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Star Trek - TNG: Vendetta Drucken E-Mail
Der vielleicht beste "Star Trek"-Roman aller Zeiten Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 22 Juni 2015
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek - The Next Generation: Vendetta"
Originaltitel: "Star Trek - The Next Generation: Vendetta"
Bewertung:
Autor: Peter David
Übersetzung: Andreas Brandhorst
Umfang: 410 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne
Erstveröffentlichung: 1991 (E) bzw. 1993 (D)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11542-5
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Nach ihrem ersten Angriff auf die Föderation, der zur Schlacht von Wolf 359 führte, und wo der einzelne Borg-Kubus dann erst in der Umlaufbahn der Erde quasi in letzter Sekunde gestoppt werden konnte, erscheint nun ein weiterer Borg-Kubus, und greift den Planeten Penzatti an. Ein Großteil der Bevölkerung fällt diesem zum Opfer, doch noch bevor die Borg ihr zerstörerisches Werk vollenden können, werden sie von einer unbekannten Macht angegriffen und vernichtet. Eine Neuigkeit, welche die Sternenflotte mindestens so verstört wie freut. Auf der einen Seite ist es beruhigend, zu wissen, dass jemand die Borg erfolgreich bekämpft. Auf der anderen Seite erfüllt das Sternenflottenkommando der Gedanke an ein Volk mit noch größerer Macht verständlicherweise auch mit Besorgnis. Die U.S.S. Enterprise ist nun eines der Schiffe, die in den Sektor geschickt werden, um der Sache auf den Grund zu gehen. Schon bald finden sie heraus, dass eine noch größere und zerstörerische Variante des legendären Planeten-Killers hinter dem Angriff gesteckt. Gesteuert wird dieser von Delcara – einer Frau, mit der sowohl Guinan als auch Picard eine gemeinsame Vergangenheit verbindet. Diese hat es sich zum Ziel gesetzt, die Borg ein für alle Mal zu vernichten. Dass darunter aufgrund des Hungers des Planeten-Killers auch die eine oder andere unschuldige Zivilisation leiden könnte, ist für sie nicht von Belang. Gefangen zwischen den Fronten, muss Captain Picard nach einem Weg suchen, um den Exodus zu verhindern…

Review: "Vendetta" war entweder der erste oder der zweite "Star Trek"-Roman, den ich je gelesen habe (ich erinnere mich noch daran, ihn zugleich mit "Gespensterschiff" gekauft zu haben, und könnte euch sogar noch da genaue Geschäft nennen; aber welchen der beiden ich dann letztendlich zuerst gelesen habe, ist mir nicht erinnerlich). Das ist mittlerweile über zwanzig Jahre her. In der Zwischenzeit habe ich unzählige weitere "Star Trek"-Romane gelesen – doch in meiner Erinnerung war und blieb "Vendetta" in meiner internen Favoritenliste in all der Zeit unangefochten auf Platz 1. Insofern habe ich mich einerseits ungemein gefreut, mir das Buch nach all der Zeit wieder vorzuknöpfen – zugleich war ich aber auch ein bisschen nervös. Würde sich meine Begeisterung als die nostalgisch-verklärten Erinnerungen eines leicht zu begeisternden Teenagers offenbaren? War "Vendetta" vielleicht gar nicht so gut, wie ich ihn in Erinnerung hatte? Hatte ich ihn in all der Zeit auf ein Podest erhoben, dem der Roman bei meiner erneuten Lesung nicht mehr standhalten würde? Die eindeutige Antwort auf all diese Fragen ist erfreulicherweise ein klares "Nein".

Bevor ich mit meiner Lobeshymne weiterfahre sei dabei der einzige für mich nachvollziehbare, potentielle Kritikpunkt aus der Welt geschafft: Peter David schrieb" Vendetta" während der Ausstrahlung der vierten Staffel (die Referenzen auf frühere Ereignisse reichen bis "Datas Tag"). Zu diesem Zeitpunkt konnte er natürlich noch nicht wissen, welche Richtung die TV-Macher bei ihren weiteren Borg-Episoden einschlagen würden. Dementsprechend widerspricht "Vendetta" teilweise späteren Ereignissen und/oder Darstellungen, insbesondere was die Befreiung einer Drohne aus dem Griff der Borg betrifft (egal ob nun Hugh oder Seven of Nine). Für mich war es damals wie heute insofern kein Problem, als sich die Darstellung der Borg im Zeitverlauf ja selbst innerhalb der Serie stark gewandelt hat; nicht nur vom Aussehen her, sondern auch was ihre Zivilisation (in ihren ersten Auftritten waren sie ein gleichgeschlechtliches, einheitliches Kollektiv; da war weder von weiblichen Borg noch von einer Königin die Rede) und ihre Fähigkeiten (assimilieren über Naniten) betrifft. Insofern bestehen gewisse Kontinuitätsprobleme ja ohnehin schon. Eben dies könnte sich ganz einfach durch unterschiedliche – oder auch frühere/spätere – Borg-Kuben erklären. Zumindest mir reicht das als potentielle Erklärung, um mich trotz des einen oder anderen Widerspruchs auf "Vendetta" einlassen zu können.

