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FollowTheBox #13: "Gestatten: Der Doctor!" Drucken E-Mail
Teil 1 der "Doctor Who"-Vorstellung Kategorie: Kolumnen - Autor: Christian Spließ - Datum: Montag, 21 Januar 2008
 

Image 1963 startet bei der BBC eine Serie, die zu Recht als die langlebigste SF-Serie der Welt bezeichnet wird. Trotz einer längeren Pause in den 80-gern gelingt es ihr seit 2005 in der Regel 9 Millionen Briten jeden Samstag an den Fernseher zu fesseln. Dazu genügen eine große blaue Box und jemand, der sich „der Doctor“ nennt. Box? Doctor? Nie gehört?

Dabei kann es durchaus sein dass der ein oder andere SF-Fan noch recht vage Erinnerungen an diese britische Serie hat. Schließlich liefen Ende der 80-ern Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Abenteuer mit dem Protagonisten auch im Privatfernsehen bei RTLplus und VOX. Doch da die Serie an sich nie wiederholt wurde entschlüpfte sie rasch wieder dem Gedächtnis der SF-Fans und nur ein kleiner harter Kern weiß mit Begriffen wie „TARDIS“, „Gallifrey“ oder „Master“ etwas anzufangen. Da Pro7 jetzt die ersten zwei neuen Staffeln mit dem Christmas-Special ausstrahlen wird – ab dem 26.01. jeweils Samstags, 17:00 Uhr - ist es durchaus an der Zeit in einem zweiteiligem Artikel einerseits etwas das Gedächtnis aufzufrischen, andererseits ein wenig in die Welt des Doctors einzuführen. 

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Obwohl Zeit für den Protagonisten der Serie wahrlich keine Rolle spielt saßen die Fans hierzulande schon wie auf heißen Kohlen seit bekannt wurde, dass Pro7 die Serie für den deutschen Markt eingekauft hätte. Was schon einige Zeit her ist... Als Grund für die Verzögerung gab Pro7 zuerst an, dass man die Ausstrahlung der zweiten Staffel abwarten wolle. Eine neue Staffel des Doctors besteht aus 13 Folgen zu jeweils 45 Minuten. Früher hätte man das als eine halbe Staffel gezählt und Pro7 schien genau der selben Auffassung zu sein und auf eine „ganze Staffel“ mit Bonus zu warten. Der Bonus ist in diesem Fall das erste Christmas-Special der Serie. Wenngleich man sich natürlich fragen kann ob ein Christmas-Spezial im März oder Anfang April wenn Pro7 fast nahtlos die zweite Staffel des Doctors zeigen wird nun sinnvoll ist. Ebenso ob eine Doppelfolgen-Ausstrahlung wirklich der Serie guttut. Ursprünglich wollte Pro7 zuerst nur die erste Folge „Rose“ zeigen um dann mit Doppelfolgen am Samstag um 17:00 Uhr weiterzumachen – diese Strategie änderte sich aber vor kurzem und man startet direkt mit „Rose“ und „Das Ende der Welt“. Vor kurzem hat man auch mit der Werbung für die Serie begonnen. Wobei man hierzulande wohl kaum die Vorfreude und das Herzklopfen der Fans nachvollziehen kann, die 2005 in England den Teaser „A Trip of a Lifetime“ ansahen.

