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Oscar-Verleihung 2009 Drucken E-Mail
Die Tops und Flops des Abends Kategorie: Sonstige - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 23 Februar 2009
 
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Oscar-Verleihung 2009

In diesem Teil unseres Oscar-Specials möchte ich einen Blick zurück auf die diesjährige Verleihung werden, und meine ganz persönlichen Höhe- und Tiefpunkte der Oscar-Verleihung 2009 Revue passieren lassen.

Grundsätzlich sei festgehalten, dass ich die 81. Academy Awards als eine der Schwächsten empfand, seit ich mir die Verleihung jährlich live ansehe (und das tue ich seitdem Pro7 damit begonnen hat sie auszustrahlen). Trotz aller Neuerungen wirkte sie nicht frischer und war sie nicht unterhaltsamer, ganz im Gegenteil, das ständige Gesinge und die ewigen Musicalnummern erinnerten mehr an längst vergangene Tage und dürften wohl kaum jüngere Leute für diese Awards begeistern können. Zudem wirkte die Verleihung irgendwie inkonsequent. Mit einigen Dingen ist man in die Vergangenheit zurückgegangen (wie eben dem Musical-Stil), und andererseits wollte man modern und hip wirken (wie mit der ständigen fließenden Kamera und den MTV-Clip-Montagen). Was jedoch gefehlt hat, ist der Unterhaltungswert. Wo früher immer wieder durch lustige Sprüche vom Moderator oder auch durch witzige Einspieler für Humor gesorgt wurde, blieb die 81. Oscar-Verleihung bis auf den gelungenen Einstieg und gelegentliche amüsante Kommentare zwischendurch erstaunlich sachlich, ernst und bieder. Wenn das wirklich die neue Ausrichtung der Academy Awards sein soll, werde ich es mir wohl schon bald ernsthaft überlegen müssen, ob ich dafür extra aufbleibe und einen meiner wertvollen Urlaubstage opfern soll...

Bevor wir zu meinen ganz persönlichen Tops und Flops der diesjährigen Verleihung kommen, möchte ich hier noch kurz fünf Dinge schildern, die ich bei den 81. Academy Awards gelernt habe:

1.) Auch wenn Komiker die Verleihung nicht moderieren dürfen sorgen sie selbst aus der zweiten Reihe noch für die besten Lacher (siehe Whoopie Goldberg, Jack Black, Steve Martin & Tina Fey).

2.) Einige Vertreter der religiösen Rechten sind so fanatisch, dass sie sogar vor einer Unterhaltungssendung ihrem Hass gegen Schwule freien Lauf lassen müssen (sofern man Sean Penn glauben schenken darf).

3.) Auch wenn sich dieses Jahr bei den Oscars einiges verändert hat, die eiserne "Kostümdrama"-Regel bleibt bestehen: Es werden immer die opulentesten Kostüme ausgezeichnet und jene aus der frühesten Epoche der nominierten Filme, und nicht notwendigerweise die Besten.

4.) Anne Hathaway sieht nicht nur bezaubernd aus (von der Hollywood-Krankheit mal abgesehen, zu wenig um die Rippen zu haben), ist witzig, charmant und eine sehr talentierte Schauspielerin, sie kann sogar auch noch singen!

5.) Die Oscars sind politisch – und das ist auch gut so! (siehe die beeindruckenden Dankesreden von Milk-Drehbuchautor Dustin Lance Black und Sean Penn).

Nun aber zu meinen Tops und Flops der 81. Academy Awards!

