Mit: Ellen Page, Michael Cera, Jennifer Garner, Jason Bateman, Allison Janney, J.K. Simmons, Olivia Thirlby u.a.
Kurzinhalt:
2 Monate nachdem sie mit ihrem besten Freund Paulie Bleeker geschlafen hat, muss Juno feststellen, dass sie schwanger ist. Zuerst will sie das Kind abtreiben, entscheidet sich dann aber stattdessen dafür, es zur Adoption freizugeben. Ihre Eltern sind verständlicherweise geschockt, als ihnen die Nachricht überbracht wird, zeigen sich aber vorbildlich kooperativ, und unterstützen ihre Tochter so gut sie können. Schon bald glaubt Juno, die perfekten Eltern für ihr ungeborenes Kind ausfindig gemacht zu haben, nämlich das junge, wohlhabende Paar Vanessa und Mark Loring. Während die Schwangerschaft stetig voranschreitet und ihr Bauch größer und größer ist, freundet sie sich zunehmend mit Mark an. Die Schwangerschaft belastet allerdings ihre Freundschaft zu Paulie, der mit ihr mehr als nur befreundet sein will, von Juno jedoch abgewiesen wird. Und als sie schließlich erkennen muss, dass auch die Ehe der Lorings nicht perfekt ist, bricht für sie eine Welt zusammen...
Review:
Erst beim Schreiben der kurzen Inhaltsangabe, die mir schon lang nicht mehr so schwer gefallen ist, fiel mir auf, dass "Juno" eigentlich nicht viel Handlung zu bieten hat. Es passiert eigentlich den ganzen Film über recht wenig, außer das Juno schwanger wird und das Baby zur Adoption freigibt. Interessanterweise tat dies dem Unterhaltungswert keinen Abbruch. Trotz der an und für sich dürftigen Handlung wurde "Juno" nie langweilig und war sehr unterhaltsam. Hauptgrund dafür war der gelungene Humor, der vor allem in den Dialogen steckt. Vor allem Juno gibt zahlreiche witzige, gewiefte und freche Sätze zum besten, die ihr von der Drehbuchautorin in den Mund gelegt wurden. Es sind vor allem diese Kommentare, die einem dieses junge Mädel schnell ans Herz wachsen lassen. Auch die anderen Figuren dürfen den einen oder anderen lustigen Kommentar von sich geben, doch wie bei der Handlung so steht auch beim Humor Juno definitiv im Mittelpunkt.
Mit Juno ist der Drehbuchautorin eine wirklich zauberhafte Figur geglückt. Trotz ihrer 16 Jahren ist die Hauptfigur nicht gänzlich unreif oder gar so hohl wie die Paris Hilton's dieser Welt. Juno ist einfach eine ganz normale Teenagerin mit etwas frecherer Zunge als gewöhnlich, und wirkt so deutlich frischer und ehrlicher als so manch andere Figuren aus den Jugendfilmen der letzten Jahre. Auch alle anderen Charaktere zeichnen sich durch ihre realistische Darstellung aus. Die Eltern sind absolut wunderbar, natürlich geschockt ob der Ankündigung ihrer Tochter, aber davon abgesehen absolut mustergültige Eltern, die ihr nicht lange Vorwürfe machen und ihr damit ihre Situation noch zusätzlich erschweren, sondern ihr helfen und für sie da sind wie es nur geht. Auch die Adoptiveltern sind sehr gut gelungen. Die Motive von beiden sind sehr gut nachzuvollziehbar, und auch die Hintergründe ihrer Trennung wirken sehr lebensnah und realistisch.
Letzteres ist ohnehin eine der größten Stärken des Films. Teilweise fühlte ich mich bei "Juno" an die Komödien von Apatow und seinen Kollegen erinnert, nur dass "Juno" etwas mehr wert auf Herz und Gefühl als auf Humor und Lacher legt. Was die beiden allerdings verbindet, ist die erfrischende Ehrlichkeit. Bei "Juno" findet man weder überzeichnete, klischeehafte Charaktere noch die üblichen 08/15-Entwicklungen, die sonst mit Jugendkomödien oftmals einhergehen. Ein weiterer Aspekt den die beiden gemeinsam haben ist ihre Liebe zu Losern. Sowohl Juno als auch ihr Freund Paulie sind eher Außenseiter, und zählen keinesfalls zu den hübschesten, begehrtesten und/oder beliebtesten Schüler/-innen der Dancing Elk High School. Trotzdem sind beide keine Sonderlinge, und sie sind deswegen auch nicht am Boden zerstört – sie sind durchaus zufrieden damit, ihr eigenes Leben zu führen, und nicht immer bei allem dazugehören zu müssen. Auch das ist eine erfrischende Abwechslung zum sonst oftmals vorgesetzten Klischee.
