Mit: Tim Allen, Alan Rickman, Sigourney Weaver, Tony Shalhoub, Sam Rockwell, Daryl Mitchell, Enrico Colantoni, Robin Sachs, Missi Pyle, Justin Long u.a.
Kurzinhalt:
Jahrelang flog die NSEA Protector unter dem Kommando von Commander Peter Quincy Taggart durch das All, um neue Welten zu entdecken, neues Leben und neue Zivilisationen, und mutig dorthin vorzustoßen, wo noch kein Mensch zuvor gewesen ist... dann wurde die Serie "Galaxy Quest" plötzlich abgesetzt. Seitdem verdingen sich die Schauspieler ihren Lebensunterhalt mit Auftritten auf Conventions, Werbeauftritten, und dem einen oder anderen Gastauftritt in einem Fanfilm. All dies ändert sich jedoch, als die Thermianer – echte Außerirdische – der Erde einen Besuch abstatten. Sie halten die Abenteuer der NSEA Protector für historische Dokumente, und bitten Jason "Commander Taggart" Nesmith um Unterstützung bei den Verhandlungen mit dem Fiesling Sarris. Nesmith, der am Vortag einen heftigen Kater ausgefasst hat, wähnt sich in einer ausgefuchsten Eigenkreation von Fans – und befiehlt ihnen, Sarris ordentlich einen vor den Latz zu knallen. Erst als man ihn mittels eines Gel-Transporters zur Erde zurückschickt, wird ihm bewusst das alles echt war. Begeistert erzählt er seinen Schauspielkollegen davon, die ihn natürlich für einen Spinner halten. Doch aus Angst, sich sonst möglicherweise einen lukrativen Job entgehen zu lassen, schließen sie sich ihm an – und staunen nicht schlecht, als sie sich wenig später tatsächlich im Weltraum wiederfinden. Im Gegensatz zu Nesmith scheinen sie allerdings die Gefahr zu erkennen, in der sie stecken. Doch gerade als sie sich zurück auf die Erde transportieren lassen wollen, werden sie von Sarris angegriffen. Da hilft nur mehr, sich an das Motto aus der Serie zu halten: Niemals aufgeben, niemals kapitulieren!
Review:
Filmparodien funktionieren normalerweise nach einem festgelegten Schema: Möglichst viele Figuren und/oder Szenen eines oder mehrerer Filme persiflieren, und so für Lacher sorgen. Und auch wenn es viele gelungene Vertreter gibt, die sich eben dieses Konzepts auf höchst erfolgreiche Art und Weise bedienen (z.B. "Spaceballs"), so geht "Galaxy Quest" noch einen Schritt weiter, und liefert vielmehr eine Satire denn eine reine Parodie auf "Star Trek" ab. Man merkt dem Film deutlich an, dass er von Fans für Fans gemacht wurde; je mehr man "Star Trek" mag und je genauer man über die Serie bescheid weiß, desto mehr Anspielungen und Gags wird man erkennen und um so mehr gibt es zu Lachen – vorausgesetzt, man hält es aus, dass sich ein Film ordentlich (aber immer respektvoll) über die Serie, ihre Schauspieler und auch ihre Fans – und damit man selbst – lustig macht. Das Besondere an "Galaxy Quest" ist jedoch, dass man selbst wenn man noch nie eine Star Trek-Folge gesehen hat aufgrund der tollen Figuren und der witzigen Handlung noch gut unterhalten wird.
Nichtsdestotrotz ist "Galaxy Quest" natürlich in erster Linie an Trekkies gerichtet, und bietet diesen eine herrlich ironische Betrachtung ihrer Lieblingsserie und -figuren. Commander Taggart ist natürlich an Captain Kirk angelehnt, Dr. Lazarus erinnert an Spock, und der junge Laredo steht für all die schlauen Bengel, die uns in Science Fiction-Serien immer wieder vorgesetzt wurden, sei es nun Will Robinson aus "Lost in Space" oder Wesley Crusher aus der nächsten "Star Trek"-Generation. Mit Lt. Tawny Madison wiederum kritisiert man die Angewohnheit von Star Trek, Frauen (in TOS und TNG) zwar auf die Brücke zu setzen, ihnen aber dann nicht wirklich etwas (wichtiges) zu tun zu geben. So durfte Uhura 69 Folgen lang quasi nur als Sekretärin dienen und für die Crew die Telefonate führen, und Tawny aka Gwen ist in "Galaxy Quest" nur dazu da, mit dem Computer zu sprechen und dessen Aussagen 1:1 zu wiederholen. Einzig für Tech Sergeant Chen findet sich innerhalb des Star Trek-Universums keine passende Vorlage; zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, Scotty oder LaForge schon mal ähnlich zugedröhnt und von der Rolle gesehen zu haben.
