Sport ist Mord!Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 07 Dezember 2025
Originaltitel:
Rollerball
Produktionsland/jahr:
UK/USA/Kanada 1975
Bewertung:
Studio/Verleih:
Algonquin/United Artists
Regie:
Norman Jewison
Produzenten:
Norman Jewison & Patrick J. Palmer
Drehbuch:
William Harrison
Filmmusik:
-
Kamera:
Douglas Slocombe
Schnitt:
Antony Gibbs
Genre:
Science Fiction/Thriller
Kinostart BRD:
05. September 1975
Kinostart USA:
25. Juni 1975
Laufzeit:
87 Minuten
Altersfreigabe:
FSK ab 16
Mit: James Caan, John Houseman, Maud Adams, John Beck, Moses Gunn, Pamela Hensley, Barbara Trentham, John Normington, Shane Rimmer, Burt Kwouk, Nancy Bleier, Richard LeParmentier, Robert Ito, Ralph Richardson u.a.
Kurzinhalt:
Wir schreiben das Jahr 2018: In dieser fernen Zukunft, in der Konzerne Länder ersetzt haben, und die Welt kontrollieren, gibt es keine Kriege, keine Armut, kein Verbrechen und keine Gewalt mehr. Außer im neuen, brutalen Sport Rollerball, der abgehalten wird, um den Durst nach Gewalt sowohl bei den Spielern als auch dem Publikum zu stillen. Doch diese moderne Art der Gladiatorenkämpfe ist dazu gedacht, um den entsprechenden Gefühlen ein Ventil zu geben, und die Massen bei Laune zu halten – und so besser kontrollieren zu können. Er soll jedoch nicht neue Helden schaffen, die dem Fußvolk die Hoffnung gibt, dass man es auch außerhalb der Konzerne zu etwas bringen kann. Insofern ist den Executives der Erfolg und die Popularität des Veteranen Jonathan E. zunehmend ein Dorn im Auge. Als er sich weigert, seinen Rücktritt vom Sport zu verkünden, wollen sie den brutalen Charakter des Spiels nutzen, um ihn auf andere Art und Weise – und dauerhaft - auszuschalten…
Review:
Heuer ist "Rollerball" stolze fünfzig Jahre alt geworden. Obwohl ja eigentlich durchaus bekannt und ein Klassiker des Genres, habe ich es in all der Zeit geschafft, ihn irgendwie immer zu verpassen; sprich, das war heuer für mich eine Erstsichtung. Und grundsätzlich war ich von ihm durchaus angetan, wenn ich auch die Idee dahinter etwas besser fand als die Umsetzung. Was mir sehr gut gefallen konnte, ist der Sport an sich. Also natürlich abseits seiner Brutalität, die zu schweren Verletzungen bis hin zu mehreren Todesfällen innerhalb eines Matchs führt. Ich meine damit das Konzept an sich, mit dem Ball, der abgefeuert wird, die Teams, die entweder auf Rollschuhen oder Motorrädern unterwegs sind (an denen sich die Spieler auch anhängen können), bis hin zum Tor, in dem die Bälle zu versenken sind. Das war schon ziemlich cool ausgearbeitet, und die Spiele zu verfolgen, ist schon ganz interessant. Sprich, man kann als Zuschauer schon nachvollziehen, wo die Faszination für diesen Sport in dieser dystopischen Zukunft des Jahres 2018 (schrieb er mit einem Augenzwinkern) herkommt.
Generell fand ich die Zukunftsvision durchaus interessant. Angefangen dabei, dass Konzerne Länder ersetzt haben. Über die dekadenten Executives als moderne Könige, die über dem Fußvolk stehen, und bekommen, was immer sie wollen (wie es am Beispiel von Jonathans Frau, die ihm von einem Executive weggenommen wurde, anschaulich vermittelt wird). Bis hin zum ganzen Design dieser Zukunft, wobei vor allem die vermeintlichen Flachbildschirme (natürlich in Wahrheit normale Röhrenfernseher, die einfach in die Wand verbaut wurden) als visionär hervorstechen. Generell hatte es mir das Setdesign (welches mich teilweise an Ken Adams Arbeit für "James Bond" erinnert hat) angetan. Auch die klassische Musik (auf die man hier – möglicherweise inspiriert durch "2001 – Odyssee im Weltraum? – statt eines typischen Scores setzt) hatte es mir angetan. Und generell mochte ich einfach den (sehr typischen 70er-)Look des Films. Dass er mich trotz dieser positiven Aspekte nicht mehr begeistern konnte, liegt in erster Linie an der in meinen Augen unnötig langen Laufzeit. Über zwei Stunden, das waren in meinen Augen um mindestens eine Viertelstunde (tendenziell sogar eher eine halbe) zu viel; das gibt die Story, so interessant das Grundkonzept auch sein mag, einfach nicht her. Ich fand auch das mit den Regeländerungen etwas übertrieben. Dass es gegen Tokio auf einmal keine Strafen mehr gibt, und dementsprechend alles erlaubt ist, kann ich im Hinblick auf das Ziel, Jonathan auszuschalten, ja vielleicht noch durchwinken. Aber ein Match ohne Zeitlimit, in dem es dementsprechend weniger darum geht, wer mehr Punkte macht, als vielmehr, welches Team als letztes noch auf dem Spielfeld steht, während alle anderen entweder ausgeschaltet oder überhaupt gleich umgebracht wurden, na ja. Hier wird aus einer durchaus netten Metapher plötzlich ein Wink mit dem Zaunpfahl. Ich hätte es vorgezogen, wenn man die Kritik an Sport als modernem Gladiatorenkampf, der umso beliebter ist je mehr spektakuläre Unfälle passieren und/oder Menschen zu Schaden kommen, bis zuletzt subtil(er) gehalten hätte.
Fazit:
Jetzt habe ich diesen Klassiker also auch endlich mal gesehen. Grundsätzlich konnte mir "Rollerball" durchaus gut gefallen – wenn er auch nicht zu einem meiner Lieblingsfilme wird. Mir gefiel vor allem die dahinterstehende Vision dieser Zukunft, in der Konzerne Länder abgelöst haben, sowie mit Rollerball als brutalem Sport, um die Massen zu befriedigen (und zugleich zu befrieden). Aber auch, dass die Executives in der Popularität von Jonathan eine Bedrohung sehen – da der Sport ja nicht erfunden wurde, um Helden zu erschaffen – sprach mich durchaus an. Wie auch, wie diese ihre Macht ausnutzen, um alles zu bekommen, was sie wollen. Vor allem aber fand ich den Sport an sich interessant ausgedacht, und die Spiele die wir hier miterleben durchaus mitreißend umgesetzt. Allerdings: Aus meiner Sicht tat sich William Harrison etwas schwer damit, seine eigene Kurzgeschichte auf einen über zweistündigen Film aufzublähen. Dementsprechend schleichen sich hier immer wieder Längen ein. Zum Ende hin wurde es mir zudem mit den Regeländerungen etwas zu bunt; vor allem das Spiel ohne Zeitlimit ergab eigentlich nicht wirklich Sinn. Hier wurde aus dem vorhergehenden Subtext auf einmal ein großes Banner, welches die Message in riesigen Buchstaben unnötig laut in die Welt hinausschreit. Mir war das dann doch ein bisschen zu viel des Guten.