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Babylon 5: The Lost Tales - Ein Nachruf Drucken E-Mail
Das endgültige Ende einer grandiosen Serie? Kategorie: Kolumnen - Autor: S. Wiese & C. Siegel - Datum: Sonntag, 27 Juli 2008
 
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Babylon 5: The Lost Tales - Ein Nachruf
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Am Montag, dem 14. Juli 2008 gab JMS in der B5-Newsgroup offiziell bekannt, dass er an einer Weiterführung der „Lost Tales“ nicht interessiert sei… und das Babylon 5-Universum war um eine weitere Enttäuschung reicher. Nicht, dass man als B5-Fan in den letzten Jahren nicht schon hätte genug mitmachen müssen. Fast wirkt es so, als hätte JMS in den ersten 5 Jahren, als er allen Prognosen getrotzt und die Serie bis zum Ende produziert hat, jedwedes Glück schon aufgebraucht – denn seither sind leider alle Versuche, Babylon 5 auf die eine oder andere Weise zurückzubringen, gescheitert.

ImageDen Anfang machte die kurzlebige Serie „Crusade“, die einiges an Potential erkennen ließ, wenn auch die Einmischung des Fernsehsenders TNT, die dann schließlich auch zur Absetzung der Serie geführt hat (und das noch bevor auch nur eine einzige Episode ausgestrahlt wurde), vor allem in den später produzierten Episoden offenkundig ist und diese schlechter macht, als sie wohl hätten sein können. Ein paar Jahre später unternahm JMS gemeinsam mit dem SciFi-Channel einen neuerlichen Versuch, Babylon 5 auf den TV-Schirm zurückzubringen. Doch „Legende der Ranger“ litt unter einem kleinen Budget, den vergleichsweise schwachen Effekten, und einer für B5-Verhältnisse sehr schwachen Handlung, die wohl vor allem darunter litt, dass „To Live and Die in Starlight“ nicht wie die anderen TV-Filme als unabhängiges Abenteuer gedacht war, sondern als Pilotfilm zu einer neuen Serie; die jedoch aufgrund der schwachen Quoten (der Film wurde zeitgleich mit einem Footballspiel ausgestrahlt, dass die höchste Quote seit Ewigkeiten einfuhr) nie verwirklicht wurde.

Der erfolgreiche Verkauf der Serie auf DVD zeigte Warner allerdings, dass Babylon 5 über Potential verfügt. Der nächste Anlauf zur Wiederbelebung von Babylon 5 wurde jedoch von einer kleinen englischen Produktionsfirma initiiert. „The Memory of Shadows“ war der Titel des von JMS bereits angekündigten Kinofilms, der dann praktisch im letzten Moment doch nicht zustande kam. Die genauen Hintergründe sind bis heute unklar, doch scheint es so, als hätte die Produktion des Kinofilms die Mittel der englischen Firma bei weitem überstiegen, weshalb man sich an Warner zwecks Kofinanzierung gewandt hat. Diese wollten allerdings den Film nur finanziell unterstützen, wenn bekannte Stars darin mitspielen – wogegen sich dann wiederum JMS gesträubt hat. Zwar hat er sein Drehbuch noch umgeschrieben und um einige bisher unbekannte Figuren erweitert, die von bekannteren Gesichtern übernommen hätten werden können, trotzdem konnte im Endeffekt zwischen ihm, Warner und der englischen Firma keine Einigung erzielt werden.

ImageDie nächste hoffnungsfrohe Botschaft folgte auf eine eher tragische Mitteilung, nämlich den Tod von G’Kar-Darsteller Andreas Katsulas. Nur wenige Monate später wurde bekannt, dass Warner an JMS herangetreten sind. Ursprünglich wollten sie einen B5-Kinofilm umsetzen, zu einem solchen sah er sich jedoch zu diesem Zeitpunkt außerstande – der Schmerz über den Verlust von Katsulas saß einfach noch zu tief. Stattdessen schlug er ihnen direct to DVD-produzierte, charakterorientierte Kurzgeschichten im B5-Universum vor: Die „Lost Tales“ waren geboren. Vor, während und auch nach der Produktion zeigte sich JMS sehr zufrieden, ja geradezu euphorisch – wie auch Bruce Boxleitner, Tracy Scoggins und Peter Woodward, die ihre jeweiligen Rollen aus der Serie wieder aufnahmen – und die ersten Bilder, der Trailer und schließlich der Soundtrack schürten die Hoffnungen und Erwartungen der B5-Fans. Das Endergebnis wurde zwar mehrheitlich positiv aufgenommen, allerdings vernahm man auch innerhalb des Fandoms ungewohnt harsche Kritik, vor allem an der ersten Geschichte rund um Colonel Lochley, die für viele nicht zu Babylon 5 passen wollte. Auch die Sets, die magere Ausstattung und vor allem der Mangel an Statisten kamen nicht gut an. Nichtsdestotrotz konnten die Verkaufszahlen überzeugen, und auch wenn die „Stimmen aus dem Dunkel“ nicht alle überzeugt haben mögen, so zeigten sie durchaus, dass in diesen „Vergessenen Legenden“ Potential steckt. Insofern schien eine Fortsetzung der Reihe sehr wahrscheinlich zu sein…

