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Star Trek - TNG: Die Ehre des Captain Drucken E-Mail
Liest sich wie unterdurchschnittliche Fan Fiction Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 28 Juli 2014
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek - The Next Generation: Die Ehre des Captain"
Originaltitel: "Star Trek - The Next Generation: The Captain's Honor"
Bewertung:
Autoren: David & Daniel Dvorkin
Übersetzung: Andreas Brandhorst
Umfang: 210 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne
Erstveröffentlichung: 1989 (E) bzw. 1991 (D)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11531-9
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Auf dem Heimatplaneten des M'Dok-Imperiums, dessen aggressiven Eroberunsbestrebungen vor langer Zeit von der Föderation ein Riegel vorgeschoben wurde, ist eine verheerende Hungersnot ausgebrochen. Deshalb überfallen in letzter Zeit immer wieder Raumschiffe dieser karnivoren Spezies, die auch vor intelligenten Wesen nicht halt macht, den nahegelegenen Planeten Tenara. Die dortigen Kolonisten leben in einer streng pazifistischen Gesellschaft und sind den Angriffen daher schutzlos ausgeliefert. Die Föderation schickt daher zwei Raumschiffe, die U.S.S. Enterprise und die U.S.S. Centurion zum Planeten, um den Tenaraner zu beschützen. Die U.S.S. Centurion ist innerhalb der Sternenflotte insofern ein Sonderfall, als dass alle Besatzungsmitglieder von einem Planeten stammen, nämlich Magna Roma – jener Welt, auf der sich die Zivilisation verblüffend ähnlich wie auf der Erde entwickelt hat, und der Captain Kirk rund 100 Jahre zuvor einen Besuch abgestattet hat. Die Romaner sind ein kriegerisches Volk, und streben daher auch eine militärische Lösung des Konfliktes an, während Captain Picard der Diplomatie den Vorzug geben und Blutvergiessen möglichst vermeiden will. Auffassungsunterschiede, die schon bald zu Konflikten zwischen beiden Besatzungen führen…

Review: Wie aus der Inhaltsangabe – und dem Vorwort der eBook-Ausgabe, wo die betreffende TOS-Episode allerdings als "Bred (sic!) and Circuses" angegeben wird (warum nicht gleich mit dem deutschen Titel?) – hervorgeht, haben in "Die Ehre des Captain" die Bewohner des Planeten Magna Roma, die Captain Kirk und seine Besatzung in der klassischen "Star Trek"-Episode "Brot und Spiele" besuchten, einen weiteren Auftritt. Grundsätzlich sehe ich es ja sehr gerne, wenn in einem "Star Trek"-Roman auf Ereignisse, Personen, Welten usw. aus der Serie Bezug genommen wird – ganz besonders auch dann, wenn man dafür auf Elemente aus einer anderen Serie zurückgreift, und damit eine Brücke zwischen, in diesem Fall, der klassischen Serie und der "Next Generation" schlägt und das Universum damit näher zusammenrücken lässt. Jedoch: Mit der Entscheidung, just die Romaner aus "Brot und Spiele" wieder Auftreten zu lassen, war ich nicht wirklich glücklich. Ich bin genrell kein Fan dieser Episode, was vor allem auch an den unglaubwürdig vielen und starken Parallelen der Entwicklung dieses Planeten und der Erde liegt, für die uns sowohl die Episode als auch nun "Die Ehre des Captain" eine Erklärung schuldig bleibt. Fast wirkt es so, als wären Kirk & Co. in dieser Episode in einer Parallelwelt gelandet; oder aber, als wäre die Erde zu einem bestimmten Zeitpunkt quasi "kopiert" worden (was übrigens auch die "Kopie" der Erde aus "Miri, ein Kleinling" erklären könnte). Wenn die Autoren also nicht einfach nur den Planeten und das Volk übernommen sondern die unerklärten Parallelen zum Thema gemacht und dafür eine plausible Erklärung gefunden hätte, sehe mein Urteil schon ein bisschen wohlwollender aus.