Flop: Oscar – Das Musical
Dass die Oscar-Verleihung mit einer musikalischen Einlage beginnt, ist nichts neues, aber in den letzten Jahren doch nur mehr selten vorgekommen (der letzte dürfte Billy Crystal 2004 gewesen sein). Und auch wenn mir der Einstieg noch ziemlich gut gefallen konnte, wurde mir im weiteren Verlauf der 81. Academy Awards einfach viel zu viel gesungen. Teilweise hatte ich mich wirklich schon gefragt, ob wir hier bei den Oscars oder bei den Grammy's sind. Ob man durch solch ein verhältnismäßig altmodisches und angestaubtes Stilmittel wirklich die jüngere Generation für die Academy Awards begeistern kann? Mich hat man damit jedenfalls nicht überzeugt...

Top: Hugh Jackman
Auch wenn Wolverine seine Krallen nie richtig ausgefahren hat und wie es im Vorfeld schon zu erwarten war seine Kolleginnen und Kollegen mit Samthandschuhen angefasst hat, hat mich Hugh Jackman alles in allem positiv überrascht. Er scheint der geborene Entertainer zu sein, und durch sein Engagement (statt eines Komikers wie in den letzten Jahren) hat man versucht, der Verleihung wieder mehr Klasse zu verleihen. Und auch wenn ich bezweifle dass man das junge Publikum damit anspricht (selbst wenn man sich den aktuellen Trends beugt und die "High School Musical"-Stars bei einer Nummer mitmachen lässt), an Hugh Jackman ist diese neue Ausrichtung jedenfalls nicht gescheitert. Eine souveräne Leistung – schade nur, dass er kaum Gelegenheit dazu hatte durch die Verleihung zu führen und nach seiner großartigen Einstiegsnummer nur mehr sporadisch zu sehen war...

Flop: Preisverleihung im Schnelldurchlauf
In den letzten Jahren sind die Veranstalter so besorgt, was die Laufzeit der Academy Awards betrifft, dass leider viel vom früheren Glanz verloren gegangen ist. Was hatte der verzweifelte Versuch, die Laufzeit einzudämmen, nicht schon alles für Auswüchse angenommen, einige immer noch präsent, andere Gott sei dank schnell wieder verworfen. Die Ehrenwand mit allen noch lebenden Darsteller-Oscargewinnern wurde abgeschafft, und in einem Jahr hatte man sogar die "Drive In"-Oscars für technische Kategorien erfunden. Auch 2009 ist man vor allem wieder durch die technischen Kategorien gehastet, und generell nahm man sich meines Erachtens wenig Zeit, um die kreativen Leistungen des vorangegangenen Jahres entsprechend zu würdigen. Für mich waren und sind die Academy Awards in erster Linie eine große Feier, und es ist mir egal, ob die mal eine halbe Stunde oder gar Stunde länger dauert, so lange ich nur gut unterhalten werde. Ich würde mich freuen, wenn man in den kommenden Jahren wieder zunehmend zu diesem Gedanken zurückfinden und die Sorge rund um die Laufzeit etwas eindämmen würde...

Top: Das stille Orchester
Es war eines der größten Ärgernisse der letzten Jahre: Nach 45 Sekunden, allerspätestens aber einer Minute fing das Orchester meist sehr konsequent (außer vielleicht noch bei den ganz großen Kategorien) damit an, die Dankesrede der Gewinner zu unterbrechen und sie so langsam aber sicher von der Bühne zu verscheuchen. Gott sei Dank wurde die Redezeit 2009 wieder deutlich weniger streng gehandhabt. Man darf nicht vergessen: Solch eine Auszeichnung ist für viele der Höhepunkt ihrer Karriere – den sollte man auch entsprechend genießen können, ohne Angst haben zu müssen, jede Sekunde musikalisch von der Bühne gezerrt zu werden. Ich hoffe, dies wird auch in den Folgejahren wieder so beibehalten!