Auch wenn sich bei "Juno" im Prinzip nicht viel tut, gibt es doch einige interessante und wichtige Entwicklungen, wie z.B. als sich Mark und Vanessa trennen. Hier kann man Juno's Enttäuschung und Verlorenheit sehr gut nachvollziehen. Davon abgesehen lebt der Film aber vor allem von seinen sehr guten Einzelszenen. Egal ob die Gespräche zwischen Juno und ihrem Vater, ihre wachsende Freundschaft zu Mark, das schwierige Verhältnis zu ihrem Freund oder auch ihre Trauer nach der Geburt – es ist weniger die Handlung an sich als solche Momente, die in Erinnerung bleiben und den Film so gelungen machen. Da die Figuren deutlich realistischer und echter wirken als in so manch anderen Filmen, fühlt man mit ihnen auch wirklich mit, und durchlebt doch einige Höhen und Tiefen – wobei vor allem die Trauer, als Juno ihr Baby schließlich weggibt, mitten ins Herz trifft. Immerhin gibt es nach dieser sehr berührenden Szene doch noch einen fröhlich-optimistischen Ausklang.
Dass "Juno" eine solch gelungene Jugendkomödie ist, verdankt der Film in erster Linie dem großartigen Drehbuch von Diablo Cody, dass dem Regisseur Jason Reitman eigentlich kaum mehr etwas zu tun gab außer die Kamera auf die Schauspieler zu halten und die Geschichte einzufangen. Nichtsdestotrotz soll auch seine Leistung nicht geschmälert werden, denn es hat auch schon genug Regisseure gegeben die ein sehr gutes Drehbuch ordentlich in den Sand gesetzt haben. Reitman gibt den Figuren und den einzelnen Szenen ausreichend Zeit, um sich zu entfalten und beim Zuschauer Wirkung zu erzielen. Einen großen Anteil am Gelingen haben natürlich auch die Schauspieler, allen voran Ellen Page, die wieder einmal eine großartige Performance abliefert und sich ihre Oscarnominierung redlich verdient hat. Sie schafft es, sowohl die amüsanten als auch die traurigen Facetten ihrer Figur überzeugend darzustellen. Der Rest der Besetzung verblasst zwar neben ihr, dennoch müssen zumindest noch Jennifer Garner und J.K. Simmons lobend erwähnt werden. Der Soundtrack zu "Juno" war in den USA ungemein erfolgreich, und das zurecht. Die Filmmusik von Matt Messina ist wirklich gelungen, das eigentliche Highlight sind aber die zahlreichen Songs, die extra für den Film komponiert wurden. Diese haben es mir wirklich angetan und überzeugen sowohl bei den Texten als auch was die Melodien betrifft. Ein Soundtrack, der wohl sehr bald auch in meinem Regal landen wird...
Fazit:
"Juno" reiht sich nahtlos in die Riege der anspruchsvolleren Komödien der letzten Jahre ein, die neben Humor auch eine Portion Tiefgang zu bieten haben. Daneben überzeugt vor allem die erfrischende Ehrlichkeit, mit der diese Geschichte erzählt wird, sowie die echt wirkenden, gelungenen Figuren. Ein etwas anderes Film über die Hürden des Erwachsenwerdens ohne den genreüblichen Kitsch und bar jedweder Klischees, den ich aufgrund des hohen Unterhaltungswerts und der angenehm erwachsenen Inszenierung auch jenen wärmstens empfehlen kann, die dem Teenageralter bereits entwachsen sind...
Wertung:
8 von 10 Punkten
Christian Siegel
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Kommentare (1)
1. 09.03.2008 12:31
Ohje, hier wird ja das ganze Ende verraten. Zum glueck hab ich den Film schon gesehen, sonst waer die Spannung jetzt hin.