HOME PROJEKTE LINKS CHAT JOBS DATENSCHUTZ ARCHIV
Startseite arrow Star Trek arrow Merchandising arrow Star Trek: Gold Key Archives - Vol. 1
Star Trek: Gold Key Archives - Vol. 1 Drucken E-Mail
Erster Sammelband zur legendären Comic-Reihe Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 13 Juni 2016
 
Cover (c) CrossCult
Titel: "Star Trek: Gold Key Archives - Volume 1"
Bewertung:
Autor: Dick Wood
Künstler: Nevio Zeccara & Alberto Giolitti
Farben: Digikore Design Limited
Cover: Michael Stribling
Umfang: 180 Seiten
Verlag: IDW Publishing
Veröffentlicht: 15. April 2014
ISBN: 978-1-61377-922-4
Kaufen: Hardcover (E), Kindle (E)
 

Inhalt & Review: Seit meiner Kindheit bin ich großer Fan von "Star Trek" – oder wie die Serie damals ja noch hieß, "Raumschiff Enterprise". Auch wenn einige der Folgen so spannend und gruselig waren, dass ich mich halb unter einer Decke verkrochen habe, habe ich sie doch geliebt. Allerdings hatte ich damals noch keinen Zugriff auf den familieneigenen Videorekorder, und Kaufkassetten (so es solche denn überhaupt gegeben hätte) waren bei uns auch Mangelware. Ich war somit auf die Ausstrahlungen im ORF angewiesen – mit einer Ausnahme: Irgendwann stolperte ich auf diesen Sammelband des Condor-Verlags, der einige der Comics des Gold Key-Verlags beinhaltete. Während ich die TV-Abenteuer also nur sporadisch verfolgen konnte, wann immer sie ausgestrahlt wurden, stand mir dieser Band praktisch jederzeit zur Verfügung. Ich kann nicht mehr sagen, wie oft ich ihn von Anfang bis Ende gelesen habe, aber er war mir jedenfalls über Jahre hinweg ein treuer Begleiter, der mir so manche langweilige Nachmittage versüßt hat. Erst als ich als Jugendlicher zunehmend auch die Romane für mich entdeckte, rückte der Sammelband, der mittlerweile eh schon in sich zusammenfiel, aus dem Zentrum meiner Aufmerksamkeit. Erst zum Zeitpunkt des DVD-Releases, wo ich mich wieder über die TV-Abenteuer stürzte, begann ich auch zunehmend wieder an diese Comics zurückzudenken, und informierte mich näher über die mir vorliegende Ausgabe. Dabei erfuhr ich zum ersten Mal, dass es sich bei besagtem Band um eine ziemlich lose Sammlung der sogenannten "Gold Key"-Comics handelte, die in den USA praktisch zeitgleich mit dem Start der Ausstrahlung veröffentlicht wurden. Nach einigen Sammelbänden in den nachfolgenden Jahren galten diese ersten, legendären Comic-Abenteuer der Enterprise-Crew jedoch für lange Zeit verschollen.

Im Jahr 2004 unternahm der amerikanische Checkers-Verlag einen ersten Versuch, diese Comics neu aufzulegen. Fünf Ausgaben mit je acht Comics (von insgesamt 60) wurden veröffentlicht, ehe die Reihe leider eingestellt wurde. Ein Grund für den damaligen mangelnden Erfolg mag die Lieblosigkeit der Veröffentlichung gewesen sein. Sich darauf berufend, die Comics so präsentieren zu wollen, wie sie diese damals als Kind selbst gelesen hatten, waren sowohl die Druckqualität als insbesondere auch die Farben nicht das Gelbe vom Ei, da teilweise extrem ausgewaschen. Ein Vergleich mit meinem alten Condor-Sammelband machte deutlich: Selbst dort sahen die Farben deutlich besser aus. Zehn Jahre später begann der Verlag IDW Publishing damit, einen weiteren Versuch zu unternehmen, die Comics neu aufzulegen. Im Gegensatz zu Checkers ließen sie den Gold Key-Comics jene Aufmerksamkeit und Sorgfalt zuteilwerden, die sie sich verdient haben. So wurden sie quasi remastered, und mit stärkeren, satten Farben versehen, die der ursprünglichen Intention der Zeichner und Koloristen entsprechen. Für mich ergab sich damit die perfekte Gelegenheit, einerseits in Erinnerungen zu schwelgen, und andererseits mir jene Comics vorzuknüpfen, die damals im Condor-Sammelband nicht enthalten waren. Dementsprechend ist dieses Review zweifellos von einer großen Portion Nostalgie geprägt. Denn damals als Kind sind mir die ganzen Kontinuitätsfehler nicht weiter aufgefallen, und waren mir somit herzlich egal. So gesehen sehe ich die Comics teilweise als visuelle Repräsentation der neuen Abenteuer, die ich mir teilweise mit Freunden ausgedacht und dann durchgespielt hatte (wo ich üblicherweise in die Rolle von Scotty geschlüpft bin – was angesichts meiner technischen Inkompetenz als Erwachsener nicht einer gewissen Ironie entbehrt). Dort spielte Kontinuität natürlich auch keine Rolle. Vielmehr waren der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Und eben diese Mischung aus Einfallsreichtum, Enthusiasmus und fast kindlicher Naivität findet sich nun auch in diesen ersten sechs "Gold Key"-Comics wieder – und machen für mich auch ihren Reiz und Charme aus.

