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Matrix
Matrix
(The Matrix, USA 1999)
 
Studio/Verleih: Warner Brothers
Regie: Andy & Larry Wachowski
Produzenten: U.a. Joel Silver, Andy & Larry Wachowski
Drehbuch: Andy & Larry Wachowski
Musik: Don Davis
Genre: Science Fiction/Action
Kino-Start (Deutschland): 17.06.1999
Kino-Start (USA: 31.03.1999
Laufzeit: 136 Minuten
Altersfreigabe: Ab 16 Jahren
Trailer: klick
Film kaufen: Einzel-DVD, HD-DVD Collection
Mit: Keanu Reeves, Laurence Fishburne, Carrie-Anne Moss, Hugo Weaving, Joe Pantoliamo, Gloria Foster u.a.

Kurzinhalt: Hacker Neo hat irgendwie das Gefühl, dass mit der Welt etwas nicht stimmt. Manchmal weiß er nicht, was real ist, seine Träume oder die "Wirklichkeit". Als er schließlich wie Alice im Wunderland dem weißen Hasen folgt, und seine Hackerkollegen Trinity und Morpheus trifft, erfährt er schließlich gar unfassbares, nämlich dass die Welt so wie wir sie kennen eigentlich gar nicht existiert. Stattdessen ist das alles eine Simulation, während die Menschheit in kleinen Käfigen gefangen ist und den Maschinen, die die Welt regieren, zur Stromerzeugung dienen. Lediglich eine kleine Gruppe von Menschen ist sich diesem Schicksal bewusst. Sie warten schon lange auf den Auserwählten, der die Maschinen bezwingen und der Menschheit die Freiheit wiedergeben wird. Morpheus ist davon überzeugt, in Neo den Auserwählten gefunden zu haben - doch ist er es tatsächlich?

Review: ImageEs war der 11. Juni 1999, ich hatte am Vormittag meine Matura (=österreichisches Abitur) bestanden, und jetzt galt es, diesen Tag mit einem Freund und Schulkollegen irgendwie zu feiern. Die meisten würden jetzt vermutlich von Kneipe zu Kneipe ziehen... wir gingen ins Kino! *g* Ironischerweise weiß ich gar nicht mehr, wegen welchem Film wir ursprünglich hingegangen sind. Doch als wir im Kino ankamen sahen wir, dass just an diesem Tag um Mitternacht die Vorpremiere eines uns zu diesem Zeitpunkt noch gänzlich unbekannten Films gezeigt wurde, der in Amerika als Überraschungserfolg gefeiert wurde: Matrix. Wir entschlossen, ohne jegliche Vorkenntnisse über den Film einfach mal unser Glück zu versuchen und uns Karten zu kaufen. Um die Zeit zwischen dem ursprünglich geplanten Film und Matrix zu überbrücken, haben wir uns sogar eine ziemlich skurrile Dokumentation namens "Frankreich wir kommen!" eingeschoben, die österreichische Fans auf ihrer Reise zur Fußball-WM '98 begleitet hat. Doch pünktlich um Mitternacht war es dann soweit: Matrix flimmerte über die Leinwand - und wir wurden überwältigt.

Ein Hauptgrund dafür war sicher, dass wir gänzlich unvorbereitet und unbeeinflusst in den Film gegangen sind. Bis auf den Titel und dass er in den USA ein großer Erfolg war und irgendetwas mit SF zu tun hatte, wussten wir genau gar nichts über "Matrix". Das heißt, als die Anfangsszene über den Schirm flimmerte, wir Trinity bei ihrer Flucht beobachteten und sie dann am Ende aus der Telefonzelle verschwunden ist, hatten wir nicht die geringste Ahnung, was hier eigentlich vor sich geht. Genau wie Neo haben wir erst langsam erfahren, was dahintersteckt - und waren daher genau so schockiert wie er, als ihn Morpheus schließlich in das Geheimnis der Matrix eingeweiht hat. Nichts über "Matrix" zu wissen bevor man ihn sieht, waren einfach beste Voraussetzungen, um ihn so richtig genießen zu können - etwas, das dank zahlreicher Berichte in TV- und Kinozeitschriften, die die Wendung rund um die falsche Realität bereits vorwegnahmen, wohl den wenigsten Kinobesuchern vergönnt war. Insofern hat mich "Matrix" wie kaum ein anderer Film beeinflusst: Seither weiß ich, wie wichtig es ist, möglichst unvorbereitet in einen Film zu gehen - denn nur dann kann er auch wirklich seine ganze Wirkung entfalten.

ImageDass "Matrix" nichtsdestotrotz auch bei all jenen gut ankam, die über die Hintergründe rund um die Matrix bereits aufgeklärt waren, liegt in erster Linie daran, dass er einfach ein großartiger Film ist, der es von der ersten Szene an versteht, zu faszinieren und den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Dies liegt einerseits an der wegweisenden, innovativen Action, andererseits aber auch an der klugen Inszenierung, die es versteht, die Handlung mit genau dem richtigen Tempo zu erzählen. Nicht zu überhastet, so dass die Szenen kaum mehr Wirkung entfalten können, aber auch nicht zu langsam, um auf die Spannung zu drücken. Selbst wenn man das Geheimnis rund um die Matrix schon kennt wissen jene Szenen, in denen Morpheus Neo aufklärt, dank der tollen Dialoge, der großartigen Bilder und der guten Schauspielerleistung, völlig zu überzeugen.