Diese Vorfreude hing damit zusammen, dass „Doctor Who“ eine Institution auf der Insel ist. Seit 1963 haben Eltern zusammen mit ihren Kindern vor dem Fernseher – oder im Falle der Kinder meistens hinterm Sofa – gesessen und sich die Abenteuer des außeridischen Doctors angeschaut. Dank eines genialen aber simplen Tricks gelang es der BBC, die Serie – die in den 80-ger Jahren eine Auszeit nahm – so lange am Leben zu halten: Es ist das Konzept der Regeneration. Denn wie „Perry Rhodan“ ist der Held der Serie, der nur als „der Doctor“ bekannt ist, relativ unsterblich. Wobei er nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist. Denn die Rasse des Doctors, die Time Lords vom Planeten Gallifrey, haben 13 Regenerationen zur Verfügung. Werden sie tödlich verletzt so setzt ein Prozeß ein, der sämtliche Körperzellen durcheinanderwirbelt und neu ordnet. Am Ende steht ein neuer Körper, aber die gleiche Persönlichkeit. Auf diese Idee kamen die Macher der BBC-Serie als der erste Darsteller des Doctors, William Hartnell, aus Krankheitsgründen aus der erfolgreichen Serie aussteigen musste. Es muss damals ein richtiger Schock für die Zuschauer gewesen sein als am Ende der Folge „The Tenth Planet“ der Doctor ohmächtig zu Boden fällt und zum ersten Mal in der Serie der geheimnisvolle Prozeß der Regeneration einsetzt. Während große Teile der vierten Folge von "The Tenth Planet" verloren sind ist glücklicherweise die Regenerations-Sequenz erhalten geblieben. Das Gerücht, die Kindersendung "Blue Peter" sei am Verschwinden der Folge schuld ist allerdings ein Mythos. Es mag sein, dass die BBC-Kinderserie die vierte Folge von "Dalek Masterplan" nicht an die BBC zurückgab als sie sie auslieh, aber was die Cybermen anbelangt, die in "The Tenth Planet" zum ersten Mal zu sehen sind leckt sich die Katze namens Blue Peter unschuldig die Pfoten... Wobei – die Regenerationen des Doctors verlaufen nie so glatt und reibungslos wie die anderer Time Lords. Irgendeine Nebenwirkung, irgendeinen Haken gibt es immer.zehn-doctores.jpg

Seit William Hartnell, dem ersten Doctor, haben zehn Darsteller die Rolle des Doctors gespielt. Die Grundpersönlichkeit des Doctors blieb dabei immer gleich, aber die Doctoren sind natürlich so unterschiedlich im Verhalten wie die Schauspieler, die sie darstellen. Währen der Erste Doctor ein grantiger alter Mann war, spielte Patrick Troughton den Zweiten Doctor eher als eine Art herumreisender Landstreicher mit einer Vorliebe für Flötentöne – im wahrsten Sinne des Wortes. Ihm folgte John Pertwee als Action-Doctor der 70-ger Jahre, dessen Standardsatz lautet: „Ich habe den Neutronenfluss umgekehrt...“ Worauf das technische Equipment des Gegners meistens explodiert. Mit Techno-Babble a la „Star Trek“ hatte es die Serie übrigens nie so genau – das Hilfsmittel des Doctors, der „Sonic Screwdriver“ funktioniert. Wie er funktioniert ist im Grunde genommen egal, die Hauptsache ist, dass er funktioniert. Für die Amerikaner ist Tom Baker wohl immer noch DER Doctor. Schließlich zeigte der Sender PBS damals die Abenteuer des Vierten Doctors, der mit seinem langem Schal, Mantel und Hut ein wenig exzentrisch wirkt. Tom Baker war derjenige, der bisher am längsten in die Rolle des Doctors schlüpfte.

 

In Deutschland zeigte man die Abenteuer des Doctors ab dem Fünften, Peter Davison. Der charmante, junge, naiv wirkende Fünfte Doctor spielte gerne Crickett und trug einen Sellerie-Zweig am Revers. Selten war ein Doctor so dynamisch wie er. Abgelöst wurde Davison dann durch Collin Baker. Ein Doctor, der bis heute wohl die wenigsten Fansympathien auf sich vereinigen kann: Sein rüder Umgangston und sein bissiger Humor waren nicht jedermanns Sache. Sylvester McCoy erlebte dann teilweise sehr abstruse, teilweise auch sehr gelungene Abenteuer als Siebter Doctor. Bei ihm deutete man immer an, dass der Doctor mehr als nur ein normaler Time Lord wäre, ein Hauch des Geheimnisvollen umgab ihn. Nach ihm verschwand der Doctor für eine längere Zeit von den Bildschirmen.