Wobei dies allein bei weitem nicht das einzige Problem von "Die Ehre des Captain" ist. So hatte ich was die Figuren, die erzählte Geschichte, den Schreibstil etc. betrifft teilweise den Eindruck, in einer unterdurchschnittlichen Fan Fiction gelandet zu sein. Ein "Fehler" der dort oft gemacht wird, ist, sich auf Gastfiguren (gerne auch die sogenannte "Mary Sue", also ein Abbild des Autors oder der Autorin) zu konzentrieren und die Hauptfiguren zu sehr in den Hintergrund zu rücken. Genau das ist für mich eben auch ein zentraler Kritikpunkt an "Die Ehre des Captain". Der Schwerpunkt liegt ganz klar auf der Crew der U.S.S. Centurion, sowie den Tenaranern. Die Besatzung der U.S.S. Enterprise wird in erster Linie durch Fähnrich Jenny de Luz vertreten, bei der es sich jedoch ebenfalls um eine bislang völlig unbekannte – und von den Autoren erfundene – Figur handelt. Nun wäre das zugegebenermaßen – so untypisch es für "Star Trek"-Unterhaltung auch sein mag; klar gibt es oftmals wichtige Gastfiguren, denen viel Zeit geschenkt wird, aber der Fokus liegt doch üblicherweise darauf, wie die Stammbesetzung auf sie reagiert – allein ja noch kein Beinbruch, leider fand ich weder jene Besatzungsmitglieder der U.S.S. Centurion die wir besser kennen lernen noch Jenny sonderlich interessant. Im Gegenteil, letztere ging mir mit ihrer zunehmenden Verehrung der Magna Romaner schon bald auf die Nerven; sie wirkte sehr naiv und war insgesamt typisch für ein Frauenbild, dass bei der klassischen Serie zwar immer wieder anzutreffen war (man nehme nur an Marla McGivers aus "Der schlafende Tiger"), bei der "Next Generation" aber dankenswerterweise doch überwiegend der Vergangenheit angehörte. Es bei "Die Ehre des Captain" nun wieder anzutreffen, fand ich doch eher bedauerlich.

Die aus der Serie bekannten Besatzungsmitglieder werden hingegen überwiegend zu Statisten degradiert. So darf Worf z.B. auf Tenara wegen der pazifistischen Einstellung des Volkes ein bisschen Unmut grunzen, und Deanna Jenny counseln. Die einzigen beiden, die doch noch halbwegs etwas zu tun bekommen, sind Picard und Riker, doch gerade auch deren Handlungsstränge fand ich eher suboptimal. Riker erlebt auf Tenara mit der hübschen Tochter des Regierungschefs wieder einmal eine dieser typisch-klischeehaften "Star Trek"-Romanzen, und der gute Captain sieht bei zwei Gelegenheiten – für ihn höchst ungewöhnlich – taktisch alles andere als gut aus. So erkennt er die "Falle" der M'Dok nicht und verlässt den Orbit, was es dem zweiten Schiff möglich macht auf dem Planeten Bruch zu landen. Alle daraus resultierenden Opfer unter den Tenaranern gehen daher für mich auf sein Konto. Und auch am Ende, als er den Captain der U.S.S. Centurion verhaftet, stellt er sich nicht gerade geschickt an, als er die Schutzschilde nicht hebt und dem Schiff daher die Gelegenheit zu einem Überraschungsangriff und in weiterer Folge Captain Sejanus die Chance zur Flucht gibt. Um den Roman zu zitieren: "Die Enterprise war überhaupt nicht auf einen Kampf vorbereitet." Wie zum Teufel kann das bitte schön sein? Hat Picard geglaubt, er erzählt ihnen er habe ihren Captain eingesperrt und werde ihn zur nächsten Sternenbasis bringen damit er dort vor ein Kriegsgericht kommt, und die Crew würde da seinfach so hinnehmen? Nach seinem Besuch an Bord und mit seinem taktischen Gespür sollte er es nun wirklich besser gewesen. Zumindest mal die Schilde zu aktivieren wäre nun wirklich das Mindeste gewesen.

Weitere Kritikpunkte: Laut dem Vorwort soll "Die Ehre des Captain" – warum auch immer (bis auf die Anwesenheit von Beverly Crushe ran Bord gibt es für mich keinen Grund, den grundsätzlich von der Serie völlig losgelösten Roman derart deutlich zu datieren) – kurz nach den Ereignissen aus "Die schwarze Seele" spielen (was mich vermuten lässt, dass der Roman kurz danach geschrieben wurde und vom Verlag dann einige Zeit lang im Regal liegen geblieben ist; eventuell war man sich seitens Pocket Books ob des Endergebnisses selbst nicht ganz sicher). Allerdings wird mehrmals auf einen Kampf der U.S.S. Centurio gegen eine romulanische Kriegsflotte referenziert; die waren allerdings bis zur Episode "Die neutrale Zone" noch in der Versenkung verschwunden. Hier entsteht also ein Kontinuitätsfehler, auf den leider nicht geachtet wurde, oder der den Autoren und dem Verlag schlicht und ergreifend schnurzpiepegal war. Seltsam auch die Offenbarung, Captain Picard hätte sich schon vor Jahren angewohnt, voll angezogen – und in Uniform – zu schlafen. Das habe ich aus der Serie anders in Erinnerung. Die zwischen der Erde und Magna Romana ohnehin schon unglaubwürdig großen Parallelen werden dadurch, dass sich selbst historische Ereignisse und Figuren auf beiden Welten wiederfinden lassen, noch einmal problematischer. Mehrmals äußert Riker sinngemäß folgenden Satz: "Verdammt, Gretna, Sie sollen eigentlich eine naive junge Frau von einem provinziellen Planeten sein…" – tja, der weiß halt, wie man sich bei Frauen einschleimt! Ernsthaft: Einerseits war ich die ständige Wiederholung dieses Gedankens leid, zweitens wollte diese Art von Arroganz für mich nicht wirklich zu ihm passen.

