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Der weiße Hai Drucken E-Mail
Review zu Steven Spielbergs Horror-Klassiker Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 24 Oktober 2009
 
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Der weiße Hai
(Jaws, USA 1975)
 
Der weiße Hai
Bewertung:
Studio/Verleih: Universal Pictures
Regie: Steven Spielberg
Produzenten: David Brown & Richard D. Zanuck
Drehbuch: Peter Benchley & Carl Gottlieb, nach dem Roman von Peter Benchley
Musik: John Williams
Kamera: Bill Butler
Schnitt: Verna Fields
Genre: Horror
Kino-Start (Deutschland): 18. Dezember 1975
Kino-Start (USA): 20. Juni 1975
Laufzeit: 124 Minuten
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Trailer: klick
Kaufen: Special Edition, 30th Anniversary Edition, Soundtrack, Roman (englisch)
Mit: Roy Scheider, Robert Shaw, Richard Dreyfuss, Lorraine Gary, Murray Hamilton, Carl Gottlieb, Jeffrey Kramer, Chris Rebello, Jay Mello, Craig Kingsbury u.a.


Kurzinhalt: ImageIn der Kleinstadt Amity herrscht Aufregung: Eine Urlauberin wird Tod an den Strand geschwemmt, ihr Körper weist schreckliche Wunden auf. Während der Bürgermeister einen Unfall mit einer Schiffsschraube für das tragische Ereignis verantwortlich macht, ist Chief Brody schon bald davon überzeugt, dass die von ihm überwachte Kleinstadt von einem Hai heimgesucht wird. Nach einem weiteren Todesfall bläst der Bürgermeister schließlich zur großen Haijagd, und tatsächlich, ein paar Fischer fangen kurz darauf ein Exemplar dieser Meeresbestien ein. Doch der Meeresbiologe Hooper versichert dem Chief, dass der gefangene Hai viel zu klein ist, um für den Tod der beiden Schwimmer verantwortlich sein zu können. Der Bürgermeister möchte so tourismusschädigendes Geschwätz nicht hören. Erst eine weitere Attacke - fatalerweise gerade, als sich am Strand die Urlauber nur so tummelten –lässt ihn umdenken. Brody und Hooper heuern daraufhin den Haijäger Quint an, und ziehen gemeinsam aus, um das Ungetüm ein für alle mal unschädlich zu machen.

Review: "Der weiße Hai" zählt zur illustren Runde jener ausgewählten Filme, die ich mir jedes Jahr mindestens 1x anschaue – in diesem Fall passenderweise pünktlich zum Start der Badesaison. Es gibt nicht viele Filme, die egal wie oft man sie sieht, nichts von ihrer Faszination verlieren, doch "Der weiße Hai" gehört für mich in eben diesen kleinen Kreis – und ist damit ein absolutes Unikat unter den Horrorfilmen, verlieren diese doch üblicherweise wenn man schon mal weiß, wann es wen erwischt, enorm an Spannung und damit viel von ihrem Reiz. Nicht so "Der weiße Hai". Von der ersten Minute an, als wir scheinbar mit den Augen des weißen Hai's durch das Meer schwimmen – natürlich unterlegt mit John Williams genialer Musik – bis hin zur letzten Szene, als Brody und Hooper den langen Weg zurück antreten, ist Steven Spielbergs Meisterwerk für mich eine Studie filmischer Perfektion. Ein Horrorfilm, der es im Gegensatz zu vielen anderen Vertretern seines Genres nicht nötig hat, mit literweise Blut um sich zu schmeißen, um Spannung zu erzeugen und den Zuschauer zwei Stunden lang glänzend zu unterhalten. Hier überwiegt der subtile Horror, den ich persönlich auch viel effektiver und erschreckender finde als exzessive Gewaltdarstellung. Nicht, dass Spielberg dahingehend zimperlich wäre, aber er setzt diese Szenen nur sehr sporadisch ein, und überlasst es überwiegend der Phantasie des Zuschauers, sich den Horror in seinem Kopf auszumalen - wie z.B. gleich beim ersten Angriff des Hais, wo wir nicht sehen, was sich unter der Wasseroberfläche abspielt.