Wobei – so ganz stimmt das nicht, denn 1996 gab es den „Doctor Who Film“, der bei uns desöfteren mal gezeigt wird. In Zusammenarbeit mit FOX hoffte man, die Serie damit in den USA neu starten zu können. Eine Hoffnung, die sich nicht erfüllte – trotz der riesigen aufwändigen Sets, eines symphatischen Achten Doctors, Paul McGann, und dem Auftritt eines der Erzfeinde des Doctors, dem Master, konnte der Film nicht gerade als Erfolg gewertet werden. Übrigens ist es ein Kuriosum am Rande, dass zwei Geschichten der alten Who-Serie für zwei Spielfilme mit Peter Cushing wiederverwendet wurden. Peter Cushing spielt dabei die Rolle eines Wissenschaftlers namens Dr. Who, der eine Zeitmaschine erfunden hat. In seinen beiden Abenteuern trifft er auf die Daleks, eine außerirdische Rasse die das Universum erobern möchte. Doch die zwei Cushing-Filme sind nicht Teil des offiziellen Serienkanons und daher wirklich nur eine Randnotiz.

Für die Wiederbelebung des Doctors bei der BBC zeichnet ein Mann verantwortlich, der einerseits ein eingeschworener Who-Fan ist, andererseits mit „Queer as Folk“ bekannt wurde: Russel T. Davis. 1963 in Swansea, Wales, geboren ist er seit den 80ger Jahren des letzten Jahrhunderts bei der BBC angestellt: Zuerst als Floor Manager und Production Assistant, dann arbeitete er von 1988 bis 1992 im Childrens Department nachdem er sich für eine Karriere hinter der Kamera entschied. 1991 schrieb Davis die sechsteilige Kinderserie „Dark Season“, ein Abenteuerdrama mit SF-Aspekten. Da die Serie erfolgreich war folgten rasch „Century Falls“ und „Childrens Ward“. Bei der letzteren Serie war Davis auch als Produzent tätig.

Es dauerte nicht lange bis Davis erste Gehversuche im Bereich der Erwachsenen-Unterhaltung machte. Er steuerte eine Episode für „Touching Evil“ des Senders ITV bei, ein geplantes Serienprojekt zerschlug sich jedoch rasch wieder. Gleich danach aber schrieb Davis „Queer as Folk“. Dass Showtime für die USA ein amerikanisches Remake produzierte, das bei Pro7 lief, bewies dass Davis nicht nur erfolgreiche Kinderserien schreiben konnte. „The Second Coming“ brachte Davis dann mit dem Mann zusammen, der 2005 in eine Lederjacke schlüpfen sollte: Christopher Eccleston.

Eigentlich war die Rückkehr des Doctors von der Worldwide-Abteilung der BBC als Film angedacht. Innerhalb der BBC allerdings kam man dann zu dem Entschluss, dass der Doctor zurück auf den TV-Bildschirm kommen sollte. Da Davis in der Vergangenheit schon öfters geäußert hatte, dass er gerne im Team der Serie mitarbeiten würde – was allerdings bis dahin nur Wunschdenken geblieben war – setzten ihn Loraine Heggessey, die neue Chefin bei BBC1 und die Chefin für die Drama-Abteilung Jane Tranter als Produzent für die neue Who-Serie ein. Davis ist zudem der Chief Writer für die Serie, die von BBC Wales in Cardiff gedreht wird.

Davis erkannte, dass man für eine neue Zuschauergeneration die Serie grundlegend renovieren müsse. Natürlich konnte man schlecht am eigentlichen Grundkonzept etwas ändern – der Doctor, sein Raumschiff, die TARDIS, und die Companions sind geblieben. Doch Davis scheute sich nicht davor zurück den Serienhintergrund enorm aufzuräumen. So postitulierte er, dass es zwischen den Time Lords und einer ihrer Erzgegner-Rasse, den Daleks, einen "Time War" gegeben habe. Dieser habe die Erde oder andere Spezies nicht berührt, seine Auswirkungen seien aber dennoch im Universum spürbar gewesen. Bei diesem "Time War" wurden sowohl die Daleks und die Time Lords vernichtet – sie löschten sich gegenseitig aus. Übrig blieb allein der Doctor, der sich seither fragt warum ausgerechnet er überlebt hat. Für Fans der alten Serie war es sicherlich ein Schock zu erfahren, dass Gallifrey, die Heimat des Doctors nicht mehr existierte. Davis erlaubte allerdings so den Zugang für eine neue Generation, die die Abenteuer des Doctors nicht mehr auf dem Bildschirm miterlebt hatte. Zudem hielt er sich die Option offen alte Rassen aus dem Who-Universum wiederzubeleben und diese fit fürs neue Jahrtausend zu machen. Allerdings setzt die neue Serie diese alten Rassen sehr sparsam ein.

