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House of the Dead Drucken E-Mail
Wie schlecht ist Bolls Videospielverfilmung wirklich? Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 31 Oktober 2008
 
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House of the Dead
(House of the Dead, USA 2003)
 
House of the Dead
Bewertung:
Studio/Verleih: Boll Kino Beteiligungs GmbH & Co. KG
Regie: Uwe Boll
Produzenten: U.a. Mark A. Altman, Mark Gottwald und Uwe Boll
Drehbuch: Mark A. Altman, Dan Bates und Dave Parker
Musik: Reinhard Besser
Kamera: Mathias Neumann
Schnitt: David M. Richardson
Genre: Horror/Action
Kino-Start (Deutschland): -
Kino-Start (USA): 10. Oktober 2003
Laufzeit: 90 Minuten
Altersfreigabe: ab 18 Jahren
Trailer: klick
Kaufen: DVD
Mit: Jonathan Cherry, Ona Grauer, Jürgen Prochnow, Tyron Leisto, Clint Howard, Will Sanderson u.a.


Kurzinhalt: Auf einer kleinen, verlassenen Insel soll der geilste Rave aller Zeiten stattfinden (und nein, fragt mich jetzt bitte nicht, woher die den Strom für die ganzen Anlagen nehmen), und eine Gruppe von Teenagern möchte unbedingt dabei sein. Doch als sie schließlich dank eines etwas eigenwilligen Captains auf der Insel mit dem beruhigenden und wohlklingenden Namen "Isla de Muerte" angekommen sind, trauen sie ihren Augen nicht: Die (für den größten Rave aller Zeiten recht klein wirkenden) Bühnen und Zelte sind verlassen, nirgends ist auch nur eine Menschenseele in Sicht. Als die Teenies kurz darauf von einer Gruppe wüster Zombies angegriffen werden, wird ihnen klar: Keinesfalls dürfen sie von dieser Insel fliehen! Nein nein, stattdessen gilt es natürlich, ordentlich durch den Wald zu rennen, herumzukreischen, in sinnlosen überlangen Actionszenen gegen die Zombies zu kämpfen und einer nach dem anderen abzukratzen. Wer denkt bei solch rosigen Aussichten schon an Flucht?

Review: ImageEs begab sich, dass ich in der Oscar-Nacht 2005 bereits um 0:30 Uhr mit der Auswertung der SFC-Awards fertig war und nun noch ca. 2 Stunden bis zum Beginn der Verleihung der 77. Academy Awards zu überbrücken hatte. Mir die Zeit mit dem Vorprogramm auf Pro 7 zu vertreiben, war nicht wirklich eine Option. Jene, die Anke schon mal auf dem roten Oscar-Teppich gesehen haben, verstehen warum. Da es mich noch dazu nicht im Geringsten interessiert, von welchem Designer die Kleider und/oder von welchem Schönheitschirurgen die Brüste sind, mit denen die Stars und Sternchen bei der Verleihung aufkreuzen, war auch die Pre-Show für mich nicht weiter interessant. Da kam mir ein lustiger Gedanke: Jedes Jahr feiert die Academy die besten Leistungen im Film des vorangegangenen Jahres... da bietet sich doch quasi als Kontrastprogramm ein richtig schlechter Film an. Und so habe ich mich schließlich durchgerungen und das oft gescholtenen und in der Luft zerrissene Boll-Werk "House of the Dead" begutachtet. Nun, was soll ich sagen... oftmals ist es ja so, dass man schon so viel schlechtes gehört hat und demnach mit solch niedrigen Erwartungen in einen Film geht, dass einen dieser doch noch halbwegs positiv überrascht. Nicht so bei "House of the Dead", dem es gelang, meine Erwartungen an eine filmische Katastrophe gänzlich zu erfüllen, wenn nicht gar noch zu übertreffen (oder unterbieten, je nachdem wie man's nimmt).

Tatsächlich ist "House of the Dead" so schlecht, dass ich gar nicht so recht weiß, wo ich mit meiner Kritik überhaupt anfangen soll. Daher erscheint mir eine möglichst chronologische Wiedergabe des Grauens fast am Sinnvollsten. Und schon allein der extrem lächerliche und belämmerte Start in den Film ist eigentlich schon ein deutlicher Indikator, was man von "House of the Dead" zu erwarten hat - denn jetzt sind wir uns mal ehrlich, so anspruchslos solche Teenie-Slasherfilme auch sein mögen, sie können meistens zumindest den Anreiz bieten, herumzuraten, wer denn wohl am Leben bleiben und wer das Zeitliche segnen wird. Eben dieser Aspekt, der gerade bei "House of the Dead" zumindest für einen geringfügig höheren Unterhaltungswert hätte sorgen können (immerhin ist selbst ein klitzekleines bisschen Unterhaltung immer noch besser als gar nichts), geht schon mal dadurch flöten, dass einer der Hauptdarsteller uns die Protagonisten vorstellt und dabei auch gleich froh verkündet, dass die erwähnten Personen alle, außer ihm, verschieden sind. Soviel zur Herumraterei. Doch leider ist selbst die dämliche Entscheidung, das weitere Schicksal der Figuren schon zu verraten, nicht das Schlimmste am Einstieg - denn wenn man mal den kurzen Anfangsmonolog hinter sich hat, geht es erst so richtig los. Neben den in dieser Phase bereits zuhauf auftretenden grauenhaften Dialoge (denen ich mich dann gleich zuwenden werde) und dem extrem unauffälligen Sega Product-Placement (Achtung, Ironie!) fallen vor allem die völlig unnötigen und sinnlosen eingebauten Nacktszenen auf, die nicht etwa sexy sind und es verstehen, den Film aufzuwerten, sondern im Gegenteil einfach nur lächerlich und peinlich daherkommen. Schon allein bei der ersten entsprechenden Szene auf dem Boot sollte sich selbst bei den notgeilsten Männern (und solche, die es noch werden wollen) maximal der Kopf rühren - wenn eben dieser vor lauter Unglauben geschüttelt wird.

