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Star Trek - Kalte Berechnung: Die Beständigkeit der Erinnerung Drucken E-Mail
Die Rückkehr einer verloren geglaubten Figur Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 19 Oktober 2015
 
Cover (c) Cross Cult
Titel: "Star Trek - The Next Generation: Kalte Berechnung - Die Beständigkeit der Erinnerung"
Originaltitel: "Star Trek - The Next Generation: Cold Equations Book 1 - The Persistence of Memory"
Bewertung:
Autor: David Mack
Übersetzung: Wibke Sawatzki
Umfang: 423 Seiten (inkl. Anhang)
Verlag: Cross Cult (D), Pocket Books (E)
Veröffentlicht: 29. Juni 2015 (D), 2012 (E)
ISBN: 978-3-86425-785-8
Kaufen: Taschenbuch (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Bruce Maddox wendet sich hilfesuchend an Geordi LaForge: B-4 steht kurz vor einem Zusammenbruch seines positronischen Gehirns, ausgelöst durch Datas Erinnerungen. Doch ehe die beiden versuchen können, B-4 zu helfen, wird dieser zusammen mit allen Soong-Prototypen von unbekannten Kräften gestohlen. Als man ein Breen-Schiff im System entdeckt, nimmt die Enterprise die Verfolgung auf. Schon bald bekommen sie Hilfe von unerwarteter Seite…

Review: Nachdem mit "Nemesis" die TNG-Crew auf der Kinoleinwand in Rente geschickt wurde, bot sich danach den "Star Trek"-Romanautoren die Möglichkeit, nachdem man schon die Ereignisse "Deep Space Nine" weiterzählte dies nun auch für die beliebte Crew rund um Captain Picard zu tun. Den Möglichkeiten und der Fantasie der Autoren schien dabei kaum Grenzen gesetzt zu sein – dementsprechend enttäuscht war ich auch, als man die Borg wieder reaktivierte. Etwas, dass durch David Macks grandiose "Destiny"-Trilogie wieder ausgebügelt wurde. Jedenfalls schien es lange so, als könnten sich die Autoren im literarischen Bereich austoben, ohne befürchten zu müssen, dass ihnen irgendwelche Filmverantwortlichen dazwischenpfuschen und ihre Erzählungen für null und nichtig erklären. Dementsprechend ausgiebig nutzte man diese Freiheit, und erzählte viele wunderbare Geschichten, wobei wir mit "Die Beständigkeit der Erinnerung" mittlerweile im Jahr 2384, und damit fünf Jahre nach "Nemesis", angekommen sind.

Doch gemeinsam mit J.J. Abrams "Star Trek"-Reboot kam auch das Prequel-zum-Film-Comic "Countdown", wo dem Leser zwei einschneidende Veränderungen seit "Nemesis" dargeboten wurden: Captain Picard hat das Kommando über die U.S.S. Enterprise abgegeben, und ist mittlerweile als Botschafter der Föderation auf Vulkan tätig. Und Data ist offenkundig wieder unter die "Lebenden" zurückgekehrt, und hat das Kommando über die Enterprise übernommen. Und mit einem Mal wurde die grenzenlose Freiheit, welche die Romanautoren bis dahin genossen, erheblich beschnitten. Statt "unendlicher Vielfalt in unendlichen Kombinationen" sahen sie sich damit konfrontiert, dass ihnen – angesichts der Tatsache, dass das Prequel-Comic im Jahr 2387 spielt – nur mehr wenige Jahre bleiben, um dort hinzuarbeiten. Ansonsten würde man aufgrund der starken Verknüpfungen der Reihen ineinander die komplette "Star Trek"-Literatur der letzten Jahre ad absurdum führen, und zu besserer (und teurerer) Fan-Fiction degradieren. Statt sich für die Zukunft alle Möglichkeiten offenhalten zu können, hieß es nun, in diesen beiden wesentlichen Aspekten auf ein bestimmtes Ziel hinarbeiten zu müssen.