Unglaubwürdig erscheint mir auch, dass Jenny – so wie sie Deanna über offenbart – in ihrem ganzen Leben noch nie verliebt gewesen sein soll. Wohlgemerkt: Ich spreche hier nicht von Liebesbeziehungen oder ähnlichem, sondern lediglich, dass man einer anderen Person starke romantische Gefühle entgegenbringt – und sorry, aber dass sie die komplette Pubertät ohne diese Erfahrung durchlebt haben soll, nehme ich den Roman nicht ab. Hier versuchen die Autoren einfach, mit ihrer angeblichen emotionalen Unerfahrenheit eine billige Ausrede für ihr naives Verhalten zu finden. Seltsam auch Deannas Gedanken, nachdem Jenny mit ihrem Liebesgeständnis zu ihr gekommen ist – beginnt sie doch gleich, sich zu fragen, was wohl sein könnte, wenn sie Gaius Aldus heiratet. Das erscheint dann doch etwas voreilig. Ohne genaueres über ihr Volk zu wissen erschien es mir auch sehr unplausibel, wie schnell die Kinder auf Tenara über die Geschichte von Magna Romana lernen, und sogar Latein zu beherrschen beginnen. Den Vogel schoss aber jene Dialogzeile gegen Ende des Romans ab: "Ich verlasse dich jetzt, um die Regierung Magna Romas von deiner Verschwörung zu informieren". Bitte, Leute, das kann nicht euer ernst sein! Mein letzter Kritikpunkt betrifft, passenderweise, den Ausklang des Geschehens, nämlich: "Die Ehre des Captains" hat zwar ein Ende, aber – für damalige Romane, die sich üblicherweise darauf beschränkten, eine in sich geschlossene Geschichte zu erzählen, äußerst untypisch – keinen Abschluss. Damit setzten die Autoren dem ohnehin schon enttäuschenden Roman dann noch die Krone auf. Denn ich finde: Wenn sie uns schon mit diesem Roman "quälen" mussten, hätten sie zumindest die Höflichkeit besitzen können, ihren Lesern einen befriedigenden Abschluss zu präsentieren.

Fazit: Kurzzeitig hatte ich mich zu Beginn des Romans über die Ankündigung, die Magna Romaner wieder auffahren zu lassen – und damit, die klassische Serie mit der "Next Generation" zu verbinden – noch gefreut; bis ich mich wieder daran erinnerte, dass mich die ungeklärte und sehr unglaubwürdige parallele Entwicklung des Planeten mit der Erde schon in "Brot und Spiele" gestört hat. Leider ließen die beiden Autoren die Möglichkeit, eine Erklärung dafür zu liefern, ungenutzt verstreichen, und machten das Ganze mit der Erwähnung historischer Ereignisse und Figuren, die auf beiden Welten ident sind, sogar noch einmal schlimmer. In weiterer Folge litt der Roman dann insbesondere auch darunter, dass sich David und Daniel Dvorkin auf neue, uns völlig unbekannte – und meine rMeinung nach überwiegend auch wenig interessante – Figuren konzentrierte, und die Stammbesetzung überwiegend zu Statisten degradierte, womit sie eine der größten Stärken des "Star Trek"-Konzepts (kurz gesagt: Eine Anthologie-Serie, jedoch mit der immer gleichen Crew, die uns quasi als Anker dient) negieren. Und auch die eine oder andere strunzdumme Aktion der Protagonisten stieß mir sauer auf, wobei sich vor allem der in der Serie als begnadeter Taktiker dargestellte Captain Picard negativ hervortut. Der – abseits vereinzelter wenig gelungener Dialoge – recht solide Schreibstil, die ganz gut getroffenen Figuren, die eine oder andere interessante Thematik (Stichwort Pazifismus) sowie vereinzelte nette Momente verhindern zwar einen Totalausfall, aber dass ich trotz des offenen Endes kein Interesse an einer Fortsetzung habe – und damit auch, zu erfahren, wie es mit Jenny, den Magna Romanern usw. weitergeht – sagt wohl schon alles, was ihr über "Die Ehre des Captain" wissen müsst.

Bewertung: 1.5/5 Punkten
Christian Siegel


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