Doch nicht nur die Figuren, auch deren Schauspieler werden ordentlich durch den Kakao gezogen. Die Anleihen an William Shatner sind bei Jason Nesmith zum Beispiel unverkennbar, vom etwas angespannten Verhältnis zu seinen Arbeitskollegen über seinen Ruf als Womanizer bis hin zum "It's just a TV-Show. Get a Life!"-Sager, der (obwohl eigentlich nur Teil eines Sketches der Comedy-Sendung "Saturday Night Live" und gar nicht ernst gemeint) doch für einiges Aufsehen innerhalb des Fandoms gesorgt hat. Etwas schade ist allerdings, dass man uns Shatners Selbstironie und seinen schwarzen Humor (und damit zwei wesentliche Charakterzüge seiner Persönlichkeit) unterschlägt. Sir Alexander Dane ist zwar schon eine deutlich eigenständigere Figur, aber seine Rollenmüdigkeit ist doch sehr eindeutig an Leonard Nimoy angelegt, der ja nach "Der Zorn des Khan" endgültig genug von Spock hatte und ihn sterben ließ (nur um sich vom Angebot Regie zu führen doch wieder ködern zu lassen und mit seinem Auftritt in "Star Trek XI" Spock wohl zur dienstältesten Figur der Star Trek-Geschichte zu machen, immerhin war er ja sogar schon im ersten Pilotfilm "Der Käfig" aus dem Jahr 1965 mit von der Partie!).
Was Galaxy Quest unter anderem so auszeichnet, ist die Liebe zum Detail, die die Macher hier an den Tag legten. Eine oberflächliche Parodie abzuliefern ist vergleichsweise einfach (auch wenn uns humoristische Nullnummern wie die jüngsten Filme der Herren Friedman & Seltzer in den letzten Jahren daran erinnert haben, dass selbst das eine nicht zu unterschätzende Herausforderung darstellt), doch Galaxy Quest beinhaltet viele Kleinigkeiten, die einige Star Trek-Fans aufschnappen und sich darüber freuen werden, und andere nicht. Als Beispiel sei der Kampf gegen das Steinmonster erwähnt: Ursprünglich wollte William Shatner genau so einen Kampf – gleich gegen mehrere Kreaturen aus Stein – ans Ende von "Star Trek V – Am Rande des Universums" stellen, doch das Budget war knapp, und erste Tests von Männern in Steinkostümen sahen einfach nur lächerlich aus (kleine Auszüge davon sind übrigens auf der Special Edition von "Star Trek V" enthalten). Die Macher von Galaxy Quest lassen Shatners Vision nun mit modernster Tricktechnik Wirklichkeit werden. Und bereits kurz davor gibt es mit Laredo's Tipp, Taggart solle sich doch einfach aus primitiven Mitteln eine Waffe zusammenbauen, eine lustige Anspielung an die Star Trek-Folge "Ganz neue Dimensionen". Vom zerrissenen Shirt ganz zu schweigen...
Herrlich auch der kurze Moment aus der "Galaxy Quest" Titelsequenz mit Commander Taggart und Dr. Lazarus auf einem fremden Planeten – Pappfelsen und orangeroter Himmel inklusive. Generell gehören die kurzen Auszüge aus der alten "Galaxy Quest"-Serie zu den Highlights des Films, seien es die Kostüme, die Figuren, die Effekte oder auch die theatralischen schauspielerischen Leistungen. Auch das für Star Trek so typische Technobabble wird im Film immer wieder herrlich aufs Korn genommen. Doch nicht nur die Serie an sich, sondern auch ihre Conventions nimmt "Galaxy Quest" ordentlich auf die Schippe. Jeder, der schon mal einer solchen Veranstaltung beigewohnt war, wird dort viele Elemente entdecken, die auf köstliche Art und Weise persifliert werden, wie z.B. die Fans in Verkleidung auf der Herrentoilette. Und auch über die Fans an sich macht man sich ein klein wenig lustig. Brandon (dargestellt von einem noch recht jungen Justin Long) entspricht wohl dem typischen Klischee eines Vollblut-trekkies, der die meiste Zeit zu Hause bleibt, an seinen Modellen arbeitet, mit Freunden übers Internet Pläne des Raumschiffs tauscht oder über diese oder jene Folge diskutiert. Nur mit der Wendung, dass Brandon tatsächlich glaubt, dass alles an der Serie echt sei, schießt man meines Erachtens etwas übers Ziel hinaus.