Dies sei dem geneigten Trekkie dann insofern empfohlen, als er sich sonst wenn schon nicht unbedingt den besten (denn so etwas ist letztendlich immer sehr subjektiv) dann doch wenigstens einen der besten "Star Trek"-Romane verdirbt. Meine Begeisterung beschränkt sich dabei nicht nur auf einen Aspekt, sondern zieht sich vielmehr auf so ziemlich alles, was "Vendetta" ausmacht. Das beginnt schon bei der Grundidee, die hervorstechendsten, beeindruckendsten und bedrohlichsten Feinde aus TNG auf einen der denkwürdigsten Gegner aus TOS treffen zu lassen. "Planeten-Killer" zählte schon immer zu meinen absoluten Lieblingsfolgen der klassischen Serie, insofern habe ich mich über die Rückkehr der Weltuntergangsmaschine ungemein gefreut. Zumal es Peter David nicht nur bei einem Auftritt belässt, sondern vielmehr die zahlreichen offenen Fragen aus der TOS-Folge aufgreift und versucht, schlüssige Antworten darauf zu finden. Dabei weist er auf einen der größten potentiellen Fehler aus der Episode hin, und findet auch gleich eine überzeugende Lösung dafür. Generell ist seine Erklärung für die Herkunft und den Zweck der Planeten-Killer wunderbar erdacht. David belässt es zudem nicht einfach nur dabei, diese beiden Elemente aus unterschiedlichen "Star Trek"-Serien zusammenzustecken (und so die beiden Epochen, die zu diesem Zeitpunkt voneinander noch sehr getrennt waren, näher zusammenrücken zu lassen), sondern reichert seinen Roman noch mit unzähligen weiteren Anspielungen auf die Kontinuität, egal ob aus früheren TNG- oder aus TOS-Episoden, an. Dies macht "Vendetta" zu einer wahren Fundgrube für Trekkies, und wertete den Roman für mich ebenfalls ungemein auf.

Es liegt jedoch nicht nur an der Grundidee, dass mich "Vendetta" so begeistern konnte, sondern unter anderem auch am weiteren Verlauf der Handlung, und insbesondere der düsteren Atmosphäre, welche der Roman verströmt. Peter David ist normalerweise ja ein Autor, der sehr viel Wert auf Humor legt, und seine Werke gerne mit zündenden Dialogen aufwertet. Der eine oder andere Gag lässt sich zwar auch in "Vendetta" wiederfinden, jedoch ist er vernünftig genug, seinen Hang zum inneren Clown gegenüber den Erfordernissen der Story zurückzustellen. Das Ergebnis ist ein für seine Verhältnisse ungewöhnlich ernster Roman – aber eben dies stach für mich so hervor. Es gibt im weiteren Verlauf der Geschichte einige düstere Momente, und generell verströmte er teilweise eine herrliche trostlose und/oder nachdenkliche Stimmung. Was für mich ebenfalls besticht, ist der Anspruch, der sich hier finden lässt. "Vendetta" beschäftigt sich, wie der Titel schon verrät, mit Rachegelüsten, und was diese aus einem Menschen (bzw. Lebewesen) machen können. Interessant ist dabei für mich vor allem das Wechselspiel zwischen Delcara und Picard, bzw. dem Picard hier und jenem aus "Der erste Kontakt" – wo dieser viele Eigenschaften mit Delcara zu teilen scheint. Andere mögen sich daran stören und darin eben wieder einen Kontinuitätsfehler sehen, ich fand es vielmehr faszinierend. Und da Picard ja nicht nur mit den Borg sondern eben auch mit einem Planeten-Killer konfrontiert wird, sah ich darin jetzt auch nicht notwendigerweise einen Widerspruch, da die Situation im Vergleich zu "Der erste Kontakt" einfach eine ganz andere war.