Flop: Montagen im MTV-Stil
Man kann über die Montagen, die während der Oscar-Verleihungen schon seit Jahren zum Standardrepertoire gehören, denken was man will, aber in den vergangenen Jahren hat man sich wenigstens für die einzelnen Ausschnitte lang genug Zeit genommen, um sie wirklich halbwegs repräsentativ zu machen. 2009 zog allerdings leider die MTV-Clip-Ästhetik mit schnellen Schnitten in diese meines Erachtens schöne Oscar-Tradition ein. Statt kurzer Szenen gab es gerade mal Sekundenbruchteile von den vertretenen Filmen zu sehen, viel zu kurz als das auch nur einer dieser Momente bei mir hätte Wirkung erzielen können. So wie es war hätte man sich diese Montagen meines Erachtens gleich sparen können. Absolut wertlos, und verschwendete Zeit. Liebe Academy, entweder ihr macht es richtig, oder ihr lasst es halt bleiben...

Top: Kate Winslet's Holocaust-Oscar
Dass Kate Winslet für "Der Vorleser" einen Oscar bekommen hat, freut mich nicht nur für sie persönlich, hat sie sich diese Auszeichnung doch nach all ihren Nominierungen schon längst verdient. Nein, was diesen Moment für mich zu einem der denkwürdigsten, besten und auch amüsantesten Highlights der diesjährigen Oscarverleihung macht, ist ein Gag aus der TV-Serie "Extras" aus 2005. In der ersten Folge trat dort Kate Winslet auf, und spielte in einem Film über den 2. Weltkrieg mit. Als ihr Ricky Gervais' Figur Andy Millman dafür gratulierte, sich so für die Opfer des Nazi-Regimes einzusetzen und dafür zu sorgen, dass diese nicht in Vergessenheit geraten, sagte sie sinngemäß, dass sie diese Rolle doch nicht deswegen angenommen hat, sondern nur, um endlich ihren längst überfälligen Oscar zu erhalten. "Holocaust zieht immer", so die Devise. Alle Englischkundigen sind herzlich eingeladen, sich diese im nachhinein noch einmal deutlich lustigere Szene aus "Extras" unter diesem Link anzusehen (von 3:53 – 6:10).

Flop: Reden statt zeigen
Grundsätzlich gefiel mir der neue Ansatz, jeden der Nominierten in den Schauspiel-Kategorien von einem früheren Gewinner ankündigen und vorstellen zu lassen, ja sehr gut, aber was mir – nicht nur hier, sondern eigentlich die ganze Verleihung über – extrem abgegangen ist sind Ausschnitte aus den nominierten Filmen. Sind wir uns doch mal ehrlich, viele Leute die sich die Verleihung ansehen werden wenig bis gar keinen der nominierten Filme und schauspielerische Leistungen gesehen haben. Die kurzen Ausschnitte boten bisher zumindest immer einen kleinen Einblick in den Film und vermittelten den Hauch einer Idee davon, was man verpasst hat. Vor allem auch um die schauspielerischen Leistungen bewerten zu können, war es meiner Ansicht nach essentiell. Die Vorstellung der Nominierten darf auch nächstes Jahr gerne wieder so bleiben, aber bitte zeigt dann auch wieder einen kurzen Ausschnitt, damit man nicht nur dem Wort des jeweiligen ehemaligen Gewinners glauben schenken muss, sondern sich in einem kurzen Clip zumindest ansatzweise selber davon überzeugen kann.