ImageWie mittlerweile wohl jeder Filmfan weiß, war der spärliche Einsatz des weißen Hai's nicht ganz freiwillig. "Bruce" (liebevoll benannt nach Spielberg's Anwalt) hat einfach zu oft nicht richtig funktioniert, weshalb Spielberg über weite Strecken des Films ohne ihn auskommen musste. Dies soll jetzt allerdings nicht heißen, dass der hohe Suspense-Anteil ausschließlich auf die technischen Probleme zurückzuführen ist, und Spielberg hier eher der Zufall in die Hände gespielt hätte, als dass man ihn für diesen Zugang huldigen könnte. So war beim ersten Angriff schon immer geplant gewesen, den Hai nicht zu zeigen, und eine spätere Szene in der man ihn genauer sehen konnte wurde von Spielberg bewusst herausgeschnitten, um seinen ersten Auftritt dafür um so denkwürdiger und beeindruckender zu machen. Dass diese Szene, so erschreckend sie auch ist, aufgrund des hervorragenden komödiantischen Timings eher zum Lachen als zum Fürchten einlädt ist ein weiteres beeindruckendes Zeugnis von Spielbergs inszenatorischem Können. Dennoch erscheint die Bedrohung durch den Hai an sich nie lächerlich, sondern sehr real, und gewinnt vor allem durch die Banalität und Anonymität an Schrecken (was Spielberg ja bereits in seinem Erstlingswerk „Duell“ gekonnt inszeniert hat).

Nichtsdestotrotz war er durch die Probleme mit dem mechanischen Hai um so mehr auf John Williams angewiesen, der mindestens so einen großen Anteil am Erfolg des Films hat wie der Regisseur selbst. Denn auf seinen Schultern lastete die Aufgabe, uns die Präsenz des Hais – selbst wenn wir ihn nur selten zu sehen bekommen – den ganzen Film über spüren zu lassen. Sein musikalisches Thema für den Hai ist schlicht, und spiegelt damit perfekt die Banalität und Ursprünglichkeit der Bedrohung wieder, der sich die Protagonisten gegenübersehen. Vor allem aber ist seine im Prinzip nur aus zwei Tönen bestehende Titelmelodie für den weißen Hai sehr eingängig, ikonisch, und vielfältig einsetzbar. Durch das Variieren des Tempos, der Lautstärke, der Instrumente und der Tonhöhe gelingt es ihm, die Stimmung einer Szene perfekt zu unterstützen und die Spannung zu steigern. Zudem wird die Musik auch sehr clever und mit Bedacht eingesetzt. In jener Szene, in der ein paar Lausbuben einen Haiangriff simulieren, ist die typische Titelmelodie z.B. ganz bewusst nicht zu hören. Im weiteren Verlauf des Films ist man unterbewusst dermaßen auf die Musik konditioniert, dass man vom ersten großen Auftritt des weißen Hai's – ohne musikalische Vorankündigung – um so stärker überrascht wird. Jedenfalls… ohne die großartige musikalische Untermalung hätte der Film vermutlich nicht einmal halb so gut funktioniert.

ImageAuch die Schauspieler haben einen großen Anteil am Gelingen des Films. Roy Scheider verleiht Chief Brody nicht nur eine gewisse Getriebenheit, er spielt seine Figur zudem – vor allem in den Szenen mit seiner Familie – mit viel Herz. Richard Dreyfuss überzeugt als etwas schräger Wissenschaftler, der vom Hai mindestens so fasziniert ist, wie er ihn fürchtet. Die wohl denkwürdigste Figur des Films – nach dem Hai selbst, versteht sich – ist aber eindeutig Haijäger Quint. Robert Shaw liefert hier eine eindringliche Performance ab und dominiert den Film in dessen zweiter Hälfte. Szenen wie sein Reim über Mary Lee, sein Kampf gegen den Hai oder sein Monolog zum Untergang der Indianapolis (ein Ereignis, dass sich übrigens tatsächlich zugetragen hat) bleiben einem nicht zuletzt dank seiner Performance noch lange in Erinnerung. Generell sind die Figuren sehr gut gezeichnet. Zwar bei weitem nicht so komplex wie in Peter Benchley's Roman, stellt uns Steven Spielberg die wichtigsten Personen durchaus ausführlich vor und offenbart uns dabei auch die eine oder andere Schwäche. Sie alle sind Personen mit Ecken und Kanten, und keine eindimensionalen Abziehbilder oder wandelnde Klischees. Und genau deshalb fühlen und leiden und fiebern wir im weiteren Verlauf der Handlung auch so richtig mit ihnen mit.

