Kurzinhalt:
Der Mond Praxis ist eine der Hauptenergiequellen für das klingonische Reich. Als es auf diesem zu einer Katastrophe kommt und er explodiert, bietet sich die historische Chance für die Föderation, mit den Klingonen Frieden zu schließen. Botschafter Spock ist bei den ersten Verhandlungen federführend – und schlägt vor, dass sich die U.S.S. Enterprise mit dem Schiff von Kanzler Gorkon treffen soll, um dieses zur Friedenskonferenz zu geleiten. Captain Kirk ist über diesen Vorschlag nicht gerade erfreut, hat er doch allen Grund, die Klingonen zu hassen, lässt sich dann jedoch von Spock dazu überreden, dass diese historische Gelegenheit nicht an seinen persönlichen Rachegelüsten scheitern darf. Nach dem erfolgreichen Rendezvous lädt er Gorkon und seine Begleiter zu einem Festessen an Bord der Enterprise, welches jedoch alles andere als reibungslos verläuft. Kurz darauf wird – scheinbar von der Enterprise – ein Torpedo abgefeiert, und Gorkons Schiff schwer beschädigt. Im nachfolgenden Chaos beamen zwei Attentäter an Bord und richten Gorkon hin. Captain Kirk und Doktor McCoy beamen daraufhin an Bord, doch Pille kann das Leben des Kanzlers nicht mehr retten. Die beiden werden daraufhin festgenommen und nach Qo'noS gebracht, wo sie des Mordes an Kanzler Gorkon angeklagt werden…
Review:
Nachdem es einer der beiden Autoren des Drehbuchs – Denny Martin Flynn – ablehnte, sich gleich selbst um die Romanadaption des Films zu kümmern (stattdessen legte er dann mit "Der Coup der Promethaner" eine Fortsetzung zu diesem nach), beauftragte man wieder J.M. Dillard damit, den sechsten "Star Trek"-Film – und zugleich das letzte Abenteuer der alten Crew – in einen eben solchen umzuwandeln. Dabei hat sie grundsätzlich, wie schon bei "Am Rande des Universums", wieder gute Arbeit geleistet – es gab allerdings auch ein paar Punkte, die bei mir weniger gut ankamen. So leidet sie grundsätzlich schon mal darunter, dass es deutlich schwerer ist, solche Offenbarungen wie die Rolle von Chang und insbesondere Valeris zu verstecken, wenn man einzelne Abschnitte aus deren Perspektive schreibt. Eben dabei schoss Dillard dann eben leider auch teilweise über das Ziel hinaus, wie z.B., wenn Chang – nicht etwa in Worten (wo man es sich noch so erklären könnte, dass er für die anderen eine Show abzieht), sondern in Gedanken, Kirk für den Mord an Kanzler Gorkon Rache schwor – was halt angesichts der Tatsache, dass er selbst Teil der Verschwörung war, keinen Sinn ergibt. Seltsam auch, wenn Valeris die beiden jungen Techniker die sich abfällig über die Klingonen äußerten, auch in ihren inneren Gedanken dafür rügt. Kein Freund war ich auch davon, wie sanft und fast schon zärtlich sie Spocks Gedankenverschmelzung mit Valeris beschreibt. Sie befürchtete wohl, es sich sonst mit den Fans des Publikumslieblings zu verscherzen, aber gar so verharmlosen hätte sie das auch nicht müssen; die Darstellung im Film vermittelte mir jedenfalls einen deutlich brutaleren Eindruck des Vorgangs. Als eher gescheitert betrachte ich auch ihren Versuch, das potentielle Logikloch rund um die scheinbar unbemerkt ins Territorium der Klingonen fliegende Enterprise zu stopfen. So behauptet sie hier – möglicherweise basierend auf Informationen aus dem Drehbuch – dass sich das Schiff dabei einer Tarnvorrichtung bedienen würde, was mich dann doch eher stutzig machte. Und wenn wir schon bei Problemen mit der Kontinuität sind sei auch gleich noch darauf hingewiesen, dass sie an einer Stelle behauptet, dass seit den sich binnen weniger Monate zutragenden Ereignissen von "Der Zorn des Khan" bis "Am Rande des Universums" mittlerweile zehn Jahre vergangen wären; laut offizieller Chronologie waren es hingegen nur sechs.