Der erste Mini-Schritt geschah im "Typhon Pact"-Roman "Zwietracht", wo Picard zum ersten Mal darüber nachzudenken beginnt, einen neuen Lebensweg einzuschlagen, und erste Gerüchte über einen möglichen Botschafterposten aufkommen. Natürlich ist gerade auch Picards neue Karriere etwas, dass man so lange als möglich hinauszögern wird – die "Next Generation"-Romane werden ohne ihn nicht mehr dasselbe sein; es war schon schwer genug, die ganzen anderen Weggänge zu verkraften, aber Picard? Einen TNG-Roman ohne ihn kann ich mir vorerst nur schwer vorstellen. Das zweite große Thema ist, Data zurückzuholen, und damit das vage Versprechen aus "Nemesis" einzulösen. Was sich als gar nicht so leicht herausstellen sollte, legte man in den ersten Romanen der "2nd Decade"-Reihe doch größten Wert darauf, den bitteren Nachgeschmack, man würde Data mit dem selben billigen Trick ins Leben zurückholen wie damals Spock, dadurch wegzuspülen, dass man ausgeschlossen hat, B-4 könnte seine Erinnerungen jemals wirklich verarbeiten. Dies bedeutete aber auch, dass es nun umso schwerer war, einen Weg zu finden, Data zurückzuholen.

Die Antwort David Macks auf die Frage, wie dies nur nachvollziehbar und plausibel gelingen soll, beweist wieder einmal, warum er zu den besten und beliebtesten "Star Trek"-Autoren gehört. Nicht nur beweist er erneut viel Detailwissen zur Serie und den Romanen, der schöpft auch erneut ausgiebig aus dem Kanon. Als Grundlage dient ihm dabei der 2003 (damals noch bei Heyne) erschienene Roman "Das Unsterblichkeitsprinzip" von Jeffrey Lang, den man – falls man ihn zu Hause stehen hat – unbedingt noch einmal lesen sollte, ehe man "Die Beständigkeit der Erinnerung" in die Hand nimmt. Doch David Mack bedient sich nicht nur reichhaltig aus der Star Trek-Geschichte – sowohl den Serien als auch den Romanen – sondern schreibt diese auch teilweise um. So erfahren wir hier, dass Noonien Song nach den Ereignissen aus "Die ungleichen Brüder" nicht gestorben ist, sondern vielmehr – mit einer überarbeiteten Version der Androiden-Maschine von Exo III (siehe TOS-Episode "Der alte Traum") – seine Bewusstsein in einen neuen Androiden-Körper übertragen hat. Dass er über diese Fähigkeit verfügt, ging ja bereits aus "Soongs Vermächtnis" hervor, wo wir auf Datas "Mutter" treffen – wobei mir vor allem die Verknüpfung zur klassischen Serie bei dieser Erklärung ungemein gut gefällt.

Dass Noonien Song noch lebt, erlaubt es ihm, im Mittelteil des Romans ausführlich dessen Leben von den Ereignissen aus "Die ungleichen Brüder" bis eben zum Roman "Die Beständigkeit der Erinnerung" zu beleuchten. Dabei bedient er sich der – bei "Star Trek"-Romanen eher ungewöhnlichen, wenn auch nicht gänzlich beispiellosen (ich erinnere nur an "Ich, Q") – Ich-Perspektive, was uns erlaubt, Noonien Song endlich besser kennenzulernen, da wir direkten Zugang zu seinen Gedanken und Gefühlen erhalten. Neben diesem Jahrzehnte umspannenden Zeitraum, der den Schwerpunkt des Mittelteils bildet, wagt David Mack aber auch immer wieder kurze Rückblicke noch tiefer in die Vergangenheit. Diese nutzt er nicht nur, um wesentliche bislang offene Fragen zu klären, sondern auch, um die eine oder andere potentielle Logiklücke aus der Serie und den Filmen (Warum wachte Data ohne Erinnerungen auf? Wo kam B-4 auf einmal her, und warum hatte man bis dahin nie etwas von ihm gehört?) zu schließen. Sehr löblich, und definitiv etwas, das den Roman zusätzlich aufwertet.

