Kurzinhalt:
Zu Beginn der Dominion-Krise – nach seiner Beförderung, jedoch noch bevor Worf zur Besatzung der Station stößt – wird Captain Sisko zusammen mit ein paar anderen Mitgliedern des Führungsstabs von Deep Space Nine zur Erde zurückbeordert, um sich eines anderen Problems anzunehmen. Denn vor kurzem fand man im inneren eines Kometen eine zweite U.S.S. Defiant, die aus der Zukunft stammt, und dort in etwa 5.000 Jahre verbracht hat. Die Logbücher berichten von einem Kampf gegen einen bislang unbekannten Feind, den die Defiant zwar letztendlich gelingen konnte. Dabei wurde das Schiff jedoch schwer beschädigt, und zahlreiche Crewmitglieder verloren ihr Leben. Vor allem aber steckten sie danach in der Vergangenheit fest. Ein einziges Mitglied der Besatzung hat diesen langen Zeitraum jedoch überlebt: Der Trill-Symbiont. Indem sie mit diesem verschmelzt, erfährt Jadzia Dax weitere Einzelheiten der damaligen Ereignisse, die sich aus Sicht der DS9-Crew erst noch zutragen werden, und die man natürlich um jeden Preis verhindern will. In weiterer Folge stellt sich heraus, dass die betreffenden Ereignisse, inklusive der Instabilität des Wurmlochs und der damit einhergehenden Zeitreise der U.S.S. Defiant, in Kürze bevorstehen. Der Feind aus der Vergangenheit, der die Station nun in der Gegenwart angreift, stellt sich zudem als jener sagenumwobene Gegner heraus, der einst die Furien aus diesem Teil der Galaxis vertrieb. Wie soll die Defiant gegen diesen mächtigen Feind ankommen? Und kann es ihnen überhaupt gelingen, ihr Schicksal zu verändern?
Review:
Mit "Der Feind der Zeit" macht die Invasion-Reihe wieder einen Schritt nach vorn – wenn der Roman auch das Versprechen der ersten paar Seiten in weiterer Folge nicht ganz einlösen kann. Denn die Ausgangssituation fand ich einfach nur phantastisch; hier gelang es den Autorinnen (L.A. Graf ist ein Künstlernamen-Akronym, welches in erster Linie von Julia Ecklar und Karen Rose Cercone verwendet wurde, und steht für "Let's all get rich and famous"), praktisch von Beginn weg mein Interesse zu wecken und mich zu packen. Leider jedoch verlor der Roman mit der Zeit eben dieses Interesse meinerseits zumindest teilweise wieder. Dies liegt einerseits daran, dass die Auflösung des Mysteriums mit eben diesem nicht ganz mithalten konnte, vor allem aber daran, dass man der Geschichte doch deutlich zu viel Platz einräumt. Zwar habe ich grundsätzlich überhaupt nichts gegen längere ("Star Trek"-)Romane, aber die Länge muss letztendlich immer dem Inhalt angemessen sein, und im vorliegenden Fall hatte ich diesen Eindruck eben nicht. Vor allem alles rund um die Station fiel für mich deutlich ab, was vor allem für den Einstieg rund um den bajoranischen Widerstand gilt, der nur äußerst rudimentär mit den weiteren Ereignissen in Verbindung steht. Und auch wenn dieser zweite Schauplatz den Autorinnen erlaubte, am Ende quasi zwei Showdowns zu erzählen, und zudem zwei sehr unterschiedliche Lösungsansätze für ein ähnliches Problem zu präsentieren, denke ich, dass "Der Feind der Zeit" letztendlich davon profitiert hätte, sich auch wirklich auf die Handlung rund um die U.S.S. Defiant zu konzentrieren.