Was nicht heißt, dass ich als Erwachsener ebenso blind gegenüber den Kontinuitätsfehlern bin, als ich dies als Kind war. In späteren Ausgaben sollen die Autoren zwar, mit besserer Kenntnis der Serie, diesbezüglich auch immer besser geworden sein, die ersten sechs hier versammelten Comics strotzen aber nur so vor Ungereimtheiten. Da werden z.B. teilweise tatsächlich – analog zur fehlerhaften Übersetzung aus dem deutschen Einleitungstext – fremde Galaxien bereist. Der Transporterraum sieht völlig anders aus. Kirk und die Kommandocrew laufen statt mit goldgelben vielmehr mit grünen Uniformen herum. Es ist von Luna-Stunden und galaktischen Minuten die Rede. Esperanto wird als intergalaktische Standardsprache etabliert. Die beiden Warp-Gondeln speien, wie normale Raketentriebwerke, Feuer (wie übrigens teilweise sogar die Mittelsektion), und im letzten Comic macht uns dann sogar ein blonder Scotty seine Aufwartung. Zudem verhalten und hören sich die Figuren teilweise nicht richtig – oder genauer gesagt, wie aus der Serie gewohnt – an. Und von einigen, wie Sulu und Uhura (Chekov auch, aber der stieß ja generell erst später hinzu), fehlt hier überhaupt noch jegliche Spur. Ich persönlich finde aber. Was "Volume 1" der Gold Key-Archives an Kontinuität fehlt, machen sie durch Einfallsreichtum, Originalität und Phantasie mehr als nur wieder wett. Nehmen wir z.B. den ersten hier enthaltenen Comic, "The Planet of No Return". Klar irritiert es, wenn sich mit Janice Rand hier die Quasi-Sekretärin des Captains an einer Außenmission beteiligt (und sich zudem als hilfloses Fräulein in Nöten präsentiert). Und vor allem auch Spocks Lösung am Ende, wo doch tatsächlich er gesamte Planet ausgelöscht wird – obwohl zuvor festgestellt wurde, dass das dortige Leben als intelligent zu klassifizieren ist – will sich mit der Philosophie der Serie nicht so recht in Einklang bringen lassen, und hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Aber die Idee von Sporen, die andere Lebewesen in fleischfressende Pflanzen verwandeln, sowie einen Planeten der von eben solchen bewohnt wird… die Idee ist einfach nur faszinierend. Zumal die Designs bzw. Zeichnungen der betreffenden Pflanzen wirklich phantastisch und angemessen alptraumhaft sind. Hier reizt man die größere künstlerische Freiheit der Comics – im Vergleich zum an Budgetgrenzen gebundene Fernsehunterhaltung – voll und ganz aus. Das Ergebnis ist ein ungemein phantasievoller und faszinierender Einstieg (der mir auch schon aus dem Condor-Sammelband bekannt war).

"The Devil's Isle of Space" liegt ebenfalls ein faszinierendes Konzept zugrunde: Asteroiden als Strafkolonie mit eingebautem Ablaufdatum, da diese instabil sind und in absehbarer Zeit explodieren werden. Die dort Gefangenen wissen jedoch natürlich nicht, wann dies der Fall sein wird. Sie können entweder Jahre oder nur wenige Tage dort verbringen, ehe sie die Todesstrafe ereilt. Schade fand ich lediglich, dass man sich kaum mit den dahinterliegenden moralischen Implikationen aufgehalten hat, sondern man die Sträflinge, insbesondere deren Anführer, als "böse" darstellte, und es letztendlich eher darum ging, wie Kirk & Co. aus ihren Fängen entkommen, ehe der Asteroid explodiert. Dennoch fand ich auch diesen Comic durchaus unterhaltsam. "Invasion of the City Builders" beschäftigt sich ebenfalls mit einem interessanten Thema, nämlich der zunehmenden Automatisierung. So besucht die Enterprise einen Planeten, wo Roboter bzw. Maschinen, die den dortigen Bewohnern das Leben erleichtern sollten, außer Kontrolle geraten sind. Dies gilt insbesondere für die titelspendenden Städtebauer – riesige Maschinen die eine Stadt nach der anderen aus dem Boden stampfen. Nicht gebraucht hätte ich lediglich die Eifersucht des dortigen Anführers auf Kirk & Co., ansonsten war jedoch auch dieser Comic sehr gelungen. "The Peril of Planet Quick Change" fiel dann für meinen Geschmack doch etwas ab. In diesem Fall war mir nämlich, bei aller Liebe, die Grundidee rund um einen Planeten, dessen Evolution binnen weniger Stunden verläuft, doch einen Hauch zu phantastisch. Nett fand ich dafür die Idee, dass die Außerirdischen Spocks Geist übernehmen, sich jedoch letztendlich – überwiegend – als harmlos und freundlich herausstellen. Insofern wäre es mir eben auch lieber gewesen, man hätte auf den "Epilog" rund um den einen sturen Kerl der partout nicht aus seinem Kopf will verzichtet.