Solche Details zu erkennen ist zwar ein Bonus und macht den Film noch einmal um einiges lustiger, trotzdem ist er selbst wenn man diese Dinge nicht aufschnappt mehr als nur unterhaltsam. Die Idee, Schauspieler in einen echten Konflikt zu werfen ist zwar nicht neu (siehe "Die drei Amigos") und wurde auch dieses Jahr wieder für "Tropic Thunder" verwendet, doch durch das Science Fiction-Setting und einer echten Reise durch den Weltraum – Schlacht inklusive – wird dieses Grundkonzept noch einmal auf eine abgehobenere Ebene gehievt. Daraus allein ergibt sich schon viel an Komik, doch auch andere Elemente wie Crewmitglied Nr. 6 und seine Furcht, beim Besuch auf einem fremden Planeten umzukommen (um zu zeigen dass die Situation auch WIRKLICH gefährlich ist), die für Dr. Lazarus kredenzten Spezialitäten seines Heimatplaneten oder die völlig sinnlosen Stampfer auf dem Weg zum Computerkern (um nur ein paar Beispiele hervorzuheben) laden auch ohne Star Trek-Vorkenntnis zum Lachen ein. Gleiches gilt für die herrlichen Figuren, den großartigen Dialogwitz und die immer wieder eingestreute Situationskomik. Und auch um die Ironie anerkennen zu können, dass am Ende des Films gerade die Fans (so lustig man sich auch zuvor über sie gemacht haben mag) die Crew der NSEA Protector retten, braucht man kein Trekkie zu sein.
Was "Galaxy Quest" noch zusätzlich aufwertet, ist dass er bei all dem Humor auch auf etwas ernstere Töne nicht vergisst. Anfangs mag es ja noch lustig sein, dass die Thermianer die "Galaxy Quest"-Serie als echte historische Aufzeichnungen betrachten, doch spätestens wenn Jason Nesmith ihnen offenbaren muss, dass alles nur eine Lüge ist, sieht man das Ganze mit etwas anderen Augen. Eine Schlüsselstelle ist auch der Tod einer Figur (welche soll an dieser Stelle nicht verraten werden), und wie Alexander Dane daraufhin wohl zum ersten Mal seinen von ihm so verhassten Standardspruch völlig ernst gemeint aufsagt. So gelungen "Galaxy Quest" sonst auch ist, es gibt doch das eine oder andere Häarchen in der Suppe. Natürlich erwartet man sich von einer Komödie nicht unbedingt allzu viel, was die Logik der Handlung betrifft, aber dass es eine für die Serie erfundene Berillium-Kugel tatsächlich gibt und diese sogar die gleiche Funktion erfüllt, ist schon ein ziemlicher Zufall. Und auch der Zeitsprung am Ende läuft beide Male sehr unterschiedlich ab – vor allem was den Anflug auf die Erde betrifft, der beim zweiten Mal deutlich länger dauert.
Die Schauspieler befinden sich in "Galaxy Quest" in absoluter Spiellaune und tragen ungeheuer viel zum Erfolg des Films bei. Tim Allen war – von seiner Paraderolle als Heimwerkerkönig mal abgesehen – nie lustiger und besser als hier. Es gelingt ihm, sowohl Kirk als auch Shatner großartig zu parodieren und nichtsdestotrotz seine eigene Figur zu schaffen, die keine reine Kopie der Vorlage ist. Alan Rickman wiederum begeistert als frustrierter Schauspieler, der von der Rolle des Dr. Lazarus genug hat und weder die Serie sehen noch seinen Standardsatz ("Bei Grabthars Hammer...") jemals wieder hören will. So missmutig die Figur auch sein mag, die er spielt, man merkt ihm geradezu an, wie viel Spaß ihm die Rolle gemacht hat. Das gleiche gilt für Sigourney Weaver. Die All-Amazone aus der "Alien"-Reihe mimt hier die für sie eher ungewöhnliche Rolle, und spielt Gwen bzw. Tawny Madison, die in der Serie hauptsächlich als optischer Aufputz gedient hat, mit herrlich trockenem Humor. Daryl Mitchell hat zwar den einen oder anderen großartigen Moment, ist aber wohl von allen Schauspieler derjenige mit den wenigsten witzigen und denkwürdigsten Szenen. Sam Rockwell spielt mir seine Rolle teilweise etwas zu übertrieben hysterisch, bleibt aber noch im Rahmen des erträglichen. Und Tony Shalhoub ist einfach nur schräg – und damit wohl genau so, wie die Figur sein sollte. Allen ist jedenfalls gemein, dass man ihnen den Spaß den sie bei den Dreharbeiten hatten richtig anmerkt – was sich auch auf die Leinwand überträgt.