Eben diese Handlung ist dann auch die letzte große Stärke des Films. Denn das Drehbuch hat – im Gegensatz zu vielen anderen Horrorfilmen – mehr zu bieten als einfach nur die Bedrohung durch den Hai. So gibt es zahlreiche kleinere Nebenhandlungen, die auch abseits der im Mittelpunkt stehenden Geschichte das Interesse des Zuschauers gewinnen. Schon allein die langsam entstehende Freundschaft zwischen den drei Jägern ist mehr an Charakterentwicklung, als so manche langlebige Horrorreihe in allen Filmen zusammen vorweisen kann. Mit dem Tod des Jungen und den damit einhergehenden Schuldgefühlen von Chief Brody schleichen sich auch ein paar Dramaelemente ins Geschehen ein, um im geldgierigen Bürgermeister schwingt mehr als nur ein bisschen Kapitalismus-Kritik mit. Im 2. Teil des Films wird der Jäger dann schließlich zum Gejagten, nur um gegen Ende den Spieß erst recht wieder umzudrehen. Der Showdown hat dann zwar den einen oder anderen unrealistischen Moment zu bieten, aber zu diesem Zeitpunkt ist man bereits so in die Handlung involviert und vom Geschehen gepackt, dass es einem nicht mehr negativ auffällt. Ich kenne jedenfalls niemanden, der "Der weiße Hai" das "over the top"-Ende ernstlich übel nehmen würde – jubelt man doch als Zuschauer über Brody's Triumph mindestens genau so wie er selbst. Und als er und Hooper am Ende den langen Weg zurück antreten und der Abspann über den Bildschirm flimmert, wünscht man sich unweigerlich, noch mehr Zeit mit diesen Figuren verbringen und sie auf ein weiteres Abenteuer begleiten zu können. Doch wie heißt es so schön: Sei vorsichtig, was du dir wünschst – es könnte in Erfüllung gehen!

Fazit: Image"Der weiße Hai" ist mehr als "nur" ein einfacher Horrorfilm. So zeigen sich durchaus leichte Dramaelemente, und in der 2. Hälfte weht ein Hauch von Abenteuerfilm. Dies ist auch sicherlich einer der Gründe, warum "Der weiße Hai" selbst wenn man ihn zum x-ten Mal sieht noch glänzend zu unterhalten vermag. Wo man bei anderen Horrorfilmen schon genau weiß, wem wann was passiert, und sie dadurch viel von ihrem Reiz verlieren, gibt es bei "Der weiße Hai" zahlreiche weitere Stärken, die den Film immer wieder zu einem Vergnügen machen. Die guten schauspielerischen Leistungen, die vielschichtigen Figuren, die abwechslungsreiche Handlung, zahlreiche denkwürdige Momente, der geniale Soundtrack, die nötige Prise Humor, die stilsichere Inszenierung und vor allem jede Menge Suspense sorgen für meisterlich-schaurigen Horror. Was aber wohl am deutlichsten für "Der weiße Hai" spricht ist die Tatsache, dass es weder einer der Fortsetzungen noch einem der unzähligen Nachahmer jemals auch nur ansatzweise gelungen ist, seine Klasse zu erreichen. Damit ist Steven Spielberg bereits in jungen Jahren geglückt, wonach andere Regisseure ihr Leben lang streben: Einen absoluten Filmklassiker und ein Meisterwerk des Genres zu erschaffen, dass selbst knapp 35 Jahre später nichts von seiner Faszination verloren hat.

Wertung:10 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Universal Pictures)


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Kommentare (3)
RSS Kommentare
1. 10.03.2018 16:03
 
Bester Haifilm bis heute
 
maik
2. 11.04.2018 19:34
 
erste stunde der films war sehr realistisch .die zweite doch übertrieben
 
jan
3. 04.11.2018 13:21
 
völlig übertrieben nicht mal der ca 15m lange megalon hätt sich die mühe gemacht das fischerboot zu kentern
 
jörg

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