HOME PROJEKTE LINKS CHAT JOBS DATENSCHUTZ ARCHIV
Startseite arrow Star Trek arrow Merchandising arrow Star Trek - TNG: Dunkler Spiegel
Star Trek - TNG: Dunkler Spiegel Drucken E-Mail
Picard & Co. treffen ihre dunklen Spiegelbilder Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 15 Oktober 2012
 
Image
Titel: "Star Trek - The Next Generation: Dunkler Spiegel"
Originaltitel: "Star Trek - The Next Generation: Dark Mirror"
Bewertung:
Autorin: Diane Duane
Übersetzung: Uwe Anton
Umfang: 390 Seiten
Verlag: Heyne
Veröffentlicht: 1997 (Deutschland) bzw. 1993 (USA)
ISBN: 3-4531-1898-0
Kaufen: Taschenbuch (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Klappentext: Während einer Forschungsmission am Rande der Galaxis wird die Enterprise in ein Paralleluniversum katapultiert. Kurz darauf dringt ein Spion in den Computerkern ein, um daten über Bewaffnung und taktische Manöver zu kopieren. Und dieser Mann gleicht einem Crewmitglied der Enterprise bis aufs Haar.

Data findet in geheimen Starfleet-Dateien Hinweise auf einen ähnlichen Vorfall: Die erste Enterpries unter dem Kommando von James T. Kirk war bereits in Kontakt mit diesem Paralleluniversum geraten. Nun muß Captain Picard ähnlich schockierende Erfahrungen machen wie sein Vorgänger. Denn in diesem Universum hat das "Empire" Hunderte von Welten unterworfen und eine brutale Schreckensherrschaft errichtet. Starfleet dient als Instrument für immer neue Eroberungen, und das Flaggschiff dieeser Flotte ist die Enterprise, befehligt von einem machthungrigen Zyniker: Captain Jean-Luc Picard…

Kurzinhalt: Die Enterprise hat den Wissenschaftler Hwii, ein delphinartiges Wesen, an Bord genommen, und soll am Rande der erforschten Galaxis seine Erforschung von Hyperstrings unterstützen. Doch plötzlich schreit Hwii schockiert auf, und behauptet, der Raum um sie hätte sich verändert – obwohl Data keine Veränderung bei den Sternenkonstellationen feststellen kann. Kurz darauf entdeckt man einen Spion an Bord, und kann diesen gefangen nehmen. Picard und seine Crew staunen nicht schlecht, als sie erkennen, dass es sich bei ihm um eine Art Kopie eines ihrer eigenen Besatzungsmitglieder handelt. Aufgrund der Hinweise, die sie von ihm bekommen, hegt Picard schon bald einen schrecklichen Verdacht: Ist man etwa in jenem Parallel-Universum gelandet, aus dem Captain Kirk vor Jahrzehnten berichtet hat? Der Spion macht zudem deutlich, dass ihr Erscheinen kein Zufall ist, sondern seitens ihrer dunklen Spiegelbilder geplant und bewusst herbeigeführt wurde. Doch welche Absichten verfolgen sie? Um dies herauszufinden, verfolgt man einen kühnen Plan: Während man sich immer am Rande der Sensorerfassung der fremden Enterprise bewegt, nutzt man jene Technologie, mit der der Spion an Bord gelangte, um seinerseits zwei Crewmitglieder an Bord der anderen Enterprise zu schicken: Georgi LaForge und Deanna Troi. Sie sollen die Computerdatenbank anzapfen und herausfinden, welchen Plan das Empire verfolgt, wie es ihnen gelungen ist, die Enterprise in ihr Universum zu holen – und wie dieser Effekt wieder umgekehrt werden kann. Doch die beiden geraten auf ihrer Mission in eine Sackgasse. Um sie erfolgreich abschließen zu können, muss sich Captain Picard selbst in die Höhle des Löwen begeben…