Die hier präsentierte Zukunftsvision ist wirklich erschreckend, und spielt perfekt mit unseren Ängsten. Haben wir uns nicht alle schon mal die Frage gestellt, ob das denn alles wirklich real ist, oder ob wir nicht vielleicht einfach nur Schachfiguren in irgend einem perversen Spiel sind? Es ist genau jener Nerv, auf den Matrix zielsicher zu drücken vermag. Schließlich muss sich Neo der schrecklichen Wahrheit stellen, dass sein bisherigen Leben eben nicht real war, und erfährt vom grauenhaften Schicksal der Menschheit: Auf ewig dazu verdammt, ein Sklavendasein als Duracell-Batterien zu fristen, und sich ihres eigenen Schicksals nicht mal bewusst zu sein. Es ist dieser Teil des Films, in denen "Matrix" zwar wundervoll designte, aber nichtsdestotrotz erschreckende Bilder präsentiert, mit all den Kammern voller Menschen, deren Energie abgezapft wird... Bilder, die der geneigte Filmfan wohl so schnell nicht vergessen wird.

ImageNach Neo's Ausbildung tritt schon bald eine weitere zentrale und interessante Frage in den Mittelpunkt: Ist Neo tatsächlich der Auserwählte? Hier muss vor allem der großartige Dialog beim Orakel hervorgehoben werden, der mit zahlreichen Anspielungen und tollen Momenten gespickt ist - wobei sich deren Inhalt teilweise erst beim 2. Ansehen so richtig erschließt. Ein Beispiel: Das Orakel sagt Neo, dass er quasi das Zeug zum Auserwählten hat, er aber auf irgend etwas zu warten scheint, "vielleicht auf dein nächstes Leben". Ganz genau so ist es: Erst als Neo durch Agent Smith's Pistole stirbt und wiederaufersteht, ist er der Auserwählte. Es sind Anspielungen und Dialoge wie diese, die "Matrix" trotz aller bahnbrechender Action nicht zu einem typischen Blockbuster machen, bei dem man das Hirn am besten an der Kinokasse abgibt; ganz im Gegenteil: Matrix lädt den Kinozuschauer dazu ein, sich über ihn Gedanken zu machen. Und erst wenn man dies tut, wird man viele der genialen Anspielungen verstehen - und den Film gleich um so mehr zu schätzen wissen.

So großartig Handlung und Inhalt des Films auch sein mögen, sind wir uns mal ehrlich: Der Grund, warum "Matrix" der wohl wegweisendste und einflussreichste Film der letzten Dekade war, ist nicht die Story, sondern die Action. Die Wachowski-Brüder fackeln hier ein bis zu diesem Zeitpunkt nie gesehenes Actionfeuerwerk ab, das auch heute noch Referenzniveau hat. Egal ob wegweisende Effekte wie die Bullet-Time (auch wenn der Film entgegen der landläufigen Meinung NICHT der erste Film war, der diesen Effekt gezeigt hat; diese Ehre gebührt "Wing Commander") oder großartige Szenen wie die Schießerei in der Lobby - die Actionszenen aus "Matrix" überzeugen mit ihrer unvergleichlichen Eleganz und dem hohen inszenatorischen Niveau. Zeitlupen- und Zeitraffersequenzen sorgen zudem für Abwechslung und ausreichend Dynamik, so dass selbst bei längeren Actionszenen nie Langeweile aufkommt. Dazu tragen auch die sympathischen Figuren bei, deren Schicksal einem wirklich am Herzen liegt.

ImageWenn man unbedingt ein Häarchen in der wohlschmeckenden Codesuppe finden wollen würde, dann wäre das wohl Keanu Reeves schauspielerische Leistung. Zwar in keiner Sekunde schlecht, lässt er es doch ein wenig an Charisma und Ausdrucksstärke vermissen - zumindest im englischen Original. In der deutschen Synchronisation gelingt es Benjamin Völz, diesen Makel zumindest stimmlich halbwegs auszugleichen - an der Mimik kann er aber leider natürlich auch nichts ändern. Bei Laurence Fishburne verhält es sich interessanterweise genau umgekehrt: Bei allem nötigen Respekt vor Thomas Vogt, der viele Rolle wirklich ausgezeichnet spricht, aber gegenüber Fishburne's eindringlicher Stimme zieht seine Performance leider klar den Kürzeren. Das macht auch die deutsche Synchronisation zu einem zweischneidigen Schwert.

Doch zurück zu den schauspielerischen Leistungen: Carrie-Anne Moss meistert ihre Rolle sehr gut, bekommt allerdings wenig Gelegenheit, zu glänzen. Im Gegensatz dazu finden sich gerade unter den Nebenrollen viele eindringliche Performances, die noch lange in Erinnerung bleiben - allen voran natürlich Hugo "Agent Smith" Weaving. Der zweite Kritikpunkt, den ich vorzubringen habe, betrifft das Ende, genauer gesagt die kitschige "durch Dornröschen-Kuss wieder zum Leben erwecken"-Szene, die mich schon immer gestört hat und dies leider auch immer noch tut. Dies ist allerdings auch die einzige größere bittere (blaue?) Pille, die man als Zuseher zu schlucken bekommt. Der Rest ist absolut geniale, bahnbrechende und wegweisende Science Fiction-Unterhaltung...

Fazit: Auch wenn "Matrix" - völlig zu recht - das Actionkino revolutioniert hat, so bietet er doch weitaus mehr als nur hohle Action und reines Spektakel. Er würzt die großartigen Actionszenen mit einer gehörigen Portion Anspruch und Tiefgang, und webt das ganze in eine großartige Geschichte rund um Vorherbestimmung, die Defintion von Realität, und eine erschreckende Zukunftsvision. Die bahnbrechenden Effekte, die elegante Inszenierung, die faszinierende Handlung und zahlreiche denkwürdige Momente machen aus "Matrix" ein modernes Meisterwerk der Science Fiction und einen Meilenstein der Filmgeschichte.

Wertung: 10 von 10 Punkten
Christian Siegel
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