Kurzinhalt:
Chakotay und Captain Janeway werden von geisterhaften Visionen heimgesucht, die sie ins Doppelsternsystem Drenar führen. Dort wird die Voyager jedoch durch die Zwillingssonnen beschädigt, so dass der Warpantrieb vorübergehend ausfällt. Um die notwendigen Reparaturen vorzunehmen, schwenken sie in den Orbit des einzigen bewohnten Planeten des Systems, Drenar IV, ein. Scans des Planeten ergeben dabei schon bald, dass dieser unter tektonischen Veränderungen leidet und in absehbarer Zeit zu zerbrechen droht. Zudem entdeckt man ein weiteres Schiff im Orbit, das sich ursprünglich verborgen hielt. Dessen Crew stellt sich als Televek vor, die Vermittler eines anderen Volkes, Drosary genannt, zur Voyager schicken wollen, um über den Austausch von Informationen, Technologien etc. zu verhandeln. Sie behaupten, beim Planeten zu sein um den Bewohnern von Drenar IV zu helfen, doch Neelix warnt die Voyager-Crew davor, ihnen nicht zu vertrauen, sind die Televek doch als gerissene, hinterhältige und stets ihren eigenen Vorteil im Blick habenden Waffenhändler bekannt. Doch die prekäre Lage der Voyager scheint ihnen keine andere Wahl zu lassen, als Verhandlungen aufzunehmen. Während sich Chakotay an Bord der Voyager mit den Drosary trifft, fliegen Captain Janeway, Chakotay und Harry Kim mit einem Shuttle zum Planeten, um diesen näher zu untersuchen. Doch auf dem Weg dorthin wird das Shuttle angegriffen, und das Außenteam stürzt auf Drenar IV ab…
Review:
Eigentlich hätte "Geisterhafte Visionen" ja durchaus Ansätze eines gelungenen Romans. Die hierfür erschaffenen Völker sind interessant (wobei es mir vor allem die ein bisschen wie eine Mischung aus Ferengi und Romulanern wirkenden, mit Waffen handelnden Televek angetan hatten), das Dilemma des Planeten, welcher in Kürze auseinanderzubrechen droht, durchaus vielversprechend, die Lösung rund um den dritten Mond ansatzweise faszinierend, die Figuren überwiegend sehr gut getroffen, es gibt einige spannende Momente, der Roman bewegt sich insgesamt durchaus flott und ohne größere Längen weiter, und vermochte es insgesamt grundsätzlich, mich gut zu unterhalten. Warum also trotzdem nur eine unterdurchschnittliche Wertung? Nun, in erster Linie, weil "Geisterhafte Visionen" da und dort einen sehr faulen Eindruck macht, oder, anders ausgedrückt, es sich die Autoren einfach teilweise deutlich zu leicht machen. So war ich sehr enttäuscht darüber, dass nie wirklich aufgeklärt wurde, was es mit den titelspendenden geisterhaften Visionen denn eigentlich genau auf sich hat, was ihnen den Anstrich eines reinen Plotkonstrukts gibt, um die Handlung in Fahrt zu bringen (oder genau genommen eigentlich erst auszulösen). Zudem gibt es einige bedrohliche Situationen, aus denen sich die Voyager-Crew nur deshalb befreien kann, weil just zu diesem richtigen Zeitpunkt die entsprechenden Systeme wieder repariert wurden, sei es nun der Transporter, der Janeway und Tuvok genau zum richtigen Zeitpunkt vom Planeten beamt, oder die Schilde, die gerade als die Televek angreifen wieder einsatzfähig sind. Das ist alles schon sehr bequem und einfallslos, und fällt umso störender auf, als die Autoren manchmal deutlich einfachere Lösungen für ein Problem übersehen (so stellte ich mir z.B. in jenem Moment, wo die finsteren Pläne der Televek aufgedeckt wurden und sie Chakotay & Co. als Geiseln nehmen die Frage, warum man nicht einfach zuerst die Geiseln und dann sie mit auf Betäubung eingestellten Phasern niederstreckt). Gestört habe ich mich zudem am teils dämlichen Verhalten von Chakotay, Paris & Co., die sich von den Drosary um den Finger wickeln lassen (wie denen das gelang, wird übrigens auch nie erklärt). Womit wir auch schon beim letzten Punkt sind: Ich fand das Geschehen bzw. einzelne Entwicklungen und/oder Offenbarungen teilweise ungemein vorhersehbar. All diese Elemente sorgten dann leider dafür, dass sich mein anfängliches Interesse zunehmend in Luft auflöste. Immerhin, der Roman ist soweit gut geschrieben und ließ keine Langeweile aufkommen. Aber die erwähnten Schwächen haben mit der Zeit meinen Lesespaß leider doch merklich getrübt.
Fazit:
Bei den "Star Trek"-Serien, insbesondere den späteren Inkarnationen, kam es ja öfters vor, dass bestimmte Autoren die Grundidee für eine Episode lieferten, und dieses dann von einem "gestandenen" Autor, der die Serie kennt, zu einem Drehbuch verarbeitet wurden. Einen ebensolchen "Feinschliff" hätte in meinen Augen auch "Geisterhafte Visionen" vertragen. Denn die Ansätze für eine richtig gute "Voyager"-Geschichte sind durchaus vorhanden: Die Figuren sind überwiegend gut getroffen, es gibt die eine oder andere interessante Grundidee, die Völker sind nett ausgedacht und beschrieben, die Dialoge waren teilweise sehr gelungen, und der Roman insgesamt durchaus gut geschrieben. Zudem erspart man uns größere Längen und erzählt die Geschichte recht flott. Aber: Eine wirkliche Aufklärung, was es mit den titelspendenden geisterhaften Visionen denn nun genau auf sich hat, suchte ich leider vergeblich. Der Roman war über weite Strecken sehr vorhersehbar. Chakotay & Co. ließen sich für meinen Geschmack von den Dorsary dann doch etwas zu leicht austricksen (und welchem Umstand diese ihre "überzeugende" Wirkung verdankten, wurde auch nie erklärt). Vor allem aber störte ich mich mit der Zeit zunehmend an den einfallslosen Problemlösungen, die einfach daraus bestehen, dass just das gerade benötigte System genau zum richtigen Zeitpunkt wieder zur Verfügung steht. Das war mir persönlich dann doch zu billig.
Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel
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