Mit: Casper van Dien, Denise Richards, Dina Meyer, Jake Busey, Neil Patrick Harris, Clancy Brown, Michael Ironside u.a.
Kurzinhalt:
Bei ihrem Vorstoß ins All ist die Menschheit auf die Bugs gestoßen, käferähnliche Wesen, die uns einen Asteroiden nach dem anderen vor den Latz knallen, und uns nicht gerade freundlich gesinnt zu sein scheinen. Vier Freunde beschließen daher nach ihrem Schulabschluss, zum Militär zu gehen, um die Menschheit im Kampf gegen die Bugs zu unterstützen. Während Carmen Pilotin werden will, schließt sich Rico der mobilen Infanterie an – um sie zu beeindrucken. Auch Dizzy, die schon seit jeher ein Auge auf Rico geworfen hat, geht zur mobilen Infanterie, während der mental begabte Carl in die Forschungsabteilung eintritt. Nach einem verheerenden Unfall, der den Tod von einem der Rekruten zur Folge hat, ist Rico kurz davor wieder aus dem Militär auszutreten – doch dann trifft ein Asteroid Südamerika und Millionen von Menschen sterben. Um es den verdammten Käfern heimzuzahlen, fliegt eine Armada zu deren Heimatplaneten. Doch die militärische Führung hat die Kampfkraft und die Intelligenz der Bugs völlig unterschätzt...
Review:
Satirische Elemente sind für einen Verhoeven-Film nichts neues, aber wo seine bisherigen Filme trotz all dieser Aspekte bisher immer relativ ernst gemeint waren, ist "Starship Troopers" durch und durch eine Satire, auf Militarismus, Faschismus und Propaganda. Und obwohl man meinen sollte, dass Verhoevens Absicht angesichts der satirischen Überzeichnung unverkennbar ist, gab es doch jene, die ihm und dem Film Kriegsverherrlichung vorgeworfen haben – unter anderem auch die deutsche Behörde BPjM (die allerdings ohnehin nicht für ihre rationalen und nachvollziehbaren Entscheidungen bekannt ist). Für mich unerklärlich, sind die entsprechenden Aspekte doch überdeutlich. Wie schon bei "Robocop" so nutzt Verhoeven auch bei "Starship Troopers" wieder Newsberichte und Werbung, um den Film um einige ironische Elemente zu bereichern. Das kleine Kind in Uniform, dass auch seinen Beitrag leisten will, die Käfer zertretenden Kinder, die Verunglimpfung des Feindes und die Heldenverehrung der eigenen Truppen... diese kurzen Ausschnitte sind wieder einmal essentiell und werten den Film deutlich auf.
Doch bei "Starship Troopers" sind es nicht nur diese kurzen Ausschnitte – die gesamte Handlung trieft nur so vor satirischer Überzeichnung und damit einhergehender Kritik. Man nehme nur mal den harten Ausbilder, der auch nicht davor zurückschreckt, einem Rekruten die Hand mit einem Messer aufzuspießen, um seine Message an den Mann zu bringen. Oder auch den heldenhaften Einsatz der vier jungen (und natürlich ausgesprochen hübschen) Frauen und Männer, die aufgrund ihrer Erfolge binnen weniger Monate nicht nur einen militärischen Rang nach dem anderen erklimmen, sondern zudem (angeblich) die entscheidende Wende im Krieg gegen die Bugs bringen. Oder auch das herrlich heroische Finale sowie das Happy End, in dem sich die gesamte Truppe vor Euphorie fast zu überschlagen scheint, als Carl ihnen die Gedanken des hässlichen Brain Bugs schildert: "Es hat Angst!". Es ist vor allem dieses Ende und die darauffolgende kurze Sequenz, die uns noch einmal unsere drei Helden zeigt, die deutlich machen dass nicht nur die kurzen Newsberichte und Werbungen zwischendurch, sondern der ganze Film reinste Propaganda – und möglicherweise auch frei erfunden – war. Das perfide und entlarvende an Starship Troopers ist allerdings, dass, so eindeutig es sich auch um Propaganda handeln mag, sie nichtsdestotrotz irgendwie funktioniert. Und das ist wirklich eine erschreckende Erkenntnis, die zum Nachdenken anregt.
Wie schon bei einigen Filmen zuvor so bietet auch "Starship Troopers" wieder einmal eine düstere Vision unserer Zukunft – und von allen Verhoeven'schen Dystopien halte ich jene aus diesem Film am Erschreckendsten. Um vollwertiger Bürger (statt einfacher Zivilist) zu werden, muss man mindestens zwei Jahre Militärdienst geleistet haben. Erst dadurch erhält man z.B. das Wahlrecht, und es erleichtert auch die Lizenz, um Kinder zu bekommen. Schon allein dieses Konzept jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken. Man stelle sich mal vor, nur jene die im Militär gedient haben, dürften an die Wahlurnen, und das allen anderen dieses Basisrecht unserer Demokratie einfach aberkannt wird. Zudem ermöglicht es eine solche Verpflichtung zum Militär diesem, jemanden im Bedarfsfall bis auf unbestimmte Zeit zu zwangsrekrutieren. Dies ist eine Praxis, die auf erschreckende Art und Weise an die heutige Möglichkeit des US-Militärs erinnert, Soldaten die sich zum Präsenzdienst verpflichten aufgrund des Krieges gegen den Terror bzw. im Irak statt für ein Jahr für gleich mehrere Jahre wenn nicht gar Jahrzehnte einzuziehen. Generell finden sich im Kampf gegen die Bugs zahlreiche Parallelen zum Irak-Krieg; insofern ist "Starship Troopers" heutzutage – leider – aktueller und relevanter als 1997.