Review: Angesichts der Tatsache, dass es sich bei "Ein Parallel-Universum" um eine der beliebtesten Episoden der klassischen "Star Trek"-Serie handelt, die zudem ja fast nach einer Art Fortsetzung schreit, sowie der Tatsache dass man sich sonst bei "The Next Generation" nie zu schade war, die eine oder andere Idee zu recyceln (siehe "Gedankengift") ist es doch ziemlich überraschend, dass man sich innerhalb der Serie niemals dem Spiegeluniversum zugewendet hat. Erst in "Deep Space Nine" wagte man erneut einen Blick ins dunkle Parallel-Universum, und wir erfuhren, was sich in den vergangenen Jahrzehnten in etwa zugetragen hat. Die Gelegenheit, die dunklen Spiegelbilder von Captain Picard und seiner Crew zu streichen, ließ man damit jedoch ungenutzt verstreichen. Eine Lücke, die 1993 von Diane Duane zumindest in literarischer Form geschlossen wurde. Vier Jahre später schaffte es ihr Roman "Dunkler Spiegel" dann im laufenden "The Next Generation"-Programm des Heyne-Verlags auch endlich den Weg in deutsch(sprachig)e Bücherregale. Das Ergebnis zählt für mich zu den gelungensten und besten TNG-Romanen der Heyne-Ära.

Dabei sei zu Beginn des Reviews jedoch auch gleich darauf hingewiesen, dass sich "Dunkler Spiegel" mit dem später in "Deep Space Nine" etablierten Kanon des Spiegeluniversums spießt. Diane Duane konnte zu dem Zeitpunkt, als sie ihren Roman schrieb, weder wissen, dass man in weiterer Folge doch noch ins Spiegeluniversum zurückkehren würde, noch, welche Geschichte man sich dafür ausdenken würde. Dementsprechend handelt es sich bei "Dunkler Spiegel" um einen Roman, der dank des später etablierten Kanons ins Reich der quasi-Fan Fiction verbannt wurde. Meinen Lesevergnügen tat dies weder damals noch heute einen Abbruch – aber gerade auch angesichts der Tatsache, dass man in den letzten Jahren innerhalb der "Star Trek"-Literatur immer mehr Rücksicht auf den Kanon genommen und in weiterer Folge sogar die Abenteuer der TV- und Film-Helden weitererzählt hat, könnte es all jene, die sich "Dunkler Spiegel" erst jetzt vorknöpfen, nicht unwesentlich irritieren (im Übrigen ignoriert Diane Duane selbst auch die "Mirror Universe Saga" von Mike W. Barr) – weshalb ich euch diesbezüglich vorwarnen wollte.

Was den Schreibstil betrifft, wird einem bereits beim ersten Satz klar, dass man hier einen "Star Trek"-Roman vor sich hat, der sich nicht wie viele andere dem kleinsten gemeinsamen Nenner beugt, um nicht die jüngeren Leser zu verschrecken. Nach einer schon fast lyrischen, mehrseitigen Einleitung fährt Diane Duane das Sprachniveau zwar etwas zurück, jedoch bleibt dieses bis zuletzt auf eher gehobenen und für "Star Trek"-Romane überdurchschnittlichen Niveau. Mir hat dies gefallen – man kann aber diesbezüglich sicherlich auch anderer Ansicht sein. Auch unabhängig davon dürfte sich der Einstieg für manche als etwas schwierig erweisen. Einerseits, da es doch einige Zeit lang dauert, bis die Handlung Fahrt aufnimmt, andererseits aufgrund vieler wissenschaftlicher Begriffe und –(Pseudo?-)Erklärungen, mit denen Duane hier um sich schmeißt. Stichwort Strings, Hyperstrings etc. Als ich den Roman nach seinem Erscheinen mit damals 17 Jahren las, war es das erste Mal, dass ich mit diesen Begriffen konfrontiert wurde, und fand es ebenfalls etwas verwirrend. 15 Jahre später (ich hatte den Roman ind er Zwischenzeit nicht mehr gelesen) tat ich mir schon deutlich leichter; dennoch übertreibt es Duane zu Beginn vielleicht ein wenig.