Ein bisschen hinter den Möglichkeiten zurück blieb dann auch "The Ghost Planet". Der ewige Krieg zwischen den beiden Mächten, bei denen es sich irgendwie um Klone, Zwillinge oder ähnliches zu halten schien, kam leider nie wirklich zur Geltung. Zudem ist Kirks Lösung am Ende bestenfalls eine vorübergehende, löst jedoch nichts am Konflikt an sich. Sehr gut gefallen konnte mir dann jedoch wieder der letzte hier enthaltene Comic, den ich ebenfalls schon vom Condor-Sammelband kannte, "When Planets Collide". Nicht falsch verstehen, die Geschichte ist genau genommen ja absolut hirnrissig. Wie soll bitte schön auf zwei Planeten ohne Sonne Leben entstehen? Und auch die Lösung für das Problem der aufeinander zurasenden Planeten wirkt etwas gar willkürlich und wie eine beliebige "Deus Ex Machina". Aber, ich kann mir einfach nicht helfen: Abseits der wissenschaftlichen Unzulänglichkeiten fand ich diese Story, gerade auch als Kind, ungemein faszinierend. Zumal dies auch die erste Geschichte war, wo das Schiff selbst eine größere Rolle einnahm, und an die Belastungsgrenze gebracht wurde – was mich wiederum stark an Momente aus der Serie erinnert hat. Insofern: den wissenschaftlich halbwegs gebildeten Teil des Gehirns einfach mal kurz ausschalten, und eine ungemein phantasievolle Geschichte genießen. Was die Zeichnungen betrifft, sollte man sich angesichts des Alters der Comics nicht allzu viel erwarten. Zugleich muss ich sagen, dass ich von der Qualität insgesamt durchaus angetan war. Ja, die Gesichter sind teilweise noch etwas unscharf, und auf große Nahaufnahmen wurde hier noch eher verzichtet, dennoch waren die Figuren überwiegend (eben mit Ausnahme des blonden Scotty) gut erkennbar. Generell waren die Zeichnungen, auch die Hintergründe, sehr detailliert. Die knalligen (überarbeiteten) Farben kamen ebenfalls sehr gut zur Geltung. Und vor allem die Bilder mit der Enterprise hatten es mir angetan. Als einziger markanter Kritikpunkt verbleiben die teilweise etwas schlichten einfarbigen (und noch dazu teils in phantasiefarben wie gelb, orange o.ä. gehaltenen) Hintergründe – aber das war damals so halt einfach gang und gebe.

Fazit: Auch wenn ich nur zwei der sechs hier enthaltenen Comics schon kannte, so war "Volume 1" der "Gold Key Archives" für mich wie eine Reise zurück in meine eigene Kindheit. Ohne "Raumschiff Enterprise" auf Video waren nämlich abseits der festen Sendezeiten im TV die im Superhelden-Jahrbuch des Condor-Verlags erschienenen frühen "Star Trek"-Comics die einzigen Abenteuer der Enterprise-Crew, die ich immer wieder, und nach meinem eigenen Gutdünken, erleben konnte. Heutzutage mögen viele der hier enthaltenen Comics etwas gar phantastisch und wissenschaftlich nicht unbedingt immer sonderlich akkurat erscheinen. Und auch die zahlreichen Kontinuitätsfehler treten heutzutage halt viel stärker zu Tage. Dennoch verfügen die frühen "Gold Key"-Comics für mich auch heute noch über einiges an Faszination und vor allem Charme, und zeichnen sie sich durch ihren unbändigen Einfallsreichtum, den spürbaren Enthusiasmus sowie ihre Originalität aus. Die farblich überarbeiteten bzw. restaurierten Comics der IDW-Veröffentlichungen können sich zudem, wenn man die Möglichkeiten der damaligen Zeit berücksichtigt, auch optisch absolut sehen lassen. Wer es schafft, über die Kontinuitätsfehler sowie die wissenschaftlichen Inakkuratessen hinwegzusehen, dem bieten sich hier sechs ungemein phantasievolle Geschichten, denen es gelungen ist, auch mein erwachsenes Ich wieder zu verzaubern und zu faszinieren.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel


Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Comic im SpacePub!




Artikel kommentieren
RSS Kommentare

Kommentar schreiben
  • Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
  • Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
  • Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
  • Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
  • Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.
Name:
eMail:
Homepage:
Titel:
BBCode:Web AddressEmail AddressBold TextItalic TextUnderlined TextQuoteCodeOpen ListList ItemClose List
Kommentar:




  fictionBOX bei Facebook   fictionBOX bei Twitter  fictionBOX als RSS-Feed

TV-Planer
Im Moment keine TV-Einträge vorhanden