Wenn man eine solche Figur von den Toten zurückholt, dieser jedoch seither bislang nie in einer Episode, einem Film und/oder einem Roman aufgetaucht ist, muss man natürlich eine gute Erklärung dafür finden, warum nicht. Auch dies gelingt David Mack perfekt. Es ist durchaus nachvollziehbar, warum er sich nie bei Data gemeldet hat – ehe es schließlich zu spät war. Und während Soong natürlich, angesichts der Tatsache dass er bislang in keinen Geschichten vorkam, nie direkt involviert ist und wir meist nur seine Reaktionen auf Data's Logbucheinträge erhalten (eine der wenigen Ausnahmen ist, als wir erfahren, dass er die "Leiche" seiner Frau aufgesucht hat, und dabei fast auf Data getroffen wäre), so war er zumindest – so wie fast der komplette Quadrant – auch von der Borg-Invasion aus "Destiny" betroffen. Seine Pläne und Träume erweisen sich als weiteres Opfer dieses verheerenden Angriffs. Ein bisschen Kritik muss ich an diesem Mittelteil dann aber doch auch üben: Ihn etwas zu kürzen hätte in meinen Augen nicht geschadet. Vor allem diese ganze Casino-Geschichte, die letztendlich nirgends hinführt, hätte man zumindest reduzieren können, ohne Wesentliches zu verlieren.

Auf die Frage, ob Data schon hier in diesem Roman wieder aktiviert wird, und wenn ja, wie, möchte ich nicht eingehen, um euch nicht alle Überraschungen zu verderben. Soviel sei gesagt: Die Handlung in der Gegenwart konnte mich absolut überzeugen, und wartet mit einigen überraschenden und teils auch dramatischen Wendungen auf. Leider – und das ist mein zweiter wesentlicher Kritikpunkt am Roman – verfehlte eine davon leider völlig ihre Wirkung bei mir. Sie schien weniger auf emotionale Wirkung denn auf Schock ausgerichtet gewesen zu sein. Gut möglich aber, dass Mack dies in den beiden folgenden Romanen wieder relativieren wird, wenn diese Wendung tatsächlich noch größere Auswirkung haben sollte. Abschließend sei auch nochmal David Macks Schreibstil lobend erwähnt. Gerade auch, wenn man so wie ich direkt davor den doch eher trockenen "Risiko" gelesen hat, erweist sich ein lockerer und oftmals gewitzter Schreibstil als Offenbarung. Ein Highlight, das mir in Erinnerung geblieben ist, ist z.B. Worfs Gespräch mit einem Vertreter des Planeten zu Beginn des Romans. Absolut köstlich! Außerdem versteht er es, wie er schon mehrmals bewiesen hat, spannende und packende Action zu schreiben.

Fazit: "Die Beständigkeit der Erinnerung" ist ein sehr gelungener und vielversprechender Auftakt zu David Macks zweiter großen "Star Trek"-Trilogie. Erneut wird er seinem Ruf des "jungen Peter David" gerecht, und überzeugt sowohl mit seinem gewohnt flotten, packenden und oft auch sehr gewitzten Schreibstil, und andererseits mit seinem Detailwissen zum "Star Trek"-Kanon, den er durch geschickte Verknüpfungen und so manche Antworten auf bislang offene Fragen sogar stärkt, ausbaut bzw. aufwertet. Darüber hinaus überzeugte mich der erste Teil der "Kalte Berechnung"-Trilogie vor allem mit den interessanten Einblicken in die Persönlichkeit von Data-Schöpfer Noonien Soong. Einzig die Tatsache, dass dessen Erinnerungen vielleicht doch einen Hauch zu viel Platz einnehmen, sowie eine Wendung gegen Ende, welche zumindest bei mir ihre gewünschte Wirkung verfehlte, verhindern eine höhere Wertung. Davon sollte sich aber kein Fan von "Star Trek" im Allgemeinen und der "Next Generation"-Crew im Besonderen abschrecken lassen: "Die Beständigkeit der Erinnerung" ist ein toller Roman, der viele Lücken schließt, und die weitere Entwicklung der Figuren vorbereitet.
Christian Siegel

Bewertung: 4/5 Punkten


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Weiterführende Links:
Review zu "Star Trek: Countdown"
Review zu "Star Trek - Typhon Pact: Zwietracht"





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