Auch wenn "Starship Troopers" viele satirische Elemente beinhaltet, so vergisst Paul Verhoeven auch nicht auf die Action – ganz im Gegenteil. Der Film ist ein blutiges Actionspektakel, dass – wie für Verhoeven typisch – bei der gezeigten Gewalt keine Kompromisse macht. Zerfetzte Soldaten, abgetrennte Körperteile, ausgesaugte Gehirne... "Starship Troopers" ist für zimperliche Gemüter definitiv nicht geeignet – wenn ich die Gewalt auch aufgrund der deutlichen satirischen Überzeichnung leichter zu ertragen fand als z.B. in "Robocop". Jedenfalls sind die Actionszenen sehr spektakulär, packend und abwechslungsreich. Interessant fand ich, dass sich Verhoeven auch hier in gewisser Weise wieder als Visionär offenbart hat, wenn er uns z.B. so eine Art eingebettete Journalisten präsentiert; auch dadurch ergibt sich wieder ein erschreckender Bezug zum Irak-Krieg. Die Effekte sehen auch 11 Jahre später noch ziemlich beeindruckend aus, wenn die Bugs auch ihre Computerherkunft in einigen Einstellungen nicht verbergen können. Nichtsdestotrotz gibt es einige sehr spektakuläre Szenen, wie z.B. der Überfall auf das Fort (dass bei jedem Schwenk über die Mauer eine noch größere Anzahl an Feinden offenbart), die auch heute noch zu beeindrucken wissen. Über jeden Zweifel erhaben ist auch das sehr abwechslungsreiche und originelle Design der verschiedenen Bugs. Am besten gefallen mir aber immer noch die Szenen im Weltraum, die ich was die Qualität der Effekte betrifft selbst 11 Jahre später – und allen Star Wars-Prequels zum Trotz – für unübertroffen halte.
Die schauspielerischen Leistungen zu bewerten fällt bei "Starship Troopers" etwas schwer. Man könnte die gecasteten Pin Up-Schönheiten als wenig glaubwürdig ansehen und auch die teilweise etwas hölzerne Darstellung kritisieren, wie auch den gelegentlichen Hang zum Overacting. Andererseits ist schwer zu sagen, wie viel davon von Paul Verhoeven genau so beabsichtigt war, um die bewusste satirische Überzeichnung des Geschehens zu verdeutlichen. Und schlecht sind die schauspielerischen Leistungen keinesfalls. Für den Soundtrack hat sich Verhoeven wieder Basil Poledouris an Bord geholt, der bereits für "Robocop" die musikalische Untermalung geliefert hat. Auch für "Starship Troopers" hat er ein recht eingängiges Theme geschaffen, dass er während des Films immer wieder variiert. Ein richtiges Highlight ist sein Score zwar nicht, aber er erfüllt durchaus seinen Zweck. Alles in allem ist "Starship Troopers" ein sehr guter Film - sofern man die satirischen Elemente als solche erkennt und mit Verhoevens bekannt-expliziter Gewaltdarstellung leben kann.
Fazit:
Im Gegensatz zur Meinung einiger Kritiker halte ich "Starship Troopers" weder für ein plattes oder gar ein gewaltverherrlichendes Actionfeuerwerk, sondern in erster Linie für eine grandiose Satire, welche die Mechaniken des Krieges an den Pranger stellt. Dass es ihm zudem gelingt eine spannende Geschichte mit interessanten Figuren und spektakulärer Action zu erzählen, wertet ihn zusätzlich auf. Sicherlich kann man den Film auch als hohle Gewaltorgie genießen, doch dafür ist er von Paul Verhoeven nicht in erster Linie gedacht. "Starship Troopers" bietet eine gelungene Mischung aus packender Action, grandiosen Effekten und entlarvender Satire, und kann mit Fug und Recht als moderner Klassiker des SF-Genres bezeichnet werden.
Gutes Review, aber mir fehlt der Hinweis auf das Synchroübel. Der Film ist nämlich ein Beispiel, wie man Synchro auch zur Zensur einsetzen kann. Da hilft es nicht, wenn der Film noch so ungekürzt ist, in der deutschen Fassung ist es immer noch zensiert. (Mal abgesehen davon, dass Clancy Brown und Kurtwood Smith im O-Ton einfach genial sind)