Streaming-Ware von der StangeKategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 08 Dezember 2025
Originaltitel:
The Electric State
Produktionsland/jahr:
USA 2025
Bewertung:
Studio/Verleih:
Skybound Entertainment/Netflix
Regie:
Anthony Russo & Joe Russo
Produzenten:
U.a. Anthony Russo, Joe Russo & Mike Larocca
Drehbuch:
Peter Bryan, nach dem Roman von Sir Arthur Conan Doyle
Filmmusik:
Alan Silvestri
Kamera:
Stephen F. Windon
Schnitt:
Jeffrey Ford
Genre:
Science Fiction/Action
Weltweiter Internet-Release:
14. März 2025
Laufzeit:
125 Minuten
Altersfreigabe:
FSK ab 12
Mit: Chris Pratt, Millie Bobby Brown, Woody Harrelson, Alan Tudyk, Stanley Tucci, Giancarlo Esposito, Ke Huy Quan u.a.
Kurzinhalt:
Nach einem Krieg zwischen Robotern und Menschen wurden sämtliche Roboter verboten, und die letzten verbliebenen Exemplare in eine abgetrennte Zone, The Electric State genannt, verbannt. In eben diese verbotene Gegend möchte Michelle gelangen. Sie ist nämlich davon überzeugt, dass sich in einem Roboter das Bewusstsein ihres verschwundenen Bruders befindet. Zufällig trifft sie auf den Schmuggler Keats, der selbst einen Roboter-Freund sein eigen nennt, und immer wieder den Electric State für seine Geschäfte aufsucht. Er erklärt sich schließlich dazu bereit, Michelle und Cosmo in die verbotene Zone zu bringen. Doch auch Ethen Skate, der einst federführend dafür war, dass die Menschheit den Krieg gegen die Roboter gewinnt, ist auf der Suche nach Michelles Roboter-Begleiter – und befielt Colonel Bradbury und seinen Truppen, vor nichts Halt zu machen, um ihn sicherzustellen…
Review:
Ich bin jetzt sicherlich niemand, der jedweden "direct to streaming"-Film von vornherein für Müll hält. Allerdings hat sich in den letzten Jahren tatsächlich herauskristallisiert, dass – insbesondere bei den zwei großen Anbietern Netflix und Amazon, die ihre Filme auch üblicherweise direkt ins Streaming bringen (im Gegensatz zu ihren Konkurrenten Disney und Paramount; Apple ist dann für mich sowieso nochmal ein Sonderfall) – Quantität manchmal vor Qualität geht. Es ist letztendlich wichtiger, den Abonnenten regelmäßig neue Inhalte anzubieten, als dass diese Inhalte dann auch zwingend etwas taugen. Deshalb hat sich in den letzten Jahren der abfällige Begriff "Content" durchgesetzt. Und ich fürchte, "The Electric State" ist dafür geradezu ein Paradebeispiel. Dabei waren die Vorzeichen ja eigentlich durchaus vielversprechend. Für die Regie wurden die Russo-Brüder engagiert, die im MCU einige der besten Filme beigesteuert haben. Ihre Haus- und Hof-Autoren Christopher Markus und Stephen McFeely adaptierten die durchaus hoch angesehene (mir jedoch unbekannte) Graphic Novel von Simon Stalenhag. Und im Cast finden sich so Publikumslieblinge wie "Star Lord" Chris Pratt, Netflix-Prinzessin Millie Bobby Brown sowie der in den letzten Jahren ein spätes, verdientes Comeback feiernde Ke Huy Quan. Was kann da schon schief gehen? Nun, wie sich zeigt, leider eine ganze Menge.
Ok, zugegeben. Das klingt jetzt dramatischer, als es eigentlich war. In gewisser Weise ist das aber irgendwie auch mein Hauptproblem mit dem Film, und wäre es mir vermutlich sogar lieber gewesen, er wäre grottenschlecht. Stattdessen ist "The Electric State" fast schon anstößig mittelprächtig. Nichts hier sticht als sonderlich gut oder schlecht hervor. Der Film bleibt über die zwei Stunden durchgehend unterhaltsam (auch wenn die Laufzeit dennoch ein bisschen unnötig großzügig bemessen wirkt; eine gute Viertelstunde hätte sich problemlos einsparen können), jedoch ohne etwas zu bieten, dass länger in Erinnerung bleiben würde. Er ist ideal für die Generation Smartphone, für die der Fernseher im Hintergrund eigentlich nur Hintergrundrauschen ist, während sie in den Sozialen Medien herumscrollen. Man verpasst nämlich nichts, wenn man mal ein paar Minuten nicht aufpasst. Und so perlt der Film letztendlich an einem ab, wie Wasser von einer Regenjacke. Manchen mag es genug sein, für zwei Stunden belanglos unterhalten zu werden. Die werden mit "The Electric State" ihre Freude haben. Mir fehlte hier aber halt einfach etwas. Davon abgesehen kann man dem Film allerdings nicht wirklich viel vorwerfen. Ja, die Hintergründe/Landschaften wirken teilweise schrecklich künstlich. Die angedacht emotionalen Szenen verfehlten fast gänzlich die gewünschte Wirkung bei mir. Vieles wirkt formelhaft. Und anstatt die eine Wendung die hervorgestochen wäre durchzuziehen, machen sie am Ende dann erst recht einen Rückzieher. Aber: Der Film ist flott erzählt, bietet charmante Figuren, die Dynamik zwischen Pratt und Brown sitzt, der Humor zündet entweder oder ist zumindest nicht peinlich, und die Story interessant genug, um mich bei Laune zu halten. Vielleicht ist aber auch genau das die Krux an "The Electric State": Man merkt, dass er das Potential besessen hätte, so viel mehr zu sein, als bloßer "Content". Was es eben umso bedauerlicher macht, dass das fertige Produkt in etwa so gehaltvoll ist wie Popcorn.
Fazit:
Es wird ja dieser Tage viel über KI-Kunst gesprochen (und geschrieben). Daran musste ich bei "The Electric State" insofern denken, als ich beim Film den Eindruck hatte, dass den irgendein Algorithmus ausgespuckt hätte, nachdem man ihm mit Simon Stalenhags Graphic Novel und ein paar populären Filmen der letzten 10-20 Jahre gefüttert hat. Das ist für mich dann auch das Hauptproblem des Films: Er wirkt auf mich völlig seelenlos. Die Russo-Brüder begnügen sich diesmal damit, einen Film vorzulegen, der zwar auf oberflächliche Art und Weise für zwei Stunden unterhält, dabei jedoch das dramaturgische Potential, welches in der Geschichte steckt, nicht im Geringsten ausnutzt. Das Ergebnis ist ein Werk, dass tatsächlich mit dem abschätzigen Begriff "Content" perfekt beschrieben, und mindestens so schnell vergessen wie gesehen ist. Dank zumindest einer hervorstechenden Wendung (wenn diese auch leider im letzten Moment dann erst recht vermeintlich wieder revidiert wird) kann sich "The Electric State" aber immerhin gerade noch so auf eine durchschnittliche Wertung retten.