauchen lässt. Ich fand es zudem schön, hier mitzuerleben, wie sich Michael und Book langsam näherkommen. Aber auch, wie es mit ihr und Aditya Sahil – vom dem in der Staffel, abseits der ersten und letzten Folge, jede Spur fehlte – weiterging. 100%ig begeistert war ich zwar insofern nicht, als Burnham trotz einzelner Fehler mit ihrer Haltung letztendlich doch zumeist recht behält. Ich hätte es vorgezogen, wenn sie mehr/stärker hätte lernen müssen, sich an diese Welt in der sie gelandet ist anzupassen. Zudem fühlt sich auch die Welt von "Wonderlands" nur bedingt wie "Star Trek" an (wobei die größere Rolle, welche die Überreste der Sternenflotte hier spielt, zumindest ein bisschen hilft). Und dass Michael nie meine Lieblingsfigur im "Star Trek"-Universum werden wird, daran kann McCormack auch nichts ändern. Letzten Endes wurde ich von "Wonderlands" aber wesentlich besser unterhalten, als ich das im Vorfeld angesichts des in meinen Augen alles andere als vielversprechenden Settings erwartet hatte.
Fazit:
Angesichts meiner Abneigung gegenüber der dritten "Discovery"-Staffel im Allgemeinen und deren Auftakt im Besonderen, habe ich "Wonderlands" mit alles andere als freudiger Erwartung in die Hand genommen. Letztendlich aber ist es Una McCormack (die bei mir trotz einiger wirklich guter bis herausragender Romane nicht gerade eine sichere Bank ist) gelungen, mich mit ihrer Geschichte hier zu überzeugen. Einerseits, weil ich die Handlung spannend, interessant, abwechslungsreich und dementsprechend kurzweilig fand. Andererseits aber auch, als Michael Burnham hier, entgegen ihrem in der Serie oftmals vermittelten Messias-Status, auch mal scheitern darf. Generell fand ich es durchaus schön, wie sie hier die Lücke zwischen "Ein Zeichen der Hoffnung – Teil 1" und "Fern der Heimat" schließt. Und generell fand ich, dass die ja grundsätzlich nicht uninteressante Welt aus der dritten Staffel in ihrer Erzählung besser zur Geltung kam, als das in der Serie der Fall war. Ganz kam sie zwar gegen die Schwächen der Season/Serie ("Star Trek"-Feeling kam nur bedingt auf, Michael zählt jetzt nicht gerade zu meinen Lieblingsfiguren, usw.) zwar nicht an. Für mich ist "Wonderlands" aber der beste Roman, der zu "Discovery" bislang (vorausgesetzt, es folgen noch welche; bisher ist noch nichts angekündigt) erschienen ist.
Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel
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