ImageEine der größten Katastrophen an "House of the Dead" sind aber die absolut unterirdischen Dialoge, die selbst einen Paul W.S. Anderson-Film wie Shakespeare aussehen lassen. Ohne euch den "Spaß" komplett verderben zu wollen, hier mal ein "kleiner" Auszug der dümmsten Dialoge des Films: "There's evil spirits on that island" - uuuh... aaaah.... jetzt hab ich aber Angst - vor allem, wenn die entsprechende Dialogzeile mit so viel Überzeugung und Charisma vorgetragen wird als wenn Wolfgang Schäuble 'ne Büttenrede halten würde. Oder... "you're in deep shit" - oh wie eloquent. Auch hier wieder - wenn es wenigstens ordentlich vorgetragen wäre... auf "Stay away from her you bitch"-Niveau wäre der entsprechende Dialog zwar immer noch lang nicht, da es einfach nur eine dämlich-rüde Aussage ist, der sämtliche Coolness fehlt, trotzdem hätte ein guter Schauspieler hier vielleicht noch halbwegs etwas retten können.

Bei nachfolgendem Dialog wären aber selbst Schauspielikonen wie Robert deNiro und Al Pacino gescheitert: Auf die Frage, warum der Oberzombiemacker dies alles macht, antwortet dieser "To get immortal." "Why?" "To live forever"... Da kann man nur froh sein, dass die nachfolgenden Sätze "Why?" "So that I don't die", "Why?" "To stay alive", "Why?" "I'd miss answering the same stupid questions all over again" und "Why?" "I want to know how Lost ends" im Schneideraum zurückgeblieben sind. Womit wir in gewisser Weise auch schon beim Humor wären. Es mag zwar einige unfreiwillig komische Szenen geben (wenn mich diese auch mehr dazu animiert haben, mir mit der Hand aufs Hirn zu klatschen denn lauthals zu lachen), aber davon abgesehen tut sich humoristisch gesehen genau gar nichts. Nicht, dass man es nicht versuchen würde - oh, ganz im Gegenteil. Der Film strotzt nur so vor bemüht cool oder witzigen Dialogen - aber auch wirklich nur bemüht. Fakt ist: KEIN EINZIGER der durchaus zahlreichen eingestreuten Gags hat bei mir gezündet. Aber vielleicht mag es euch ja bei solch lustigen Anspielungen wie einem Bootscaptain, der "zufällig" Kirk mit Vornamen heißt, anders ergehen, oder bei solch exquisiten Perlen des dialogorientierten Humors wie "How about Protection?" You mean, if I'm on the pill?" oder auch "Didn't you ever watch scooby-doo?".

ImageNun gut... ein bisschen auflockernder Humor kann bei einem Horrorfilm zwar nicht schaden, ich gebe aber unumwunden zu, dass es nicht grade Bedingung für einen gelungenen Film des Genres ist. Viel schwerer wiegt da schon, dass der Film nicht eine Sekunde lang auch nur irgend einen Hauch von Atmosphäre verströmt. Neben Bolls absolut grauenhafter, billiger Inszenierung liegt dies wohl insbesondere an den uninteressanten und dämlichen Figuren. Sämtliche Charaktere im Film führen sich ungefähr so clever auf wie hirntote Zombies in einem Romero-Horrorfilm (Land of the Dead ausgenommen, da waren die Zombies im Vergleich zu den "House of the Dead"-Figuren ja schon fast blitzgescheit) - wie ich es ja auch in meiner Inhaltsangabe ansatzweise schon habe anklingen lassen. "House of the Dead" strotzt nur so vor Kopfschüttel-Momenten, in denen sich die Protagonisten so saudämlich verhalten, dass selbst Kim Bauer vor Scham im Boden versinkt. Gemeinsam mit der unterirdischen Inszenierung führt dies dazu, dass man mit der Teenie-Truppe nicht mitfiebert - man kann diese Personen einfach keine Sekunde lang ernst nehmen. Die unheimlich schlechten Masken sind da, was die mangelnde Atmosphäre betrifft, wirklich nur mehr das Tüpfelchen auf dem "i".