Wie wir nun wissen, war dies eine Hoffnung, die sich leider nicht erfüllen sollte. Neben Warners Weigerung, für die Produktion weiterer „Lost Tales“ ein deutlich höheres Budget zur Verfügung zu stellen, dürfte wohl noch ein anderer Grund bei dieser Entscheidung mitspielen: JMS längst überfälliger Erfolg im Kinogeschäft. Als Ron Howard sein Drehbuch zu „The Changeling“ gekauft hat, wurde plötzlich ganz Hollywood auf diesen langjährigen Drehbuchautor aufmerksam; seither kann er sich vor Aufträgen kaum mehr retten. Nicht nur das, der Wechsel von Ron Howard zu Clint Eastwood scheint dem Film nur gut getan zu haben – auch wenn es in Cannes nicht zur goldenen Palme gereicht haben mag, so wurde der Film dennoch frenetisch bejubelt, und eine Oscar-Nominierung für das beste Drehbuch scheint für einen der fleißigsten Schreiberlinge Hollywoods (JMS schreibt laut eigenen Angaben 10 Stunden pro Tag, 7 Tage die Woche; außer zu Weihnachten, Silvester und an seinem Geburtstag) zu einer ernsthaften Möglichkeit geworden zu sein. Wenn man nach jahrelanger, harter Arbeit im TV-Geschäft, als Comic-Autor etc. endlich eine solche Anerkennung erhält, fällt es vermutlich auch leichter, mit alten, offenen Wunden (wie die nie fertig erzählte Crusade-Story) abzuschließen. Jedenfalls scheint die Zeit, als es JMS förmlich in den Fingern brannte neue Geschichten im „Babylon 5“-Universum zu erzählen, nun vorbei zu sein...

ImageBleibt die Frage: Wie kann es nun weitergehen? Oder besser: Wird es denn überhaupt weitergehen? Fakt ist, dass JMS im Moment kein allzu großes Interesse daran zu haben scheint, die Geschichte von „Babylon 5“ weiterzuerzählen. Für ihn ist dieses Projekt, das mehr als 10 Jahre seines Lebens beansprucht hat, abgeschlossen. Alles, was jetzt noch kommt, wäre ein zusätzlicher Bonus, so wie die Anhänge beim „Herrn der Ringe“ – doch die eigentliche Geschichte ist fertig erzählt. Zudem braucht sich JMS momentan keine Sorgen zu machen, was seine Arbeit betrifft. Im Endeffekt heißt das, dass Warner ihn schon mit einem guten Angebot – also einem Kinofilm – ködern müssten. Doch die Vergangenheit zeigt, dass Warner was Babylon 5 betrifft kein Risiko eingehen wollen. Bereits bei der Serie hatten sie das Budget sehr zurückgehalten, und alles was danach im B5-Universum erschaffen wurde war auf geringstmöglichen Einsatz und Risiko bei höchstmöglichem Profit ausgerichtet. Ein Kinofilm mit 30 oder mehr Millionen Dollar Budget fällt kaum in dieser Kategorie. Der letzte Stolperstein wäre dann vermutlich, dass JMS auch bei einem Babylon 5-Kinofilm völlige kreative Kontrolle verlangen würde – und es ist schwer vorstellbar, dass Warner ihm diese bei solch einer Investition gewährt. Denn trotz zahlreicher Erfolge ist und bleibt Babylon 5 ein Rahmenprogramm und der Erfolg eines groß angelegten Kinofilms - der sicher mehr als nur die Fans ansprechen müsste um erfolgreich zu sein - ungewiss…

Natürlich muss man mit zu pessimistischen Prophezeiungen vorsichtig sein; „Babylon 5“ hat diesen einfach schon zu oft getrotzt. Zuerst hieß es, dass „Babylon 5“ nie verwirklicht werden würde, dann, dass es völlig ausgeschlossen sei, dass JMS die Serie auch wirklich beenden und alle 5 Jahre seines Handlungsrahmens erzählen kann. Beide Male sollte sich jedoch JMS‘ Sturheit und sein unbändiger Wille auszahlen, und das Unmögliche möglich machen. Andererseits… vielleicht hat „Babylon 5“ damit aber auch schon alles an Glück ausgeschöpft, was man erwarten kann. Seit dem Ende der 5. Staffel stolperte die Serie jedenfalls von einer Enttäuschung in die Nächste, und auch die „Lost Tales“ konnten diesen Trend nicht umkehren. Gänzlich ausschließen kann man eine Rückkehr auf die Kinoleinwand natürlich nicht – dennoch würde es aus jetziger Sicht an ein Wunder grenzen. Und auch wenn es nicht das erste Wunder wäre, das „Babylon 5“ vollbringt, so wäre es wohl doch das Größte…

ImageBei aller Skepsis bezüglich einer Zukunft von Babylon 5… wie auch immer es mit der Serie weitergehen – oder eben nicht weitergehen – mag... die fünf Staffeln mit ihrer großartigen Geschichte, die JMS darin erzählt hat, kann uns keiner mehr nehmen; und dank den DVD’s steht es uns frei, uns immer wieder daran zu erfreuen. Und so lange die Fans die Fahne hochhalten, die Serie immer wieder anschauen, sich mit Freunden, Bekannten oder auch völlig unbekannten Leuten im Internet darüber austauschen, sie anderen zeigen und so versuchen, neue Leute für die Serie zu begeistern… so lange wird „Babylon 5“ weiterleben. Und so lange „Babylon 5“ lebt, lebt auch die Hoffnung, dass wir eines Tages doch noch die glorreiche Rückkehr erleben, die wir schon seit dem „Weg ins Licht“ sehnlichst erwarten…

Lest auf der nächsten Seite die Kommentare von Sebastian Wiese und Christian Siegel, zwei langjährigen Babylon 5-Fans, zum Ende der "Lost Tales" und dem damit verbundenen möglichen Ende der Serie.




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