Die Haupthandlung rund um Delcara ist jedoch nicht die einzige, wo es um Rache geht. So gibt es nämlich auch noch eine Nebengeschichte rund um eine Borg-Drohe, die den Angriff des Planeten-Killers überlebt und die Verbindung zu Kollektiv verloren hat. David wählt hier eine deutlich erschreckendere Darstellung der Folgen der Assimilierung, als dies in weiterer Folge bei Hugh und Seven of Nine in den jeweiligen Serien gemacht wurde. Aber vermutlich auch genau deshalb hat mir sein Zugang so gefallen, da er eine Richtung einschlägt, die man sich in der Serie nie so recht getraut hat. Und auch der weitere Verlauf der Handlung, wo die frühere Borg-Drohe von einem Überlebenden des Planeten drangsaliert wird, stach hervor, und bescherten dem Roman einige seiner besten Momente. Wunderbar sind auch die Figuren. Trotz aller Action – die zudem mit einigen sehr originellen Einfällen aufwarten kann, wenn es um den Versuch geht, abwechselnd die Borg-Kuben oder den Planeten-Killer auszuschalten – ist "Vendetta" ein sehr charakterorientierter Roman, bei dem vor allem Captain Picard sehr viel Zeit gewidmet wird. Aber auch Troi, Guinan und insbesondere LaForge kommen gut zur Geltung. Interessant fand ich auch Korsmo, da mit ihm mal ein nicht ganz so perfekter Sternenflottencaptain beschrieben wird. Und auch die Auftritte anderer, aus der Serie bekannter Nebenfiguren (die an dieser Stelle nicht verraten werden sollen) fand ich gelungen. Herzstück des Romans ist aber letztendlich die Beziehung zwischen Picard und Delcara. Die beiden verbindet ein geheimnisvolles Band, dass gerade auch den Ausgang des Geschehens ungemein packend gemacht hat.

Die letzte wesentliche Stärke ist dann der ungeheure Einfallsreichtum, den Peter David bei "Vendetta" fast im Seitentakt beweist. Einerseits ist die Handlung wunderbar ausgearbeitet, mit den Verknüpfungen zu Picards Zeit an der Akademie. Dann gibt es die angesprochenen Anspielungen auf die Kontinuität, und die originellen Einfälle bei den Weltraumschlachten, die hier deutlich interessanter von statten gehen als dies bei der Serie zumeist der Fall war (wobei David natürlich auch den Vorteil hatte, sich nicht um ein Budget kümmern zu müssen). Doch egal ob eine überraschende und/oder gelungene Wendung innerhalb des Plots, der Auftritt einer etablierten Nebenfigur, einer weiteren Anspielung auf die Kontinuität, originellen und ungewöhnlichen Einfällen wie einem Ferengi als Sprachrohr der Borg… auf fast jeder Seite erwartet den Leser eine neue Idee, ein neuer interessanter Aspekt, ein neues "Aha-" oder "Cool"-Erlebnis. Der letzte entsprechende Geniestreich erwartet den geneigten Trekkie dann im letzten Kapitel, wo Peter David beschreibt, was passiert, wenn sich ein Raumschiff der unmöglichen Geschwindigkeit von Warp 10 annähert. Einfach nur wunderbar – und ein Ausklang, der bei mir noch lange nachhallte, und der mir bis zum heutigen Tag in bester Erinnerung geblieben ist. Kurz und gut: Keinem anderen "Star Trek"-Roman gelang es davor oder danach, mich ähnlich mitzureißen, zu begeistern und zu faszinieren, wie "Vendetta".

Fazit: Wenn ihr schon ein paar Reviews von mir gelesen habt, solltet ihr wissen, dass ich nicht zu Übertreibungen neige. Nicht jeder zweite Film, der Woche für Woche in die Kinos kommt, muss gleich immer der beste und/oder schlechteste Irgendwas aller Zeiten sein, und bei Romanen ist es das Gleiche. Angesichts dessen – sowie der Tatsache, dass ich mittlerweile an die fünfhundert "Star Trek"-Bücher und/oder Kurzgeschichten bzw. eBooks kennen dürfte – solltet ihr also einschätzen können, welch außerordentliches Lob es ist, wenn ich "Vendetta" als den nach wie vor besten "Star Trek"-Roman bezeichne, den ich bislang gelesen habe. Meine Befürchtungen, dass es sich dabei um eine nostalgisch-verklärte Meinung handeln würde, wurden dabei beim neuerlichen Durchlesen des Buchs zum Glück nicht bestätigt. Peter David zählt ja generell zu meinen allerliebsten "Star Trek"- oder eigentlich generell Lizenz-Autoren, aber bei "Vendetta" feuerte er sowohl schriftstellerisch als auch kreativ aus allen Zylindern. Angefangen von der Grundidee, die Borg gegen einen Planeten-Killer antreten zu lassen und die Enterprise zwischen die Fronten zu stellen, über zahlreiche weitere herrliche Anspielungen auf die Kontinuität, seinem gehobenen Schreibstil, der spannenden Handlung, dem ungeheuren Einfallsreichtum den er wiederholt unter Beweis stellt, dem starken Fokus auf die Figuren, bis hin zum perfekten Ende, dass mich damals schon bei der Erstsichtung ungemein fasziniert und danach eigentlich nie wieder so recht losgelassen hat, vermochte es "Vendetta" damals wie heute, mich von der ersten bis zur letzten Seite zu begeistern. Wer ihn noch nicht kennt, sollte dies daher in meinen Augen so rasch als möglich nachholen – und dabei wohlwollend über die sich notgedrungen (aus späteren Borg-Folgen) ergebenden Kontinuitätsfehler hinwegsehen, und vielmehr einfach genießen und sich von der Geschichte in ihren Bann ziehen lassen…

Bewertung: 5/5 Punkten
Christian Siegel


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