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Star Trek - TOS: Das Schlachtschiff Drucken E-Mail
Perspektivwechsel zu den unteren Rängen Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 29 August 2021
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek: Das Schlachtschiff"
Originaltitel: "Star Trek: Dreadnought!"
Bewertung:
Autor: Diane Carey
Übersetzung: Andreas Brandhorst
Umfang: 266 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne (D), Pocket Books (E)
Erstveröffentlichung: 1991 (D), Mai 1986 (E)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11470-1
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Lieutenant Piper hat gerade ihre Ausbildung an der Sternenflottenakademie abgeschlossen, als sie für ihren ersten Posten auf die U.S.S. Enterprise versetzt wird. Dort kommt es zum Wiedersehen mit einem alten Freund und Studienkollegen vom Planeten Vulkan, Sarda, den Piper jedoch zuvor mit ihrem Verhalten ordentlich vor den Kopf gestoßen hat, woraufhin sie sich entfremdeten. Ihr bleibt jedoch kaum Gelegenheit, um sich an Bord des Schiffes einzuleben, da wird sie auch schon auf die Brücke gerufen. Die U.S.S. Star Empire, ein soeben erst fertiggestelltes Schlachtschiff der Sternenflotte, wurde von Rebellen entführt – und die deuten mit einem Signal, dass just Pipers DNS enthält, an, dass sie nur mit ihr und niemandem sonst reden wollen. Dies legt den Verdacht nahe, dass Piper mit ihnen zusammenarbeitet – was sie mit allen Mitteln zu entkräften versucht. Des Rätsels Lösung liegt in einem alten Studiengefährten, der sich den Rebellen angeschlossen hat. Doch es ist nicht alles so, wie es scheint: Die Entführer des Schlachtschiffs sind keine Verräter, sondern wollen vielmehr dafür sorgen, dass dieses nicht Admiral Rittenhouse in die Hände fällt – der die Star Empire für äußerst dubiose Zwecke erbauen ließ…

Review: In "Das Schlachtschiff", dem ersten "Star Trek"-Roman von Diane Carey überhaupt, präsentiert man uns einen zu dem Zeitpunkt zwar nicht mehr ganz neuen (man denke u.a. nur an "Die Romulaner"), aber immer noch alles anders als alltäglichen, Perspektivwechsel. Statt der klassischen Brückenbesatzung steht hier mit Lieutenant Piper vielmehr eine frischgebackene Offizieren von den unteren Rängen im Mittelpunkt des Geschehens. Von der Grundidee her fand ich dies durchaus interessant; mit der Umsetzung war ich hingegen leider nicht durchgehend glücklich. Gut gefallen hat mir, neben der Grundidee, in erster Linie die Geschichte rund um die von Admiral Rittenhouse angeführte Verschwörung. Zwar kann man sich fragen, warum die Sternenflotte denn überhaupt den Bau eines solchen Schlachtschiffs in Auftrag gegeben hat, aber vor allem auch das, was er damit vor hat, steht im direkten Widerspruch mit den Zielen und Werten der Föderation; ein Muster, dass es bei "Star Trek" in weiterer Folge (der Roman ist ja 1986 erschienen) immer wieder mal gab. Nett fand ich zudem die Verwendung einer alten Nebenfigur aus einer klassischen "Star Trek"-Folge, nämlich Dr. Boma aus "Notlandung auf Galileo 7". Der Roman war zudem insgesamt recht kurzweilig, von Diane Carey gut geschrieben, und bot vor allem im letzten Drittel dann ein paar durchaus spannende Momente. Dafür war ich zu Beginn im Hinblick auf die genaue zeitliche Einordnung etwas verwirrt; erst später, als die goldenen Kommando-Uniformen erwähnt werden wurde dann schließlich klar, dass der Roman im Verlauf von Kirks erster Fünfjahresmission angesiedelt ist. Dies bringt aber dann wiederum Probleme wie die Erwähnung eines scheinbar funktionstüchtigen Transwarp-Antriebs (ich erfasse beim Lesen der eBooks ja regelmäßig Notizen; bei der Textstelle "Terry, wie funktioniert der Transwarp-Antrieb" schrieb ich salopp "gar nicht".). Aber auch Pipers Verwunderung, dass Vulkanier keine Götter verehren, irritierten mich. Man sollte meinen, bei einem logischen Volk ist das doch einfach nur… logisch?!

Recht spannend fand ich auch, wie lange es dauerte, bis mir (eindeutig) klar wurde, dass es sich bei Piper um eine Frau handelt. Auf den ersten Seiten hatte ich nämlich (man mag mir jetzt Chauvinismus vorwerfen) noch einen Mann vor Augen. Dies änderte sich selbst dann nicht, als Carey die Beziehung zwischen Piper und Brian beschreibt; vielmehr wollte ich sie da im ersten Moment dafür loben, bereits 1986 so progressiv und eine homosexuelle Beziehung eingebaut zu haben. Vor 35 Jahren war hingegen wohl spätestens das der Punkt, wo die Leser wussten, dass es sich bei Piper um eine Frau handelte; spannend, wie sich das Weltbild in rund eineinhalb Generationen verändert hat. Jedenfalls: Zusammen mit meiner Erkenntnis, dass es sich bei Piper um eine Frau handelt, drängte sich dann leider auch der Verdacht auf, dass wir es hier zum wiederholten Mal mit einer "Mary Sue"-Geschichte zu tun haben; ein Eindruck, der dadurch, dass Carey selbst das Vorbild für die Illustration von Piper auf dem Cover war, noch einmal verstärkt. Man kann die Art und Weise, wie hier eine bislang unbekannte Figur, die der Autorin nachempfunden ist, auf einmal die Welt rettet – und die eigentlichen Helden der Serie doch etwas in den Hintergrund drängt – durchaus kritisch sehen. In erster Linie tat ich mir aber mit der hier ca. zur Mitte des Romans deutlich werdenden politischen Einstellung der Autorin schwer. Die Schilderung, wie die Regierung den fleißigen, erfolgreichen Leuten einen Teil ihres Eigentums stahl, um die faulen Schmarotzer durchzufüttern, ist extrem vom amerikanisch-republikanischen Denken geprägt – und etwas, womit ich mir doch ordentlich schwer tat. Zumal es mir auch nicht wirklich zur "Star Trek"-Philosophie von Gene Roddenberry zu passen schien. All dies waren Aspekte, die für mich den Gesamteindruck doch merklich schmälerten.

Fazit: "Das Schlachtschiff" wählt eine interessante Perspektive, und erzählt zudem eine grundsätzlich interessante Geschichte. Zudem ist der Roman soweit gut geschrieben, und zum Ende hin auch durchaus mitreißend. Allerdings kann das Buch den "Mary Sue"-Charakter von Piper kaum verhehlen, weshalb es mir insgesamt doch lieber gewesen wäre, wenn Diane Carey auf den unteren Decks geblieben wäre, statt Piper direkt mit der Brückencrew agieren und eine derart gewichtige Rolle im bedeutsamen Geschehen spielen zu lassen. Zudem störte ich mich an einzelnen Kontinuitätsfehlern, logischen Ungereimtheiten, und der politischen Predigt in der Mitte. Die ungewöhnliche Erzählperspektive und die nette Geschichte machen "Das Schlachtschiff" aber dennoch zu einem soliden "Star Trek"-Debüt für Diane Carey.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel






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