Top: Slumdog Millionaire
Ja, "Slumdog Millionaire" galt bereit in den letzten Tagen und Wochen vor der Verleihung als großer Favorit, nachdem er zuletzt zahlreiche Filmpreise für sich gewinnen konnte. Und trotzdem war ich mir nicht 100%ig sicher, ob er sich auch wirklich den Oscar für den besten Film holen würde. Es wäre bei weitem nicht die erste nicht nachvollziehbare Entscheidung der Academy gewesen (man denke nur an das Brokeback Mountain-Debakel), und wohl leider auch nicht die letzte. Und doch hatte ich 2009 das Gefühl und habe ich nach dieser Verleihung generell die Hoffnung, dass sich innerhalb der Academy ein bisschen etwas verändert hat. Denn jenes Gremium, dass den vergleichsweise experimentellen und außergewöhnlichen "Slumdog Millionär" einem konventionelleren und klassischen Drama wie "Der seltsame Fall des Benjamin Button" (ein Film der förmlich nach einem Oscar schreit) vorzieht, kann nicht mehr die selbe Academy sein, die "Shakespeare in Love" gegenüber "Saving Private Ryan" den Vorzug gab, oder "Forrest Gump" gegenüber "Die Verurteilten", oder "A Beautiful Mind" gegenüber "Der Herr der Ringe - Die Gefährten", oder auch "Chicago" gegenüber allen anderen Nominierten aus dem Jahr 2002. Schon allein deshalb habe ich mich über diese Auszeichnung für "Slumdog Millionaire" unheimlich gefreut...

Flop: In Memoriam
Es gehörte sonst eigentlich immer zu den bewegensten Momenten der Oscar-Verleihung – doch 2009 ist sie leider völlig misslungen: Die "In Memoriam"-Montage, die uns daran erinnert, welche Schauspieler/innen und sonstige Filmschaffende wir im vorangegangenen Jahr verloren haben. Gut ok, dass mir eine instrumentale Untermalung besser gefallen hätte als das von Queen Latifah gesungene Live-Lied, ist Geschmackssache. Absolut indiskutabel ist aber die Art und Weise, wie dieser Teil der Academy Awards inszeniert wurde. Statt uns die Montage im vollen Bild zu zeigen, wurde sie von einer Kamera auf einer Leinwand aufgenommen. Teilweise war die Kamera so weit weg, dass man mit etwas Glück zwar noch den Namen, aber kaum mehr die Funktion der entsprechenden Person wahrnehmen konnte. Das schlimmste war aber, dass die Kamera partout nicht stillhalten konnte sondern sich ständig bewegt hat. Eigentlich sollte dies jener Moment der Verleihung sein, in dem man kurz innehält, stattdessen fließt die Kamera ständig herum und hat zumindest für mich verhindert, dass ich in diesen Moment so richtig eintauchen und jene Leute die wir verloren haben auch wirklich wahrnehmen konnte. Es hat völlig von der Emotion dieser Montage abgelenkt, und sie mir komplett verdorben. Von allen Neuerungen, die es 2009 gegeben hat, hoffe ich, dass diese ein einmaliger Faux Pas war und das nächste Mal schon wieder abgeschafft wird...

Top: Posthume Oscar-Ehren für Heath Ledger
Es war der mit Abstand emotionalste Moment der diesjährigen Oscar-Verleihung für mich, und das absolute Highlight der Veranstaltung. Natürlich konnte man eigentlich zu 99% davon ausgehen, dass die Academy Heath Ledger diesen Oscar posthum überreichen würde – man mag gar nicht darüber nachdenken was losgewesen wäre wenn nicht – trotzdem, ein Restrisiko bleibt bei den Academy Awards halt immer bestehen. Seit dem triumphalen Sieg für "Die Rückkehr des Königs" war es sicherlich der Preis, bei dem ich am meisten gezittert habe. Um so bewegender war es dann, als tatsächlich Heath Ledgers Name vorgelesen wurde und seine Familie unter Standing Ovations die Bühne betrat, um die Auszeichnung in seinem Namen entgegen zu nehmen. Ein Moment, bei dem man selbst im Auditorium einige Tränen ausmachen konnte. Natürlich muss man insofern vorsichtig sein, als dass es sich um Schauspieler handelt – wer könnte also Tränen wohl besser vortäuschen als sie? Trotzdem bin ich geneigt zu glauben, dass diese Rührung echt und ehrlich war – meine Tränen waren es jedenfalls...


Was waren eure Tops und Flops der 81. Academy Awards? Diskutiert mit uns über die Verleihung, die Sieger und die Verlierer in diesem Thread der Science Fiction-Community!


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