Kurzinhalt:
In rund zwei Tagen wird die Sonne des Planeten Epictetus III zur Nova werden. Die U.S.S. Enterprise leitet die Rettungsmission, doch sie werden nur einen Bruchteil der Bevölkerung evakuieren können. Da schmiedet Data einen waghalsigen Plan: Er möchte die Energie der Sonne nutzen, um ein künstliches Wurmloch zu erschaffen, und so den Planeten in ein anderes Sonnensystem zu transferieren. Der Föderationsrat gibt schließlich grünes Licht, trägt jedoch der Enterprise-Crew auf, die Bevölkerung von Epictetus III nicht in ihren Plan einzuweihen – man will keine unberechtigte Hoffnung schüren. Doch während Data und LaForge daran arbeiten, den verzweifelten und riskanten Plan in die Tat umzusetzen, droht die Lage auf dem Planeten zu eskalieren…
Review (kann Spoiler enthalten):
Die Ausgangssituation von "Verhöhnter Zorn" fand ich eigentlich ziemlich spannend. Der Gedanke, hier einen Planeten vor sich zu haben, der kurz vor der Auslöschung steht, und dass die TNG-Crew nicht viel tun kann, außer ein paar letzte Glückliche zu evakuieren – das hatte etwas. Aber, ich hätte es mir wohl von vornherein denken können: Natürlich wäre das dem AutorInnen-Gespannt, bzw. wohl auch dem Verlag, dann doch zu düster gewesen. Und so schmiedet Data einen Plan, um den Planeten doch noch zu retten. Das ist dann auch schon mein erster Kritikpunkt, weil eben diesen Plan fand ich dann selbst für ein Science Fiction-Abenteuer zu weit hergeholt. Ich meine, bei "Deep Space Nine" wurde das von den Propheten erschaffene künstliche Wurmloch immer mit Ehrfurcht betrachtet, wie eine Technologie, die derart fortschrittlich ist, dass sie auf "uns" wie Magie wirkt (gemäß Arthur C. Clarkes bekanntem Leitsatz). Und jetzt schaffen "wir" das einfach auch? Ich weiß ja nicht. Vor allem aber war halt leider in dem Moment wo Data mit dem Plan daherkommt klar, dass dieser gelingen wird, weshalb sich jegliches zuvor ausbreitende Gefühl der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit ins Nichts auflöste. Das fand ich enorm schade. Fast noch schlimmer fand ich aber, dass Pamela Sargent und George Zebrowski am Ende Worf und Deanna auf Epictetus III platzieren – womit sich dann auch noch der letzte kleine Restzweifel, dass die Mission nicht vielleicht doch in einer Katastrophe enden könnte, endgültig verflüchtigte.
Vor allem aber fand ich es extrem unglaubwürdig, dass der Föderationsrat der Enterprise-Crew streng untersagt, die Epictetaner in ihren Plan einzuweihen. Mal ganz abgesehen davon, dass man sich überhaupt fragt, warum sich die Föderation hier einmischt, scheint es sich doch nicht um eine Warp-Zivilisation zu handeln (von der obersten Direktive haben Sargent und Zebrowski wohl noch nichts gehört), aber einen solchen Plan umzusetzen um weder die Bevölkerung noch zumindest die Regierung zu informieren – das geht doch bitte schön nicht?! Unabhängig, ob sich das nun als falsche Hoffnung herausstellt, oder wirklich gelingt, aber man muss denen doch Bescheid geben, was man vor hat? Sorry, aber das fand ich einfach extremst konstruiert; das war einfach nur dafür da, um das daraus resultierende Drama abzuleiten – ohne das sich bis zur Durchführung des Plans nicht viel getan hatte. Sinn ergab das in meinen Augen aber nun wirklich überhaupt keinen. Dieser Kritik ist für mich dann auch hauptverantwortlich, dass "Verhöhnter Zorn" nur unterdurchschnittlich abschließt. Immerhin: Der Roman liest sich flüssig, und lässt dank des hohen Erzähltempos keine Langeweile aufkommen. Die Figuren sind soweit ganz gut getroffen. Und auch wenn es das Finale an Spannung vermissen ließ, so war die Rettungsmission rund um das künstliche Wurmloch doch zumindest eindrucksvoll geschildert. Ein deutlich ernsterer und düsterer Roman, wo die TNG-Crew tatsächlich nicht viel mehr tun kann, als der Bevölkerung von Epictetus III beim Sterben zuzuschauen, und der sich damit auseinandergesetzt hätte, wie jeder innerhalb der Besatzung eben damit umgeht, wäre mir persönlich aber lieber gewesen.
Fazit:
Die Ausgangssituation war ja eigentlich sehr vielversprechend; leider wäre das aber den AutorInnenduo wohl doch zu düster und deprimierend gewesen. Und so bekommen wir statt einer tragischen Geschichte, die zugleich wunderbar als Charakterstudie hätte fungieren können, eine generische Story, wie es der TNG-Crew natürlich doch noch gelingt, das drohende Unheil zu verhindern. Die doch sehr phantastische Art und Weise, wie das geschieht, dass Worf und Deanna auf dem Planeten zurückbleiben (was der Story dann endgültig jeglicher Spannung raubt), sowie der für mich absolut nicht nachvollziehbare Befehl, dass die Besatzung den Epictetanern nichts über die mögliche Rettung sagen darf, drückten des Gesamteindruck dann noch einmal zusätzlich nach unten. Immerhin, langweilig wurde "Verhöhnter Zorn" nie. Und die Figuren waren auch gut getroffen. Damit erfüllt der Roman immerhin das absolute Mindestmaß – für eine Empfehlung reicht das allein aber leider nicht.
Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel
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