drwho1.jpgDavis befürchtete auch, dass man die neue Serie nicht ernstnehmen würde. Schließlich waren die „wackeligen Kulissen“ der alten Serie sprichwörtlich. Das Budget allerdings reichte aus um die Drehbücher so umsetzen zu können wie sich die Schreiber es vorgestellt hatten. Für die Rolle des Neunten Doctors hatte Davis Christopher Eccleston ausersehen – eine Entscheidung, die er vehement gegen die Kritiker verteidigte. Ebenso überraschend: Billie Piper wurde als Companion des Doctors besetzt. Der Doctor reist nie alleine durch den Zeit und den Raum sondern hat stets menschliche oder außerirdische Begleiter an Bord der TARDIS, seines Raumschiffes: Die Companions. Für die Rolle der Rose Tyler ausgerechnet eine Popsängerin zu besetzen, die als jüngste Sängerin der UK einen Number-One-Hit landete – und von der man vorher allenfalls etwas in der modernisierten Fassung der „Canterbury Tales“ gesehen hatte – die Fans waren alles andere als begeistert. Das wäre in etwa so als würde man Britney Spears die Rolle der Ophelia in „Hamlet“ anbieten. Nein, man war „not amused“. Wirklich nicht.

So wartete man gespannt den 26.03.2005 ab, dem Start der neuen Serie. Und stellte nach einigen Folgen überrascht fest, dass sowohl Eccleston als auch Billie Piper nicht nur sehr passabel spielten – die Chemie zwischen den Beiden schien zu stimmen. Christopher Eccleston, der in Nebenrollen in Filmen wie „The Others“, „eXistenZ“ oder „28 Days later“ zu sehen war und nach seiner Who-Rolle „Clyde“ bei „Heroes“ und den „Black Rider“ in „The Seeker“ spielte, Eccleston nun erwies sich als Glücksgriff für die Rolle des „Dark Doctors“. Mit stoppelkurzen Haaren, einer etwas abgewetzten Lederjacke und einem Grinsen im Gesicht ist der Neunte Doctor jemand, der sich ohne zu zögern ins Abenteuer stürzt. Allerdings treibt ihn innerlich immer noch die Frage um, warum ausgerechnet er den Time War als Einziger überlebt hat. Einen traumatisierten Doctor hatte man noch nie zuvor gesehen. Er ist jemand, der durchaus harsch sein kann. Doch dies ist nur ein Aspekt des Neunten Doctors, den man in der ersten Staffel erleben kann. Er kann auch durchaus sympathisch, nett und optimistisch sein - „Der Doctor tanzt“ zeigt dies sehr eindrucksvoll am Ende der Folge.

Rose Tyler, das Londoner Shopgirl, dessen Leben nicht gerade an Abenteuern reich ist, realisiert erst allmählich auf was sie sich da eingelassen hat. Sicherlich ist es ein Abenteuer und sicherlich ist es aufregend – aber es ist auch immer gefährlich. Sie genießt ihre neues Leben jedoch. Vielleicht ist es doch mehr als Freundschaft, was Rose an den Doctor bindet – als der Doctor regeneriert weicht sie nicht von seiner Seite. Wäre es möglich, dass der Doctor tatsächlich – wie es im nicht ernstgemeinten „Red Nose Day“-Sketch „The Curse of Fatal Death“ der Fall ist – eines Tages erkennt, dass Rose vielleicht die Frau ist, die er sein ganzes Leben lang gesucht hat? Rose scheint es jedenfalls zu hoffen. Allerdings ist „Hand Porn“ - das Händehalten während man gemeinsam wegrennt – bisher die einzige Erfüllung ihrer Hoffnung.

Im zweiten Teil des Artikels werden wir einen Time-Agent kennenlernen, die Abenteuer des Doctors, die Pro7 zeigt etwas näher beleuchten und zudem schauen wir, was die Zukunft für den Doctor bereithält. Wer bis dahin nicht warten möchte: Das SF-Radio bietet einen TARDIS-Report in fünf Folgen. Die erste ist bereits zum Download verfügbar.


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