Doch all dies wäre ja noch nicht mal so schlimm, wenn wenigstens die Action überzeugen könnte - immerhin hat u.a. "Resident Evil: Apocalypse" bewiesen, dass das Niedermetzeln von Zombies durchaus Spaß machen kann - aber Fehlanzeige. Tatsächlich mag die Action sogar, glaubt es oder glaubt es nicht, der katastrophalste Aspekt der gesamten Produktion sein. "House of the Dead" strotzt nur so vor krampfhaft auf cool getrimmter Actionszenen, die jedoch genau dieses Ziel komplett verfehlen. So spickt Uwe Boll die Action in diesen Film mit den aus den Matrix-Filmen mittlerweile altbekannten Mitteln wie Zeitlupenszenen, Bullet Time etc. - doch wo die Wachowski-Brüder diese wohldosiert eingesetzt haben, geht "House of the Dead" fast über vor solchen Szenen. Dies gipfelt dann schließlich in einer minutenlangen Szene, in der es für unsere Protagonisten gilt, gerade mal 50 Meter zum nahe gelegenen Haus zu überqueren - und sie sich auf ihrem Weg dorthin in Zeitlupe bzw. Bullet-Time durch eine Reihe von hunderter Zombies schießen - natürlich ohne auch nur ein einziges Mal nachzuladen. Bereits nach einer Minute stellt sich hier beim Zuschauer eine Übersättigung ein - und die entsprechende Szene dauert deutlich länger. Irgendwann ist die Action einfach nicht mehr interessant, sondern wandelt sich kontinuierlich von überflüssig und langweilig bis hin zu nervtötend. Spätestens hier, nachdem man bereits mehrere grauenhafte Dialoge überlebt hat und den völlig atmosphärefreien Horror zuvor ertragen musste, beginnt man ernsthaft darüber nachzudenken, warum man sich diesen Schwachsinn überhaupt noch antut. Und da es danach nicht besser wird, kann ich eigentlich nur jedem raten, allfälligen "Abschalt-"Impulsen ohne zu Zögern nachzugeben - glaubt mir, ihr verpasst genau gar nichts...

ImageTrotz meiner überaus schlechten Erfahrungen mit "House of the Dead" kann ich alles in allem nur jedem Film-Fan raten, sich an mir ein Beispiel zu nehmen und vor der Oscarverleihung eine "Boll-Kur" einzuschieben. Fakt ist doch, die Academy trifft immer wieder Entscheidungen, die man nicht nachvollziehen kann. Da wird plötzlich statt dem eigenen Favoriten ein nach eigenem Empfinden unheimlich schwacher Film mit dem "Best Picture"-Oscar ausgezeichnet, oder ein verhasster Schauspieler bekommt die goldene Statuette überreicht - und das kann manchmal durchaus ein wenig nervenaufreibend sein. Ein Happen Boll'scher Unfähigkeit hilft hier, die eigene Wahrnehmung wieder grade zu rücken - denn selbst der schlechteste Oscar-Kandidat ist im Vergleich zu einem Boll-Werk noch eine Offenbarung. Daher: Rein mit der DVD, und genau begutachten, wie ein WIRKLICH schlechter Film aussieht - dann geht die Oscar-Verleihung selbst bei Fehlentscheidungen gleich deutlich nervenschonender vonstatten. Solltet ihr jedoch tatsächlich meinem Rat folgen wollen, muss ich euch unbedingt noch vor den möglichen Nebenwirkungen warnen: Schwindelanfälle (vom heftigen Kopfschütteln), Halsweh und Heiserkeit (davon, den Ärger über diesen Film in die Welt hinauszuschreien), Kopfschmerzen (vom ständigen "Aufs-Hirn-klatschen"), Ermüdungserscheinungen (das bedarf wohl keiner weiterer Erklärungen) und Verdauungsstörungen (immerhin ist der FILM eine einzige Verdauungsstörung). Nur damit ihr mich nicht nachher für euer Schädeltrauma verantwortlich macht. Ich habe euch gewarnt!

Fazit: Es ist bezeichnend, dass die oftmals kritisieren (und in der Tat völlig überflüssigen) eingestreuten Videospielszenen für mich noch das kleinste Übel bei diesem Desaster waren. Fakt ist: "House of the Dead" versagt auf der ganzen Linie. Die (gewollten) Gags sind nicht witzig, die Action ist nicht beeindruckend und der Horror ist nicht spürbar-beängstigend, sondern quasi nicht vorhanden. Das einzige erschreckende an dem Film ist, dass er Uwe Boll's Filmkarriere nicht gleich im Keim erstickt hat. Ehrlich, wie ihm auch nur irgend jemand auf diesem Planeten nach diesem Haufen filmischen Abfalls noch sein Geld anvertrauen konnte, übersteigt meinen Verstand. Ein imdb-User hat es in seiner Kritik auf den Punkt gebracht: "This guy makes Ed Wood look like Spielberg". Ich könnte es nicht besser ausdrücken...

Wertung:1 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Artisan Entertainment)


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