Mein größter Kritikpunkt an ihrer Romanadaption zu "Das unentdeckte Land" findet sich jedoch gleich zu Beginn: In einem Prolog schildert sie, wie James T. Kirk am Krankenbett von Carol Marcus liegt, nachdem diese bei einem Angriff der Klingonen lebensgefährlich verletzt wurde. Mal ganz davon abgesehen, dass es schon sehr schräg ist, dass die dieses Kapitel vor der Explosion von Praxis platziert (da der Prolog kurz vor der Besprechung in der Sternenflotte angesiedelt ist, der Praxis-Zwischenfall sich jedoch schon zwei Monate zuvor zutrug), war mir das dann doch ein bisschen zu aufgesetzt. Man sollte meinen, nach den ganzen Scharmützeln im Verlauf seiner Sternenflottenkarriere, vor allem aber dem Mord an seinem Sohn, hätte Jim Kirk eigentlich nun wahrlich schon genug Gründe, die Klingonen zu hassen. Hier jetzt auch noch Carol Marcus bei einem Angriff der Klingonen lebensgefährlich verletzen zu lassen erschien mir dann doch als Overkill. Klingt alles erst Mal sehr negativ, und in der Tat muss ich sagen, dass ich – im Gegensatz zu "Star Trek V: Am Rande des Universums" in diesem Fall mit ihrer Adaptierungs-Arbeit nur bedingt glücklich war. Nicht zuletzt, als sich das neu hinzugekommene Material sehr in Grenzen hält, und es Dillard weitestgehend dabei belässt, das Drehbuch in ausformulierter Form widerzugeben. Darüber hinaus leidet "Das unentdeckte Land" darunter, dass es doch wieder ein spannungs- und actionreicherer Film ist – und diese Elemente halt inszeniert besser funktionieren, als wenn sie nur auf dem Papier beschrieben sind. Und mit der Übersetzung des sonst sehr verlässlichen Andreas Brandhorst war ich hier auch nicht immer 100%ig glücklich (aus "Lasst sie sterben!" wird "Umso besser", an der Stelle wo Kirk und McCoy verhaftet werden hätte ich statt fort- eher abführen geschrieben, vor allem aber zensiert er die direkte Erwähnung von Adolf Hitler zu "Erde. Deutschland. 1938".
Dass meine Rezension stark ins Negative ausschlägt, heißt jetzt allerdings nicht, dass der Roman schlecht wäre; es ergibt sich eher insofern fast schon automatisch, da so ziemlich alles, was mir an "Das unentdeckte Land" nicht gefiel, auf die Romanfassung zurückzuführen ist, während sich die positiven Aspekte überwiegend eben aus dem Film bzw. dem Drehbuch ergeben. So kann die Geschichte eben durchaus auch in Papierform gefallen, nicht zuletzt aufgrund der abwechslungsreichen Handlung, den für "Star Trek" doch eher untypischen Krimi/Thriller-Elementen, sowie der überaus gefälligen und wichtigen Message – wird doch Kirk hier von einem der größten Kritiker dieser Friedensbemühungen letztendlich zu ihrem wichtigsten Verfechter. Die Story ist zudem sehr kurzweilig, und wird von J.M. Dillard auch flott erzählt. Die Figuren sind allesamt gut getroffen, und die Story wird dem Anspruch als das letzte große Abenteuer der klassischen Crew durchaus gerecht – auch wenn es dieses im literarischen Bereich letztendlich nicht bleiben sollte. Aber das ist, wie man so schön sagt, eine andere Geschichte.
Fazit:
Die Romanadaption von "Das unentdeckte Land" ist zwar grundsätzlich ok, in meinen Augen aber sicher nicht essentiell. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass sich das neue Material in argen Grenzen hält, und die sehr action- und spannungslastige Story inszeniert besser funktioniert, als wenn man sie nur liest. Zudem hatte ich mit so mancher Ergänzung der Autorin – wie dem Prolog, wo man James T. Kirk einen weiteren Grund gibt, die Klingonen zu hassen (als hätte er derer nicht schon genug), oder auch der Offenbarung, dass die Enterprise auf ihrem Flug nach Qo'noS eine Tarnvorrichtung verwendete – so meine Probleme. Die Kombination aus "näher auf die Figuren eingehen (müssen)" und "die Offenbarung der Verschwörer möglichst gut verstecken" trug zudem da und dort gar seltsam-irritierende Blüten. Und generell fand ich den einen oder anderen Moment im Film leider wesentlich stärker, als hier im Roman. Die Story kann allerdings grundsätzlich auch in dieser auf Text heruntergebrochenen Form durchaus gefallen. Vor allem aber wird "Das unentdeckte Land" auch als Roman keine Sekunde langweilig. Abschließend muss ich aber im direkten Vergleich der ersten beiden Romanadaptionen von J.M. Dillard festhalten: Wo "Am Rande des Universums" ein besseres Buch als Film war, ist es bei "Das unentdeckte Land" nun leider genau umgekehrt.
Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
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