Sobald der Spion an Bord gefunden ist, nimmt die Handlung dann kontinuierlich Fahrt auf. Höhepunkt ist dann sicherlich die in etwa die Hälfte des Romans in Anspruch nehmende Undercover-Mission von Picard, Troi und Geordi an Bord der Spiegel-Enterprise. In diesen Stellen des Romans erreichte Diane Duane eine Spannung, die es mir schwer gemacht hat, den Roman wegzulegen. Darüber hinaus kann natürlich – wie schon damals bei "Ein Parallel-Universum" – vor allem wieder die Charakterisierung der dunklen Spiegelbilder gleichermaßen faszinieren wie erschrecken. Vor allem die Spiegel-Troi hat mich bei meiner ersten "Lesung" ziemlich schockiert. Sehr interessant, gefällig und überzeugend auch die Historie, die sich Duane für das Spiegeluniversum ausgedacht hat – und zwar sowohl was deren Ursprünge bzw. erste literarische Unterschiede betrifft (so findet Picard bei Werken von Shakespeare oder auch Homers Ilias einige wesentliche Diskrepanzen), als auch die Entwicklung, welche das Empire nach der TOS-Episode genommen hat. Zudem findet sie für die in der damaligen Folge doch etwas hypothetisch klingende bevorstehende Zusammenbruch des Empire eine plausible Erklärung.

Die Undercover-Mission – und damit die Tatsache, dass sich im Gegensatz zur Raumschiff Enterprise-Folge "Ein Parallel-Universum" sowohl die uns bekannten als auch die Spiegel-Figuren auf dem selben Schiff befinden – erlaubt Duane auch etwas, dass in der damaligen Episode nicht möglich war: Nämlich, dass die unterschiedlichen Versionen Figuren aufeinandertreffen. Das absolute Highlight war dabei für mich das kurze Aufeinandertreffen von Picard mit seinem dunklen Gegenstück – während jenes der beiden Trois etwas kurz ausfällt, und es bei Geordi ohnehin nicht dazu kommt. Unweigerlich wünscht man sich, es wären noch ein paar Besatzungsmitglieder mehr mitgekommen, um ähnliche Erfahrungen machen zu können. Dies hätte jedoch der Plausibilität der Undercover-Mission geschadet. Der Showdown ist dann zwar ebenfalls ganz nett und nicht unspannend, hier verfällt Duane dann aber in das für TNG ja generell so typische Technik-Gefasel, und greift zuletzt auf eine Deus Ex Machina zurück – und findet somit ein enttäuschend klischeehaftes Ende für ein bis dahin angenehm außergewöhnliches "Star Trek"-Abenteuer.

Womit wir auch schon bei den Schwächen wären. Diese haben zwar insgesamt mein Lesevergnügen kaum negativ beeinflusst, sollen jedoch nichtsdestotrotz nicht verschwiegen werden. So dichtet Duane Riker und Worf eine Vorliebe für irdische Opern an. Zugegeben, es ist schon etwas her seit meinem letzten TNG-Durchlauf, aber ich könnte mich nicht daran erinnern, davon in der Serie schon einmal gehört zu haben. Es wirkt ein wenig untypisch, und macht eher den Eindruck, dass die Autorin den Figuren ihre eigenen Interessen aufzwingt. Am schwersten wiegt für mich aber die narrative Entscheidung, den Roman vollständig und einzig aus der Perspektive "unserer" Crew zu erzählen. Ich kann verstehen, warum Duane dies getan hat, und erkenne die Vorteile. Wir sehen und wissen immer nur genau das, was auch unsere Helden sehen und wissen, was unsere Bindung zu ihnen verstärkt und uns ihre Anspannung bzw. generell ihre Gefühle besser nachvollziehen lässt. Zweifellos bezieht "Dunkler Spiegel" aus diesem narrativen Kniff einiges an Spannung.