Die Synchronisation ist im Großen und Ganzen gut gelungen und rettet die meisten Witze erfolgreich ins Deutsche, trotzdem muss ich leider aufgrund eines Totalausfalls (meiner Meinung nach) allen der englischen Sprache mächtigen Fans empfehlen, zum O-Ton zu wechseln. Grundsätzlich ist Martin Kessler ja ein guter Sprecher und insbesondere für cool-trockene Typen gut geeignet, doch in dieser witzigen Rolle ist er leider völlig fehlbesetzt und nimmt Jason Nesmith bzw. Tim Allens Performance viel an Humor. Zudem ist dieser Stimmwechsel schon sehr eklatant, und einer jener die mich den ganzen Film über gestört haben; man kennt Tim Allen halt nun mal schon seit Jahren aus "Hör mal wer da hämmert" mit der Stimme von Fritz von Hardenberg, und selbst wenn dieser nicht verfügbar war, hätte sich meines Erachtens ein besserer Ersatz als Kessler finden lassen (Joachim Tennstedt z.B., der bereits Lord Helmchen aus "Spaceballs" unvergesslich gemacht hat und Tim Allen später in "Santa Claus 2" sprach). Immerhin, alle Sprecher – auch Kessler – wirken sehr engagiert, wobei insbesondere Lothar Blumhagen als Sir Alexander Dane/Dr. Lazarus positiv auffällt – er trifft genau den richtigen genervt-missmutigen Tonfall. (Kleines unwichtiges Detail am Rande: Blumhagen war in "Babylon 5" als G'Kar zu hören – dessen Widersacher Londo wurde von Bert Franzke gesprochen, der in "Galaxy Quest" wiederum als Sarris im Einsatz ist.)
Auch wenn es sich bei "Galaxy Quest" um eine Komödie handelt, hat man keine Kosten und Mühen gescheut, und präsentiert auch optisch einen Leckerbissen, der sich vor anderen (teilweise auch deutlich teureren) Blockbustern nicht verstecken muss. Die Effekte von ILM sind sehr gut, und stecken sogar teilweise die nicht wirklich überragende Effektarbeit von Blue Sky/VIFX aus "Star Trek – Der Aufstand", der im Jahr zuvor in die Kinos kam, locker in die Tasche. Die Inszenierung ist zwar nichts sonderlich außergewöhnliches, doch neben seinem Gespür für Timing zeigt uns Dean Parisot auch die eine oder andere schöne Einstellung; und der Einsatz der Zeitlupe in einer bestimmten Szene unterstützt deren Dramatik perfekt. Last but not least: Die Musik von David Newman ist wirklich ein Highlight. Einerseits deutlich an der Titelmelodie aus "Raumschiff Enterprise" bzw. der Star Trek-Fanfare von Jerry Goldsmith angelehnt, ist sein "Galaxy Quest"-Theme doch etwas Eigenständiges; zudem trifft er in diesem sehr abwechslungsreichen Film auch wirklich in jeder Szene den richtigen Ton. Eine sehr eingängige Komposition, die einem wohl – wie auch der Film – noch länger im Kopf herumspuken wird.
Fazit:
Für Trekkies ohnehin ein absoluter Pflichttermin, sollten auch Nicht-Star Trek-Fans ernsthaft in Erwägung ziehen, die Crew der NSEA Protector auf dieser abenteuerlichen und höchst amüsanten Reise ins All zu begleiten. Denn statt einfach nur eine plumpe Parodie abzuliefern, bietet "Galaxy Quest" vielmehr eine satirische Betrachtung des "Star Trek"-Phänomens in all seinen Ausprägungen. Die Original-Serie wird köstlich persifliert, und neben den Schauspielern bekommen auch die Fans der Serie ihr Fett weg. Dabei gelingt "Galaxy Quest" der Spagat, sich zwar einerseits über all diese Dinge lustig zu machen, dabei jedoch immer respektvoll zu bleiben und Nichts ins Lächerliche zu ziehen. Damit ist der Film einerseits eine herrliche Persiflage, zugleich jedoch auch eine Hommage an das Kult-Phänomen "Star Trek" und seinen Fans. Schauspieler in Höchstform (insbesondere Tim Allen, Alan Rickman und Sigourney Weaver), der abwechslungsreiche Humor, die tollen Effekte, eine Prise Tiefgang und die zahlreichen originellen Einfälle sorgen für beste Familienunterhaltung, und machen aus "Galaxy Quest" eine der besten SF-Komödien aller Zeiten.