So nett ich die Ausgangssituation grundsätzlich auch fand, etwas konstruiert war die noch offene Frage, wann der Zeitsprung stattgefunden hat. Man sollte meinen, dass sich dies anhand der ja immer noch vorhandenen Logbücher hätte herausfinden lassen. Hier waren die Autorinnen etwas im Widerspruch gefangen, einerseits das Mysterium so groß als möglich zu machen und andererseits sowohl dem Leser als auch den Figuren dennoch ein paar wichtige Informationen mit auf den Weg geben zu wollen/müssen. Am Ende wunderte ich mich zudem darüber, dass sich Major Kira zwar darüber ärgert, dass ihr die bajoranische Widerstandskämpferin mit dem Runabout entkommen ist, zugleich jedoch die Gelegenheit verpasst, den unmittelbar darauf aus dem Gamma-Quadranten zurückkehrenden Captain Sisko auf sie anzusetzen, damit sie diese mit der Defiant verfolgt. Rückwirkend könnte man sich zudem fragen, ob nicht die Defiant im damaligen Kampf gegen die Feinde der Furien eine wesentliche Rolle gespielt hat, und sich nun, da sie nicht in die Vergangenheit gesprungen ist, nicht auch die Gegenwart verändern müsste. Einer meiner größten Kritikpunkte ist jedoch die viel zu inflationäre Verwendung von Siskos Kosenamen "alter Knabe" in Richtung Jadzia Dax. Natürlich nannte er sie auch in der Serie immer wieder so, aber doch nicht ständig. Ich würde ja zu einem Trinkspiel aufrufen, jedes Mal wenn die Worte im Roman stehen einen zu kippen, wenn ich nicht befürchten würde, dass ihr mir dann mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus landet. Es war mit der Zeit einfach nur mehr unfreiwillig komisch und irgendwie auch störend. Ein sparsamerer Umgang mit dieser Phrase wäre wünschenswert gewesen.
Von diesem Punkt abgesehen war "Der Feind der Zeit" soweit aber recht gut geschrieben. Die bekannten Figuren verhielten sich stimmig, und auch ein paar neue, interessante Charaktere haben es in den Roman geschafft. Sehr positiv fand ich auch, dass man sich hier mal nicht mit den Furien selbst, sondern vielmehr ihren damaligen, legendären Feinden beschäftigt hat. Damit beantwortet man nicht nur die Frage, von wem diese vor Jahrtausenden vertrieben wurden, sondern sorgt innerhalb der Reihe zudem für Abwechslung, da nicht eine weitere "Star Trek"-Crew wieder gegen den gleichen Feind antreten muss. Zudem waren bestimmte Momente, wie z.B. der Besuch der "infizierten" Station, durchaus atmosphärisch-spannend beschrieben. Wie die Handlung rund um die Defiant generell mit einigen packenden Momenten aufwarten konnte. Auch alles rund um den alten sowie den neuen Dax-Symbionten fand ich soweit nett, wenn mir deren telepathische Verbindung, die selbst durch das Wurmloch hindurch reicht, teils etwas unplausibel, mindestens jedoch aus Autorinnen-Sicht überaus bequem und praktisch, erschien. Zudem gelang es den Autorinnen, auf beiden Seiten des Wurmlochs sowohl eine packend, ansatzweise aussichtslos wirkende Situation zu schildern, und sich dann auch jeweils überzeugende Lösungen für die Probleme zu überlegen – was nach einem etwas schleppenden Mittelteil vor allem auch das Finale wieder unterhaltsam machte. Wie schon "Soldaten des Schreckens", denn er knapp hinter sich lässt, kam jedoch auch "Der Feind der Zeit" in meinen Augen an den phantastischen "Erstschlag" nicht mehr ganz heran.
Fazit:
Die beiden größten Mankos des Romans sind einerseits, dass er in weiterer Folge an den phantastischen, sofort mein Interesse weckenden Einstieg nicht mehr wirklich aknüpfen konnte, vor allem aber, dass sich die Autorinnen in weiterer Folge einfach viel zu viel Zeit dafür nehmen, die Geschichte zu erzählen, und sich das Geschehen daher zwischendurch teilweise doch ordentlich zieht. Vor allem auch die Handlung rund um Deep Space Nine – insbesondere soweit es den bajoranischen Widerstand betrifft – hätte ich nicht unbedingt gebraucht. Abseits dieser Kritikpunkte sowie ein paar weiterer kleinerer Schwächen konnte mir "Der Feind der Zeit" insgesamt aber wieder eine Spur besser gefallen als der unmittelbare Vorgänger aus der Invasion-Reihe, "Soldaten des Schreckens". Neben der interessanten Ausgangssituation lag das vor allem daran, dass es die DS9-Crew im Gegensatz zu ihren Kollegen von der Enterprise statt mit den Furien selbst vielmehr mit jenem uralten, mächtigen Gegner zu tun bekam, der diese einst aus diesem Sektor des Alls vertrieb – wodurch sich der dritte Band von den ersten beiden abhob, und für Abwechslung innerhalb der Reihe sorgte. Umso bedauerlicher, dass die auf viel zu vielen Seiten ausgewälzte Handlung meine Geduld beim Lesen immer wieder auf die Probe stellte – denn das Potential für einen Roman auf dem Niveau des großartigen "Erstschlags" wäre durchaus gegeben gewesen.
Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Roman im SpacePub!
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