Nichtsdestotrotz ist es doch auch irgendwie eine vertane Chance. Denn wenn wir in die Gedanken- und Gefühlswelt der Spiegel-Figuren eingetaucht wären, hätten wir damit auch mehr über sie erfahren, was ich schon sehr interessant und faszinierend gefunden hätte. Denn so hätten wir die dunklen Spiegelbilder noch etwas besser kennengelernt – was es Duane auch ermöglicht hätte, uns mit ihren düsteren Gedanken noch mehr zu schockieren, als ihr dies durch eine rein "passive" Schilderung ihrer ausgesprochenen Worte und ihrer Taten gelang. Wie gesagt, ich verstehe den Grund, und während der Undercover-Mission war es wohl in der Tat die richtige Entscheidung, uns nicht mehr wissen zu lassen, wie unsere Helden. Doch sobald man wieder auf die eigene Enterprise zurückgekehrt ist, gab es meines Erachtens keinen guten Grund mehr, uns von den Ereignissen auf der Spiegel-Enterprise auszuschließen. Im Gegenteil, der Showdown hätte meines Erachtens davon enorm profitiert, auch was die Spannung betrifft. So war die Bedrohung durch die andere Enterprise irgendwie nicht so unmittelbar, sondern wirkte eher distanziert. Und eine abschließende Szene mit einem wütenden Spiegel-Picard hätte sich der Leser in meinen Augen durchaus verdient, und hätte den Roman noch eine Spur besser gemacht als er ohnehin schon ist.

Fazit: Angesichts der Tatsache, dass man innerhalb der ersten "Star Trek"-Nachfolgeserie nie einen Besuch ins Spiegeluniversum unternommen hat, füllt "Dunkler Spiegel" eine wichtige Lücke aus. Diane Duanes Roman knüpft perfekt an die Episode "Ein Parallel-Universum" an und offenbart uns auf faszinierende Weise die TNG-Entsprechung der dunklen Spiegelbilder, mit denen sich Kirk & Co. damals gegenübersahen. Während der Einstieg noch etwas gemächlich ist, und der Showdown etwas zu klischeehaft geraten ist, ist es vor allem der Mittelteil rund um die Undercover-Mission, der zu begeistern versteht, dank zahlreicher gelungener Einfälle und Szenen, sowie dem hohen Grad an Spannung. "Star Trek"-Fans, welche den Roman noch nicht kennen, sollten sich jedoch unbedingt vorher bewusst machen, dass sich "Dunkler Spiegel" nicht mit dem in Einklang bringen lässt, was man später innerhalb des Kanons in den Episoden von "Deep Space Nine" über die weitere Entwicklung des Spiegeluniversums erfahren hat. Insgesamt muss ich jedoch sagen, dass es mir lieber gewesen wäre, man wäre Duanes interessantem Ansatz gefolgt, und hätte "Dunkler Spiegel" als Doppelfolge umgesetzt. Das Ergebnis hätte durchaus zu den ganz großen Höhepunkten der Serie zählen können. Stattdessen kann der Roman nun, trotz kleinerer Schwächen, zu den Highlights der Heyne-Ära gezählt werden.

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel


Weiterführende Links:
Review zu "Raumschiff Enterprise - 2x10: Ein Parallel-Universum"
Review zu "The Next Generation - 1x03: Gedankengift"


Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Roman im SpacePub!




Kommentare (2)
RSS Kommentare
1. 16.10.2012 13:57
 
A lovely review!
That was a delightful review, Christian -- thank you kindly! -- DD
 
2. 18.10.2012 22:04
 
OMG!
Dear Diane, I couldn't believe my eyes when I saw your reply to my review. I'm deeply honored, and am glad that you enjoyed reading it. Thanks for a wonderful, interesting and very entertaining book :).
 

Kommentar schreiben
  • Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
  • Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
  • Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
  • Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
  • Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.
Name:
eMail:
Homepage:
Titel:
BBCode:Web AddressEmail AddressBold TextItalic TextUnderlined TextQuoteCodeOpen ListList ItemClose List
Kommentar:




  fictionBOX bei Facebook   fictionBOX bei Twitter  fictionBOX als RSS-Feed

TV-Planer
Im Moment keine TV-Einträge vorhanden